Nicolai Saturn 14 ST im Test: Nicolai hat sich in der Mountainbike-Szene nicht nur mit ihren Schweißnähten einen Namen gemacht: Mit dem Begriff Geolution steht man voll und ganz hinter neuen Geometriekonzepten, mit deutlich längeren Bikes und flacheren Lenkwinkeln. Dieses Prinzip zieht sich durch die komplette Modellpalette und trifft so auch auf das Trailbike Saturn 14 ST zu. Hier geht die Bikeschmiede aber noch einen Schritt weiter: Am Aluminiumrahmen mit 130 bis 138 Millimeter Federweg finden sich zahlreiche clevere Details, für die Feintuner gibt es die sogenannten Mutatoren. Was das ist und wer mit der besonderen Geometrie am meisten Spaß hat, erfahrt ihr hier im Test.
Steckbrief: Nicolai Saturn 14 ST
Einsatzbereich | Trail, Enduro |
---|---|
Federweg | 140-160 mm/130 mm |
Laufradgröße | 27,5ʺ, 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 14,4 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL, Maßrahmen (im Test: XL) |
Website | www.nicolai-bicycles.com |
Die Variabilität der Nicolai-Saturn-Plattform ist bei unserem Testbike bereits im Namen enthalten – das Saturn 14 gibt es nämlich auch ohne das Kürzel „ST“. Hinter der Super Trail-Variante versteckt sich ein rund 300 g schwererer Rahmen inklusive mit Bikepark-Freigabe. Entscheiden kann man sich zwischen 29″, 27,5″ oder einem Mullet-Aufbau.
Durch austauschbare Einsätze und verschiedene Dämpferhübe lässt sich die Geometrie des Bikes weiter in die gewünschte Richtung trimmen. Grenzen? Gibt’s ned! Und wenn doch, kann man sogar einen Maßrahmen bauen lassen. Mit 140 bis 160 mm an der Front und 130 bis 138 mm am Heck soll Nicolais Interpretation des „radikalen Trailbikes“ perfekt für alles von Hausrunde über den Bikepark bis hin zum Alpencross sein.
Geometrie
Wie bereits erwähnt, bietet Nicolai mit seinem Geolution-Konzept längere Bikes an als der Mainstream. Nicht vergessen darf man aber: Dieser Mainstream hat fleißig aufgeholt. So verfügt unser Testrad in XL über 519 mm Reach bei moderatem Stack von 629 mm – so weit weg wie noch vor ein paar Jahren ist Nicolai damit nicht mehr. Alle Rahmengrößen verfügen über durchgängig 446 mm Kettenstrebenlänge, nur der Lenkwinkel wird von Größe M bis hin zu XXL um 0,3° steiler. Der Winkelmesser bleibt bei für unser Testbike mit 150 mm Federweg an der Gabel bei 65,5° stehen.
Nicolai legt in der technischen Dokumentation für alle Bikes so ziemlich jeden Wert offen. Auch das oft heiß diskutierte Thema Sitzwinkel zeichnet sich hier ab: Jede Rahmengröße verfügt über einen an die Körpergröße angepassten Sitzwinkel. Wer eine Entscheidungshilfe benötigt, findet zu jeder der fünf Rahmen-Optionen einen empfohlenen Körpergrößenbereich. Für unser gefahrenes XL-Modell liegt dieser bei 188 – 200 cm. Wer den Steckbrief überflogen hat, ist schon daran hängen geblieben – das Nicolai Saturn 14 ST gibt es natürlich ebenfalls als Maßrahmen.
