Regen, Schnee und winterliche Temperaturen: Die Megavalanche 2014 ist alles andere als einladend und trotzdem pilgerten auch dieses Jahr ein weiteres Mal knapp 2000 Abfahrtshungrige nach Alpe d´Huez, um sich in der Mega-Lawine zu beweisen. Unter ihnen sind auch Lisa und Markus, die für uns live vom Geschehen am Pic Blanc berichten werden – für die Top-Fotos sorgt unser Fotograf Hoshi Yoshida. Dass es sich 2014 um keine „normale“ Megavalanche handelt, ist schon jetzt klar – nicht nur weil nahezu alle Favoriten beim zeitgleichen Stopp der EWS in La Thuile an den Start gehen, sondern auch weil die Startpunkte von Quali und Rennen aufgrund der Witterung drastisch verlegt werden mussten. Wie genau die Lage vor Ort aussieht, schildern euch nun unsere beiden Live-Blogger.
# Los geht´s! – Das Training ist eröffnet, doch das Wetter ist alles andere als einladend.
Megavalanche 2014 – das Rennen kann kommen!
Früher Morgen in Alpe d´Huez – das laute Prasseln des Regens auf unser Zeltdach ist kaum zu überhören. Etwas Gutes hat es ja, so lässt sich wenigsten ohne schlechtes Gewissen ausschlafen. Einen Schlammanstrich können wir uns auch später noch abholen, und die Hoffnung, dass das Wetter für das Training auf der Quali-Strecke noch aufreißt, stirbt schließlich zuletzt. Das Wetter bei der legendären Megavalanche 2014 ist auf jeden Fall sportlich!
Dennoch starten wir guter Dinge in den ersten Trainingstag. Gestärkt durch Pain au Chocolat, Croissants und guten Café werfen wir einen ersten Blick über den Zeltplatz. Dieser ähnelte aufgrund des miserablen Wetters und der starken Niederschläge eher einem schlammigen Schlachtfeld. Der Blick nach oben in Richtung Pic Blanc zeigt Neuschnee – nicht viel, dafür aber bis knapp unterhalb des Quali-Startpunktes. Erstaunt und verstört zugleich wenden wir unseren Blick ab und schauen in Richtung Gondel, wo sich vereinzelt hoch motivierte Biker in kompletter Regenmontur inklusive mülltütenverpackter Schuhe zusammen mit einer Gruppe Ski-Rennfahrern auf den Weg nach oben machen. Scheint nach Spaß auszusehen – nicht wirklich!
Lisa: Eigentlich könnte ich über die Wetterkapriolen lachen und mir denken: „Gut, dass ich da nicht rauf muss. Da geh ich doch lieber gemütlich Café trinken – bloß nicht schmutzig werden!“ Hätte ich machen können, würde nicht manchmal alles anders kommen als man denkt. Ursprünglich war mein Plan, dem Rennen vom Streckenrand aus beizuwohnen und ansonsten eine Woche lang das schöne französische Wetter zu genießen.
Dass das mit dem schönen Wetter wohl nicht klappen wird, zeigten mir einige zugeschlammte Biker bereits bei unserer Ankunft in Alpe d´Huez. Hinzu kam, dass mich die Teilnahme täglich mehr kitzelte und ich mich auf den Trails und meinem Bike eigentlich recht wohlfühlte. Als ich dann ein „warum fährst du eigentlich nicht mit? Meld‘ dich doch noch an, sonst sind so wenig Mädels dabei!“ zu hören bekomme, ist mein Entschluss gefasst. Also gut – ich bin dabei! Motiviert marschiere ich ins Rennbüro und setze meine Unterschrift unter das Anmeldeformular. Auf dem Weg zurück zum Zeltplatz setzt erneut Regen ein, gefolgt von Wind und Nebel.
# MEGA!
Markus: Nach einem stark verregneten Vormittag mache ich mich erst nach dem Mittagessen und einer ordentlichen Siesta auf den Weg zum Training. Alleine, denn Lisa fährt ja nicht mit (denke ich). Die Strecke präsentiert sich wie erwartet in klatschnassem Zustand, doch zum Glück findet die Eisdusche von oben endlich ihr Ende. Links und rechts gehen die Ränder der matschig braunen Strecke über in weiß verschneite Bergwiesen.
