Mein großes Ziel für dieses Jahr ist die Trans-Provence, das wohl härteste Enduro-Etappenrennen Europas. Vor uns liegen 269 km, 9.111 Höhenmeter und 18.281 Tiefenmeter auf der Route von Embrun nach Menton quer durch die Provence. Insgesamt 24 gewertete Stages werden uns an sechs Tagen alles abverlangen. Ab morgen werde ich live aus der Provence berichten – damit ist nach Maxis Trans-Provence-Abenteuer 2013 erneut ein MTB News-Redakteur mit dabei.
Trotz der Startgebühr von 1.795 € war das Etappenrennen durch Frankreich innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Klingt erstmal teuer, doch im Preis enthalten sind sieben Nächte im Zelt, das jeden Tag aufgestellt im nächsten Camp auf die Fahrer wartet, der Gepäcktransport und vier Mahlzeiten am Tag. Auch das Abstecken der Strecken, die Zeitnahme und die Shuttlefahrten sind natürlich ein logistischer Aufwand. Zudem werden Mechaniker von Mavic vor Ort sein, die bei Reparaturen unterstützen.
Selbst mitzubringen ist neben Bike, Ersatzteilen und Ausrüstung lediglich ein Schlafsack. Doch das klingt etwas einfacher als es ist: Welche Ersatzteile könnte man auf einem sechstägigen Abenteuer durch die Provence brauchen? Was könnte alles kaputt gehen? Da insgesamt nur zwei Reisetaschen (vorgesehen ist eine für Bekleidung und eine für Ersatzteile) + Tages-Rucksack als Gepäck erlaubt sind, will die Auswahl an Teilen wohlüberlegt sein.
https://vimeo.com/189762986
Seit Monaten freue ich mich jetzt schon auf die Teilnahme an dem Etappenrennen, das dank der Exklusivität (85 Teilnehmer), der grandiosen Landschaft, den harten, aber großartigen Trails und bester Verpflegung auf der Wunschliste von vielen Mountainbikern steht. Aufgrund der Empfehlung von einigen Freunden habe ich sogar etwas zielstrebiger trainiert als sonst – mehr dazu unten bei „Die Vorbereitung“.
Natürlich werden bei der Trans-Provence auch in diesem Jahr wieder viele bekannte Gesichter zu sehen sein, darunter die beiden EWS-Piloten Max Schumann und Ines Thoma. Ich selbst werde morgen meine Reise zum Camp 0, dem Ausgangspunkt der Trans-Provence bei Gap, antreten. Begleiten wird mich der sympathische Neuseeländer Jamie Nicoll, mit dem ich vergangenes Jahr schon auf Abenteuer-Trip in Norwegen unterwegs war. Langeweile auf der neunstündigen Autofahrt ist also ausgeschlossen.
Ab morgen erwartet euch dann also bis nächsten Samstag jeden Tag ein Bericht von den besten Trails der Provence. Richtig los geht es am Sonntag, morgen gibt es einen freiwilligen Prolog für alle motivierten Fahrer – ich werde natürlich versuchen, rechtzeitig dazu vor Ort zu sein. Sorgen bereitet mir aktuell hauptsächlich die Temperatur – es sind täglich über 30°C gemeldet; das könnte anstrengend werden.
Das Gepäck
Tages-Rucksack
Neben dem wichtigsten Werkzeug, einem Erste Hilfe-Set und Ersatzschlauch muss in meinem Rucksack auch die Kamera und das Smartphone Platz finden – schließlich will ich ja für euch berichten. Auch mein Garmin kommt mit auf Tour. Zusätzlich habe ich in einer wasserdichten Hülle Impfausweis, Personalausweis und einen Brief meiner Auslands-Krankenversicherung dabei – man weiß ja nie. Energieriegel oder ähnliches finden in der SWAT Bib von Specialized ihren Platz.
- Regenjacke
- Erste Hilfe Set
- Schlauch
- Kamera
- Trinkblase
- Signalpfeife
- Smartphone
- Garmin
- Evoc-Werkzeugtasche, Inhalt:
- Mini-Tool
- CO2-Kartusche
- Maxxalami
- Schaltzug
- Schaltauge
- Speichenschlüssel
- Minipumpe
- Dämpferpumpe
- Bremsbeläge
Mein Bike
In Sachen Bike setze ich auf ein Spezialized Enduro mit 29″ Laufrädern in Rahmengröße L. Ein 29er Enduro mit 160 mm Federweg mag zunächst vielleicht etwas hoch gegriffen scheinen. Doch uns erwarten täglich lange und technisch anspruchsvolle Trails und so hoffe ich, mit dem erhöhten Komfort dank großer Laufräder und viel Federweg einiges an Kraft sparen zu können. Auch bergauf sollte sich das Specialized Enduro entspannt treten lassen, mit 15,3 kg dank Reifen mit Super Gravity Karkasse aber keine Bestzeiten holen – aber im Uphill wird ja zum Glück keine Zeit genommen.
Ausstattung
- Rahmen: Specialized Enduro 29″ Alu
- Federgabel: RockShox Lyric RCT3 160 mm
- Dämpfer: RockShox Monarch Plus RC3
- Schaltgruppe: SRAM X01 Eagle
- Bremsen: SRAM Code
- Laufräder: Specialized Alu Boost
- Reifen: Schwalbe Magic Mary Super Gravity Addix Super Soft 2,35 | Schwalbe Hans Dampf Super Gravity Addix Soft 2,35
- Pedale: Crankbrothers Mallet E
Klamotten
Die Kleidung versuche ich auf das Nötigste zu reduzieren. Trotzdem will ich nur so wenig wie möglich waschen. Das Rennen wird anstrengend genug – es ist von Vorteil, soviel wie möglich an zusätzlicher Arbeit zu sparen.
