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Michelin Wild Enduro Front & Rear im Test
Die Rückkehr des Reifen-Giganten

Michelin Wild Enduro Front & Rear im Test: Wer zur Jahrtausendwende bereits Downhill gefahren ist, der dürfte einige selige Erinnerungen an Michelin-Fahrradreifen haben. Danach ist es um die Franzosen ganz schön still geworden. Mittlerweile bieten sie unter anderem mit dem Michelin Wild Enduro Front & Rear jedoch wieder zwei Reifen an, die sich an ambitionierte Enduro-Fahrer richten. Kann Michelin an seine alte Glanzzeit anknüpfen? Wir haben es herausgefunden!

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Michelin Wild Enduro Front & Rear: Infos und Preise

In den letzten Jahren hat der französische Reifengigant Michelin wieder ordentlich Leben in seine Fahrrad-Sparte gehaucht. Mit Nico Vouilloz, Sam Hill und seit neustem dem MS Mondraker-Downhill-Team hat man einige der größten Stars der Fahrrad-Branche unter Vertrag. Herausgekommen sind dabei bis jetzt drei EWS-Weltmeister-Titel, ein World-Cup-Sieg sowie die Michelin Wild Enduro-Reifenkombination. Diese besteht aus einer Front- und einer Rear-Version, die sich hinsichtlich Profil, Karkasse und Gummimischung deutlich unterscheiden. Wir sind zwei Sätze der Wild Enduro-Reifen in 29″ unter anderem während der extrem harten und anspruchsvollen Trans Provence gefahren. Vorne kam die Front-Version mit weicher Magi-X-, hinten der Rear-Reifen mit härterer Gum-X-Gummimischung zum Einsatz.

Preis Wild Enduro Front: 69,9571,95 € | Bikemarkt: Michelin Wild Enduro Front kaufen
Preis Wild Enduro Rear: 58,95–67,95 € | Bikemarkt: Michelin Wild Enduro Rear kaufen

# Der Michelin Wild Enduro-Reifen ist in einer Front sowie Rear-Version erhältlich - von der Seite betrachtet gleichen sich diese zwar ziemlich, das mittige Profil unterscheidet sich jedoch deutlich.
# Es stehen verschiedene Gummimischungen, Profile und Karkassen zur Auswahl - die Reifen kosten beim Händler 60–70 €, sind aktuell jedoch auch deutlich günstiger zu haben.
Diashow: Michelin Wild Enduro Front & Rear im Test: Die Rückkehr des Reifen-Giganten
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Michelin Wild Enduro im Detail

Die beiden Versionen der Michelin Wild Enduro-Reifenkombination könnten sich rein optisch kaum mehr unterscheiden. Allerdings ergibt das auch irgendwo Sinn, schließlich sind die Anforderungen an Vorder- und Hinterreifen ebenfalls oft stark unterschiedlich. Der Wild Enduro Front-Reifen verfügt über ein sehr grobstolliges Profil, das sich gut in den Boden einfräsen soll, um Lenkbewegungen zu übertragen. Seiten- und Mittelstollen fallen dabei zirka gleich hoch und groß aus. In der Mitte sind immer zwei Paar stark angeschrägte Stollen nebeneinander angebracht, deren Abstand allerdings zwischen sehr eng und maximal weit wechselt. Das insgesamt tiefe Profil mit seinen großen Zwischenräumen verspricht viel Grip in losem Terrain und eine ordentliche Selbstreinigung. Unser Michelin Wild Enduro Front-Testreifen war zudem mit der optionalen und sehr weichen Magi-X-Gummimischung ausgestattet. Diese soll das Maximum an Grip aus dem Reifen herausholen, verschleißt verständlicherweise allerdings auch schneller.

# Der Michelin Wild Enduro Front hat ein äußerst aggressives Profil - die stark angeschrägten, großen Stollen sprechen für viel Grip in losem Terrain und eine gute Selbstreinigung. Wir haben die Reifen in der weichen Magi-X-Gummimischung getestet.
# Der Wild Enduro Rear-Reifen hingegen setzt auf der Lauffläche auf deutlich kleinere Stollen - außerdem verfügt er über eine etwas härtere Gum-X-Gummimischung und eine schwerere, stabilere Karkasse.

