
Mountainbiken in Marburg
Interview: Hannes Kuttler
Marburg an der Lahn ist ein wahrlich beschauliches Städtchen. Wer die Stadt mit dem Auto passiert, wird sogleich vom imposanten Schloss beeindruckt sein. In der Marburger Talebene fließt die Lahn idyllisch dahin, während sich Studenten zu Tausenden auf den Lahnwiesen vom Stress der Uni ablenken. Einige Marburger zieht es jedoch auch weiter hinauf als dies die Lahnwiesen ermöglichen: auf die Marburger Berghänge mit ihren schmalen Pfaden, die sich in einem dichten Waldgürtel um die Stadt ziehen. Für Mountainbiker ist es so ein bisschen wie für Schokoladenfreunde mit einer M&M-Packung – für jeden ist die passende Farbe dabei, im Fall der Marburger Trails der passende Schwierigkeitsgrad.

Die umliegenden Berge sind mit 400 m nicht sehr hoch gelegen, dafür aber steil. „Da trainiert man bergauf quasi am laufenden Band unfreiwillig Intervalle, zumindest wenn man den Ehrgeiz hat nie abzusteigen“, so Kuttler. Eine harte Schule, die ordentlich Kraft in den Beinen produziert, wenn man kontinuierlich in den Marburger Bergen unterwegs ist. Die Belohnung für die Strapazen fällt bergab in zahlreichen Singletrails jedoch überaus üppig aus, facettenreicher Flow ist für alle Leistungsklassen von Mountainbikerinnen und Mountainbikern garantiert. Von sanftem Wiesentrail bis wurzeligem Nadelwaldungetüm ist alles dabei.

Nicht jeder Weg ist jedoch einfach zu finden. Maximal effizient ist es, wenn man sich einem ortskundigen Trainer anschließt, der einem die besten Wege zeigt und die dafür erforderliche Fahrtechnik vermittelt. Hannes Kuttler ist diesbezüglich ein adäquater Ansprechpartner: er ist MTB-Trainer und Marburg ist sein Heimrevier. Wir haben uns mit ihm getroffen und im Interview über ihn und die Region gesprochen.

MTB-News.de: Hallo Hannes, danke, dass du uns etwas über Marburg, die Trails und dich erzählst. Bei dir wollen wir beginnen, stelle dich doch bitte kurz vor!
Hannes: Hallo IBC, mein Name ist Hannes Kuttler und ich bin 26 Jahre alt. Ich studiere Sport und Deutsch in Marburg und arbeite nebenbei als Mountainbike-Trainer.
Wie kamst du zum Mountainbiken und der Arbeit als Fahrtechniktrainer?
Ich begann Ende der 90er Jahre inspiriert durch meinen älteren Bruder Michael über Wald und Wiesen zu fahren. 2001 fuhr ich dann mein erstes Cross Country-Rennen und blieb der Disziplin bis 2007 treu. 2005 löste ich eine Lizenz, war kurze Zeit später Mitglied des Stevens MTB Teams und des Niedersachsenkaders. Mittlerweile verbringe ich die meiste Zeit als Fahrtechniktrainer und Guide im Sattel. Wenn ich privat fahre, dann orientiere ich mich in Richtung anspruchsvoller Touren und bestreite das eine oder andere Enduro-Rennen.

Welches sind deine Lieblings-MTB-Reviere?
Da ich mehrere Monate als Guide auf Mallorca verbracht habe und die Insel mit bestem Wetter und tollen Trails schätzen gelernt habe, steht Mallorca für mich an an erster Stelle. Dicht gefolgt von Lenzerheide in der Schweiz. Und dann kommt auch schon mein Heimrevier: Marburg.
Was bietet die Marburger Umgebung Bikern?
In erster Linie ein großes und schnell erreichbares Netz an Singletrails verschiedener Schwierigkeitsgrade direkt im Waldgürtel der Stadt. Vom Anfänger bis zum Könner kommt hier jeder auf seine Kosten, vorausgesetzt er ist ortskundig genug. Zudem bietet der etwa 30 km entfernte Flowtrail in Bad Endbach auch eine prima Spielwiese. Winterberg und Willingen sind auch nicht allzu weit entfernt. Insofern ist Marburg ein idealer Wohnort für Mountainbiker und ich fühle mich hier pudelwohl.

