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Alles wird anders – aber wie?
Diese Veränderungen im World Cup stehen bevor

Ab 2023 wird es im Mountainbike World Cup zu grundlegenden Veränderungen kommen. Das ist klar seit der Bekanntgabe, dass ab dann nicht mehr Red Bull, sondern Discovery Sports für die Organisation und Promotion der höchsten MTB-Rennserie der Welt sein wird. Doch wie geht es überhaupt weiter? Wir werfen einen ausführlichen Blick auf den aktuellen Stand. 

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Am vergangenen Wochenende fand in der schweizerischen Lenzerheide der vierte Downhill World Cup des Jahres statt. Für die Cross-Country-Fahrer*innen war es bereits XC World Cup Nummer 5 in dieser Saison. In beiden Rennserien gab es in der ersten Saisonhälfte dramatische Entscheidungen und jede Menge packende Renn-Action. Man könnte meinen, dass alles so sei wie immer. Doch hinter den Kulissen rumort es gewaltig.

# Aktuell ist die World Cup 2022-Saison in vollem Gange. Doch hinter den Kulissen wird fleißig an der Zukunft der höchsten Mountainbike-Rennserie der Welt gearbeitet - wirklich viele Informationen gibt es bisher aber noch nicht. Stattdessen kursieren zahlreiche Gerüchte. Wir werfen einen Blick auf den aktuellen Stand.

Doch der Reihe nach: Im Februar 2022 hat die UCI verkündet, dass ab 2023 bis einschließlich 2030 die Organisation und Promotion des Mountainbike World Cups von Discovery Sports übernommen wird. Diese Ankündigung kam sehr überraschend – weder die Medien noch die Teams waren im Vorfeld in diese Entscheidung eingeweiht. Auch in Fuschl am See hat die Bekanntgabe der UCI, so hört man es, für mächtig Verwunderung und Ärger gesorgt. Dort haben die Österreicher von Red Bull, die in der vergangenen Dekade diese Aufgaben sehr erfolgreich ausgeführt haben, ihren Hauptsitz.

Update 15.07.2022: Wir haben den Artikel um einen Abschnitt ergänzt, der die Situation aus Sicht von Racement, dem Veranstalter von Rennserien wie dem Europäischen Downhill Cup, schildert. 

Mountainbike World Cup ab 2023: Das ist der aktuelle Stand

Was verbirgt sich hinter Discovery Sports?

Bei Discovery Sports handelt es sich um eine Unternehmensmarke, die unter anderem (Fernseh-)Sender wie Eurosport oder Medien wie GCN und GMBN umfasst. Genau genommen ist Discovery Sports Events dafür verantwortlich, die Übertragung und Vermarktung der Veranstaltungen – die Aufgabe, die bislang Red Bull Media House übernommen hat – auf ein noch höheres Level zu heben.

Discovery Sports Events ist Teil von Discovery Sports und wird von Eurosport als „Event Management-Abteilung mit mehr als 15 Jahren Expertise“ beschrieben. Wieso hier jetzt Eurosport auftaucht? Vor etwa 10 Jahren wurde der Sport-TV-Sender von Discovery übernommen. Deutlich kürzer wiederum ist es her, dass Discovery von Warner Bros. übernommen wurde. Bei Warner Bros. handelt es sich nicht nur um eines der größten Medien-Unternehmen der Welt, sondern auch um den ehemaligen Namensgeber der legendären Warner Brothers Movie World in Bottrop.

# Mit der Tour de France findet derzeit das wohl größte Radsport-Event des Jahres statt. Die Rechte an der Übertragung hat unter anderem Eurosport - der Fernseh- und Internet-Sender ist Teil von Discovery Sports, die ab 2023 die Vermarktung, Organisation und Übertragung des XC- und Downhill World Cups übernehmen. Ob der World Cup also zukünftig im Fernsehen läuft? Möglich, aber aktuell noch nicht klar.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Discovery Sports Events ist ab 2023 für die Vermarktung und Übertragung des World Cups verantwortlich. Dahinter steht Warner Bros. Discovery, eines der größten Medien-Unternehmen der Welt. Teil des ganzen Geflechts ist unter anderem Eurosport, das man als Kanal im linearen TV und auch im kostenpflichtigen digitalen Eurosport Player empfangen kann. Auch GCN und GMBN sind ein Teil hiervon.