- 6 x Trikot
- 2 x Shorts + Bib
- Regenhose
- 2 x Handschuhe
- T-Shirts
Ersatzteile
Bei der Trans Provence ist lediglich die Hilfe durch die Mavic-Mechaniker, Mitglieder des Trans Provence Teams oder andere Mitstarter gestattet. Hilfe von außen ist komplett untersagt und kann zum Ausschluss vom Rennen führen. Also sollte man alles Wichtige dabei haben.
- 2 x Bremsbeläge
- Schaltzüge
- Kettenschloss
- 2 x Ersatzreifen
- Tubeless-Milch
- Schaltauge
- Schaltwerk
- Kette
- Reifenflicken
- Entlüftungsset Bremsen
- Bremsscheiben
- Pedale
Sonstiges
Ein bisschen zusätzliches Gepäck gibt es noch. Neben einem größeren Erste Hilfe-Set findet die gröbste medizinische Ausstattung ihren Platz. Sitzcreme, Sonnencreme und Insektenschutz verstehen sich von selbst. Wer schonmal in einem Zeltlager geschlafen hat weiß, wofür die Ohrstöpsel gut sind. Zusätzlich habe ich außerdem noch Laptop und Foto-Ausrüstung dabei. Schließlich will ich euch jeden Tag von meinen Abenteuern berichten.
Die Vorbereitung
Wie bei vielen Mountainbikern stand auch bei mir die Trans-Provence auf der „Muss ich mal gemacht haben“-Liste. So war das Ziel ursprünglich eigentlich nur, ebenjenes zu erreichen und das Abenteuer zu genießen – am liebsten ohne Stürze, Verletzungen und Defekte.
Doch viele Erzählungen von Freunden, welche die Trans-Provence auf ihrer Liste bereits abgehakt haben, ließen mich etwas nervös werden. Hart würde es werden, ich solle besser etwas mehr trainieren als sonst. Gesagt, getan – und mit dem Training kam auch der Ehrgeiz. Natürlich nicht auf eine besonders ambitionierte Platzierung – aber doch auszutesten, wie viel denn so geht.
Mein wöchentlicher Trainingsplan sah im letzten halben Jahr in etwa folgendermaßen aus:
- 2x Krafttraining
- 1x Functional Fitness
- 2-3 Radeinheiten (MTB oder Rennrad)
- gelegentlich Laufen (Intervalle)
So habe ich in diesem Jahr bisher knapp 3.000 km zurückgelegt – könnte besser, aber auch schlechter sein. Ich fühle mich jedenfalls gut vorbereitet und freue mich darauf, euch von grandiosen Trails und Abenteuern zu berichten.
Die Route
Uns erwartet ein großes Abenteuer: Auf der Route von Embrun nach Menton quer durch die Provence werden wir 269 km, 9.111 Höhenmeter und 18.281 Tiefenmeter überwinden. Täglich erwarten uns dabei vier gewertete Stages. Macht also insgesamt 24 gewertete Trails verteilt auf sechs Tage.
Tag 1: Embrun – Les Thuiles
- Distanz: 38 km
- Höhenmeter: 1.739 m
- Tiefenmeter: 2502 m
- Stages: 4
Tag 2: Les Thuiles – Villars-Colmars
- Distanz: 44,34 km
- Höhenmeter: 1.586 m
- Tiefenmeter: 2.646 m
- Stages: 4
Tag 3: Vilars-Colmars – Valberg
- Distanz: 47,78 km
- Höhenmeter: 1.733 m
- Tiefenmeter: 3.025 m
- Stages: 4
Tag 4: Valberg – Valdeblore
- Distanz: 36,18 km
- Höhenmeter: 1.200 m
- Tiefenmeter: 3.129 m
- Stages: 4
Tag 5: Valdeblore – Sospel
- Distanz: 65,28 km
- Höhenmeter: 1.623 m
- Tiefenmeter: 4.288 m
- Stages: 4
Tag 6: Sospel – Menton
- Distanz: 37,13 km
- Höhenmeter: 1.230 m
- Tiefenmeter: 2.691 m
- Stages: 4
Zur Einstimmung warten hier noch ein paar Bilder aus dem vergangenen Jahr auf euch:
Wer von euch würde sich auch gerne mal bei dem harten Etappenrennen durch die Provence kämpfen?
Hier findest du alle Artikel zur Trans-Provence 2017
- Trans-Provence 2017: Beilmann geht hacken – die Vorbereitung
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 1: Pannenpech mit Panorama
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 2: Nicht den Vordermann umnieten!
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 3: Endlich an den Grey Earth Trails
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 4: Die Beine werden schwer …
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 5: Es geht bergab!
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 6: Mehr Meer!
- Mavic Trans-Provence 2017: Zusammenfassung & die wichtigsten Tipps zum Rennen
- Specialized Enduro 29/6Fattie im Test: Die Trans-Provence-Rennmaschine
Weitere Informationen: www.trans-provence.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2017
Bilder: Moritz Zimmermann, Sebastian Beilmann, Sven Martin, Sam Needham
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