Nach einer erholsamen Portion Schlaf starten wir heute in Tag zwei der Trans Provence. Unsere Route führt uns von Les Thuiles nach Villars-Colmars. Heute läuft zwar auch nicht alles rund, aber mit einem kleinen Sturz und ein paar Stehern in Spitzkehren hält sich das Pech aber in Grenzen.
Gestern noch schnell das Rad geputzt, von Hand Klamotten gewaschen, das leckere Abendessen genossen und dann müde ins Bett gefallen. Heute erwarten uns schon wieder 1.586 Höhenmeter auf einer Distanz von 44,34 Kilometern. Dem gegenüber stehen 2.646 Tiefenmeter, wo uns wieder vier gezeitete Stages erwarten.
- Distanz: 44,34 km
- Höhenmeter: 1.586 m
- Tiefenmeter: 2.646 m
- Stages: 4
Stage 5: Transverdon Part 1
Auch heute geht es wieder einige Höhenmeter mit dem Shuttle bergauf. Dabei kann schonmal die grandiose Aussicht genossen werden. Vor Tourstart gibt es noch eine kurze Ansprache von Ash: „Fahrt nicht immer bei 100% oder ihr stürzt sicher irgendwann im Laufe der Woche und haltet eure Augen nach Wegweisern auf, damit ihr euch nicht verfahrt.“
Dann starten wir in einen Singletrail-Uphill mit wunderschöner Aussicht. Meine Reisegruppe besteht auch heute wieder hauptsächlich aus Ines, Max, Jamie und Anka Martin. Alle kennen viele der Trails aus dem letzten Jahr und so profitiere ich nicht nur von spaßiger Gesellschaft, sondern auch von hilfreichen Tipps. Der Trail bergauf ist größtenteils fahrbar und die kurzen Schiebepassagen nutzen wir zum Genießen der Landschaft. Dann geht es kurz bergab und der Start in Stage 1 erwartet uns.
Der Trail startet klassisch alpin und führt auf einem sehr schmalen Pfad, der etwas in die Wiese gegraben ist, bergab. Damit entwickelt sich der Start zum Balanceakt, denn wenn man sich minimal verlenkt, gerät man dank der Wiesenkante aus dem Gleichgewicht. Ich lasse es also langsam angehen, bis der Trail etwas offener und felsiger wird.
Nach einem recht gerölligen Trail und durch den Wald und einen Fluss, erwartet uns die erste, sehr anstrengende Tretpassage. Eine gefühlte Ewigkeit zieht sich der Trail am Hang entlang und geht teilweise leicht bergauf. Während meine Oberschenkel mächtig brennen, frage ich mich, ob ich nicht doch irgendwo falsch abgebogen bin. Doch die Reifenspuren lassen vermuten, dass ich auf dem richtigen Weg bin und das nächste Schild gibt die Bestätigung – also weiter treten. Leider! Enge Kurven mit Bachdurchfahrten, die schnelles Anfahren erfordern, ermüden zusätzlich.
Dann geht es mit Vollgas in absolut spaßigen Highspeed-Passagen durch den Wald. Doch der Trail wird schnell mediterraner, felsiger und steiler. An ein paar überraschenden Felsstufen mit mächtigen Löchern bin ich froh, dass das 29“ Rad so gut rollt – und mein Hinterreifen mit Super Gravity Karkasse alles mitmacht. Im Ziel sollten viele Fahrer mit Platten einrollen – so leider auch Jamie.
Gegen Ende warten nochmal ein paar Offcamber-Sektionen mit langer, tiefer Sturzoption. Also nochmal volle Konzentration. Sturzfrei und ohne große Steher komme ich ins Ziel. Lediglich in der Pedalier-Passage kam ich mir recht langsam vor. Doch mit 616 Tiefenmetern und der sehr anstrengenden Passage mit 30 Höhenmetern war der Trail bisher definitiv eine der kraftraubensten Herausforderungen. Ich bin zufrieden.
