Einige von euch haben die Ergebnislisten schon anderswo gecheckt – unser rasender Außenreporter ist beim Megavalanche auf Platz 19 vorgefahren. Hier nun sein Rennbericht, Geschichten aus dem Fahrerlager und die besten Bilder von David Schultheiß. Gewonnen hat Remy Absalon vor Jerome Clementz, Rene Wildhaber und Nicolas Vouilloz.

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Max Schumann vollstoff bei einem seiner Trainingsläufe – so viel Platz hat hier im Rennen niemand.

Der Vorabend:

Bis jetzt waren es vor allem wunderbar entspannte Tage hier in Alpe d’Huez. Gutes Wetter, endlich viel Vergnügen auf den flowigen Trails. Genuss der traumhaften Bergwelt. Einfach eine gute Zeit mit ähnlich verrückten Bikern.

Doch nun wird es bald ernst. Morgen früh um 9.00Uhr fällt der Start.

Alle sind schon leicht nervös, eine buntgemischte Gruppe von deutschen Mountainbikern hat sich vor dem Hotel Christina versammelt. Es werden gemeinsam noch 1,2,3,4 Beruhigungsbier getrunken und in lustiger Runde alte Megavalanche Geschichten ausgetauscht.

Der eine oder andere schraubt und bastelt noch an seinem Bike. So auch ich. Spontan habe mich dazu entschieden, sicherheitshalber doch auf das kleine Kettenblatt zu verzichten und eine ordentliche Kettenführung zu installieren, die die Jungs von 77designz freundlicherweise aus ihrer Ersatzteil-Kiste zusammenstellen konnten. Fehlendes Werkzeug, Kettenblattschrauben und eine längere Kette wurde vom Rest der netten Runde zusammengestellt. Vielen Dank nochmal an alle dafür.

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Rene Wildhaber ist „Mr. Megavalanche“ – dieses Jahr lag er zwischenzeitlich in Führung, musste den Sieg nach einem Sturz aber abschreiben.

Im Nachhinein war es eine sehr gute Entscheidung. Man fährt doch wesentlich entspannter, wenn der Kopf nicht ständig an eine abspringende Kette denken muss. Die steileren Gegenanstiege sind glücklicherweise auch alle so kurz, dass man sie im Wiegetritt hochtreten kann. Und auf den mitttlerweile zum Teil extrem ausgefahrenen Trails rumpelt es doch bisweilen mehr als ordentlich.

Die Nacht schlafe ich schlecht. Bilder von ins Tal stürzende Bikemassen schießen immer wieder in meinen Kopf. Wird der Start einigermaßen gelingen? Werde ich heil über den Gletscher kommen? Wird im Laufe der langen Strecke alles gut gehen? Werde ich vielleicht sogar vorne mitfahren?

 

Das Rennen

Ab 6.00Uhr früh stehen die Biker am Lift. Über zwei Stunden werden wir in eisiger Kälte 3330 Meter über dem Meer auf den Start warten müssen. Einige haben sich Schlafsäcke mitgebracht, die meisten laufen vor Nervösität und Kälte im Kreis. In den ersten Kurven durch das grobe Geröll werden noch ein letztes Mal mögliche Linien gecheckt. Rene Wildhaber steht mit Spitzhacke bewaffnet am Fuß des ersten Schneefeldes und hackt tief festgefahrene Spurrillen aus dem Eis. Der Mann weiß, was sich gehört und vor allem auch, dass er genau hier gleich gemeinsam mit den anderen Pros in Höchstgeschwindigkeit vorbeirasen wird.

Dann geht es los. ALARMA, harter Techno dröhnt aus den Lautsprechern, Hubschrauber steigen auf, 400 Biker scharren nervös mit den Füßen im Schnee.

Start! Die Meute setzt sich in Bewegung. Die erste Reihe hat freie Fahrt, alle anderen haben Probleme. Halb fahrend, halb schiebend stürzen sie übereinander, rutschen über das Eis, fahren sich gegenseitig um, rappeln sich wieder auf, kämpfen sich weiter. Die ersten Kilometer der Megavalanche sind alles andere als ein Vergnügen. Es geht über gefrorenen Schnee mit tief eingefahrenen Spurrillen, durch grobes Geröll und über blankes Gletschereis.

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TopGuns in der ersten Reihe: Nico Vouilloz, der orangene POC-Fahrer, Rene Wildhaber – sie lagen alle in Führung, am Ende gewinnt aber Remy Absalon.

Die Jungs die sich hier herunter stürzen, müssen verrückt sein – und ich bin mitten drin. :-)

Besonderes Glück habe ich nicht gehabt. Mehrfach gestürzt und umgefahren habe ich einige Plätze verloren. Im Grunde bin ich aber absolut froh, ohne ernsthaften Sturz oder Defekt am Traileinstieg angekommen zu sein. Jetzt beginnt der Spaß.