S | M | L | XL | XXL | |
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Empfohlene Körpergröße | 164–172 cm | 170–180 cm | 178–190 cm | 188–200 cm | 198–205 cm |
Oberrohrlänge | 595 mm | 626 mm | 648 mm | 668 mm | 693 mm |
Sitzrohrlänge | 405 mm | 440 mm | 455 mm | 475 mm | 520 mm |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm | 150 mm |
Radstand | 1206 mm | 1241 mm | 1264 mm | 1291 mm | 1313mm |
Sitzrohrüberstand | 45 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm |
Reach | 447 mm | 480 mm | 500 mm | 520 mm | 539 mm |
Stack | 607 mm | 616 mm | 626 mm | 634 mm | 644 mm |
Hinterbaulänge | 446 mm | 446 mm | 446 mm | 446 mm | 446 mm |
Sitzwinkel effektiv | 76,2° | 76,4° | 76,5° | 76,4° | 76,5° |
Lenkwinkel | 65,2° | 65,5° | 65,5° | 65,5° | 65,5° |
Tretlagerabsenkung | -32 mm | -35 mm | -35 mm | -35 mm | -35 mm |
Ausstattung
Variabilität wird großgeschrieben. Ausstattungstabellen? Gibt’s auch ned! Im Konfigurator kann man sich dafür im Rahmen der vorgegebenen Ausstattungsvarianten ein Bike zusammenstellen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind zahlreich, die angebotenen Hersteller auch zu großen Teilen keine Riesenfirmen, sondern kleine Schmieden. Unser Aufbau kommt mit vielen deutschen Teilen. Steuersatz und Cockpit stammen von Acros, die Bremsen von Magura aus Bad Urach, außerdem kommen die bereits getesteten und für gut befundenen Pi Rope-Laufräder zum Einsatz. Dazu eine BikeYoke-Variostütze, Continental-Reifen und ein SQlab-Sattel.
Einzig Fahrwerk und Antrieb kommen von Fox und SRAM, gefedert wird mit Factory-Ausführungen des Fox DPX2-Dämpfers und einer Fox 36 Fit4-Federgabel. Angeboten werden Federgabeln zwischen 140 und 160 mm, unser Testbike kam mit der 150 mm-Option.
- Federgabel Fox 36 Fit4 (150 mm)
- Dämpfer Fox DPX2 (130 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle
- Bremsen Magura MT Trail
- Laufräder Pi Rope RL One A.30
- Reifen Continental Baron Projekt 2,4
- Cockpit Acros Aluminium Lenker (800 mm) / Acros (40 mm)
- Sattelstütze Bike Yoke Divine (185 mm)
Im Detail
Im Vergleich zu den glattgeleckten Bikes, die zwischenzeitlich überhand genommen haben, gibt es bei Nicolai mehr zu entdecken als nur bunte Farben und vielfältige Logos. Hier erkennt man noch, wie viel Handwerk in einem Fahrradrahmen eigentlich steckt und wie schick ein klassischer Rahmen ohne aufwändiges Hydroforming sein kann. Basis für den Rahmen sind normale Rundrohre aus Aluminium, die mit schicken Schweißraupen zu einem ansehnlichen Komplettpaket verbunden werden. Um der Bikepark-Freigabe gerecht zu werden, setzt Nicolai auf einen verstärkten Rohrsatz und ein Gusset am Steuerrohr. Letzteres kennen wir bereits von den Gravity-Bikes, an das unser Saturn 14 ST zumindest beim Gewicht ein bisschen näher heranwächst. Etwa 300 g Mehrgewicht bringt die erhöhte Stabilität mit sich.
Im Rahmen der zusätzlich buchbaren „Extra-Love“ lässt sich die am Gusset angebrachte Leitungshalterung wie auch viele weitere Leitungshalter, Schrauben oder Muttern in einer Eloxalfarbe auswählen. Apropos Leitungshalter: Nicolai setzt hier weiterhin auf außen angebrachte Züge, die schön organisiert am Unterrohr laufen, genau mittig am Drehpunkt des Hinterbaus vorbeigeleitet werden und insgesamt einfach zu erreichen sind.
Wer auf ein kleineres 27.5″ Hinterrad setzen oder generell an der Geometrie des Rahmens herumspielen möchte, der darf die sogenannten Mutatoren in den Druckstreben in Augenschein nehmen. Diese Einsätze aus 7020-T6-Aluminium ermöglichen durch unterschiedliche Längen feinste Geometrie-Anpassungen in 0,3°-Schritten am Rahmen. Verschiedene Optionen ermöglichen mitsamt der Laufrad-Auswahl eine schier endlose Fülle an Möglichkeiten. Damit man als Kunde nicht verloren im Wald steht, spricht Nicolai bereits Empfehlungen für sinnvolle „Mutationen“ aus. Aber damit ist es immer noch nicht genug.
Auch beim Fahrwerk hat man Spielraum, auf den man mit den Mutatoren im Hinblick auf die Geometrie reagieren kann. 140 bis 160 mm Federweg und zumindest am 27,5″ oder Mullet-Rad zwei mögliche Dämpferhübe bilden den Gipfel der Variabilität. Da es mit der Reifenfreiheit etwas knapp wird, ist am 29″ Rad lediglich der kürzere 210 x 50 mm Dämpfer sinnvoll, mit dem sich 130 mm Federweg ergeben. Um keine Verwirrung zu stiften, fehlt die längere Hub-Option aus diesem Grund bereits im Konfigurator fürs 29″-Bike.