Außerdem kommt noch ein vierter Player ins Spiel: die Enduro Sports Organization, kurz ESO Sports. Bei ESO handelt es sich um den Gründer und Besitzer der Enduro World Series. Ins Leben gerufen wurde ESO Sports von Chris Ball. Bevor er die Enduro World Series ins Leben gerufen hat, war der Schotte unter anderem als aktiver Fahrer und später als Technischer Delegierter im Downhill World Cup aktiv. Man könnte also sagen, dass Chris Ball und ESO Sports das Downhill-Fachwissen bei der Neuausrichtung einbringen, das Warner Bros. und Discovery fehlt. Die Enduro World Series kooperiert übrigens seit 2021 schon mit Discovery. Dass sich seitdem die mediale Präsenz der Disziplin in eine positive Richtung entwickelt hat, kann man nicht unbedingt behaupten. Und auch ein „Ask me Anything“, das Pinkbike vor etwa einem Monat mit dem Schotten zur Zukunft des World Cups gemacht hat, war in etwa so erfolgreich wie das Überholmanöver von Matthias Flückiger kurz vorm Ziel in der Lenzerheide.

Wie geht es weiter im World Cup?

Da nun die Hintergründe halbwegs geklärt sind, stellt sich die Frage: Wie wird es ab 2023 im Mountainbike World Cup weitergehen? Für zahlreiche Teams, Fahrer, Medienschaffenden und andere Personen, die in der höchsten Rennserie der Welt involviert sind, ist das nach wie vor unklar. Die Zeit drängt jedenfalls: Legt man den Start der 2022-Saison zugrunde, dann geht es mit dem World Cup 2023 in weniger als 9 Monaten los. Das mag sich zunächst nach einem langen Zeitraum anhören, doch beispielsweise im Kontext der Eventplanung oder Sponsoren-Akquise ist die Zeit mehr als knapp.

# Perspektivisch sollen Downhill, Enduro und XC-Events alle an denselben Austragungsorten stattfinden. Aus Double-Events wie beispielsweise in Leogang oder Andorra werden zukünftig also möglicherweise Triple Events - das stellt an die Teams und auch an die Austragungsorte zusätzliche Anforderungen.

Was auffällt, wenn man sich mit im World Cup beteiligten Personen unterhält: Niemand scheint so wirklich etwas zu wissen. Beim World Cup in Leogang vor gut einem Monat haben wir unabhängig voneinander Personen aus dem lokalen Organisationsteam, stark in die Teams involvierte Leute und auch Personen, die direkt mit der UCI zusammenarbeiten, befragt, ob sie denn konkret wüssten, wie es ab 2023 weitergeht. Die Quintessenz der Gespräche: Konkret weiß niemand etwas, stattdessen machen zahlreiche Gerüchte die Runde.

Dass es so knapp vor dem Start der neuen Saison noch immer keinerlei offizielle Infos beispielsweise zum Rennkalender oder zum konkreten Ablauf der Events gibt, ist ein absolutes Novum. Man kann davon ausgehen, dass die UCI in der Zusammenarbeit mit Discovery grundlegende Veränderungen anstrebt. In der Ankündigung ist schließlich die Rede davon, die Disziplinen auf ein neues Level heben zu wollen.

# Ein Flug ins Ungewisse - Red Bull hat insbesondere im medialen Bereich in der vergangenen Dekade extrem viel für den Mountainbike-Sport getan. Wie geht es nun ohne den Energy Drink-Riesen aus Österreich weiter?

