Steckbrief: Merida One-Sixty
Einsatzbereich | Enduro |
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Federweg | 170 mm/162-171 mm |
Laufradgröße | 29ʺ, Mullet (29″/27,5″) |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 15,2 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL (im Test: M) |
Website | www.merida.com |
Preisspanne | 3.399 € - 12.999 € |
Im vergangenen Herbst hat Merida das Enduro-Bike One-Sixty und den dazu passenden kleinen Trail-Bruder One-Forty präsentiert – und damit das Angebot der abfahrtslastigen Mountainbikes komplett überarbeitet. Mit den Vorgängern haben Merida One-Forty und One-Sixty, die sich dieselbe Rahmen-Plattform teilen, nicht mehr viel gemeinsam. Und die Eckdaten des von uns getesteten One-Sixty können sich durchaus sehen lassen: 170 mm Federweg vorn, die Wahl zwischen Alu und Carbon als Rahmen-Material, dazu die Option auf ein 29″-Setup oder eine Mullet-Konfiguration und darauf basierend entweder 162 mm oder gar 171 mm Federweg am Heck. In Kombination mit der modernen, abfahrtslastigen Geometrie, dem geringen Gewicht und einigen interessanten Detail-Lösungen will Merida so das ultimative Enduro für alle Lebenslagen erschaffen haben. Ob die Rechnung aufgeht, klärt unser Test des 8.999 € teuren Merida One-Sixty 8000.

Im Detail
Wir können nur mutmaßen, doch es würde uns nicht überraschen, wenn das bei der Entwicklung des neuen Merida One-Sixty zugrunde gelegene Lastenheft besonders dick ausgefallen ist. Das neue Modell der Taiwanesen will so ziemlich jeden Aspekt, der derzeit im Enduro-Segment en vogue ist, abgedeckt haben. Das fängt beim geringen Rahmengewicht und der modernen Geometrie an, geht über einen in diesem Federwegs-Bereich eher ungewöhnlichen Flexpivot-Hinterbau weiter und hört auf bei der Anpassbarkeit inklusive Option auf 29″ und Mullet sowie interessanten Werkzeug-Lösungen am Rahmen. Doch der Reihe nach.

Der Kern des Merida One-Sixty ist ein komplett neu entwickelter Rahmen, der als Alu- oder Carbon-Variante erhältlich ist. Alle Eckdaten und die meisten Details sind identisch – lediglich hinsichtlich des Gewichts unterscheiden sich die beiden Ausführungen. Dieses gibt Merida mit 2.460 Gramm für einen Carbon-Rahmen in Größe M an. Die Alu-Ausführung bringt etwa 1.200 Gramm mehr auf die Waage. Prinzipiell lässt sich das Merida One-Sixty auch problemlos in die Trail-Variante One-Forty verwandeln, da der einzige Unterschied der Dämpfer-Hub ist. Beim Trail-Allrounder One-Forty beträgt dieser 57,5 mm, während der Dämpfer-Hub am One-Sixty 65 mm misst.


Beim neuen One-Sixty hat sich Merida vom bisherigen Rahmen-Design mit vertikal positioniertem Dämpfer verabschiedet. Stattdessen ist der Dämpfer nun horizontal unterhalb des Oberrohrs platziert. Beim Blick auf den einteiligen Hinterbau fällt auf, dass hier etwas fehlt. Merida verzichtet auf den eigentlich notwendigen Drehpunkt im Bereich der Hinterrad-Achse und setzt stattdessen auf einen Flexpivot-Hinterbau, bei dem die Sitzstreben die minimale Bewegung ausgleichen. Gänzlich neu ist dieses Konzept nicht. Vor allem im Cross-Country-Segment erfreuen sich solche Rahmen-Designs nicht zuletzt aufgrund des geringen Gewichts immer größerer Beliebtheit. Im langhubigen Enduro-Bereich sind Flexpivot-Hinterbauten bisher allerdings eher die Ausnahme.

