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Megavalanche 2014 – Mega Ladies
Auf dem Hosenboden durch den Matsch [Blog & Fotostory]

Wie man diversen Facebook- und Twitter-Einträgen der Megavalanche-Organisatoren entnehmen kann, wurde das diesjährige „Mega Ladies“-Rennen von Mélanie Pugin dominiert. Nachdem die DH World Cup-Gesamtführende Manon Carpenter die gestrige Quali für sich entscheiden konnte, wurde die schnelle Britin heute auf die Plätze verwiesen – genauer gesagt auf Platz 3. Es war ein überaus matschiges Rennen, das zu allem Überfluss bei Schnellfall gestartet wurde. Umso respektabler damit der Sieg der jungen Französin. 

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# Erneut Sauwetter – Nach einem kurzen Hoch am gestrigen Quali-Tag zog am heutigen Samstag erneut ein Tief über Alpe d´Huez hinweg.

Lisas Blog zum Rennen

Power-Frühstück: g’scheid gesund und g’scheid viel!Als ich am frühen Morgen schläfrig die Augen öffne, stelle ich fest, dass das Weckgeräusch nicht vom Wecker, sondern erneut vom prasselnden Regen auf unserem Zeltdach stammt. Immer stärker schlagen die Tropfen auf die dünne Plane und schnell ist klar, dass sich die Sonne zum heutigen Rennen nicht zeigen wird. So richtig zieht es mich nicht aus dem Schlafsack, vor allem da ich in Gedanken bereits am 2.800 Meter hoch gelegen Start bin, der heute alles andere als gemütlich werden dürfte. Ich überlege mir meine Kleidungsstrategie, denn es gilt so lange wie möglich trocken zu bleiben. In der Zwischenzeit bereitet Markus mein Power-Frühstück zu: g’scheid gesund und g’scheid viel! „Das wirst du noch brauchen,“ sagte er – ich weiß, dass er verdammt richtig liegt. Unter Berücksichtigung der bevorstehenden Anstrengung löffele ich mein Riesenmüsli inkl. Protein-Pulver artig vor mich hin und sage nichts. Beim Rote Rüben–Saft streike ich jedoch – man muss es ja nicht übertreiben.


# Strömender Regen säumte den Weg zur Gondel.

Bereits auf dem 100 Meter langen Anfahrtsweg zur Gondel werde ich klitschnass. Die Handschuhe sind nass, Wasser dringt bereits in die Schuhe und die Hose wird so oder so vom Hinterreifen zugematscht. Auf dem Weg nach oben teile ich die Gondel mit vier kurz angebundenen Startern aus dem „MEGA Challenger“ Rennen. „Are you looking forward to the mud?“, fragt einer. Nur wortloses Kopfschütteln ist die Antwort. Die restliche Gondelfahrt verläuft ebenso ruhig, jeder versucht wohl irgendwie seinen inneren Frieden bei den vorherrschenden Bedingungen zu finden. Zu allem Überfluss muss man noch von der ersten zur nächsten Gondel pedalieren. Diese 20 Minuten geben meiner Kleiderwahl den Rest und ich setze im Geiste schon eine wetterfeste Regenhose auf den Wunschzettel.

Immerhin geht es meiner Tret-Kollegin Manon Carpenter nicht anders und auch sie fröstelt sich von der ersten zur zweiten Gondel und hofft auf Temperaturen über dem Gefrierpunkt im Startbereich. Dass unsere Hoffnung recht naiv war, zeigen uns die münzgroßen Schneeflocken, die uns oben ins Gesicht peitschen. Herzlich willkommen am Dôme des Rousse! Ich suche sofort das nächstmögliche freie Zelt, um mir die Wartezeit wenigstens im Trockenen mit vielen Aufwärmübungen um die Ohren zu schlagen. Endlich der erlösende Aufruf, Mädels zum Start! Wir werden der Quali-Platzierung nach aufgerufen und können uns den Startplatz aussuchen. Ich stehe in der ersten Reihe, allerdings recht weit außen: nicht ganz optimal, aber ich bin wildentschlossen Gas zu geben. Diese Quälerei durchs Schneegestöber sollte sich schließlich lohnen!


# Startaufstellung – Bloggerin Lisa vollkonzentriert und frierend in der ersten Reihe

ALARMA! Noch eine Minute bis zum Start.ALARMA! Noch eine Minute bis zum Start. Ich fokussiere meinen Blick durch das Loch des Flatterbandes vor meinen Augen. Noch 10 Sekunden, gleich geht’s los. Das Flatterband hebt sich und die Mädels jagen los. Die Sprintfähigkeiten der Top-Frauen sind der Wahnsinn, ich komme nur mittelmäßig weg, kann mich aber durch gute Kurventechnik auf der Schotterpiste ganz gut durcharbeiten. Nach einer kurzen Fahrt auf Schnee geht es über unübersichtliche Felsplatten und ich versuche dauernd meine Vorderfrau nicht aus den Augen zu verlieren, denn ich kannte den oberen Streckenteil nicht.