Zurück am Zelt treffe ich auf eine grinsende und „gscheid“ (Hochdeutsch = ganz ordentlich) motivierte Lisa, die mir stolz und etwas aufgeregt verkündet, sich gerade angemeldet zu haben. „Ich wäre dann startklar für eine Besichtigungsfahrt der Quali-Strecke“, sprudelt es freudig aus ihr heraus. Also erneut zum Lift und ab nach oben in die Wolkensuppe. Genuss ist dann doch etwas anderes, denke ich mir auf den ersten paar Metern im Schneefall, doch die Gedanken verfliegen schnell in den ersten spaßigen Anliegern. Jetzt auf der zweiten Fahrt merke ich, dass es schon schwer Sinn macht, die etwas kniffligeren Lines einmal alle am Stück durchgefahren zu sein, so dass man im Rennen dann weiß, was Sache ist. Auch Lisa stellt sich gut an und kann gleich alles aufs erste Mal durchziehen. Breites Dauergrinsen ist die Folge, und die Entscheidung mitzufahren, wird schnell als richtig abgehakt.
# Downhill-Bike oder Enduro? – Jedes Jahr muss sich die Frage über das richtige Bike für die Quali erneut gestellt werden – in der Regel fällt die Wahl auf´s Enduro.
# Markus wählt das DH-Bike – Aufgrund des deutlich nach unten verlegten Quali-Startpunktes fallen zwei lange Tretstücke weg, daher entscheidet sich Markus für´s grobe Gerät.
Lisa: Schon nach nur einer Besichtigungsfahrt auf der Quali-Strecke bin ich komplett durchgeweicht und ebenso schlammverschmiert wie alle anderen. Den unteren Teil der Strecke von Alpe d’Huez nach Huez hab‘ ich immer noch nicht besichtigt – das wird dann wohl mal richtig „enduro“, denn werde ich wohl auf Sicht fahren müssen. Hoffentlich sind bis morgen unsere Sachen wieder trocken, aber ich freue mich schon MEGA auf die Quali! Ok, ich gebe zu, ich freue mich, bin aber nervös. Wie immer geht mir durch den Kopf, was wohl die anderen können, wie der Start verlaufen wird, wie sich alle auf dem Trail drängeln werden und und und. Aber auch dieses Mal wird es wie bei allen anderen Rennen schon irgendwie werden, auch wenn es meine erste Mega-Teilnahme ist.
# Herrlich! – Wer bekommt da nicht Lust, sich samt Bike so richtig einzusauen?
Fazit der Streckenbesichtigung: Der obere Bereich der Quali-Strecke ist ein Mix aus Bachläufen, Steinfeldern und Schlammgruben. Zu viert machten wir uns auf den Weg und suchten nach den besten Lines. Ein besonderes Highlight im rutschigen Matsch ist ein nasser Northshore, der zwar mit einer Gummimatte versehen ist, aber dennoch nicht wirklich einladend aussieht. Durch sauberes Anfahren war das Ding dann trotz Drop am Ende ganz gut zu bewältigen, allerdings fragt man sich schon, ob das nach einem Massenstart auch noch gut gehen wird (vor allem, weil die Schneefallgrenze mittlerweile dort angelangt ist). Mit der sinkenden Schneefallgrenze verschiebt sich auch der Start der Qualifikation immer weiter nach unten. Auch die für Samstag geplanten Rennen Mega-Lady, -Challenger & -Affinity I sind aufgrund der Wettervorhersage keinesfalls von oben aus durchführbar. Der Start wird derzeit immer noch auf 2.700m angesetzt – verständlich, dass 3.200m nicht denkbar für einen Massenstart bei Nebel und Schneetreiben sind.
Die schlammige Bekleidung ist bereits abgespritzt und hängt über der Heizung, die sind Bikes wieder erkennbar und schlammbefreit, der Hunger ist gestillt und wir selbst befinden uns in der Erholungsphase. Na, dann kann ja nix mehr schiefgehn. Megavalanche 2014, wir kommen!
# Wasser wohin das Auge blickt.
Bilder vom Training
# Französisches Alpenidylle? – Keine Spur: das schlechte Wetter lässt kein bisschen Ausblick zu.
# Sau rutschig! – Die matschüberzogenen Felsen bieten kaum Halt – Bremse auf und durch!
# Sie nehmen es mit Humor.
# Kein Zuckerschlecken! – Die North Shore-Sektion im oberen Teil der Quali-Strecke sorgt jedes Jahr erneut für Stürze und Ausfälle.
# Überarbeitet – Für das diesjährige Rennen wurde die Sektion überarbeitet, nachdem sie letztes Jahr aus dem Rennen genommen werden musste.
# Freie Fahrt durch Schnee und Wasser.
Text: Lisa Breckner & Markus Tonak // Bilder: Hoshi Yoshida
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