Ins Ausfallende integriert ist ein kleiner Flip Chip, mit dem man die Laufradgröße anpassen kann. Serienmäßig werden die Größen XS bis M mit Mullet-Konfiguration ausgeliefert. L und XL sind hingegen mit 29″-Laufrädern ausgestattet. Das Setting des Flip Chips beeinflusst den Federweg: 162 mm sind es in der 29″-Einstellung, während der Hinterbau im Mullet-Setting sogar 171 mm zur Verfügung stellt. Einen Einfluss auf die Geometrie hat der Flip Chip nur insofern, als dadurch die Geometrie-Veränderungen, die aus den unterschiedlich großen Laufrädern resultieren, kompensiert werden. Da sich der Flip Chip in den Dropouts befindet, wächst das Heck im 29″-Setting allerdings um 4 mm.
Weil unterschiedlich große Menschen normalerweise auch unterschiedlich schwer sind, hat Merida die Kinematik jeder einzelnen Rahmengröße angepasst. So wächst die Progression mit steigender Rahmengröße an – von 6,0 % am XS-Rahmen bis hin zu 14,1 % am XL-Rahmen, jeweils gemessen vom Sag-Punkt bei 30 % bis 95 % des Federwegs. Dadurch soll das Merida One-Sixty auch für die Verwendung von Coil-Dämpfern ausreichend progressiv sein. Serienmäßig ist das One-Sixty aber nur mit Luft-Fahrwerk erhältlich.

Bei näherer Betrachtung fallen am Rahmen des Merida One-Sixtys noch einige interessante und praktische Details ins Auge. Das Tretlager ist geschraubt und Unterrohr sowie Hinterbau sind sehr umfassend geschützt – top! Auf der Unterseite des Unterrohrs befindet sich ein kleines Staufach mit verschraubtem Deckel. Eine solche Lösung ist unserer Erfahrung nach zwar weniger für den Trail-Alltag geeignet als ein großes Staufach mit Zugriff auf der Oberseite des Unterrohrs. Für Notfälle lassen sich hier aber gut kleinere Gegenstände verstauen. Gleichzeitig dient das Fach am Merida als Zugang zu den Leitungen. Hinter dem Steuerrohr befindet sich außerdem noch eine Aufnahme für einen Tool Strap.
Stichwort Steuerrohr: Merida verzichtet hier auf Eingänge für die Leitungen. Diese werden stattdessen durch den Steuersatz ins Rahmen-Innere geleitet und dort in Carbon-Röhrchen klapperfrei geführt. Über Vor- und Nachteile dieses Ansatzes lässt sich vortrefflich diskutieren – für eine saubere Optik sorgt es allemal. Selbiges gilt für den in den Carbon-Rahmen integrierten Fidlock-Flaschenhalter. Möchte man einen regulären Flaschenhalter montieren, muss man je nach Modell zu Spacern greifen. Um das Gesamtpaket für alle Lebenslagen abzurunden, verbaut Merida zudem ein kleines Multitool auf der Unterseite des Sattels und der Hebel der Hinterrad-Achse fungiert als entnehmbarer Inbus-Schlüssel.