So könnte der World Cup 2023 aussehen

In einem Dokument, das uns vorliegt, skizziert ESO Sports, wie der World Cup 2023 ungefähr aussehen kann. Hierbei handelt es sich lediglich um vorläufige Angaben – diese sind also mit Vorsicht zu genießen und könnten sich noch ändern. Gründe, die Echtheit des Dokuments anzuzweifeln, bestehen aus unserer Sicht keine, zumal sich die Angaben mit den Gerüchten, die man im Fahrerlager hört, decken. Das sogenannte MTB Team Update-Dokument scheint nicht für die Medien, sondern ausschließlich für die Teams bestimmt – und auch hier ist es nur über Umwege an diverse Team-Manager gelangt. Folgender World Cup 2023-Ablauf wird dort skizziert:

Zusammengefasst soll es 2023 wie gewohnt etwa sieben bis acht Stopps in den Disziplinen Downhill, Cross-Country (sowohl XCO als auch XCC) und Enduro geben. Außerdem ist die Rede von vier bis fünf XCM World Cups. Hiermit scheint wohl die Disziplin XC Marathon gemeint, in der es aktuell keine World Cup-Serie, sondern ausschließlich Weltmeisterschaften gibt. Interessant ist zudem, dass im Dokument geschrieben wird, dass es keine gravierenden Änderungen am 2023er Kalender oder den Austragungsorten geben würde, weil die Zeit dafür einfach zu knapp sei. Weiterhin stellt sich die Frage, in welcher Form die Enduro World Series ausgetragen wird – oder ob etwa eine Umstrukturierung in einen Enduro World Cup geplant ist.

# Ein letzter Flug in den Zielbereich? Gerüchten zufolge war der diesjährige World Cup das letzte internationale Rennen, das in der Lenzerheide ausgetragen wird - 2025 soll die WM im Wallis stattfinden, weshalb dort 2024 auch ein World Cup ausgetragen werden muss. Und das Angebot, Teil des 2023er Kalenders zu sein, danach aber keine World Cups mehr auszutragen, ist für die Lenzerheide wohl wenig attraktiv. So jedenfalls die Gerüchte – offizielle Informationen gibt es keine.

Wie entwickelt sich der World Cup perspektivisch?

Die Kooperation zwischen der UCI und Discovery wird von 2023 bis 2030 gehen – mindestens. Und generell wird es zukünftig, so ist zu hören, durchaus gravierende Änderungen geben. Aus dem Plan für 2023 wird deutlich, was schon länger als Gerücht die Runde macht: Einzel-Events sollen immer seltener oder im besten Fall ganz abgeschafft werden. Stattdessen soll es große Mountainbike-Festivals geben, in deren Rahmen alle Disziplinen von Cross-Country über Enduro bis hin zu Downhill ausgetragen werden. Das stellt eine enorme logistische Herausforderung dar. Schon jetzt platzen einige Orte am World Cup-Wochenende aus allen Nähten – und das ohne ein zusätzliches EWS-Rennen.

Ein weiteres Gerücht, das sich hartnäckig hält: Der World Cup soll tatsächlich wieder zu einem World Cup werden – und nicht nur zu einer europäischen Veranstaltung mit einem alljährlichen August-Ausflug nach Nordamerika. So seien schon ab 2024 Events in Südamerika, Ozeanien und Asien geplant, war beim letzten World Cup in der Schweiz mehrfach zu hören. Dazu passt die Aussage im uns vorliegenden Dokument, dass für 2023 noch keine gravierenden Änderungen hinsichtlich der Austragungsorte geplant seien. Im Umkehrschluss bedeutet das: Ab 2024 dürfte es einen grundlegend anderen Kalender geben. Auch ist denkbar, dass es dann deutlich mehr Stopps als die bisher üblichen sieben bis acht World Cups pro Jahr geben wird.

# Wird der World Cup tatsächlich zum World Cup? - Für 2023 darf man noch keine allzu großen Veränderungen am Kalender erwarten. Wie man hört, soll es aber schon 2024 deutlich mehr Rennen auf mehreren Kontinenten geben.

