
Test: Magura Vyron eLECT Vario-Sattelstütze
Da ist es also, das erste elektrische Bauteil, das ich mir an mein Rad schraube. Während ich schon E-Bikes gefahren bin oder auf einem Rad mit der elektrischen Shimano XTR Di2 gesessen habe, ist die Magura Vyron eLECT Vario-Sattelstütze das erste elektrische Bauteil, das ich mir an ein eigenes Rad anbaue und mit dem ich mehr Zeit verbringe. So bin ich relativ gespannt gewesen, wie sich die Stütze in der Praxis schlagen würde und ob das radikal andere Bedienkonzept – keine Verbindung zwischen Fernbedienung und Stütze – in der Praxis aufgehen kann.

Kurz & Knapp
Die Magura Vyron eLECT ist eine Vario-Sattelstütze mit 150 mm stufenlosem Verstellbereich und als Weltneuheit einer kabellosen Funkfernbedienung, die über den ANT+ Standard arbeitet. Im Inneren der Stütze arbeitet eine hydraulische Blockierung, deren Ventil von einem kleinen Servomotor zur Verstellung geöffnet und geschlossen wird. Eine Luftfeder sorgt dabei dafür, dass die Stütze von selbst ausfährt, während sie durch das Fahrergewicht belastet eingefahren wird. Zum Preis von 400 € wird die Stütze in den Durchmessern 30,9 und 31,6 mm angeboten. Trotz relativ kompakten Abmessungen soll die Stütze bis zu 400 Verstellvorgänge mit einer Ladung ermöglichen und verspricht durch die Funkfernbedienung eine Montage, die im Bezug auf ihre Einfachheit ihresgleichen sucht.
In der Hand
Auf und ab per Funkfernbedienung – Gimmick oder Durchbruch?
Einfacher könnte sich eine Vario-Sattelstütze beim Auspacken wohl kaum präsentieren: das Paket mit unserem Testmodell enthält genau eine Sattelstütze sowie ihre Fernbedienung, sonst nichts. Also schaue ich mir die beiden Bauteile in Ruhe an. Bereits auf den ersten Blick erkennt man an der Stütze, dass bei diesem Produkt etwas anders ist. Zwar ist sie unauffällig schwarz wie die meisten anderen Stützen auch und verfügt an der Unterseite über ein Ventil für die Luftkammer, die den Sattel nach oben fahren lässt, doch das Gehäuse am anderen Ende – dem Klemmkopf der Sattelstütze – ist alles andere als gewöhnlich. Wo sich sonst eine mehr oder minder kompakte Aufnahme für den Sattel befindet, gibt es hier zusätzlich ein Kunststoffgehäuse, das den Akku der Stütze sowie ihre Steuerungselektronik aufnimmt. So findet sich auf der linken Seite eine Gummiabdeckung, unter der sich ein An-Aus-Schalter, eine Status-LED sowie die Micro-USB-Buchse zum Laden des Akkus befindet. Der im Kopf integrierte Akku ist ein 2-zelliger NiMH-Akku mit einer Kapazität von 300 mAh und soll in drei Stunden voll aufgeladen sein.

Mit ungewisser Erwartung schalte ich auf „On“ und höre direkt, wie der kleine Servomotor in der Stütze seine Arbeit macht. Ansonsten passiert nichts – kann ja auch nicht, da für die Auf- und Abbewegung immer noch die Luftfeder und das Körpergewicht des Fahrers zuständig sind. Auch wenn die Optik von Akku und Steuerungsmodul noch ein wenig nach Prototypen aussehen, scheint mit der Stütze also alles in Ordnung. Das, was ich akustisch vernehmen kann, ist das Ventil der Stütze, welches sich öffnet und schließt, um dazwischen eine Verstellung der Position zu ermöglichen.