Geometrie
Mit über alle Größen hinweg langen Reach-Werten, einem 64° flachen Lenkwinkel und einem 79° steilen Sitzwinkel bietet das Merida One-Sixty eine sehr moderne Geometrie, die den Spagat aus Kletter- und Baller-Eigenschaften gut meistern will. Auffällig sind die vergleichsweise niedrigen Stack-Werte. Und während wir für gewöhnlich Bikes in Größe L testen, haben wir uns beim Merida One-Sixty für die M-Variante mit einem Reach von 470 mm entschieden. Mit knapp 500 mm in L und einem entsprechenden Radstand ist das One-Sixty generell für heutige Verhältnisse auf der sehr langen Seite.
Ausstattung
Für einen Preis von durchaus stolzen 8.999 € bietet das von uns getestete Merida One-Sixty 8000 unter anderem ein RockShox-Fahrwerk, das aus einer Lyrik Ultimate an der Front und einem dazu passenden Super Deluxe Ultimate-Dämpfer besteht. Während die elektrische GX-Schaltung aus dem Hause SRAM stammt, sind Shimano XT-Bremsen für die negative Beschleunigung zuständig. Die Race Face Aluminium-Laufräder sind mit griffigen Maxxis-Reifen – Assegai vorne, Minion DHR II hinten, beide mit Double Down-Karkasse – bestückt. Das Cockpit, die Sattelstütze mit gewaltigen 230 mm Hub und die Kontaktpunkte liefert Merida selbst. Das Gewicht von 15,2 kg geht in Anbetracht der auf Abfahrt getrimmten Ausstattung in Ordnung. Neben der von uns getesteten Variante bietet Merida außerdem noch vier weitere Modelle des One-Sixtys an.
- Federgabel RockShox Zeb Ultimate (170 mm)
- Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate (171 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle AXS
- Bremsen Shimano XT
- Laufräder Race Face Turbine R30
- Reifen Maxxis Assegai / Maxxis Minion DHR II
- Cockpit Merida Team TR (780 mm) / Merida Expert eTRII (40 mm)
- Sattelstütze Merida Team TR (230 mm)
Ausstattungsvariante | One-Sixty 10K | One-Sixty 8000 | One-Sixty 6000 | One-Sixty 700 | One-Sixty 500 |
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Federgabel | Rock Shox Zeb Flight Attendant | Rock Shox Zeb Ultimate | Rock Shox Zeb Select | Marzocchi Z1 | Rock Shox Yari RC |
Dämpfer | Rock Shox Super Deluxe Flight Attendant | Rock Shox Super Deluxe Ultimate | Rock Shox Super Deluxe Select+ | FOX Float X Performance | Rock Shox Deluxe Select+ |
Schaltwerk | SRAM X01 Eagle AXS | SRAM GX Eagle AXS | Shimano SLX M7100 Shadow+ | Shimano SLX M7100 Shadow+ | Shimano Deore M6100 Shadow+ |
Kurbel | SRAM X01 Flight Attendant | SRAM X1 Carbon | Race Face Turbine | Race Face Aeffect | Race Face Ride |
Bremsen | Shimano XTR | Shimano XT | Shimano SLX M7120 | Shimano SLX M7120 | Shimano Deore M6120 |
Lenker | Merida Team TR | Merida Team TR | Merida Team TR | Merida Team TR | Merida Team TR |
Vorbau | Merida Expert eTRII | Merida Expert eTRII | Merida Expert eTRII | Merida Expert eTRII | Merida Expert eTRII |
Griffe | Merida Expert EC | Merida Expert EC | Merida Expert EC | Merida Expert EC | Merida Expert EC |
Kassette | SRAM XG-1295 Eagle | SRAM XG-1275 Eagle | Shimano SLX | Shimano Deore M6100 | Shimano Deore M5100 |
Laufradsatz | Reynolds Blacklabel Enduro 289/287 I9 | Race Face Turbine R30 | Merida Expert TR/Shimano SLX | Merida Expert TR/Shimano SLX | Merida Expert TR/Shimano SLX |
Reifen | Maxxis Assegai / Maxxis DHR II | Maxxis Assegai / Maxxis DHR II | Maxxis Assegai / Maxxis DHR II | Maxxis Assegai / Maxxis DHR II | Maxxis Assegai / Maxxis DHR II |
Kette | SRAM X01 Eagle Chain | SRAM GX | KMC X12 | KMC X12 | KMC X11 |
Kettenführung | MRP AMg V2 Alloy 26-32T | MRP AMg V2 Alloy 26-32T | Merida Expert TR ISCG05 | Merida Expert TR ISCG05 | Merida Expert TR ISCG05 |
Sattelstütze | Merida Team TR | Merida Team TR | Merida Team TR | Merida Team TR | Merida Expert TR II |
Sattel | Merida Expert SL | Merida Expert SL | Merida Expert SL | Merida Expert SL | Merida Comp SL |
Gewicht (Herstellerangabe) | 15.01 kg | 15.3 kg | 15.67 kg | 16.65 kg | 16.68 kg |
Preis (UVP) | 12.999,00 € | 8.999,00 € | 5.999,00 € | 4.199,00 € | 3.399,00 € |
Auf dem Trail
Ganz offensichtlich ist in die Entwicklung des Merida One-Sixty viel Hirnschmalz geflossen: Zumindest auf dem Papier erfüllt das Enduro-Bike der Taiwanesen so ziemlich alle Anforderungen, die man sich von einem Bike dieser Kategorie wünscht. Entsprechend gespannt waren wir vor den ersten Ausfahrten auf dem blauen Carbon-Hobel: Kann das Merida One-Sixty die durchaus hohen Erwartungen erfüllen?