Dieser Wunsch nach mehr Rennen wurde in der Vergangenheit aus verschiedenen Richtungen oft geäußert. Allerdings, so hört man, hat sich Red Bull hier als limitierender Faktor erwiesen. Um mehr Rennen durchzuführen und vor allem die sehr teure Übertragung jedes Events zu realisieren, wäre für Red Bull zwangsweise eine TV-Übertragung notwendig gewesen. Dies könnte ein maßgeblicher Grund dafür sein, weshalb die UCI relativ überraschend bekannt gegeben hat, zukünftig mit Discovery Sports zu kooperieren. Durch Eurosport scheint eine ausführliche Übertragung im (kostenpflichtigen) Eurosport Player und eine reduzierte Highlight-Version im linearen Fernsehen kein Ding der Unmöglichkeit. Hiermit wären also tatsächlich die Voraussetzungen geschaffen, um den World Cup beispielsweise im Stile der Formel 1 oder der alpinen Ski-Disziplinen in eine weltweite Rennserie mit deutlich über 10 Stopps zu entwickeln. Hierfür müssen wir uns aber noch mindestens bis 2024 gedulden.

# Große Teams wie Canyon, die im Downhill, im XC und in der EWS unterwegs sind, werden diese logistischen Herausforderungen sicherlich gut bewerkstelligen können - zumal davon auszugehen ist, dass durch eine mögliche TV-Übertragung auch die Sponsoren-Gelder steigen dürften. Wie kleinere Teams eine Rennserie, die auf bis zu 5 Kontinenten stattfinden soll, realisieren können, steht hingegen auf einem anderen Blatt Papier.

Welche Implikationen haben diese möglichen Entwicklungen?

Dass sich einiges ändern wird, ist klar. Und auch, dass die UCI oder Discovery oder ESO Sports dringend mehr mit den Teams, Fahrern und Medien kommunizieren muss, wurde am vergangenen Wochenende mehrfach als Wunsch geäußert – denn aktuell weiß niemand so richtig, wie sich die Veränderungen auswirken werden.

So stellt sich beispielsweise die Frage: Wie soll eine wirklich internationale Rennserie mit Stopps auf vier bis fünf Kontinenten überhaupt logistisch umsetzbar sein? Was passiert, wenn Downhill- und Enduro-Rennen im Rahmen desselben Events ausgetragen werden? Müssen sich Fahrer wie etwa Wyn und Ed Masters dann für eine der beiden Disziplinen entscheiden? Oder werden die World Cups über einen Zeitraum von über einer Woche gestreckt, damit alle Disziplinen die nötige Aufmerksamkeit bekommen können? Wenn das der Fall ist und World Cups zukünftig nicht über ein, sondern zwei Wochenenden gehen: Wie können dann perspektivisch 15 bis 20 Events pro Jahr realisiert werden?

# Solche Bilder würde man in der von vorne bis hinten durch vermarkteten Formel 1 wohl eher nicht sehen - abzusehen ist, dass der World Cup insgesamt einen elitäreren Anstrich verpasst bekommen soll. Für kleinere Teams und Privateers dürfte eine Teilnahme schwieriger werden. Das muss nicht unbedingt schlecht sein – wenn es denn attraktive Rennserien gibt, die als Sprungbrett in den World Cup dienen.

Eine Implikation, die sich aus den geplanten Veränderungen ableitet und auch naheliegend ist: Der World Cup dürfte zukünftig deutlich elitärer werden. So waren beim Downhill World Cup in der Lenzerheide rund 160 Elite-Männer und etwa 80 Junioren gemeldet. Fürs Finale qualifizieren sich derzeit 25 Junioren, 20 Juniorinnen, 15 Frauen und 60 Männer. Gerüchten zufolge ist geplant, dass sich zukünftig nur noch 30 Männer für das Finale eines World Cups qualifizieren. Basierend auf den Zahlen aus der Schweiz würde das bedeuten, dass mehr als 80 % der Elite-Fahrer nach der Qualifikation ihre Koffer packen müssen, weil sie den Sprung ins Finale nicht geschafft haben.