Wir erreichen einen Schotterweg und passieren den gestrigen Quali-Start. Mittlerweile ist mir so kalt, dass ich immer wieder durch Hinschauen prüfen muss, ob meine Zeigefinger noch auf den Bremshebeln liegen. Zudem zickt auch noch der Druckpunkt meiner Bremse aufgrund der Kälte. Ich biege in den Singletrail ein, erwische die ersten Anliegerkurven und technischen Stellen genau nach meinen Vorstellungen und vergesse so langsam die Kälte in meinen Fingern. Nach und nach komme ich in Fahrt und ziehe so gut wie möglich mein Tempo durch. Mein Vorsatz, sicher und kontrolliert zu fahren, klappt bisweilen eigentlich ganz gut. Man merkt aber auch, dass der Startbereich heute höher lag, denn es kommt weder zu Staus an Engpässen noch ändert sich im oberen Bereich der Strecke viel an der Reihenfolge.


# Auch unsere Bloggerin Lisa Breckner (in der Mitte) gelang ein guter Start.

Dann kommt die Kreuzung an der es nicht, wie gestern nach Huez geht, sondern eine Teerstraße hinauf, die anschließend auf einen Trail nach Allemont führt. Tour de France-Feeling im Anstieg wurde angekündigt und auf die Franzosen ist eben auch bei diesem Regenwetter Verlass!  Mit tosendem Beifall werde ich den Berg hinauf gebrüllt. Noch lauter sind nur Markus, Tobi, Flo und Jakob. Sie nutzen ihren Ruhetag – wie ich finde sehr effizient – um sich die Seele aus dem Hals zu schreien. Locker aber zügig trete ich in den Anstieg, allerdings will er nicht so richtig enden und so muss ich doch etwas vom Gas gehen und schaffe es nicht so ganz die Kollegin vor mir noch zu überholen, obwohl mir Markus den ganzen Weg hinterherrennt und mich motiviert.

Auf dem Hosenboden durch die Lehm-Anlieger-Bobbahn.Nachdem ich auf den Singletrail abbiege, sind die Signale wieder auf Konzentration gestellt. Leider zeigte mir schon das erste Kuhgatter, dass nun der lehmige Teil der Strecke losgeht. Ohne jede Reaktionsmöglichkeit rutscht mein Vorderrad weg und ich sitze im Schlamm. Eigentlich egal, denn nass bin ich so oder so, der lehmige Boden allerdings klebt nun überall. Besonders stört mich, dass ich nicht in mein Klickpedal komme und auch die Handschuhe am Lenkergriff wegschmieren. Das wäre eventuell optimierungsbedürftig. Dafür bleibt jetzt aber keine Zeit, also lasse ich mich ein auf die „Schlittenfahrt“. Ich bin nicht die Einzige, die es als sicherer und schneller erachtet, auf dem Hosenboden mit Bike in der Hand die Lehm-Anlieger-Bobbahn zu bewältigen. Spiegelglatt ist der Untergrund, also Plastik-Rutscher-Basiswissen auspacken, nach hinten lehnen und ab geht’s.

Die Mehrheit der rutschigen Passagen lassen sich entgegen meiner Erwartungen dann aber doch ganz gut auf dem Rad bewältigen. Und beim Rutschen ist schließlich auch Vorsicht geboten: Eines der Mädels setzt zum Überholrutschmanöver an, überspringt dabei einen Anlieger und landet mit voller Fahrt im Wald. Passiert ist nicht’s, aber der Weg zurück auf die Strecke dürfte sicherlich mehr als hart sein.


# Carpenters Vorsprung sollte nicht bis ins Ziel von Bestand sein – den Sieg schnappte sich die Französin Mélanie Pugin.

Langsam merke ich, wie meine Motivation, meine Kraft aber vor allem meine Konzentration schwindet. Immer wieder mache ich kleinere Fehler, die mich auf der hängenden nassen Wurzel-Lehmstrecke Zeit kosten. Dennoch kann ich mich erneut motivieren, als ich sehe, dass Andere auch nicht zaubern können. Hier müssen nun mal alle durch. Also pushe ich so gut es geht und versuche in den letzten Gegenanstiegen alles aus mir rauszuholen. Am Ende sprinte ich als neunte Dame durchs Ziel und bin mit meiner Zeit von 56:44 überglücklich und zufrieden. Mein Ziel in diesem Jahr unter die Top 10 zu fahren habe ich erreicht. Nicht zuletzt, weil ich dank “MEGA“ Material, ohne technische Komplikationen (und im Hauptrennen auch ohne Platten) ins Ziel komme.