Wie funktioniert die Blockierung der Sattelstütze bei der Magura Vyron? Wie in den Magura Scheibenbremsen auch befindet sich in der Vyron eine Royal Blood-Füllung, die auf zwei Ölkammern verteilt ist. Das vom Servomotor gesteuerte Hydraulikventil sitzt zwischen den beiden Ölkammern und erlaubt im geöffneten Zustand das Überströmen von der einen in die andere Kammer, so dass die Stütze sich bewegen kann. Da das Ventil vom Motor über eine selbsthemmende Spindel angetrieben wird, ist zum Halten der geschlossenen Stellung keine Spannung am Motor notwendig. Strom wird folglich nur für die Funkverbindung und die Betätigung des Servos benötigt, nicht jedoch im inaktiven Zustand.
Um weiter Strom zu sparen, kann die Sattelstütze außerdem in eine Art Stromsparmodus wechseln. Magura verspricht, dass die Hydraulik praktisch wartungsfrei sein soll und im Falle eines Falles ein Entlüften der Hydraulik besonders einfach von der Hand gehen soll. Hierzu wird nach der Markteinführung (Verfügbarkeit ab Mitte Februar) ein spezielles Entlüftungs-Kit angeboten werden, das dem einer Scheibenbremse nicht unähnlich ist. Nach Herausschrauben des Luftventils an der Unterseite der Stütze soll sich die Stütze ohne weitere Demontage entlüften lassen.

Gesteuert wird die Magura Vyron über die bekannte eLECT Lenkerfernbedienung der Schwaben. Sie verfügt über drei Tasten, wobei die mittlere dafür gedacht ist, die Stütze zu öffnen. Ein Druck auf den Knopf startet einen vordefinierten Prozess, während dessen das Ventil geöffnet, offen gehalten und wieder geschlossen wird. Zur Betätigung reicht also ein einziger Druck auf die Fernsteuerung, anschließend arbeitet die Stütze von selbst. Betrieben wird die Fernbedienung mit einer CR2032 Knopfzelle, die auch die Form maßgeblich bestimmt hat. Anders als bei anderen Lenkerfernbedienungen wird die Magura eLECT mittels eines Gummis am Lenker gehalten.

Um die Fernbedienung mit der Stütze zu koppeln, kann der einfache, in der Bedienungsanleitung beschriebene Prozess befolgt werden. Er verbindet innerhalb von gut 30 Sekunden die Fernbedienung mit der ihr zugewiesenen Sattelstütze digital und dank der ANT+ Kodierung kann keine andere Fernbedienung dazwischenfunken. Man soll also bedenkenlos auch in einer Gruppe von Vyron-Fahrern auf Tour gehen können, ohne dass man sich gegenseitig die Stütze in den Keller fährt.
Und was passiert, wenn der Akku leer sein sollte?
Die dringlichste Frage ist jedoch: Was tun, wenn der Akku einmal leer sein sollte? Magura gibt an, dass die Stütze mit einer Akkuladung mindestens 400 Betätigungen oder zwei Monate durchhalten soll. Dann muss über den USB-Port am Kopf der Stütze nachgeladen werden. Die Knopfzelle in der Fernbedienung soll ungleich länger halten, so dass der Fokus auf dem Akku liegt. Wie viel sind 400 Betätigungen? Genug für eine Woche Dauerprogramm, wie ich später im Test herausfinden werde. Der Ladezustand wird dabei über eine spezielle Blinkfolge der roten LED am Stützenkopf angezeigt, wenn man den Knopf kurz drückt. Natürlich kann der Akku trotzdem auch genau während einer Tour schlapp machen. Was dann? Magura hat die Vyron eLECT so programmiert, dass sie zuerst die Funkverbindung einstellt, aber manuell weiterhin bedienbar bleibt. Das bedeutet, dass ab dem Moment, in dem die Funkfernbedienung die Stütze nicht mehr erreicht, über den Schalter am Kopf der Stütze einige Betätigungen vornehmen kann. Konkret sieht das so aus, dass die Stütze beim Einschalten einmal das Ventil öffnet – das eröffnet die Möglichkeit, sie abzusenken oder anzuheben. Gut 20 Mal soll das funktionieren, bevor der Akku vollständig entleert ist. So soll auch im Notfall eine Tour möglichst komfortabel beendet werden können.
Abgesehen von der Elektrik ist die Magura Vyron eLECT ihrer Konkurrenz relativ ähnlich. Der Kopf der Stütze klemmt über zwei Torx T25 Schrauben (6 Nm Anzugsmoment) konventionelle Sättel und es gibt ausschließlich eine gerade Ausführung ohne Setback. Auch bei den verfügbaren Durchmessern werden keine Experimente gemacht: die gängigen Maße von 30,9 und 31,6 mm müssen reichen und sollten die meisten All-Mountain- und Enduro-Rahmen glücklich machen. In der Länge misst die Vyron insgesamt 446 mm. Und wie sieht es mit der Aufbaulänge über dem Sitzrohr aus? Von den reinen Abmessungen her baut die Magura Vyron eLECT Sattelstütze abgesehen von ihrem vergrößerten Kopf auch hier relativ unauffällig. Die Abschlussmutter verlängert das Sitzrohr effektiv um 28 mm, der Stützenkopf misst nochmals knapp 30 mm (gemessen bis zur Mitte der Sattelklemmung). Komplett abgesenkt kann man so bei dieser Stütze den Sattel effektiv um 59 mm weniger tief absenken als bei einer konventionellen Sattelstütze – ein Wert, der auf einem Level mit der Konkurrenz liegt.