Zu guter Letzt erwartet uns noch eine extrem spaßige, nicht gezeitete Trail-Abfahrt. Nachdem Jamie seinen Reifen geflickt hat, geht es felsig und anspruchsvoll im Train bergab.
Wir erreichen ein schönes, kleines Dorf mit Brunnen und Möglichkeit zum Wasser-auffüllen. Dann wartet ein asphaltierter Serpentinen-Uphill in der prallen Sonne auf uns. Doch die Steigung ist moderat und so lässt es sich entspannt bergauf pedalieren. Über einen kurzen Trail-Transfer und eine kleine Schiebe-Passage gelangen wir dann zu Stage 6. Unterwegs bleibe ich am Pfosten eines mobilen Viehgitters, über das ich elegant fahren will, hängen und fange mir einen leicht blauen Daumennagel ein – ganz schön unnötig, aber irgendwo muss die Pechsträhne ja weiter gehen.
Stage 6: Transverdon Part 2
Mit 272 Tiefenmetern fällt die zweite Herausforderung des Tages vermeintlich leicht aus. Los geht es auf einer flachen Passage mit Gegenwind – also sind ein weiteres Mal starke Beine gefragt. Dann geht es mit Highspeed einen zunächst staubig schnellen Wiesentrail entlang, der aber felsiger und härter wird. Wie immer erfordert das Fahren auf Sicht volle Konzentration, denn auf schnelle natürliche Anlieger-Kurven folgen häufig fiese enge Spitzkehren. Ich komme relativ gut durch und bin auch hier durchaus zufrieden. Sollte der Tag etwa so ereignislos weiter laufen?
Jetzt gilt es einen langen Schotter-Anstieg mit etwa 800 Höhenmetern zu überwinden. Die Hitze macht mir anfangs minimal zu schaffen, aber die entspannte Steigung macht den Uphill recht gemütlich.
Stage 7: La Serriere
790 Tiefenmeter – puh, das könnte hart werden. Also noch eine lange Pause eingelegt und dann mit großem Abstand auf den vorangehenden Starter auf den Trail gesprintet. Auf einem flowigen, mega schnellen Waldtrail habe ich mächtig Spaß und gebe Vollgas. Es gilt nochmals ein mobiles Viehgitter zu überwinden. Ich denke an meinen blauen Daumen und fahre mit moderater Geschwindigkeit – und sehr wenig Platz an beiden Lenkerenden – darüber. Dann kommt völlig überraschend – okay, drei Schilder und Flatterband haben es angekündigt – eine 180° Rechtskurve.
Und auch der Trail ändert sich um 180°: es wird mediterran, felsig und teilweise loser Schotter sorgt für rutschende Reifen. Aufgrund natürlicher Anlieger kann man es hier recht gut laufen lassen – wenn man nicht nach unten schaut und sieht, wie weit man stürzen könnte. Plötzlich sehe ich einen recht langsamen Fahrer vor mir – ich kann doch noch niemanden eingeholt haben bei dem Abstand am Start? Doch der Fahrer verlangsamt sofort seine Fahrt und scheint am Trailrand anhalten zu wollen. Ich lasse also die Bremse größtenteils auf und werde davon überrascht, dass der Fahrer auf dem Weg vom Trail an einem Stein hängenbleibt und ich eine Vollbremsung hinlegen muss. Mit geringer Geschwindigkeit rolle ich gegen sein Hinterrad – und falle vom Rad. Ich glaube, das muss ziemlich lustig ausgesehen haben. Lachend, Sorry-rufend aber auch ein bisschen verbissener geht es mit Vollgas weiter.
Gegen Ende wird der Trail wieder enger und langsamer bevor man irgendwie durch ein größtenteils ausgetrocknetes Flussbett mit groben losen Felsen kommen muss. Einfach weiter pedalieren hat sich als gute Option herausgestellt. Grobe, felsige Spitzkehren führen dann ins Ziel.