Der Michelin Wild Enduro Rear verfügt über ähnlich große Seitenstollen wie der Vorderreifen – die Mittelstollen wurden zugunsten eines geringeren Rollwiderstands allerdings etwas geschrumpft. Dabei ist die Anordnung ziemlich ähnlich geblieben: In der Mitte wechseln sich immer zwei eng oder weit voneinander entfernt angeordnete Stollen ab. Während diese nach vorne stark angeschrägt sind, bieten sie auf der Bremsseite eine scharfe Kante, dank derer trotz der niedrigen Höhe noch genug Bremsgrip vorhanden sein soll. Am Heck bietet Michelin lediglich die Gum-X3D-Gummimischung an. Diese besteht aus drei verschiedenen Gummisorten und soll viel Traktion mit gutem Rollwiderstand kombinieren. Außerdem ist die Gravity Shield-Karkasse am Heck etwas dicker und widerstandsfähiger als beim Front-Reifen, was sich allerdings auch im Gewicht niederschlägt.

Auf dem Trail

Während der Trans Provence sind wir die Michelin-Reifen auf Santa Cruz Reserve 30-Felgen gefahren, später wurden sie noch auf DT Swiss EX511-Felgen montiert. Die Tubeless-Montage geht absolut problemlos vonstatten. Auf beiden Felgen konnten wir die Reifen mit einer regulären Standpumpe aufziehen – vorausgesetzt, die Santa Cruz-Felgen sind mit frischem Tubeless-Tape bestückt. Auch als die Reifen schon stark angefahren waren, hat sich an der einfachen Montage nichts geändert. Bereits beim Aufziehen fällt allerdings auf, dass die Karkasse des Hinterreifens etwas steifer ist. Während der Trans Provence haben wir aus Sicherheitsgründen auf einen Reifendruck von 2,0 bar hinten und 1,9 bar vorne gesetzt. Nach dem Rennen wurde dieser auf 1,8 bar vorne und hinten reduziert. Schaumstoff-Inserts kamen während des gesamten MTB-Reifen Tests nicht zum Einsatz.

# Um einen genauen Eindruck von den Reifen zu gewinnen, sind wir sie zwar auch auf unseren Hometrails gefahren, die Trans Provence war jedoch ein absoluter Härtetest für die Michelin-Pneus. - Es galt, sechs Tage blindes Enduro-Racing auf einigen der anspruchsvollsten Trails der französischen Alpen zu überstehen.

Beim ersten Losrollen erfüllt sich die Erwartungshaltung in etwa: Der grobstollige Vorderreifen brummt auf der Straße ordentlich vor sich hin, hinten jedoch rollt es sich durch das flachere Profil und die härtere Gummimischung ganz vorzüglich. Durch die zwar flachen, aber scharfkantigen Stollen stellen auch technische Uphills kein größeres Problem war – wir sind selten an einem durchdrehenden Hinterrad gescheitert. So richtig interessant wird ein MTB-Reifentest allerdings erst, wenn sich der Trail gen Tal neigt.

Egal ob auf losen oder harten Böden: Der Michelin Wild Enduro Front konnte uns durchweg mit erstaunlichen Mengen an Grip und Kurvenhalt überzeugen. Selbst auf den hochalpinen Fels- und Schottertrails der Trans Provence biss der Voderreifen zuverlässig zu und fühlte sich dabei verhältnismäßig berechenbar an. Es kam nicht selten vor, dass wir völlig erschöpft und desorientiert viel zu schnell in eine enge, am Abhang befindliche Kurve gestochen sind. Ein ums andere Mal waren wir jedoch erstaunt, wie zuverlässig der Reifen Lenkbewegungen folgt und Bremskräfte auf den Boden überträgt. Am beeindruckendsten empfanden wir den Grip jedoch in lockeren Waldböden. Die zwar hohen, aber auch breiten Stollen knicken auf harten Wurzeln nicht wahrnehmbar weg, graben sich dafür aber ordentlich in die weiche Erde ein und verfügen über eine exzellente Selbstreinigung. Gerade auf unseren Hometrails, auf denen wir jeden Stein mit Vor- und Zunamen kennen, machte sich die gute Führung des Vorderreifens sehr positiv bemerkbar.