Die von Magura für die Vyron anvisierte Zielgruppe sind vor allem All-Mountain- und Enduro-Biker, aber auch Bikes mit mehr oder weniger Federweg, die Wert auf eine möglichst einfache, flexible Lösung zur Vario-Sattelstütze suchen. Die Flexibilität wird von Magura gerne betont und wir ahnen es bereits: die Stunde der Vyron schlägt bei der Montage.
Hersteller | Magura |
---|---|
Modell | Vyron eLECT |
Modelljahr | 2016 |
Kategorie | Vario-Sattelstütze |
Verstellweg | 150 mm |
Länge | 446 mm |
Durchmesser | 30,9 / 31,6 mm |
Setback | 0 mm |
Steuerung | digitale Funkfernbedienung, hydraulische Blockierung, Luftfeder |
Ansteuerung | drahtlos |
Einstellung Sattelhöhe | stufenlos |
Farbe | schwarz |
Gewicht | 613 g (150 mm) |
Preis | 400 € (UVP) |
Montage
Einfacher kann sich eine Sattelstütze nicht montieren lassen.
Schlägt bei der Montage die Stunde der Magura Vyron? Sie tut es. Wer schon mal eine Sattelstütze in ein Sitzrohr geschoben hat, der wird auch die neue elektrische Sattelstütze montieren können. Mehr gibt es hier an sich nicht zu sagen, denn es funktioniert genau so einfach, wie man es erwarten würde. Ist die Stütze in der passenden Höhe gilt es noch die Lenkerfernbedienung anzubringen und auch hier gibt Magura keine Rätsel auf. Ein Gummi hält das Kunststoffbauteil in Position – die Montage dauert insgesamt wohl kaum eine Minute. Dann ist die Stütze bereit für die erste Ausfahrt und so leid es mir tut: die Elektronik ist hier ein echter Segen. Keine andere Stütze lässt sich so schnell montieren, denn selbst eine mit externer Zugführung erfordert in der Regel eine Anpassung der Leitungs- oder Zuglänge und oder ein Anschrauben des Lenkerhebels. Wer seine Stütze zwischen verschiedenen Bikes hin- und herbauen will, wird diese Eigenschaft sehr zu schätzen wissen.
Auf dem Trail
Um in diesem Winter möglichst viele Tests sicher abwickeln zu können, hat als Teileträger einmal mehr mein Carver ICB1 herhalten müssen. Mit einem Verstellweg von 150 mm kann ich die Magura Vyron eLECT fast vollständig versenkt montieren und so die volle Bewegungsfreiheit über dem Rahmen ausnutzen. Um euch einen möglichst guten Eindruck von den Praxiseigenschaften der Magura Vyron bieten zu können, habe ich den folgenden Abschnitt in die drei Teile Funktion, Ergonomie und Haltbarkeit gegliedert.


Funktion
Mein Rad ist für die erste Ausfahrt vorbereitet, Stütze und Fernbedienung sind montiert – und es tut sich nichts. Erwartungsvoll habe ich bei eingeschalteter Stütze auf den Knopf der Lenkerfernbedienung gedrückt, doch der Servomotor bleibt stumm. Stattdessen blinkt die LED an der Fernbedienung. Fluch der Elektrik? Ich drücke erneut und die Show beginnt. Woran kann es liegen, dass die Stütze nicht immer beim ersten Mal reagiert hat, obwohl sie eingeschaltet gewesen ist? Um den Stromverbrauch der Vyron zu optimieren, hat Magura mitgedacht und sie mit einem Schlafmodus ausgestattet, der nach 5 Minuten Inaktivität automatisch aktiviert wird und dann die Funkverbindung zwischen Fernbedienung und Sattelstütze passiviert. Erkennt die Stütze jedoch Fahrbewegungen oder wird die Lenkerfernbedienung gedrückt, so wird die Stütze aufgeweckt und funktioniert wieder ohne Verzögerung. Auf dem Trail sollte sich der Stromsparmodus folglich nicht aktivieren.