Spannend ist auch die „Tension-Bar“ getaufte Strebe zwischen Wippe und Tretlagerbereich. Der Einsatz dieser Strebe soll die Dauerfestigkeit des Rahmens erhöhen, speziell im Falle von Durchschlägen des Federbeins. Hierbei erzeugt die Hebelage laut Nicolai eine Zugkraft zwischen Wippen-Drehpunkt und unterer Dämpferaufnahme. Aufgenommen wird diese Kraft durch die Zugstange, die dann wiederum den Einsatz leichterer Rohre ermöglicht und dabei hilft, Gewicht zu sparen.
Damit auch der restliche Rahmen möglichst haltbar bleibt ohne zu viel Gewicht aufzutragen, hat Nicolai noch ein paar Tricks auf Lager. Die Topologie-optimierte Umlenkwippe gibt es seit der Vorstellung des Nicolai Saturn 11, auch am 14er-Modell verwendet man diese Technologie. Vierfach gedichtet sind nicht nur die Lager an der Wippe, sondern auch die anderen im Rahmen eingesetzten Lager. Und dann wäre da noch das spezielle Ausfallende – damit alles zu 100 % perfekt fluchtet, gibt es bei Nicolai verschieden gefräste Ausfallenden. Nach der Rahmenproduktion wird dann das Ausfallende an den Rahmen montiert, mit dem Sturz- und Spur-Einstellung perfekt sind.
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Nicolai Saturn 14 ST findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Kinematik | Viergelenker mit Horst Link | |
---|---|---|
Verschiedene Lager-Größen | 4 | im Hinterbau |
Gesamtzahl Lager im Hinterbau | 12 | Anzahl |
Lagerbezeichungen | 4 x 698 2RS NI MAX; 2 x 7902 2RS MAX Niro; 2 x 61802 2RS NI; 4 x6901 2RS NI | Herstellerangabe |
Hinterbau Einbaumaß | 148 mm x 12 mm | Einbaubreite x Achsdurchmesser |
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau | 27,5": 2,5"; 29": 2,4" | |
Dämpfermaß | 27,5": 210 mm x 55 mm; 29": 210 mm x 50 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount? | Nein | |
Dämpferhardware erstes Auge | 8 x 22,2 mm | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Dämpferhardware zweites Auge | 8 x 22,2 mm | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Freigabe für Stahlfederdämpfer | Nein | |
Freigabe für Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Dämpfer-SAG | 25% | In % oder mm |
Steuerrohr-Durchmesser | 44 mm, 56 mm | oberer Durchmesser, unterer Durchmesser |
Maximale Gabelfreigabe | 570 mm Einbauhöhe | Federweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe |
Tretlager | BSA 73 mm | welcher Standard, Durchmesser, Breite |
Kettenführungsaufnahme | ISCG05 | |
Umwerferaufnahme | Nein | |
Schaltauge | NICOLAI RADO II – 25€ | Typ, Kosten in € |
Optimiert auf welches Kettenblatt | 32t | Zahnzahl |
Bremsaufnahme | Post Mount, 7" (180 mm Scheibe ohne Adapter fahrbar) | welcher Standard |
Maximale Bremsscheibengröße | 203 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 30,9 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 34,9 mm | |
Maximale Stützen-Einstecktiefe | ||
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Messung Sitzwinkel | BB-ST=> 75,2° / BB-Sattel=> 76,5° (bei 0mm Lenkerüberhöhung) | |
Flaschenhalteraufnahme | Ja | Einer, Oberseite des Unterrohrs |
Andere Extras, Werkzeugfächer | Mutatoren an der Druckstrebe | |
Gewicht Rahmen | 2.950 g | Gr. M mit Steckachse |
Gesamtgewicht Bike | ab 12,9kg | |
Garantie/Service | Garantie 5 Jahre. Details auf der Website. |
Auf dem Trail
Nicolai stellt mit dem Geolution-Konzept nicht nur reichlich Reach, einen flachen Lenkwinkel und eher längere Kettenstreben bereit, auch der Sitzwinkel passt ins Gesamtkonzept. Aufrecht nehmen wir den Uphill in Angriff – im Sitzen fühlt sich das Nicolai Saturn 14 ST gar nicht mal so groß an. Wer wirklich steile Rampen bezwingen möchte, kann hier seine Fitness-Grenzen und die des Grips am Hinterrad pushen, denn es benötigt schon eine durchaus extreme Steigung, um das Vorderrad zum Steigen zu bewegen. Gegenüber gemäßigteren Geometrie-Konzepten hat man mit der Geolution hierbei auf jeden Fall einen Vorteil.