# Ob es in diesem Fall wirklich der Vorderreifen war, der dazu geführt hat, dass ich nach diesem Foto nicht gestürzt bin, mag ich angesichts des vielen losen Gerölls mal bezweifeln - doch Situationen wie diese waren bei der Trans Provence an der Tagesordnung. Oft waren ich überrascht davon, wie schnell und sicher ich mit den Michelin-Reifen noch mitten in der Kurve auf eine akzeptable Geschwindigkeit abbremsen konnte.
# Egal, ob auf felsigem, hartem Terrain wie hier …
# … oder auf weichen Waldböden - die Michelin Wild Enduro-Reifen zeigten sich als sehr zuverlässig.

Der Hinterreifen erinnert mit seinem in der Mitte etwas abgeflachten Profil zwar ein wenig an einen Semi-Slick-Reifen, verfügt glücklicherweise jedoch über deutlich mehr Bremsgrip, als man ihm zunächst zutrauen würde. Er ist zwar kein Gripmonster, hat sich aber sowohl in den französischen Alpen als auch im deutsche Mittelgebirge berechenbar angefühlt. Der Kurvenhalt liegt dank der höheren Seitenstollen beinahe auf einem Niveau mit der Front-Version. So präsentiert sich der Michelin Wild Enduro Rear als guter Allrounder, der alles gut, aber nichts perfekt kann. Lediglich in sehr feuchten Bedingungen hätten wir uns tatsächlich etwas tiefer grabende Bremsstollen gewünscht.

# Im Sommer ist die Michelin-Reifenkombination ziemlich ideal - im Winter würden wir uns hingegen eine etwas dickere Version des Front-Reifens wünschen. Dann könnte man diesen in der Gum-X-Mischung auch gut am Hinterrad fahren.

Das ist uns aufgefallen

# Nach drei Tagen Trans Provence war der Hinterreifen schon sichtlich heruntergebremst - einen Verschleiß wie bei diesem Rennen haben wir allerdings noch nie erlebt. Auch Schwalbe und Maxxis-Fahrer mussten nach der Hälfte bereits Reifen wechseln.
# Nach diesem Cut durch einen scharfkantigen Stein war leider Schluss - ansonsten hatten wir in Frankreich keine Probleme mit den Reifen. In Davos kamen bei sehr rücksichtsloser Fahrweise auf 14.000 Tiefenmetern drei Snakebites dazu. Wir würden den Hinterreifen als ähnlich widerstandsfähig wie einen Maxxis Double Down einschätzen.

Fazit – Michelin Wild Enduro Front & Rear

Mit der Kombination aus Wild Enduro Front & Rear meldet sich Michelin wieder eindrucksvoll im Mountainbike-Sektor zurück. Während der Vorderreifen mit viel Grip und Spurtreue begeistert, senkt der Hinterreifen den Rollwiderstand, ohne zu viel Bremsgrip zu opfern. Zudem bleiben beide Reifen immer gut vorhersehbar und kontrollierbar. Jetzt fehlt nur noch eine Front-Version mit verstärkter Karkasse!

Pro / Contra

Pro

  • Grip und Spurtreue an der Front
  • geringer Rollwiderstand hinten
  • sehr vorhersehbares Verhalten
  • kein übermäßiger Verschleiß

Contra

  • gleicher Pannenschutz vorne & hinten wäre wünschenswert
# Die Michelin Wild Enduro-Reifen konnten im Test auf ganzer Linie überzeugen - ambitionierte Enduro-Racer werden den exzellenten Grip an der Front und den geringen Rollwiderstand am Heck zu schätzen wissen.

Testablauf

Wir sind zwei Sätze der Michelin Wind Enduro Front & Rear-Reifenkombination während der anspruchsvollen, sechstägigen Trans Provence gefahren. Nach dem Rennen mussten sich die Reifen in der Schweiz sowie auf unseren Hometrails beweisen.

Hier haben wir Michelin Wild Enduro Front & Rear getestet

Tester-Profil: Gregor Sinn
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 85,5 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 68 kg
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie, von Mountainbike bis Rennrad. Am liebsten ist er jedoch auf Downhill- und Enduro-Bikes unterwegs – gerne auch unter Zeitdruck im Renneinsatz.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach

Preisvergleich Michelin Wild Enduro

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