So kann die Testfahrt beginnen und ich bin durchaus angetan von der Funktion. Zwar lässt sich die Ausfahrgeschwindigkeit der Stütze nur in einem begrenzten Maße über den Luftdruck einstellen, doch schon der vom Hersteller vorgegebene Druck (15 Bar) sorgt dafür, dass die Stütze in guter Geschwindigkeit mit hör- und spürbarem Anschlag ausfährt. Zwei Mal muss ich im Verlauf des Tests die Stütze manuell das erste Mal anheben als es draußen eisig kalt ist, ansonsten macht sie unauffällig ihren Job.

Wie schlägt sich die Magura Vyron eLECT im Bezug auf Spiel? Aus der Packung heraus habe ich kein nennenswertes Spiel am Kopf der Stütze feststellen können und auch zum Testende bleibt dieser Eindruck bestehen. Nur gegen Ende des Tests stellt sich ein leichtes Absacken in der höchsten Position ein. Von Seiten Magura teilt man mir mit, dass dieses Phänomen dem Prototypenstatus der Stütze geschuldet sei und den noch nicht erreichten Fertigungstoleranzen der Serie. So sei Luft in das System eingedrungen und die Stütze müsse entlüftet werden. In Serie soll es wesentlich länger dauern, bis die Stütze entlüftet werden muss und dank Royal Blood soll das Entlüften problemlos und einfach von der Hand gehen. Wenn sie richtig entlüftet ist, klemmt die Stütze auch bei niedrigen Temperaturen sicher und führt den Sattel sauber. Positiv hervorzuheben ist, dass anders als beispielsweise eine Reverb es der Vyron nichts ausmacht, wenn man das Bike am Sattel aufhängt ohne die Stütze ganz ausgefahren zu haben. Durch die kleinen Luftvolumen und den hohen Druck von 15 Bar in der Feder sind hohe Kräfte nötig, um die Stütze in blockiertem Zustand nach oben zu ziehen. Wie ich feststelle, folgt hier in der Regel eher das Bike in die Luft, als dass die Stütze nachgibt.