Wird es technisch, profitieren wir vom fein ansprechenden Hinterbau: Unebenheiten werden geschluckt und die getretene Kraft lässt sich lange rutschfrei auf den Boden übertragen. Ihr erklettert euch eure Höhenmeter lieber auf dem Forstweg? Hier ist aufgrund der Sensibilität des Hecks der Griff zum Hebel am Dämpfer hilfreich, dann ist Ruhe im Rahmen.
Wo andere Bikes bergab eine deutliche Anpassung der Körperposition auf dem Bike erfordern, kann man auf dem Saturn 14 ST in der Grundposition verbleiben und das Bike einfach machen lassen.
Was macht die Geolution ansonsten so besonders? Verlässt man den Sattel, um das Rad im Stehen zu bewegen, scheint es fast zu wachsen. Wachsen? Besser gesagt: es schrumpft nicht. Zentral steht man zwischen den Laufrädern. In dieser Position kann man nicht nur angenehm im Stehen einen kurzen steilen Stich nach oben hämmern, man steht in jeder Position auch entspannter auf dem Rad. Wem solch lange Bikes bisher fremd sind, der braucht vermutlich eine gewisse Eingewöhnungsphase – es benötigt für manche Manöver etwas mehr Input. Nach wenigen Trails hatten auch die Tester, denen die Geolution neu war, dies verinnerlicht und konnten damit souverän umgehen.
Möchte man in einem Wort beschreiben, wie sich die Geometrie des Nicolai Saturn 14 ST auf dem Trail anfühlt, wäre es dies: Entspannt. Wie jetzt – bedeutet das langsam? Nein, man lässt sich nur deutlich später aus der Ruhe bringen. Wo andere Bikes bergab eine deutliche Anpassung der Körperposition auf dem Bike erfordern, kann auf dem Saturn 14 ST in der Grundposition verbleiben und das Bike einfach machen lassen. Auf Schläge oder Abrisse beim Kurvengrip müssen wir auf anderen Bikes dieser Federwegskategorie deutlich früher reagieren. Da der Rahmen durchaus steif ausfällt, sollte man hier auch die Pi Rope-Laufräder positiv erwähnen, die uns schon im Einzeltest überzeugen konnten.
Wir sind also auf Geschwindigkeit. An diesem Punkt beginnt das Saturn 14 ST in unserem Testerfeld mit unterschiedlichen Vorlieben ein wenig zu polarisieren: Es wird lebhaft der Begriff „Trailbike“ und die Abgrenzung zur Enduro-Kategorie diskutiert – denn hier bietet Nicolai über dem Saturn noch das Nicolai G1 an. Bei diesem liegt der Schwerpunkt mit dem Geolution-Prinzip auf deutlich mehr Sicherheit und den potenziell hohen Geschwindigkeit bergab. Gleichzeitig gibt es das Saturn ohne den Zusatz ST auch mit leichterem Rahmen, womit im hauseigenen Web-Konfigurator natürlich auch ein leichterer Aufbau möglich ist.
Im Vergleich mit anderen Bikes der Kategorie „Trail“ öffnet das Saturn 14 ST schon deutlich die Tür in Richtung Enduro. Laufruhe in grobem Geläuf ist höher priorisiert als verspieltes Handling bei niedrigen Geschwindigkeiten. Eine vorausschauende Linienplanung wird vorausgesetzt und verzwickte, technische Passagen erfordern mehr Körpereinsatz. Wer bereit ist, dieses Rad entsprechend zu bewegen, wird erstaunt sein, wie grob und schnell man das Saturn 14 ST in steilste und härteste Trail-Abschnitte pilotieren kann. Mit dem Fahrwerk und der angenehmen Progression im Hinterbau ist man immer wieder erstaunt, nur 13 cm Federweg am Heck und 15 cm an der Front zur Verfügung stehen zu haben.