Durch die riesige Menge an Fahrer*innen an jedem World Cup-Wochenende kommt es regelmäßig zu Problemen. So mussten die Stars der Szene in Lourdes beim Auftakt der Downhill-Saison teils mehrere Stunden in der Liftschlange stehen, weil die Kapazitäten der Zahnradbahn erschöpft waren. Auch für die Qualität der Strecken ist es nicht förderlich, wenn mehr als 300 Fahrer*innen bis zum Beginn der Qualifikation jeweils fünf bis zehn Runs gemacht haben.

# Riesige Zuschauermassen und die Stars des Sports im Fokus - so sollte ein World Cup idealerweise aussehen. Wenig förderlich ist es hingegen, wenn wie etwa in Lourdes so viele Profis gemeldet sind, dass die Bergbahn gar nicht alle Fahrer*innen rechtzeitig an den Start ihrer Quali-Runs bringt.

Vor allem aber für die (TV-)Übertragung und für die Außendarstellung erscheint es notwendig, dass der World Cup tatsächlich zu einer sehr elitären Veranstaltung wird. Privateers, die auf einer Matratze in der Ladefläche ihres VW-Busses übernachten, um dann in der Qualifikation abgeschlagen auf Platz 154 zu landen, machen zwar auch den nach wie vor etwas anarchistischen Downhill-Sport aus. Doch so wirklich passt dies nicht zum oftmals geäußerten Anspruch, dass der Downhill ja die Formel 1 des Mountainbike-Sports sei. Kevin aus Baunatal kommt schließlich auch nicht auf die Idee, mit seinem getunten BMW 316i beim Qualifying vom Formel-1-Rennen in Monza mitzufahren. Dazu passt auch das Gerücht, dass es zukünftig wohl nicht mehr wie bisher 3.000 € kosten soll, ein Elite-Team bei der UCI zu melden, sondern die Gebühr auf 20.000 € erhöht wird.

Alternative Rennserien müssen her!

Wenn der World Cup tatsächlich vergleichsweise zeitnah zu einer Rennserie wird, bei der wirklich nur die absolute Weltspitze an den Start gehen darf, dann benötigt es dringend neue Rennserien oder eine Reform der bestehenden Rennserien unter dem World Cup. Ein Grund, weshalb viele Downhiller beispielsweise als Privateer am World Cup teilnehmen, ist neben der geringen Hürden auch die immer geringere Attraktivität von Rennen des Europäischen Downhill-Cups. So waren beim letzten Stopp des EDCs im norwegischen Voss gerade einmal 28 Starter in der Elite-Kategorie gemeldet, während eine Woche später in der Schweiz ca. 160 Männer im Training unterwegs waren. Andere Rennen wurden, so hört man, aus Kostengründen abgestuft, sodass man deutlich weniger UCI-Punkte als gewohnt sammeln konnte. Diese braucht man wiederum, um in einem World Cup zu starten.

In den letzten Jahren ist unter dem World Cup ein großes Loch entstanden, das es nun mit attraktiven Alternativen zu füllen gilt. Prinzipiell hätte wohl niemand etwas dagegen einzuwenden, wenn nur die schnellsten 30 oder 40 Männer der Welt im World Cup-Finale an den Start gehen und überhaupt nur 60 bei der Qualifikation antreten dürfen – wenn es unter dem World Cup eine Rennserie gibt, bei der man sinnvoll Punkte für den World Cup sammeln kann, die medial attraktiv ist und wo die Konkurrenz groß genug ist. Dass man dort dann keine Preisgelder im fünfstelligen Bereich erwarten darf oder die Rennen im internationalen Fernsehen live übertragen werden, ist klar. Es braucht aber dringend Alternativen unter dem World Cup, der allem Anschein nach – und aus nachvollziehbaren Gründen – elitärer wird.