Die Bedienung ist an sich bequem, doch in der Praxis kann sie nicht uneingeschränkt überzeugen.
Und genau hier gibt es eine Schwierigkeit. Bei fast allen Sattelstützen außer der Vyron ist es so, dass über die Fernbedienung eine direkte Verbindung zwischen dem Daumen und der Blockierung hergestellt wird. Solange der Lenkerhebel gedrückt bleibt, kann die Stütze bewegt werden; wird er geschlossen, ist sie fixiert. Die Funkfernbedienung der Magura Vyron bricht mit dieser Logik, indem ein Druck auf die Fernbedienung einen vordefinierten Prozess, bestehend aus Öffnen, Offenhalten und Schließen des Ventils in Gang setzt. Das Zeitfenster hat Magura nach eigenen Angaben so kurz wie möglich und so lang wie möglich gewählt – und doch ist diese Lösung der gewohnten Bedienlogik in meinen Augen unterlegen.
Technisch gibt es mittels ANT+ für Magura hier keine Möglichkeit, etwas an der Funktionsweise zu ändern, doch die Trennung von Bedienzeit und Aktivierungszeit führt im Test immer wieder zu Bedienfehlern. Während ich mich schnell daran gewöhnen kann, den Knopf nur kurz zu drücken und anschließend wieder loszulassen, stehe ich häufig schon wieder auf bevor das Ventil geschlossen ist (der Servomotor ist während der Fahrt nicht zu hören), woraufhin der Sattel wieder ein Stück nach oben fährt bevor er fixiert wird. Umgekehrt wird es ungleich schwerer, den Sattel in einer der stufenlos wählbaren Zwischenhöhen zu fixieren. Hier heißt es halb über dem Sattel kauernd und das Gewicht haltend zu warten, bis das Ventil geschlossen ist. Ein gezieltes Ausfahrenlassen bis zur halben Höhe ist darüber hinaus allein über die Fernbedienung gar nicht möglich – hier muss immer über das Körpergewicht gegengehalten werden.
Während diese systembedingten Eigenarten für einen weniger ambitionierten Mountainbiker oder Tourenfahrer weniger ein Problem darstellen und definitiv mittels Eingewöhnung handhabbar sind, ist insbesondere für Rennfahrer und in technischem Gelände die konventionelle Bedienlogik der entkoppelten Funktionsweise der digitalen Lösung vorzuziehen, da sie volle Kontrolle bietet und der Verstellvorgang besser spürbar wird.
Ergonomie
Die Umstellung der Steuerung von Mechanik oder Hydraulik auf Funk hat weit über die Funktion hinaus auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Ergonomie der Magura Vyron. Auf der Lenkerfernbedienung finden sich drei Knöpfe, wobei der mittlere für die Aktivierung der Stütze zuständig ist – am Testrad ohne Magura Fahrwerk sind die anderen beiden Knöpfe ohne Funktion. Systembedingt lässt sich der Knopf mit und ohne Handschuhen gut bedienen und da er nur einen minimalen Betätigungsweg hat, gelingt die Bedienung denkbar einfach und sicher. Zwar ist die Fernbedienung relativ breit bauend konstruiert, doch durch den ausreichend großen Abstand zwischen Knopfzelle und Lenker kann sie in der Regel über Brems- und Schalthebel geschoben werden ohne hier Probleme zu machen. Damit punktet das Konzept der Magura Vyron im Bezug auf die Ergonomie im Vergleich zu allen konventionellen Systemen, da der Knopf leichter zu bedienen ist als ein Hebel und die Position sehr nah am Griff möglich wird.
Eingeschränkt wird die Ergonomie jedoch durch den nicht verdrehsicheren Sitz der Fernbedienung. Bei der Bedienung kann es so passieren, dass die von einem Gummi gehaltene Fernbedienung sich am Lenker verdreht oder seitlich kippt – hier wäre eine geschraubte Lösung definitiv die robustere und einfacher zu bedienende Lösung gewesen. Zumal sie auch im Falle eines Sturzes an Ort und Stelle bleiben würde und man gegebenenfalls nicht den Trail nach der verlorenen Fernbedienung absuchen muss. Auf Rückfrage teilt man uns bei Magura mit, dass die Entscheidung für die Gummibefestigung ganz bewusst getroffen worden sei. So solle die Halterung einerseits im Falle eines Sturzes die Fernbedienung selbst vor Beschädigungen schützen und andererseits die Montage so einfach – werkzeuglos – wie möglich machen. Es wäre ja auch seltsam, wenn man die Stütze einfach von einem Bike ans andere umziehen kann und für die Fernbedienung dann einen Inbus / Torx Schlüssel braucht. Dieben macht es diese Bauweise aber ebenfalls einfacher und aufgrund der ergonomischen Bedenken würde ich jederzeit die geschraubte Lösung vorziehen.