Das ist uns aufgefallen
- Fahrwerksabstimmung Satt oder stramm? Nicht nur die Geometrie ist sehr variabel an der Saturn-Plattform. Wer das Bike gerne einfach machen lässt, kann das Saturn etwas weicher abstimmen: Die Progression hilft dennoch, harte Durchschläge zu vermeiden. Wer aktiv an Kanten abziehen und wilde, enge Haken schlagen möchte, kann den Sag durch einen deutlich höheren Druck im Dämpfer reduzieren: So hält das Bike mehr gegen und reagiert auf Fahrerinput schneller. Keine Sorge: Der Lenkwinkel bleibt aufgrund der Geolution immer noch flach genug.
- Verzögerung 200er-Scheiben und insgesamt 6 Kolben: Mit den Magura-Stoppern mussten auch die schweren Piloten die Bremsen nur streicheln, um deutliche Verzögerung zu erfahren. Die Modulation passt hier ebenfalls. Leichten Fahrern war die MT Trail mit den schwimmenden Bremsscheiben sogar etwas zu viel des Guten: In Kombination mit langer Kettenstrebe und früh ausreißendem Baron Projekt-Reifen litt die Verzögerung hier deutlich. Eine Gewichtsverlagerung aufs Heck ist an diesem Rad aber unangebracht – wir tauschten also gegen griffigere Reifen, mit denen sich diese Situation etwas verbesserte.
- Geräuschkulisse Steht man länger schleifend auf der Bremse, fällt die raspelartige Geräuschkulisse auf. Gewöhnungsbedürftig ist außerdem das starke Spiel an der Magura-Bremsscheibe, welches gerne mal Steuersatz- oder Buchsenspiel vermuten lässt. Mit dem geringen Abstand der Bremsbeläge zur Scheibe muss man zudem auch etwas Geduld beim Einstellen einer schleiffreien Bremse mitbringen.
- Reifen Mit den Continental Baron konnte letztendlich keiner der Tester wirklich warm werden. Egal mit welchem Druck oder Bodenverhältnissen. Auf trockenen Strecken fing er schnell an zu rutschen und bot auch sonst wenig Grip. Nach einem Wechsel auf andere Reifen ließ sich der Grenzbereich deutlich ausweiten – das passte deutlich besser zum Saturn, welches alleine schon von der Geometrie eine hohe Grundgeschwindigkeit ermöglicht.
- Gutmütigkeit Zentral reinstellen und das Bike machen lassen ist die Devise: Durch seine Länge vermag das Saturn 14 ST sehr viel Sicherheit zu vermitteln. Wenn das Hinterrad ausbricht, kann man getrost den Fuß auf dem Pedal lassen, denn bis dieses einen überholt hat, ist die Kurve schon lange vorbei. Bei rutschigen Bedingungen hat man so eher ein Gefühl von Skifahren, als auf einem Bike unterwegs zu sein. Wer mehr Agilität in einem Trailbike sucht, sollte auf den Testevents von Nicolai optional eine Rahmennummer kleiner probieren. Gegenüber anderen Herstellern reicht nicht die reine Orientierung an M, L und XL.
- BikeYoke Divine Funktioniert. Einfach. Vielleicht nur ein kleines Detail, aber diese Stütze ist derart unauffällig, dass es auffällt. Muss man auch mal sagen.
Im Vergleich
Nicolai Saturn 14 ST vs. Starling Murmur
Nicolai als kleine Schmiede zu bezeichnen, wäre nicht angemessen. Dennoch bedienen die Niedersachsen ebenso wie Starling eine Kundenklientel, die eher weiß was sie möchte und bei den Mainstream-Marken nicht fündig geworden ist. Auf den ersten Blick ist der Hauptunterschied die Wahl beim Rahmenmaterial: Hochfestes Aluminium vs. Stahl. Während Nicolai bei der Seriengeometrie noch etwas mehr auf das Prinzip von Länge-läuft setzt, wird es beim Murmur zwar etwas kürzer, aber dafür flacher an der Front.
