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Maxxis Minion DHF+ und DHR II+ im Test
Viel hilft viel?

Maxxis Minion DHF+ und DHR II+ im Test: Fat- und Plus-Bikes scheinen zumindest am deutschen Markt etwas von der Bildfläche verschwunden zu sein. War das möglicherweise eine zu kleine Nische – zu inkompatibel mit der breiten Masse? Ungeachtet dessen geht es abseits des Mainstreams weiter mit der Entwicklung und Maxxis bietet nun auch voluminöse 29 x 3,0″-Versionen der beliebten Minion DHF- und DHR II-Modelle an. Monster Truck-Schlappen für absolute Spezialanwendungen oder alltagstaugliche Super-Pneus für alle? Wir haben die Reifen ausprobiert, sie über Schnee, Matsch und Steine geschickt und es für euch herausgefunden.

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Maxxis Minion DHF+ & DHR II+: Infos und Preise

Maxxis definiert für seine Reifen keinen festen Einsatzbereich, der sich an bestimmten Kategorien entlang hangelt. Als Käufer ist man somit etwas auf sich gestellt, um den richtigen Reifen für seine Zwecke zu finden. Als einzige Entscheidungshilfe dient ein kurzer Text und eine Empfehlung für die jeweiligen Bedingungen. Bei Plus-Reifen hat man dieses Problem nicht, denn der Einsatzbereich ist bereits sehr speziell und die Auswahl alles andere als riesig. So muss man kein Experte sein, um zu erkennen, dass unsere 29″-Kombination aus Maxxis Minion DHF+ und DHR II+ dank Downhill-Profil und massiger 3,0″-Breite vor allem etwas für abfahrtsorientierte Gripfanatiker ist. Wir sind beide Reifen mit dünner EXO-Karkasse und in der 3C MaxxTerra-Ausführung gefahren.

Preis 84,50 € (UVP) | Bikemarkt: Maxxis Minion DHF+ kaufen | Bikemarkt: Maxxis Minion DHR II+ kaufen

# Looks like a Minion! - Isoliert betrachtet wirkt der 3,0" breite Maxxis Minion DHF+ wie ein Minion in klassischer Breite in einer non-Boost-Gabel.
# Am Heck kam das Hinterrad-Pendant, der Maxxis Minion DHR II+, in derselben 3,0" Breite zum Einsatz. - Beide Reifen wurden von uns in der härteren 3C MaxxTerra-Mischung getestet, die vor allem bei kalten Bedingungen von Vorteil sein soll.
Diashow: Maxxis Minion DHF+ und DHR+ im Test: 29″ trifft auf 3,0″
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Im Detail

„Was ein Klopper!“ – Dieser Gedanke kommt einem direkt in den Sinn, wenn man den Maxxis Minion DHF+ oder DHR II+ 29″ x 3,0″ in die Hand nimmt.

Betrachtet man die Entwicklung der Reifen in den letzten zwei Jahrzehnten, so ist man heute in fast allen Disziplinen auf Breiten unterwegs, die man früher belächelt hätte. Wirklich breite Mäntel gab es von den wenigsten Anbietern. Ein Nokian Gazzaloddi in 26″ x 3,0″ war definitiv wuchtig. Die Performance auf dem Trail ließ aber in puncto Grip und Durchschlags-Schutz immer noch zu wünschen übrig. Aktuell hat sich die Industrie für den Spaß- und Abfahrts-orientierten Sektor bei Größen zwischen 2,3″ und 2,5″ für 27,5″ und 29″-Räder eingependelt. Zusätzlich wurden die Reifenaufbauten und das Profil für die Nutzung breiterer Felgen optimiert, was den Grip weiter erhöht hat. Bei Maxxis laufen diese Varianten unter der Bezeichnung WT (Wide Trail). Mit dem Vormarsch motorisierter Fahrräder sind aber auch die Plus-Größen wieder im Kommen. Zeit also, in der MTB-News Testredaktion in diesem Bereich zu experimentieren.