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Was zunächst aber viel konkreter und kurzfristiger passieren muss, ist eine klare und sinnvolle Kommunikation gegenüber den Fahrer*innen, Teams und allen weiteren Personen, die seit Jahren im World Cup involviert sind. Einerseits zu behaupten, dass man den World Cup auf ein neues Niveau heben wolle, andererseits aber in internen Dokumenten feststellen, dass die Zeit für eine Neuausrichtung viel zu knapp sei, und in anderen Rennserien zeigen, dass man keinen wirklichen Plan von der Vermarktung der Sportarten hat, ist kein Signal, das für Zuversicht sorgt. Prinzipiell bieten die Disziplinen Downhill, Enduro und Cross-Country ein gigantisches Potenzial. Die Voraussetzungen, um die nächsten Schritte zu gehen, sind definitiv da. Bleibt zu hoffen, dass der Sprung in die Zukunft tatsächlich gelingt.

Was sagen die Macher des EDCs dazu?

Hinter dem Europäischen Downhill Cup und auch anderen erfolgreichen Rennserien wie dem GDC, dem Rookies Cup oder dem während der Corona-Pandemie ins Leben gerufene NotARace in Schladming steht Racement. Der Rennveranstalter aus dem thüringischen Ilmenau verfolgt die aktuellen Entwicklungen natürlich auch sehr gespannt, doch auch hier erweist sich die fehlende Kommunikation seitens der UCI als schwierig. Nach der Veröffentlichung des Artikels hat sich André Baumbach, einer der beiden Geschäftsführer von Racement, bei uns gemeldet, um einige Dinge aus ihrer Sicht zu schildern.

Grundsätzlich ist es so, dass wir den EDC als die Serie ansehen, die die Lücke zum World Cup füllt. Ebenso könnte sie auch in Zukunft genau die Serie sein, die im Artikel gefordert. Der Europacup kann auf bestehende Strukturen zugreifen und hat durchaus eine sehr gute Basis hinsichtlich der Austragungsorte und Strecken. Wir haben es geschafft, die Serie trotz Pandemie mit nur einem Jahr Pause am Leben zu halten. Auch haben die NotARace Veranstaltungen extrem viel Aufmerksamkeit auf den iXS Cup gebracht und das Standing innerhalb der Szene enorm gestärkt. Die Top-Fahrer schätzen alle sehr, was wir machen.

Trotz der sehr schwierigen Bedingungen, die wir immer hinsichtlich des Weltverbandes haben, da wir bspw. keine Infos bzgl. der Daten der zukünftigen Saison erhalten, haben wir eine sehr etablierte Serie. Diese wollen wir im aktuellen Kontext natürlich genau dort positionieren, wie es auch im Artikel vorgeschlagen wird. Eigentlich sind die zwei Komponenten sehr einfach zu benennen, die uns aktuell fehlen: viel Preisgeld, um auch Top-Fahrer*innen anzuziehen und eine gesteigerte Medienaufmerksamkeit. Die Qualität der Veranstaltung ist da, ebenso die hochkarätigen Rennorte.

André Baumbach, Geschäftsführer Racement

Meinung @MTB-News

Veränderungen können gut sein – gerade in Sportarten, die so ein gewaltiges Potenzial bieten wie Downhill, XC und Enduro. Deshalb blicken wir prinzipiell sehr zuversichtlich in die Zukunft. Die Tatsache, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch so viele Dinge ungeklärt sind, sorgt allerdings nicht nur bei uns für ein etwas ungutes Gefühl. Es scheint so, als haben Discovery und ESO Sports sehr ambitionierte Pläne für die Zukunft des Sports. Für deren erfolgreiche Umsetzung ist es unserer Meinung nach aber unerlässlich, die Teams und Medien frühzeitig mit ins Boot zu holen. Gravierende Veränderungen schon in der kommenden Saison sind noch keine zu erwarten. Bleibt zu hoffen, dass der Übergang in die Zukunft des Sports dann tatsächlich gelingt – und sich die Übernahme durch Discovery im Nachhinein nicht als unglückliche Entscheidung erweist.

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