Auf dem Trail gehen es beide Bikes im Uphill eher gemächlich und entspannt an. Bei der Abfahrt scannt das Saturn 14 ST direkt nach der besten und schnellsten Linie, mit dem Murmur sucht man eher die kleine Kante zum Abziehen und dem spielerischen Umgang mit maximalen G-Kräften. Geschuldet ist das weniger dem Unterschied bei den Geometrien, denn diese liegen gar nicht so weit voneinander entfernt. Es liegt eher am direkten Umsetzen des Fahrinputs am Saturn 14, während das Murmur deutlich mehr im Rahmen nachgibt und so nicht auf Rennlinie unterwegs ist, sondern eher im Wechsel zwischen den Kurven flext.
Nicolai Saturn 14 ST vs. Knolly Fugitive
Das Knolly Fugitive ist nicht nur kompakter als das Saturn, es kommt auch mit einem Zentimeter weniger Federweg an Front und Heck – zumindest in der Standard-Ausführung. Auch eine LT-Version gibt es, die beim Federweg näher am Nicolai liegt. Beim Fahrverhalten zeigen sich beide Räder von einer guten Seite und drängen in forderndes Gelände. Hier verhalten sie sich aber unterschiedlich: Während das Knolly Fugitive direkter über den Trail fegt, leichter in die Luft geht und angenehmer im Handling ist, bietet das Saturn eine gute Portion mehr Sicherheit dank längerem Rahmen und satterem Fahrwerk. Insgesamt ist das Saturn vor allem für Fans von Komfort die bessere Wahl in diesem Vergleich.
Trotz WTB Trail Boss in harter Gummimischung war das Fugitive auf der Bremse, insbesondere für leichtere Fahrer, besser beherrschbar und verlangsamt zuverlässiger. Auch im Uphill zeigen sich die verschiedenen Charaktere – mit etwas mehr Freude am Sprinten punktet das Knolly, am Nicolai sitzt man dafür aufrechter und entspannter.
Fazit – Nicolai Saturn 14 ST
Man sollte sich nicht vom Federweg in die Irre führen lassen: Das Nicolai Saturn 14 ist das Trailbike für Enduro-Fahrer. Dieses Bike bietet deutlich mehr Reserven nach oben, als man es von Trailbikes gewohnt ist, verwinkelte Trails erfordern mehr Linienplanung und Fahrtechnik. Mit dem Saturn 14 erhält man ein Bike für einen sehr breiten Einsatzzweck, mit dem man es ernsthaft schnell stehen lassen kann.
Pro / Contra
Pro
- Sehr abfahrtsstark
- Entspannte Sitzposition
- Grundsolide Ausstattung
- Custom-Geometrie ab Werk möglich
Contra
- Abfahrtsleistung geht zu Lasten der Agilität
- Reifen
Integration für beste Performance: Habt ihr lieber ein Bike mit allen Teilen aus einer Hand oder tauscht ihr einzelne Teile?
Wo und wie haben wir getestet?
Im Rahmen unseres Vergleichstests sind wir zunächst im Rahmen der Covid-19 Einschränkungen auf unseren Hometrails unterwegs gewesen. Alle Abfahrten wurden aus eigener Muskelkraft erarbeitet. Nachdem Bikepark-Besuche wieder erlaubt waren, haben wir die Räder auch auf angelegten Strecken mit Liftunterstützung bewegt. Ziel war es dort im zeitnahen, direkten Vergleich Unterschiede und Feinheiten in der Abfahrtsleistung mit unterschiedlichen Testern zu bewerten. Jedes Bike wurde zunächst in unveränderter Serienausstattung bewegt. Neben individuellen Anpassungen wie Griffen und Pedalen haben wir im Laufe des Tests auch Laufräder und Reifen getauscht, um den Eindruck zu erweitern. Im Fahrwerk haben wir besonderen Wert auf die Abstimmung je nach Vorliebe des jeweiligen Testers gelegt. Dementsprechend wurden neben dem Standard-Prozedere der Sag-Anpassung auch Anpassungen an Dämpfung und Luftkammervolumen durchgeführt. Im jeweiligen Einzeltest sprechen wir Empfehlungen aus, die sich an verschiedene Fahrertypen richten und helfen sollen, ein eigenes, passendes Setup zu erarbeiten.
Hier haben wir das Nicolai Saturn 14 ST getestet
- Singletrails Hometrails entspannten Abschnitten aber auch mit schwierigen Offcamber-Sektionen, teils flach, teilweise sehr steil.
- Bikepark Oberammergau: Flowig und schnell mit ein paar Sprüngen gespickt. Wurzel-Sektionen gemischt mit gebauten Abschnitten.
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
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