Bergauf gibt sich das Merida One-Sixty keine Blöße, sofern man den angedachten Einsatzbereich und das damit einhergehende Gewicht – 15,2 kg bei unserem Testbike – im Hinterkopf behält. Trotz langem Reach fällt die Sitzposition eher kompakt aus. Der Grund hierfür ist der steile Sitzwinkel, der einen auch beim vollem Auszug der Sattelstütze sehr zentral positioniert. Dadurch wirkt das One-Sixty zwar nicht ultraspritzig und man muss sich etwas an das Gefühl gewöhnen, dass mehr Druck als üblich auf den Händen lastet. Doch gerade auf längeren Ausfahrten und in kniffligen Anstiegen macht sich die Sitzposition positiv bemerkbar.
Auf technischen Anstiegen hatten wir keine Probleme mit einer steigenden Front. Der Hinterbau generiert hier viel Traktion, ist für unseren Geschmack aber auch auf langen, gleichmäßigen Anstiegen ausreichend antriebsneutral. Wer komplette Ruhe haben will, greift kurz zum Plattform-Hebel – benötigt haben wir diesen aber eigentlich nicht. Die Kombination aus Maxxis Assegai und Minion DHR II mit Double Down-Karkassen ist allerdings nicht gerade für ihren geringen Rollwiderstand bekannt und zieht ordentlich Körner. In Anbetracht der Ausrichtung und Kategorie klettert das Merida One-Sixty aber sehr gut.

Der Uphill ist beim Merida One-Sixty jedoch eher Mittel zum Zweck, denn der Fokus des Enduro-Schiffs liegt natürlich auf der Abfahrt. Hier konnten wir das langhubige Gerät auf einer Vielzahl von Strecken von loamigen Hometrails bis hin zu langen Bikepark-Abfahrten testen. Auf Anhieb hat das One-Sixty hier ein sehr solides Gefühl vermittelt. Der blaue Blitz lässt sich hier ohne große Mühe präzise auf dem Trail platzieren, setzt jeglichen Input sofort um und liefert im standardmäßigen Mullet-Setup trotz des langen Reaches eine vergleichsweise hohe Agilität.
Auch langen Wurzelfeldern und harten Schlägen nimmt der Hinterbau des One-Sixtys jeglichen Schrecken: ballern kann das Merida sehr gut. Darunter leidet glücklicherweise der Spieltrieb nicht zu sehr. Wenn man möchte, lässt sich das Merida problemlos in die Lüfte befördern, sodass man gerne Ausschau nach der nächsten Kante zum Abziehen hält.

In der Mullet-Konfiguration und den damit einhergehenden 171 mm Federweg am Heck hat uns das Merida One-Sixty fast schon an einen Freerider mit einer gewissen Trail-Bike-Attitüde erinnert. Das kleine Hinterrad, das Plus an Federweg und die 434 mm kurzen Kettenstreben führen zu einem sehr satten Fahrgefühl mit den erwähnten Draufhalte-Fähigkeiten. Definiert man für sich das Thema Fahrspaß aber vor allem über möglichst hohe Geschwindigkeiten, könnte man im Vergleich zu einem 29er etwas die guten Überroll-Eigenschaften und die Ruhe bei schnellen, aufeinanderfolgenden Schlägen vermissen.