Die Beine fühlen sich zwar schon recht müde an und wir sind eigentlich schon in der Nähe von unserem Campingplatz für die Nacht, doch für uns heißt es jetzt nochmal 450 Höhenmeter auf einer Schotterstraße hinauf zu klettern. Ein kurzer Transfer auf einem Trail mit grandioser Aussicht führt dann zum Start der letzten Stage des Tages.
Stage 8: Croix de Puy
Zum Abschluss erwartet uns nochmal eine Abfahrt mit 375 Tiefenmetern. Am Start werden wir vor Wanderern auf der Strecke gewarnt. Zunächst geht es ein weiteres Mal extrem flowig im Wald bergab. Die Kurven sind eng, bieten aber gerade genug Platz um ordentlich Geschwindigkeit mitzunehmen und bieten in den meisten Fällen natürliche Anlieger. Die in den Trail hängenden Äste und die Warnung vor Wanderern lässt mich an der Wahl meiner Geschwindigkeit zweifeln – Wanderer sind mir übrigens keine begegnet.
Dann führt der Trail auf rutschigem Untergrund, ähnlich den berühmten Black Hills, mit hoher Geschwindigkeit am Hang entlang. Ein Sturz wäre hier ein weiteres Mal absolut nicht zu empfehlen – zu weit geht es direkt neben dem Trail bergab. Durch eine weitere schnelle aber deutlich gröbere Waldpassage geht es dann ins Ziel.
Ein grandioser Tag endet mit Bratwurst und darauf folgendem „richtigen“ Abendessen an unserem neuen Schlafplatz für die Nacht. Natürlich dürfen wieder fleißig Bikes geputzt und Klamotten gewaschen werden. Mit meinem gehaltenen Platz 16 bin ich weiterhin sehr zufrieden. Also dann bis morgen!
Also ich muss sagen, ich fand es schon anstrengend heute. Ich habe den gestrigen Tag noch in den Knochen, wahrscheinlich weil es so warm war. Deshalb war ich am letzten Anstieg heute schon recht kaputt, obwohl man heute fast nichts schieben musste. Von daher war es eigentlich ein etwas entspannterer Tag. In der ersten Stage hatte ich ein paar Fehlerchen – hier mal einen Sturz, da mal einen Abgang und dann habe ich das Gefühl gehabt ich bin nicht ganz so reingekommen heute. Ich bin irgendwie mit weniger Risiko gefahren, weil wir hier ja auch etwas weniger Zeitdruck haben – aber trotzdem ist das natürlich nicht die Art wie ich eigentlich Rennen fahren möchte. Deshalb habe ich mir für morgen vorgenommen, dass das ganze ein bisschen flüssiger wird. Aber die letzte Stage war geil, die hat mir total viel Spaß gemacht – steinig, dann dieses Grey Earth Gelände und rechts ging es immer hunderte Meter runter. Das fand ich ziemlich spektakulär und aufregend. (lacht)
Ines Thoma zu Tag 2
Ergebnisse Trans Provence 2017 – Tag 2
Gesamtwertung Trans-Provence nach Tag 2
Video: Trans Provence 2017 – Tag 2
https://vimeo.com/222280820
Hier findest du alle Artikel zur Trans Provence 2017
- Trans-Provence 2017: Beilmann geht hacken – die Vorbereitung
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 1: Pannenpech mit Panorama
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 2: Nicht den Vordermann umnieten!
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 3: Endlich an den Grey Earth Trails
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 4: Die Beine werden schwer …
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 5: Es geht bergab!
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 6: Mehr Meer!
- Mavic Trans-Provence 2017: Zusammenfassung & die wichtigsten Tipps zum Rennen
- Specialized Enduro 29/6Fattie im Test: Die Trans-Provence-Rennmaschine
Weitere Informationen: www.trans-provence.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2017
Bilder: Sebastian Beilmann, Sven Martin, Sam Needham, Gary Perkin, Duncan Philpott
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