„Was ein Klopper!“ – Dieser Gedanke kommt einem direkt in den Sinn, wenn man den Maxxis Minion DHF+ oder DHR II+ 29″ x 3,0″ in die Hand nimmt. Ein Leichtgewicht hatten wir nicht erwartet. Die schiere Größe bedarf natürlich einer größeren Menge an Material. Trotzdem bleibt die Waage bei nur 1.206 g für den Maxxis Minion DHF+ und 1.195 g für den Minion DHR II+ stehen. So mancher Reifen übertrifft die breiten Pneus damit schon in 2,5″-Breite.

# Reifenfreiheit ist dein Freund - vorne und hinten muss ordentlich Platz sein, damit sich die Reifen frei im Rahmen drehen können.
# Wenig Platz für Schmodder - ob Sand, Schnee oder Matsch – unser Testträger-Bike war mit den Reifen am Limit.
# Monstertruck - die breiten Reifen ergeben eine massive Optik, dabei fällt das Gewicht aber nicht zu hoch aus.

Vergleicht man das Profil der beiden Reifen mit dem, was man momentan als reguläre Größen bezeichnen kann, entweicht einem unweigerlich das nächste „Boah!“. Fast schon monumental ragen die Stollen in die Höhe – Maxxis hat wohl in alle drei Dimensionen skaliert. Neben immensem Grip versprechen die große Auflagefläche und die großen Stollen-Abstände leider auch einen hohen Rollwiderstand. Maxxis bietet die getesteten 29″-Versionen in 3,0″-Breite in zwei Gummimischungen an: Der günstigere Reifen ist mit dem Dual Compound-Gummi bestückt, aber auch eine 3C MaxxTerra-Mischung ist verfügbar. Wir haben letztere getestet.

Wenn das Profil und das Volumen des Reifen so mächtig sind, gibt es nur einen Ort, an dem Gewicht gespart werden kann: Die Karkasse! Maxxis setzt hier auf die klassische EXO Protection-Seitenwand – extra Einlagen oder zusätzliche Gewebelagen kommen nicht zum Einsatz. Während die Wide Trail-Karkasse schmälere Reifen für große Maulweiten optimiert, ist diese Karkassen-Technologie für die Plus-Reifen nicht notwendig – die sind schließlich bereits für breite Felgen gebaut. Wir montieren DHF und DHR II trotzdem auf nicht zu extremen Stan’s Baron-Laufrädern mit einer 35 mm Maulweite. Diese Breite liegt am unteren Ende der Empfehlung von Maxxis. Die Montage gelingt ohne Überraschungen: Problemlos lassen sich die Reifen mit einer Pumpe mit Tubeless-Reservoir ins Felgenbett bringen.

# 1.206 g für den Maxxis Minion DHF+
# 1.195 g für den Maxxis Minion DHR II+

Auf dem Trail

Die wenigsten von uns werden direkt vom Büro oder von zu Hause aus in einen Trail starten können. Oft sind gewisse Distanzen über Asphalt und Feldwege zurückzulegen. Für diesen Untergrund sind Maxxis Plus-Reifen nicht die erste Wahl. Hier lässt man es besser gemütlich angehen und genießt das Surren der Stollen auf dem Boden.

Sobald Unebenheiten in Form von Wurzeln und Steinen auftauchen, beginnen die Reifen mit ihrer eigentlichen Aufgabe: Einfach alles verspeisen. Anders als bei einem schmalen Reifen hoppelt hier am Hardtail weder etwas, noch wird das Gelände an den Hintern durchgereicht. Voraussetzung dafür ist aber der richtige Luftdruck: „30 psi in my Minions, I don’t care about your opinions“ – IFHT (oder in diesem Fall: kein Plusfahrer). Denn der Luftdruck kann guten Gewissens weit gesenkt werden. Gnadenlos gehen die Gummis eine Klettverschluss-artige Verbindung zum Boden ein. Der Rollwiderstand ist definitiv höher, dafür muss man aber auch auf moosigem, nassem Kalkstein unterwegs sein, bevor die Reifen bergauf durchdrehen.

# Rollwiderstand und Grip sind hoch - schwierige technische Anstiege werden durch das satte Gefühl und die immense Traktion zur Paradedisziplin der dicken Reifen.