Im Verlauf unseres Tests haben wir folglich auf der Suche nach dem letzten Quäntchen Performance und Geschwindigkeit ein 29″-Hinterrad mit Maxxis Assegai – nur mit Exo-Karkasse statt Double Down, dafür mit Insert – eingebaut. Der Umbau ist prinzipiell unkompliziert, erfordert allerdings etwas Geduld – und hat für unseren Geschmack genau zum erhofften Ergebnis geführt: Mit 29″-Setup fliegt das Merida One-Sixty regelrecht über den Trail, ohne dass darunter der Fahrspaß leidet.
Durch das große Laufrad und das 4 mm längere Heck steht man bergab zentraler im Rad und muss das Merida One-Sixty weniger über das Hinterrad fahren. Außerdem bietet das Heck so gefühlt etwas mehr Progression und Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich. Diese Veränderung hat uns sehr zugesagt: Während wir im Mullet-Setup fortlaufend hin- und hergerissen waren, ob wir noch einen zusätzlichen Volumenspacer in den Dämpfer einbauen, hatten wir beim 29″-Setup dieses Bedürfnis nicht mehr. Für uns hat die Kombination aus Geometrie des M-Rahmens mit 29″-Hinterrad und etwas definierterem Hinterbau die optimale Variante mit einem Maximum an Fahrspaß dargestellt.

Das ist uns aufgefallen
- Umbau der Laufradgröße Um am Merida One-Sixty eine andere Laufradgröße hinten zu fahren, muss das Hinterrad ausgebaut und der ins Ausfallende integrierte Flip Chip umgebaut werden. Dafür ist es notwendig, die Luft vom Dämpfer zu lassen und diesen aus dem Umlenkhebel zu ziehen. Dadurch zieht sich der Umbau etwas in die Länge – allerdings wird man ihn, wenn überhaupt, nur gelegentlich vornehmen. Prinzipiell begrüßen wir die Option aber sehr.
- 29″ oder Mullet? Für uns ist die Sache klar: Mit Mullet-Konfiguration hat uns das Merida One-Sixty sehr gut gefallen, mit 29″-Laufrädern allerdings noch besser. Hier haben für unser Empfinden die Fahrposition, die Geometrie und die Performance des Hinterbaus optimal harmoniert. Umso bedauerlicher ist es, dass Merida das One-Sixty in Größe M serienmäßig ausschließlich mit kleinem Hinterrad anbietet.
- Merida Team TR-Sattelstütze Die verbaute und hauseigene Merida-Variostütze bietet einen Hub von sage und schreibe 230 mm, der sich in 30 mm-Schritten anpassen lässt. Der Umbau ist unkompliziert. Ob man wirklich die ganzen 230 mm Hub benötigt, hängt wohl von den individuellen Vorlieben ab. Prinzipiell hat die Merida-Sattelstütze gut funktioniert. Allerdings hatten wir nach einigen Monaten Benutzung in der nasskalten Jahreszeit deutlich sichtbaren Abrieb an der Stütze. Generell kann das Plus an Hub an Bikes wie dem Merida sinnvoll sein, da der Sattel durch den sehr steilen Sitzwinkel in eingefahrenem Zustand weiter vorne ist, als man das kennt. Hieran hat man sich nach einigen Fahrten gewöhnt und weiß fortan die größere Bewegungsfreiheit zu schätzen.
- Lack-Qualität Wir sind das Merida One-Sixty bei teils sehr widrigen Bedingungen im Herbst und Winter gefahren. Dabei wurde das Rad nicht unbedingt geschont. Kratzer oder stumpfe Stellen an der sehr schicken blauen Lackierung hätten uns folglich kaum verwundert. Doch auch nach Ende unseres Tests sieht das Merida One-Sixty super aus. Die Lack-Qualität ist hervorragend – hier können sich einige Hersteller bitte eine Scheibe abschneiden.
- Implementierung der Detail-Lösungen Einige Details am Merida One-Sixty sind sehr schön gelöst: Der verschraubte Hinterbau-Fender tut seinen Dienst und auch die Möglichkeit, einen Tool Strap zu montieren, begrüßen wir. Wer nicht nur bei eitel Sonnenschein unterwegs ist, wird auf das exponierte Multitool unterm Sattel allerdings verzichten können. Und das in die Hinterrad-Achse integrierte Werkzeug hat für ein massives und nerviges Klappern am ansonsten leisen Bike gesorgt. Auch der Verstell-Mechanismus der Sattelstütze wird in diesem Leben keinen Schönheitspreis mehr gewinnen.
- The privateer’s choice So jedenfalls bezeichnet Merida das von uns getestete One-Sixty 8000 auf der Website. Das ist eine eher gewagte Aussage, denn immerhin wird ein stolzer Preis von 8.999 € für das Modell aufgerufen. Abgesehen von einigen ordentlichen Dellen am Hinterrad (auf das Race Face allerdings eine lebenslange Garantie gewährleistet) und dem Abrieb an der Sattelstütze hat die sehr solide Ausstattung allerdings auch keinen Anlass zur Kritik geboten.
Fazit – Merida One-Sixty
Das Merida One-Sixty ist ein sehr gelungenes Enduro-Bike, dem der Spagat zwischen kompromissloser Race-Maschine und spaßiger Trail-Fräse mit ordentlich Reserven gut gelingt. Auch die Uphill-Eigenschaften können sich für ein Rad dieser Kategorie sehen lassen, zumal die Ausstattung klar die Abfahrt im Blick hat. In Anbetracht des Premium-Preises hätten wir uns aber auch entsprechende Premium-Detaillösungen gewünscht. Schade ist außerdem, dass es 29"-Laufräder serienmäßig erst ab der sehr langen Rahmengröße L gibt. Unterm Strich ist das Merida One-Sixty aber ein tolles Bike, das sehr viel sehr richtig macht.