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Absolutes Chaos weiter hinten im Feld – Durchkommen ist alles.

Die langen Trailabfahrten hänge ich heute durchgehend an anderen Hinterrädern. Gelegenheit zum Überholen gibt es nur in den Tretpassagen. Davon aber reichlich. Als ich im ersten längeren Gegennastieg auf eine 5 Gruppe auffahre entwickelt sich ein spannender Kampf. Von nun an wird die Fahrt zu einem echten RadRennen. Auf den Tretpassagen wird attackiert und überholt, im Trail fährt sich die Gruppe wieder zusammen. Habe ich mich an den meisten Gegenanstiegen leicht verzockt, gelingt es mir gegen Ende mich doch ganz vorne in der Gruppe zu positionieren.

Im Ziel erfahre ich, dass sich die Mühe gelohnt hat – Top20, genial! Im Nachhinein hätte man natürlich noch einen Ticken schneller fahren können, oder mit einer größeren Kassette bergauf etwas Zeit rausholen, oder aus der ersten Reihe starten… aber sonst hätte man ja auch keinen Grund im nächsten Jahr wieder zu kommen.

Ergebnisse:

Remy Absalon konnte einen sicheren Sieg einfahren. Mit 49 Sekunden Abstand verwies er Vorjahressieger Jerôme Clementz auf Platz 2. „Mister Megavalanche“, Rene Wildhaber, der hier schon 6 Mal gewinnen konnte, landete auf dem dritten Platz vor Nicolas Vouilloz auf Platz 4 und Karim Amour auf Platz 5.

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„Im Training hörten wir jemand „Anne-Caro, Anne-Caro!“ rufen – als dann aber ein Fahrer so derbe vorbeigerauscht kam, war ich mir sicher: Da war wohl einer von den schnellen Jungs trainieren. Die Frau ist unglaublich.“ – Max Schumann

Bei den Damen hat Anne-Carolin wie erwartet einen deutlichen Sieg einfahren. Sie kam mit über 7 Minuten Vorsprung auf die Zweitplatzierte Pauline Dieffenthaler ins Ziel. Dritte wurde Valerie Priem.

Die weiteren Plätze:

Männer:
Frauen:

Ich freue mich auf nächstes Jahr. Das gesamte Event, die Stimmung unter den Fahrern, die Organisation und vor allem die endlosen Trails sind einfach genial. Wer es irgendwie einrichten kann, der sollte zum Megavalanche nach Alpe d’Huez kommen – mindestens einmal im Leben.

– Max –

Quali-Video

Final-Video

Megavalanche 2011 Alpe d’Huez from 1628films on Vimeo.

  1. benutzerbild

    Joey

    dabei seit 03/2004

    abgefahren, aber auch das nicht bis zum limit, also nach vier Mega's kann ich das Wort Materialschlacht nicht wirklich gelten lassen, aber mit der Zeit waechst die Erfahrung, und man weiss was haelt, und wovon man besser die Finger laesst.

  2. benutzerbild

    Johnny Jape

    dabei seit 11/2008

    den abschnitt im 1628 film bei 2:00?!?!?
    gabs den schon immer, sehe ich so zum 1. mal

    krank

  3. benutzerbild

    Joey

    dabei seit 03/2004

    ja, gab's schon vorher, aber da lag immer schoener Schnee...diesmal wars dreckiges Eis bedingt durch den Schneemangel waehrend des Winters.

  4. benutzerbild

    Basscommander

    dabei seit 02/2004

    Also das mit der Zeitorganisation kann ich nicht so wirklich nachvollziehen...
    Man hat zum einen immer die Möglichkeit sich durchzudrängeln, wenn man ne kleinere Nummer hat, und zum "Hauptrennen" war ja wohl sowas von genug Zeit.
    Morgens um 6h den Lift in OZ, und dann um 7h oben am Pic Blanc gewesen... ohne drängeln, ohne Probleme.

    Ich für meinen Teil bin mit dem großen Rad gefahren (Zonenschein Zypher - 200mm/245mm - 17,9kg - 1x9spd - Semislick hinten/Ardent Vorne), nachdem ich es mal mit dem kleinen (Cube Stereo 150mm/140mm - 14,XXkg - 2x10spd - Ardent/Ardent) versucht habe.
    Die Strecken sind zum Schluß der Woche einfach so krass ausgebombt, dass jeder Millimeter Federweg das ganze sehr viel erträglicher macht, vor allem für die Arme.
    Als Ideal erachte ich aber ein Rad mit H160/V160-180mm.

    Nächstes Jahr nochmal!

  5. benutzerbild

    BIKESTARR

    dabei seit 01/2011

    Glückwunsch!!!

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