Auf viel Grip im Uphill folgt Kurvenhalt en masse bei der Abfahrt. Es muss sich schon eine extrem schmierige Oberfläche oder überfrorener Schnee unter einem befinden, dass die Reifen ernsthaft anfangen zu rutschen. Gleiches gilt für die Bremstraktion. Diese ist so stark, dass man fast schon zu stärkeren Bremsen greifen muss. Durch die Haftreibung wird ein derartig hohes Bremsmoment eingeleitet, dass eine 180 mm Scheibe den Reifen kaum blockieren kann. Wird der Trail flacher, benötigt man zumeist auch gar keine Bremsen. Der Rollwiderstand greift ein und verlangsamt die Fahrt von ganz alleine. Verbindungsstücke zwischen anspruchsvolleren Abschnitten auf dem Trail bringt man dann eher entspannt im Sitzen kurbelnd hinter sich.

# Traktionsprobleme? - Höchstens, wenn man es herausfordert. Ansonsten ist der Kurven- und Bremsgrip superb.

Fordert das Gelände mehr von Fahrer und Material, verschaffen einem die dicken Pellen aber wieder immensen Fahrspaß. Man muss sich die Zeit nehmen, mit einem Luftdruck-Prüfer die Reifen durchaus penibel auf Fahrergewicht und Gelände anzupassen. Damit kann man effektiv ungedämpftes Springen der Reifen unterbinden. Man genießt dann unvorstellbaren Grip und Komfort, der so hoch ist, dass man gerne auch mit blockierter oder einer ganz starren Gabel unterwegs sein kann, ohne dabei etwas zu vermissen. Der Pannenschutz ist mehr als ausreichend. Kein Stein war im Testzeitraum in der Lage, einen Durchschlag oder Schnitt zu generieren, welcher die dicken Gummis bezwungen hätte.

Das ist uns aufgefallen

Fazit – Maxxis Minion DHF+ und DHR II+

Der Maxxis Minion DHF+ und DHR II+ in 29" x 3,0" sind eine spannende Ergänzung für spezielle Vorlieben und einen sehr bestimmten Einsatzbereich. Sie sind nicht für die schnellsten Rundenzeiten und die längsten Ausfahrten gebaut – dafür aber für immensen Spaß an extrem technischen Up- und Downhills. Dort verschlingen sie, besser als jeder noch so sensible Hinterbau oder die plüschigste Federgabel, allerfeinste Unebenheiten. Dabei bieten sie neben schier endlosem Grip auch viel Komfort, wenn es mal etwas gröber wird. Mit dieser Reifenkombination eröffnet man sich völlig neue Spielplätze und Herausforderungen in technischem Gelände.

Pro / Contra

Pro

  • feinfühlige Dämpfung
  • Grip in allen Lebenslagen
  • gutmütige Fahreigenschaften
  • passables Gewicht

Contra

  • Platzprobleme selbst in geräumigen Hinterbauten
  • hoher Rollwiderstand
# Gemütlich, aber technisch bergauf und bergab? Genau richtig für die 29" Plus-Reifen von Maxxis - das DH-Profil und das große Volumen vereinen Grip mit feinfühliger Dämpfung und erweitern die Möglichkeiten auf dem Trail.

Was sagt ihr: Lieber ein DH-Profil auf 3,0″ Breite oder weniger Profil auf  fetten 4,8″ Breite?


Testablauf

Die 3,0″-Reifen wurden den gesamten Testzeitraum über auf Felgen mit 35 mm Maulweite gefahren. Als Testträger diente ein Hardtail mit Federgabel, auf dem im Direktvergleich auch 2,5″-Reifen auf 30 mm-Felgen sowie schmale 2,3″-Reifen auf 23 mm Felgen gefahren wurden. Im Testzeitraum wurde alles von normalen Trails bis zu Schnee oder sehr sandigem Untergrund unter die Stollen genommen.

Hier haben wir den Maxxis Minion DHF+ und DHR II+ getestet

Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles, was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischen und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

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