Pro / Contra
Stärken
- Kombination aus Fahrspaß und Baller-Fähigkeit
- insbesondere mit 29"-Laufrad definiertes Heck mit ausreichend Reserven
- gute Uphill-Eigenschaften
- vielfältige Anpassungs-Möglichkeiten
Schwächen
- 29"-Laufräder erst ab Rahmengröße L serienmäßig
- verbesserungsfähige Details
- hoher Preis

Testablauf
Wir haben das Merida One-Sixty mehrere Monate lang sowohl auf ausgiebigen Hometrail-Touren als auch auf einem mehrtägigen Bike Park-Ausflug getestet. Dabei wurde fleißig getreten, aber selbstverständlich auch ausgiebig auf Shuttle- und Liftunterstützung zurückgegriffen.
Hier haben wir das Merida One-Sixty getestet
- Bozi Dar, Tschechien teils sehr schnelle und flowige Trails, teils harte und steinige Downhill-Strecken in und rund um den Bikepark
- Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz kurze, natürliche Trails auf trockenem bis steinigem Boden
- Taunus, Hessen naturbelassene Trails sowie gebaute DH-Strecken und Flowtrails mit zahlreichen Wurzeln und Steinen von flach bis steil
- Fahrstil
- verspielt, immer auf der Suche nach der nächsten Shralp-Kurve
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- flotter Rebound, wenig Compression, hinten etwas softer als vorne
- Vorlieben bei der Geometrie
- Lenkwinkel flach, aber nicht zu flach, mittellange Kettenstreben, Reach lieber etwas kürzer als zu lang
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- moderater Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
103 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch wollte bewusst das Alu, da die Carbon Varianten, imho, völlig überteuert sind, mir ein bisschen mehr Gewicht wurscht ist (hatte davor ein Privateer ;-)), und ich Alu als besser für die Umwelt bewerte.
Ich habe direkt fast alles an dem Rad gegen meine favorisierten Teile getauscht:
ZEB ultimate, E1700 LRS, OneUp alu Lenker, GX Schaltung komplett, kürzere Kurbeln, SQLab 911 Sattel, RS SuperDlx Dämpfer mit dem Tune der in den Carbon Varianten des Meridas verbaut ist.
Nötig wär einiges wohl nicht unbedingt gewesen - aber man gönnt sich ja sonst nichts ;-)
Nur den original Fox Dämpfer bin ich 3x gefahren bevor ich ihn gegen den RS getauscht habe, da der RS nicht rechtzeitig bei mir war und ich nicht mehr warten wollte.
(Der Fox war übrigens meiner Meinung nach überraschend gut! Die LSCompression Verstellung würd mir fehlen, aber sonst. Gelunger Tune, guter und billiger Dämpfer)
(und als Überraschung für mich - ordentlich entlüftet sind die SLX imho nicht von den XT zu unterscheiden. Deswegen sind auch noch die Originalen drauf)
Bin es als Full29er (ne Woche Hometrails und ne Woche in Finale) gefahren, bevorzuge im direkten Vergleich aber den Mulletaufbau (noch etwas verspielter).
