Mudhugger im Test: Ein gutes Schutzblech ist eines dieser kleinen, oftmals übersehenen Anbauteile, die gerade bei widrigen Witterungsbedingungen eine grandiose Ausfahrt in eine frustrierende Angelegenheit verwandeln können – und umgekehrt! Seit der Einführung im Jahr 2012 ist der kleine MarshGuard und dessen unzähligen Kopien der Schlammschutz Nummer 1 in der Mountainbike-Welt. Im Gegensatz dazu bietet der Mudhugger vom gleichnamigen britischen Unternehmen auf den ersten Blick deutlich mehr Schutz zu einem deutlich höheren Preis. Wir haben getestet, ob sich die Investition tatsächlich lohnt.
Mudhugger – Kurz & knapp
Die Firma Mudhugger stammt aus einem kleinen Ort namens Oldbury, mitten in den englischen West Midlands. Mit den Themen Regen und Matsch dürfte sich das Mudhugger-Team also bestens auskennen. Mudhugger bietet aktuell drei verschiedene Schutzbleche für das Vorderrad und zwei Varianten für hinten an. Durch verschiedene Extensions sind die Mudhugger-Schutzbleche mit nahezu jeder erdenklichen Reifenbreite und Laufradgröße kompatibel. Die Schutzbleche sind allesamt aus recyceltem Plastik konstruiert und werden in Großbritannien produziert. Im Vergleich zum MarshGuard und den unzähligen, nahezu identischen Kopien sind die Mudhugger-Schutzbleche deutlich größer und stabiler. Wir haben die reguläre Ausführung und die besonders lange Race-Variante für das Vorderrad getestet. Darüber hinaus bietet Mudhugger auch ein Schutzblech für das Hinterrad an – diese Version ist zwar optisch durchaus gewöhnungsbedürftig, sieht aber definitiv besser aus als der berühmte braune Matschstreifen auf der Rückseite von Hose und Trikot.
- Standard Front-Version für 26″- und 650b-Laufräder
- Standard-Version durch Extension auch mit 29″-Laufrädern kompatibel
- Front Race-Version für 26″- und 650b-Laufräder
- FatHugger für bis zu 5″ Reifenbreite
- Standard Rear-Version für 26″-Fullies
- 29er Rear-Version für 650b- und 29″-Fullies
- alle Schutzbleche aus recyceltem Plastik hergestellt
- Made in the UK
- Gewicht: 59 g (Standard Front); 81 g (Front Race), 7 g (Front Extension)
Preis: Standard Front-Version: 25 € (UVP) / Front Race-Version: 34 € (UVP) / Front Extension: 10 € (UVP) / Standard Rear-Version: 32 € (UVP) / 29er Rear-Version: 36 € (UVP)
Mudhugger – In der Hand
Direkt beim Auspacken wird deutlich, dass die Schutzbleche von Mudhugger deutlich größer, massiver und stabiler als der sehr populäre und beliebte MarshGuard und dessen unzähligen Kopien sind. Die Verarbeitung wirkt hochwertig. Das wuchtige Aussehen hat in unmontiertem Zustand allerdings direkt für diverse skeptische Kommentare gesorgt: „Wie sieht das denn bitte aus?“ war noch eine der harmloseren Anmerkungen, die wir zu hören bekamen. Im Lieferumfang enthalten sind Kabelbinder und eine kurze Installations-Anleitung, die sich Mudhugger allerdings auch hätte sparen können: Die Montage der Mudhugger gestaltet sich extrem simpel und ist innerhalb weniger Minuten erledigt.