Die Ergonomie des Gesamtpaketes Magura eLECT [exklusiver Test] wird dann wirklich schlüssig, wenn man neben der Vyron Sattelstütze auch noch den passenden Dämpfer und die entsprechende Federgabel besitzt. Alle drei Bauteile lassen sich über die Fernbedienung ansteuern und erlauben dann eine Integration, die so bislang nicht möglich gewesen ist.
Haltbarkeit
Im Testzeitraum habe ich die Magura Vyron Sattelstütze drei Mal nachladen müssen – abgesehen davon jedoch keinerlei Schwierigkeiten oder Auffälligkeiten erlebt. Die Funktion blieb über den gesamten Testzeitraum hinweg konstant gut und die Stütze fuhr zuverlässig aus. Zwei Ausnahmen davon habe ich bei großer Kälte festgestellt, wo ich die Stütze bei der ersten Bedienung von Hand anziehen musste, um sie in Bewegung zu setzen.
Auch auf hydraulischer Seite offenbart der Test eine Schwäche, die von Magura auf den Prototypenstatus der uns zur Verfügung gestellten Stütze schiebt. So ist die Stütze auf der Unterseite nach wie vor vollständig trocken und es gab zunächst keinerlei Hinweise auf Undichtigkeit im System. In den ersten Januar Wochen hat sich jedoch das beschriebene leichte Absacken aus der höchsten Position eingestellt, was darauf hinweist, dass die Stütze entlüftet werden muss. Nach so kurzer Benutzungsdauer ist das für ein Serienprodukt nicht akzeptabel, doch da die Serienfertigung der Vyron noch nicht angelaufen ist, schenke ich an dieser Stelle den Ausführungen von Stefan Pahl, Produktmanager Fahrrad bei Magura, glauben. Hier wird der Dauertest nach Start der Serienproduktion abschließend Klarheit über die Haltbarkeit des Ventils, des Servomotors und der Hydraulik bringen. Magura verspricht einen einfachen Entlüftungsvorgang für die beiden Ölvolumina in der Stütze, so dass der im Zweifelsfall fällige Service an der Hydraulik einfach von der Hand gehen soll. Rein von der sichtbaren Verarbeitungs- und Fertigungsqualität her zu urteilen liegt die Vyron eLECT auf dem Niveau der Konkurrenz und von der RockShox Reverb wissen wir, dass hydraulische Systeme hin und wieder Pflege benötigen. Die Magura Vario-Sattelstütze wird dahingehend wohl keine Ausnahme machen.

Fazit
Mit ihrer digitalen Funkfernbedienung geht die Magura Vyron eLECT neue Wege auf dem Markt der Vario-Sattelstützen. Mit einem Verstellbereich von 150 mm, minimalem Spiel und sicherer Arretierung sowie einem guten Finish kann sie es mit den etablierten Wettbewerbern vom Konzept her aufnehmen. Da weder eine mechanische, noch eine hydraulische Verbindung zwischen Stütze und Fernbedienung erforderlich ist, erfolgt die Montage so einfach wie nie zuvor. Schwächen bei der Bedienung trüben jedoch den Gesamteindruck und die Halterung der Lenkerfernbedienung kann im Test nicht voll überzeugen. Letzten Endes bleibt so die Frage, ob man ein elektrisches Bauteil, das regelmäßig geladen werden muss, am Bike haben will.
Stärken
- konkurrenzlos einfache Montage
- sehr geringes axiales Spiel und sichere vertikale Fixierung des Sattels
- Integrationsfähigkeit mit Magura Federgabeln und Dämpfern
Schwächen
- Funkfernsteuerung trennt Bedienzeit von Aktivierungszeit und erfordert Eingewöhnung
- Lenkerfernbedienung nur mit Gummi befestigt und aus Kunststoff
- relativ hohes Gewicht trotz fehlender Kabel / Leitung
Preisvergleich
Weitere Informationen
Magura Homepage
Bilder: Tobias Stahl, Sebastian Beilmann
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2015
433 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWeiß jemand, was der Service bei Magura kostet?
Meine sackt ab, selber entlüften, ist denke ich, auch nicht viel günstiger.
Die Komponenten kosten ja schon > 80€...
https://www.alltricks.de/F-11929-outillage/P-451954-magura-bleed-kit-vyron-elect
Ansonsten war das bei mir innerhalb der Garantie...würde mal direkt anfragen. Befürchte, dass es um die 100 kostet.
Ich finde es schade das die Elektronik recht billig aufgebaut ist, man hätte die Platine auch Wasserdicht gestalten können oder Ersatz zu einem fairen Preis anbieten können, 100 Euro für ein Ersatzteil das in der Produktion vermutlich um die 10 Euro kostet... Naja Entwicklungskosten zweimal gezahlt...
Mir ging meine beim biken bei Regen kaputt, es kam Wasser rein da diese Hautplastik Abdeckung nun mal nicht viel aushält und wie schon erwähnt die Platine nicht Wasserdicht gestaltet ist was durchaus möglich wäre.
Vielleicht interessiert es jemanden wie die Platine aussieht, ich habe ein Bild mit angehängt (man sieht den Grünspan) . Für die Nerds, der Chip ist ein nrf51422
Konntest Du denn die Stütze mit dem Aus- und Einlöten des defekten gegen den "neuen" Chip retten?
Aber so muss man Zeit/Kosten abschätzen und eigene Basteleien lohnen sich da leider nicht.
Schade weil von der Mechanik her finde ich die Stütze top
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