Fahre das Merida in Größe M bei einer Körpergröße von 179cm (bin also, wie immer, zwischen M und L - fahre im Zweifel aber lieber die kleineren Größen. Finde ich lustiger - und glaube genug Fahrtechnik zu haben, dass es mich nicht merklich langsamer macht. Nein, nichtmal auf der DH in Schladming ;-))
Fahre alles von Hometrails in den Voralpen mit 500 bis 1500hm treten, über technisches Alpines, Endurolastiges und Finale Zeug, bis zu DH Trails in Bikeparks. Am liebsten natürliches, verblocktes, technisches ala Reschenpass, Paganella (die Verbindungstrails), etc
und fahre seit 15 Jahren ordentlich MTB, ca. alle 2 Jahre mit einem aktuellen Bike. Etwas Erfahrung ist also da
Bisheriges Fazit: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten:
Meiner Meinung nach ist das Bike eine sehr gelungene Mischung aus Prügelbar und Spassig!
Nicht ganz so "augenzuunddurch" wie das Privateer - aber deutlich verspielter.
Treten tut es sich für Gewicht und Federwegsklasse auch gut.
In Kurz: Es fährt sich wirklich, wirklich sehr gut für meinen Geschmack! 9/10 Punkte
Aber:
Stranges aber unwichtiges:
Würde ich es wieder kaufen ... hmm, ich weiß nicht?
Vom Fahrverhalten her eindeutig ja!
Aus Sicht der Haltbarkeit eher nein - da bin ich wirklich Besseres gewöhnt.
Die Carbon Variante könnte das teilweise lösen? Ist aber einfach viel zu teuer.
Hoffe, dass diese Zusammenfassung hilft.
Sollts noch fragen geben - einfach fragen
und ein schnelles und für Besitzer wichtiges update!
Sail & Surf (Merida Vertrieb für Ö) hat am 11.7.23 ein offizielles Mail an Händler ausgeschickt, dass die Hinterbauschrauben (die auch bei mir betroffen sind) und die Bremsadapterschrauben mit einem signifikant höheren Drehmoment (25 statt 15NM beim Hinterbau) als aufgedruckt anzuziehen sind um zu verhindern, dass sich diese lösen und den Hinterbau zerkratzen (wie eben bei mir passiert).
Das auf meine Anfrage zu dem Hinterbauschaden - trotz diesem Mail das mein Händler nicht kannte - Sail&Surfs Erstreaktion war, mir kostenpflichtig (!) einen neuen Hinterbau und neue Schrauben anzubieten, empfinde ich als Frechheit!
Und habe dementsprechend jetzt meinen Händler angewiesen mir sämtliche Ersatzteile und Arbeitsleistung gratis zur Verfügung zu stellen.
Bin gespannt wie Sail&Surf reagiert ....
(Wenn wer das gleiche Problem hat und das offizielle Mail braucht - PN)
hmm jetzt eher so medium begeistert. vorallem da die preise offenbar immernoch stabil sind. und headsetrouting
Hmm, bei dem Kurs darf man mehr erwarten.
Wie würde zum Beispiel Kalle mit so etwas umgehen. So viel mehr kosten seine Bikes auch nicht.
Ich bleibe dabei: Merida WAR ein PL- Wunder. Jetzt wollen sie sein, was sie nicht sind. Und verlangen Preise, die sie nicht bedienen.
Merida hätte einfach VolksBike bleiben sollen.
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