Unmittelbar nach der Montage folgt das erste Aha-Erlebnis: Ist der Mudhugger an der Gabelkrone befestigt und das Vorderrad eingebaut, wirkt das schwarze Schutzblech plötzlich gar nicht mehr so wuchtig und unförmig. Stattdessen fügt sich der Mudhugger perfekt ein und wirkt im Vergleich zum MarshGuard im Seitenprofil sogar weniger auffällig, weil er der Kontur des Vorderrads folgt und nicht von der Gabelkrone gerade nach hinten wegsteht. Die reguläre Front-Version, die mit 26″- und 650b-Laufrädern kompatibel ist, ist insgesamt rund 30 cm lang und damit deutlich länger als der MarshGuard. Auffällig ist, dass der Mudhugger nicht nur tief nach hinten gezogen ist, sondern auch nach vorne weitaus länger als die Konkurrenz ist.
Noch länger als die reguläre Version des Mudhuggers ist die sogenannte Front Race-Version, deren Vorderteil – also der Abschnitt, der von der Gabelkrone nach vorne über den Reifen ragt – fast 20 cm misst. Auch nach hinten ist die Race-Version länger gezogen als der Standard-Mudhugger. Die Front Race-Version wurde unter anderem gemeinsam mit dem französischen Downhill-Weltmeister Loïc Bruni entwickelt und soll insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten dafür sorgen, dass keine kleinen Wassertröpfchen und Dreckspritzer nach oben fliegen und möglicherweise genau auf der Brille landen. Der lange Schutz nach hinten soll hingegen vermeiden, dass grobe Dreckklumpen und Matsch freie Bahn Richtung Unterrohr haben. Im schlimmsten Fall können sich während eines Rennlaufs in extrem matschigen Bedingungen mehrere Kilogramm Dreck am Fahrrad sammeln. Die Front Race-Version garantiert zwar nicht, dass sich gar kein Matsch am Fahrrad sammelt. Jeder, der aber schon mal in ganz widrigen Konditionen unterwegs war, wird aber den zusätzlichen Schutz begrüßen.
Die reguläre Front-Version lässt sich außerdem über eine kleine Erweiterung nach hinten um 75 mm verlängern. Diese Modifikation empfiehlt Mudhugger, wenn man die Standard-Variante an einem 29er fahren möchte. Um die kleine Extension, die gerade einmal 7 Gramm auf die Waage bringt, mit dem Schutzblech zu verbinden, ist allerdings etwas Handwerkskunst gefragt: Hierzu müssen drei kleine Löcher in das Schutzblech gebohrt oder gestochen werden. Anschließend werden Extension und Schutzblech mit kleinen Stecknippelchen verbunden und können bei Bedarf mit einer Zange wieder voneinander getrennt werden. Die Montage der Extension hat sich unserer Erfahrung nach allerdings als umständlich erwiesen. Nur mit viel Kraft und Geduld haben sich die kleinen Stifte durch die selbst gebohrten Öffnungen drücken lassen.
Mudhugger – Auf dem Trail
Entscheidend ist jedoch natürlich, wie sich der Mudhugger auf dem Trail schlägt. Hier haben sich alle von uns getesteten Versionen in den vergangenen Monaten als zuverlässige und vor allem unauffällige Begleiter erwiesen. In diesem Fall ist das Prädikat „unauffällig“ explizit als Kompliment zu verstehen: Selbst in den widrigsten Bedingungen haben die Mudhugger das Fahrrad einigermaßen unbefleckt von Matsch und die Brillen weitestgehend frei von Spritzern gehalten. Das gilt für die Race-Variante und auch für die reguläre Version, die wir ausgiebig an verschiedenen 29ern getestet haben. Auch ohne die empfohlene Extension machte die Standard-Version am 29er eine gute Figur und bietet einen guten Schutz. Im Vergleich zum MarshGuard macht sich vor allem der verlängerte Schutz nach vorne bemerkt. Zwar lässt sich der MarshGuard über einen kleinen Zusatz ebenfalls nach vorne erweitern. Doch auch dann bietet der Mudhugger nach vorne einen deutlich längeren und besseren Schutz.