# Lisa Breckner – Unsere Bloggerin landete schlussendlich auf Platz 9.

Es sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass ich davon ausging, im Ziel wäre alles vorbei. Renntechnisch war das auch so, aber beim Anblick meiner lehmverschmierten Mitstreiterinnen wurde mir schnell klar, dass die größte Herausforderung noch vor uns lag. Wir konnten eigentlich nichts anfassen, ohne Schlammpfützen und Lehmspuren zu hinterlassen. Also wurde beim Bikewash nicht nur der das Bike gesäubert, sondern auch mal kurz ein Wasserstrahl aufs Gesicht gerichtet. Irgendwie muss man ja mal wieder sauber werden.

Jetzt freue ich mich auf eine unendlich lange heiße Dusche, ein gutes Abendessen und einen warmen Schlafsack. Sollte ich irgendwie wieder warm werden, wäre ich evtl. ja sogar so abschließenden Race-Party zu motivieren. Megavalanche 2014 war für mich persönlich ein absolutes Highlight mit allen Höhen und Tiefen. Momentan glaube ich aber, ist es für mich eher ein „once in a lifetime“-Traum, den ich mir jetzt erfüllt habe. Oder denke ich da anders, sobald sich meine Unterarme wieder entkrampft haben und ich wieder bei Kräften bin?


# Voller Einsatz am Waschplatz

Das „MEGAVALANCHE“ Finale am Sonntag wird sicher auch als Zuschauer ein Highlight. Ich drücke die Daumen und feuere mit Sicherheit an, so laut ich kann. Go Guys!

Update – Ergebnisse online!

Alle Ergebnisse der Gruppen „Mega Ladies“, „Mega Challenger“ und „Mega Affinity 1“ findet ihr hier: Zu den Ergebnissen

Fotostory vom Mega Ladies Finale


# Zum Glück ist Alpe d´Huez mit Gondel gesegnet – andernfalls wären die Teilnehmerinnen wohl schon im Sessellift auf dem Weg nach oben erfroren.


# Wetterfest – Mit Duct tape lassen sich die Schuhe provisorisch wasserdicht machen.


# Ab nach oben!


# Via Gondel geht es hoch zum ehemaligen Quali-Start, der dieses Jahr als Hauptstartplatz herhalten muss.


# Aussicht? Fehlanzeige!

# Am Start herrschte winterliche Stimmung.


# Nasser Schnee machte den Vorstart nicht gerade angenehm.


# Schneefall und Kälte am Start.

# Vorstart


# Die beste Möglichkeit der Kälte zu trotzen. – Obwohl dieses Jahr nicht auf dem Gletscher gestartet wurde, hüllten sich die Fahrer zum Trotz der Kälte in Rettungsdecken ein.


# Beeindruckendes Bauwerk – nur die alpine Kulisse ist nicht zu erkennen.


# Startaufstellung

# Konzentration!


# Kalt? – Manon Carpenter wollte so leicht wie möglich ins Rennen gehen und startete ohne Rucksack und Regenjacke.


# 10 Sekunden bis zum Start.


# 3, 2, 1 und los! Der Damen-Tross geht auf die Strecke.


# Schlammschlacht – Die Bedingungen beim Frauenrennen waren alles andere als einladend.


# Manon Carpenter geht in Führung.

# Carpenter und Pugin im Duell.


# Kopf an Kopf


# Fangopackung – Gleich nach dem Start legten sich die Ersten bereits im tiefen Matsch ab.


# Auch nach den ersten Kurven konnte Carpenter die Führung halten.


# Als erste ging die junge Britin ins Schneefeld.


# Gefolgt von ihren Konkurrentinnen.


# Manon Carpenter


# Startnummer verloren?

# Schlammverschmierte Gesichter im Ziel.


# Brille? – Die verschmutzen Brillen mussten schon im mittleren Streckenabschnitt weichen, um wieder freie Sicht zu haben.


# Lisas Bike – eingesaut von oben bis unten. – Lisa beschrieb den unteren Streckenabschnitt als „Schlitten fahren“.


# Wäsche für Mensch und Material.


# Volle Ladung!


# Fröhliche Gesichter trotz matschigen Strapazen.

# Ob das noch viel half?


# Manon beim Versuch, sich und ihr Bike zu reinigen.


# Es ist geschafft. Wir gratulieren Mélanie Pugin und Manon Carpenter.

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