Live-Blog, Klappe, die Zweite! Markus Bauer musste sich heute alleine durchs Renngeschehen kämpfen, da sein Partner Frans krankheitsbedingt aufgeben musste. Doch der deutsche Meister hat trotzdem wieder einiges erlebt: Von der „Flat Tire-Gruppe“ bis zu Carbonlaufrädern in zwei Teilen. Lest selbst! Viel Spaß dabei.
Der Tag beginnt mit dem Frühstück um 4:30 Uhr mal wieder früh – unmenschlich, wie ich finde. Aber das muss so früh vor dem Start sein, denn sonst ist der Blutgeschmack im Mund auf den ersten Kilometern das geringste Problem.
Es wartet die Königsetappe mit 89 Kilometern und 2400 Höhenmetern sowie das „Merino Monster“ auf uns. Das ist nämlich der wohl „most iconic mountain“ hier in Südafrika: 1300 Höhenmeter auf insgesamt 12 Kilometer standen uns bevor. Wirklich hart das Ding! Ich kenne das Monster noch aus dem Jahr 2015 als ich, gemeinsam mit Christoph Sauser, mich hoch gekämpft habe.
Doch der Reihe nach: Gleich beim Aufstehen steht Frans, mein Partner, im Camper und sieht gar nicht gut aus: „Markus, I could hardly sleep. My stomach is really bad!“ Tja, da ist die Erklärung für seinen schlechten Tag gestern. Er hat sich gar nicht erholt und sich jetzt auch noch einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Ein Start heute von Frans? – Unmöglich! Bei einem Teametappenrennen bedeutet dies auch für mich das Aus in der Wertung. Ok, dann gibt es eben Renntraining – auch nicht schlecht.
Ich stelle mich etwas weiter hinten auf in der Startaufstellung, wofür ich auch sogleich die Quittung bekomme, denn 6 Kilometer alleine im Vollgasmodus hinter der Spitzengruppe her ist kein Zuckerschlecken. Als ich diese endlich erreicht habe, schert der Zweitplatzierte vom Vortag, Manuel Fumic, aus: Aufgabe wegen Rückenproblemen, wie ich später erfahre.
Der erste Downhill ist schön flowig, aber ich merke, dass ich schon wieder Luft im Vorderrad verliere. Schnell eine Kartusche rein und die Milch dichtet wieder! Die Gruppe ist damit natürlich weg, aber ich bin mal wieder nicht der Einzige mit einem Plattfuß. Das Terrain hier ist wirklich brutal für Mensch und Material. Also finde ich mich in der „Flat Tire-Gruppe“ wieder, wie ich sie taufe. Cannondale 2 (Marotte/Guerrini), Centurion Vaude (Rohrbach/Geismayer) und Bulls 1 (Huber/ Platt) sind mit von der Partie – alle mit Defekten in der ersten Rennstunde.
Es werden 3:30 min Rückstand gemeldet. Eigentlich ist das Rennen doch nun für uns vorbei, denke ich noch, doch trotzdem bin ich komplett am Limit um die Gruppe zu halten. Ich staune nicht schlecht, denn bei Kilometer 40 erscheint die Spitzengruppe am Horizont – doch wieder hingefahren! Aber keine Minute ausruhen, denn gleich geht’s am Berg voll ab. Bei Kilometer 45 wartet der Anstieg zum „Monster“.
Das komplette Feld wird voll gesprengt! Geismayer/Rohrbach marschieren aus meiner „Flat Tire-Gruppe“ direkt weiter an die Spitze und sind als Erste oben. Ich muss ca. 15 Fahrer ziehen lassen, bevor es in den langen Downhill geht. Auf der fiesen Abfahrt mit steilem, ruppigem Gelände riskiere ich nichts und so hole ich mit dieser Taktik ganze sechs Fahrer wieder ein – Defekte wo man hinschaut. Am schlimmsten erwischt es Daniel Geismayer. Der Gute hat sein Carbonlaufrad mal kurz entzweit. Autsch… die letzten 3 Kilometer müssen gelaufen werden und mit dem Sieg haben die Jungs, trotz der Führung auf dem Gipfel des Monsters, nichts zu tun.
Wäre Frans dabei, wäre ich heute 6. geworden. Passabel würde ich sagen. Aber: Hätte, hätte Fahrradkette, wie man so schön sagt. Gewonnen haben die Youngsters von Specialized (Andreassen/Hatherly). Unglaublich eigentlich, wenn man bedenkt, dass die Zwei oben auf dem Berg sage und schreibe 2:30 min Rückstand hatten. Gut mit 19 Jahren riskiert man gerne mal etwas mehr auf dem Trail ;-). Canyon 1 verteidigt seine Führung als Tageszweiter souverän. Die südafrikanische Paarung von NAD (Bell/Beers) wird 3.
Morgen wartet nochmal ein Tag zum Genießen – wirklich tolle Trails wird es geben. Und es wird wieder heiß. 35 Grad. Heute waren es nur 25. Gerade bin ich sogar noch mit einer Weste beim Abendessen. Es ist wirklich frisch, nur 18 Grad! ;-)
Bis morgen!
Euer Markus
Alle Live-Blogs von Markus Bauer vom Momentum Health Tankwa Trek:
- Markus Bauer beim Tankwa Trek in Südafrika #1: Laktatdusche morgens um 6:30 Uhr!
- Markus Bauer beim Tankwa Trek in Südafrika #2: „Monster“ müssen bezwungen werden, notfalls auch alleine!
- Markus Bauer beim Tankwa Trek in Südafrika #3: Finaler Ritt auf tollen Trails fürs erste vorbei
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