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Nathalie beim Singletrack6
Tag 5 – Viel Rauch, aber nicht in Rauch aufgegangen!

Heute stand für Nathalie und Michi der vorletzte Tag des Singletrack6 Etappenrennens auf dem Programm. Die Müdigkeit wird größer und die Beine brennen, doch die beiden kämpfen sich durch einen Tag mit vielen anspruchsvollen aber spaßigen Singletrails in British Columbia. Nachdenklich stimmen dabei die gewaltigen Rauchwolken von den großen Waldbränden an Kanadas Westküste, die aber mittlerweile unter Kontrolle sein sollen.

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Wenn ich behaupten würde, ich fühle mich heute frisch und munter, dann wäre das glatt gelogen. Die Müdigkeit sammelt sich halt über die Tage kontinuierlich an. Das weiß man zwar im Voraus schon, aber wenn man es dann am eigenen Körper spürt, ist’s halt schon nochmal etwas anderes.

# Ich sehe heute ungefähr so müde aus wie ich mich fühle. - m Hintergrund sieht man schon die Morgenstimmung: Die Sonne dringt kaum durch den Rauch der nahen Waldbrände durch.

Die heutige Etappe startet und endet in Kaslo, einem kleinen Ort weiter nördlich am Kootenay See. Über 150 Kilometer lang ist der See und als wir am Morgen daran entlang cruisen, wird uns schnell klar, dass uns die Waldbrände nun auch hier eingeholt haben. Wo am vergangenen Abend noch klare See- & Bergsicht war, sehen wir jetzt bei dem vielen Rauch nicht mal mehr ans andere Seeufer. Das Feuer ist zum Glück bereits unter Kontrolle gebracht worden, aber nachdenklich stimmt es uns trotzdem.

# Kaslo ist ein hübscher kleiner Ort am Kootenay See in dem wir uns gleich wohl fühlen.

Auch heute gibt’s gleich 800 Höhenmeter am Stück zum Frühstück, aber zur Abwechslung mal nicht ganz so steil. Ich danke es von Herzen, lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und vertraue auf mein eigenes Gefühl. Eine große Lehre dieser Singletrack6 Woche ist, dass mein Tempogefühl ziemlich gut ist und ich meine Kräfte offensichtlich noch immer einzuteilen weiß.

# Michi und ich sind beim Start gut gelaunt. - Immerhin haben wir 2/3 des Rennens bereits geschafft, richtig?

Heute habe ich in den Steigungen viel Zeit zum Denken. Vor allem mein langjähriger Coach Edi Telser, der heute Schweizer Nationaltrainer der XC Damen ist, kommt mir da immer wieder in den Sinn. Lektionen, die er mir über Jahre beigebracht hat, machen hier plötzlich wieder viel Sinn: Renntaktik, Kräfteeinteilen, wie wann Antritte setzen und vieles mehr. Bevor ich durch Edis Rennfahrer Schule ging, war ich einfach eine Athletin mit einem grossen Motor und guter Fahrtechnik. Aber bei Edi habe ich Cleverness gelernt und das ist ein wichtiges Puzzlestück des Rennfahrerlebens.

# Volle Konzentration auf die Aufgabe... oder auf die brennenden Beine?

800 Höhenmeter später wird dem ausschweifenden Denken dann ein Ende gesetzt. Jetzt geht’s auf einem exponierten, aber Weltklasse-würdigen Trail weiter. Jetzt kommt der Moment, wo sich das Kräfteeinteilen auszahlt. Wir holen Fahrer um Fahrer wieder ein und lassen die meisten davon gleich stehen.

# Trotz müden Armen, machen die Abfahrten noch immer Spass.
# Heute gab es einen super technischen Trail nach dem anderen, ich war total in meinem Element.

Michi und ich verstehen uns heute blind und legen ein super klasse Teamwork an den Tag. Ich führe in den Aufstiegen und Abfahrten, er in den Flachpassagen und dabei füttere ich ihn sogar noch einmal mit einer leckeren Waffel. Wenn’s läuft, dann läuft’s und wenn’s läuft, dann spürt man die schmerzenden Beine einfach viel weniger.

# Berge erklimmen auf Singletrail, da hüft das Bergziegen-Herz wie wild.

Im Ziel sind wir mehr als happy. Wir hatten einen klasse Tag auf Wahnsinns-Trails und haben wiederum einen Podiumsplatz erkämpft. Verglichen mit den ganzen Bike-Problemen des Vortags, hat sich das heute wie Urlaub auf dem Ponyhof angefühlt (also einfach ohne Pony, dafür mit Stahlross)!

# Zu Späßen sind wir im Ziel immer aufgelegt. - Hier mit dem Deutschen Rennfahrerkollegen Anderl Hartmann, ein ganz flotter Zeitgenosse.

Wir sind uns einig, dass der kleine Ort Kaslo bis jetzt unsere Lieblingsdestination ist. Natürlich gehen wir noch im See schwimmen und dann Mittagessen. Morgen steht ja noch die sechste Stage an und da brauchen wir erneut Kraft in den Beinen.

# Daumen hoch für Kaslo. Auch die Pizza und das Bier nach der Etappe war 1A!

Alle Artikel zum Singletrack6-Abenteuer von Nathalie:

Über unsere Gast-Bloggerin

Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country- Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country- Weltcup in Champéry. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit Herbst 2016 ist sie Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich.

Fotos: John Gibson & Jean McAllister & Russ Baker[/photos]
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