Auch die Reifenfreiheit war während unseres Tests absolut unproblematisch. Unmittelbar nach der Montage hatten wir durchaus Bedenken, ob sich der Mudhugger im Matsch nicht zu sehr zusetzen würde. Unsere Skepsis löste sich jedoch schnell in Luft auf: Ohne Probleme passten unsere im Test verwendeten Schwalbe Magic Mary-Reifen in 2,5″ Breite auch im mit Schlamm zugesetzten Zustand während der Fahrt durch den Mudhugger. Mit der Front Race-Version machten wir dieselbe Erfahrung – das gilt sowohl für die Höhe, als auch für die Breite.
Die Haltbarkeit ist unserer Erfahrung nach gut. Zwar zeigten sich nach einigen Wochen auf nassen und steinigen Trails diverse Gebrauchsspuren auf der Innenseite des Mudhuggers. Diese waren allerdings zu erwarten und haben die Funktion in keinster Weise beeinträchtigt. Die Oberseite der Mudhugger macht noch immer einen guten Eindruck und ist relativ resistent gegen Kratzer. Da das verwendete Material recht dick und stabil ist erwarten wir, dass die Haltbarkeit des Mudhuggers auch langfristig unproblematisch ist.
Gänzlich frei von Kritik sind die Mudhugger-Schutzbleche jedoch nicht: Es gibt leichtere Alternativen, wenngleich die Kombination aus schwerem Schutzblech mit matschfreiem Bike deutlich leichter ist als ein leichtes Schutzblech mit schlammigem Fahrrad. Ärgerlich war die Montage der Extension: Hierzu mussten mehrere Löcher gebohrt werden und die Montage mittels kleiner Plastikstifte war alles andere als stressfrei. Außerdem kam die Extension auf dem Trail in seltenen Fällen mit dem Vorderrad in Kontakt. Auch wenn die Lösung mit einer universellen Standard-Version und einer Extension für 29″ für Mudhugger durchaus sinnvoll ist: Zukünftig würden wir uns eine dezidierte 29er-Version wünschen.
Fazit zum Mudhugger
Im Vergleich zum populären MarshGuard sind die britischen Mudhugger nicht nur schwerer, sondern auch deutlich teurer – auf den ersten Blick eine schlechte Kombination. Unserer Meinung nach lohnt sich der Aufpreis aber durchaus: In unserem Test haben die verschiedenen Mudhugger-Varianten einen sehr zuverlässigen Schutz geboten und überzeugen mit hoher Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit. Lediglich die umständliche Montage der Extension für 29er ist uns negativ aufgefallen. Wer auf der Suche nach einem hochwertigen und guten Schutz ist und dazu bei Wind und Wetter fährt, sollte definitiv einen Blick auf die Mudhugger werfen!
Stärken
- zuverlässiger und großflächiger Schutz vor Matsch und Nässe
- gute Reifenfreiheit
- hohe Verarbeitungsqualität
- schicke Optik
- Produktion aus recycletem Material in der EU
Schwächen
- umständliche Montage der Extensions
- teurer als die Konkurrenz
Testablauf
Auch wenn der Winter bislang sehr mild und trocken ist: Wir hatten die Gelegenheit, die verschiedenen Mudhugger-Schutzbleche über mehrere Monate bei den unterschiedlichsten Bedingungen zu testen. Vor allem im tschechischen Trailcenter Singltrek Pod Smrkem mussten die Mudhugger ihre Nehmerqualitäten in heftigem Regen beweisen.
Hier haben wir den Mudhugger getestet
- Singltrek Pod Smrkem: Flowige Trails mit knackigen Gegenanstiegen und unzähligen Pfützen
- Hometrails: Eine bunte Mischung aus felsigen Abfahrten und Trails auf weichem, natürlichem Waldboden
Preisvergleich: Mudhugger MTB Schutzblech
Weitere Informationen zum Mudhugger
Webseite: www.themudhugger.eu
Text & Redaktion: Moritz Zimmermann | MTB-News.de 2016
Bilder: Moritz Zimmermann