Seit meinem Rücktritt vom Profisport habe ich mir auf die Fahne geschrieben, Neues zu entdecken. Zweimal dasselbe Etappenrennen zu bestreiten, passt da eigentlich nur schlecht dazu. Wie es nun doch kommt, dass ich nach 2017 zum zweiten Mal in Israel beim Samarathon-Etappenrennen am Start stehe, hat die israelische Enduro-Fahrerin Noga Korem (3. EWS Whistler 2018 / GT Factory Racing) „verschuldet” …
Noga und ich kennen uns aus den gemeinsamen Cross Country-Zeiten. Unsere Wege haben sich damals zwar nur selten gekreuzt, aber im Weltcup-Zirkus kennt man sich eben. Im Herbst 2016 trafen wir uns dann zufällig wieder bei einer Enduro World Series, Nogas erster EWS überhaupt. Und so kommt es, dass ich seit Stunde Null in Nogas Enduro-Karriere involviert bin. Anfänglich bot ich ihr in Europa vor allem ein Dach über dem Kopf, doch nach und nach wurde ich zur großen Schwester, die sich auch mal getraut hat, zu schimpfen und nicht immer nur rosa Wolken zeichnet.
Spitzensportler sind sehr talentierte Menschen, doch oft auch beratungsresistente Dickschädel. Noga ist da ganz sicher keine Ausnahme. Einen Coach zu finden, der zu ihr passt, ihre Eigenheiten versteht, dem sie vertraut und dazu auch noch etwas von der Disziplin Enduro versteht, war kein einfaches Unterfangen. Irgendwie war es da ganz natürlich, dass ich mich von großer Schwester zum Coach wandelte.
Für Noga soll der Samarathon ein letzter harter Trainingsblock werden, bevor die Enduro-Saison wieder losgeht. Für mich ist es eine tolle Möglichkeit, meine Athletin zu beobachten, und natürlich spielt auch europäische Winterflucht eine Rolle. Obwohl ich den Winter liebe, begeistert mich die Vorstellung, ein paar Tage in kurz-kurz Rad zu fahren. Deshalb stehe ich dieses Jahr zusammen mit Noga als 2er Mädels-Team am Start des Samarathon-Etappenrennens.
Für uns steht ganz klar nicht das Gewinnen im Vordergrund. Das gemeinsame Erlebnis, coole Singletrails und natürlich auch eine große Portion Spaß steht definitiv im Vordergrund. Deshalb bringen wir auch unsere Trailbikes mit und keine Cross Country-Raketen.
Das Rennen wird ganz im Süden von Israel ausgetragen und auf dem Weg dorthin legen wir in der Nähe des toten Meeres noch einen Tag Trailsflitzen ein. Noga hat dem Trail den Namen „sweeter than the Sugar Trail” verpasst, in Anlehnung an den bereits gut dokumentierten Trail, der von Jerusalem ans tote Meer führt. Sie hat nicht zu viel versprochen.
Ein palästinensischer Shuttle-Fahrer bringt uns zum Ausgangspunkt des Trails, der uns durch die Judäa-Wüste bis zum Toten Meer bringt. Ein Singletrack vom Feinsten, bei dem wir rund 800 Höhenmeter vernichten. Überrascht werden wir unterwegs durch einen Fluss, der mitten durch die Wüste verläuft, und Ruinen aus längst vergangenen Zeiten.
Eindrücklich ist die Wüste und ich fühle mich klein und unbedeutend. Ohne Noga oder ein GPS hätte ich kaum zum Auto zurückgefunden. Eine kurze Abkühlung im Toten Meer darf natürlich auch nicht fehlen, denn ein solches Schwebe-Erlebnis gibts ja wahrlich nicht alle Tage.
Morgen geht das Rennen los. Obwohl wir ganz ohne Ambitionen an den Start gehen, sind wir schon etwas nervös, denn ein Team-Rennen sind wir noch nie zusammen gefahren. Wer ist wohl auf dem Rad der Chef und hält die Zügel in der Hand? Mehr dazu gibts morgen hier auf MTB-News.de!
Ein Etappenrennen durch die Wüste Israels – hättet ihr da auch Lust drauf?
Hier findet ihr alle Artikel zum Samarathon 2019
- Nathalie Schneitter beim Samarathon 2019: Das Finale – Singletrack-Party!
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- Nathalie Schneitter beim Samarathon 2019: Etappe 1 – Wind im Gesicht, Sand im Mund
- Nathalie Schneitter beim Samarathon 2019: Erstes Anschwitzen beim Prolog
- Nathalie Schneitter beim Samarathon 2019: Die Vorschau zum Rennen in Israel!