Du arbeitest als Mountainbike-Trainer. Für wen arbeitest du und was motiviert dich dazu?
In erster Linie arbeite ich für die Uni Marburg und gehe mit Studierenden und Bediensteten von Hochschulen auf Touren in Marburg und weiteren Standorten. Dabei vermittle ich ihnen auch die wichtigsten Fahrtechnikelemente. Grundsätzlich gefällt es mir, meine Faszination vom Mountainbiking mit anderen teilen zu können und gemeinsam mit ihnen ihre Performance auf dem Bike zu verbessern. Prima ist natürlich auch, dass ich durch die Exkursions-Angebote der Uni zu beeindruckenden Premium-Revieren reisen darf und dabei u.a. in Lenzerheide einen Kurs geben darf.

Neben meiner Tätigkeit bei der Uni arbeite ich auch für den BSJ, einen Verein, der sich um die bewegungsorientierte Förderung von Jugendlichen kümmert. Auch diese Tätigkeit hat ihren Reiz: das Biken verbindet mich mit den Kids und wir haben automatisch eine Wellenlänge, um auch über andere Problematiken des Lebens quatschen zu können. Nicht zuletzt biete ich auch eigene Kurse an, diese sind sehr individuell gestaltbar, je nach Wünschen der Kunden, und dadurch maximal effizient. Insgesamt gesehen, empfinde ich es als tolles Gefühl, wenn sich meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer dank meiner Hilfe weiterentwickeln und dadurch zu Hause und auch weltweit mehr Wege zur Verfügung haben, die sie durchfahren können und dabei ihr Maximum an Flow und Glücksgefühl erleben.
Wieso sollten Kunden einen Fahrtechnikkurs bei dir buchen?
Mein Slogan lautet: „daheim trainieren, weltweit brillieren“. Mit meinen Fahrtechnikkursen verfolge ich das Ziel, die individuellen Grenzen meiner Kundinnen und Kunden zu verschieben und ihnen mehr Sicherheit und Fahrspaß auf dem Bike zu ermöglichen. Das macht sie nicht nur sicherer, sondern auch zu umfangreichen Könnern in weltweiten Bike-Revieren. Besonders wertvoll macht meine Kurse, dass ich durch meine langjährige Erfahrung genau weiß, wo die Potentiale und Gefahren von Aktivitäten auf dem MTB liegen. Dadurch garantiere ich bestmögliche Förderung und Absicherung.

Du hast erwähnt, dass du auch Rennen bestreitest. Sind diese das Salz in deiner Bike-Suppe?
Mittlerweile bestreite ich ausschließlich Endurorennen. Ich mag es, an meine Grenzen zu gehen und empfinde dabei mein persönliches Maximum an Flow. Enduro-Rennen finde ich prima, da sich die Leidenszeit in Grenzen hält. Für ein paar Minuten strengt man sich hochgradig an, hat danach aber wieder seine Ruhe bis zur nächsten Stage. Der Uni Marburg bin ich dankbar, dass sie mich neben Michael und Elisa im Enduro-Team der Uni bei den Rennen unterstützt.

Bei welchen Rennen treffen wir dich an?
Am 20. und 21.6. bin ich mein Heimrennen in Bad Endbach gefahren, vergangenes Wochenende folgte mein persönlicher Saisonhöhepunkt: die Deutsche Hochschulmeisterschaft in Altenberg im Zuge der Mad East. Nun werde ich noch einige lokale Rennen bestreiten. Da heißt es dann wieder: Vollgas mit viel Fahrspaß!
Dabei wünschen wir dir viel Erfolg!
Weitere Informationen zu den Angeboten in Marburg findet ihr auf MTB Marburg.
Weitere Informationen
Interview: André Joffroy
8 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWerbung für eine gute Sache, denn Fahrtechnikkurse sind quasi auch Sturzprävention
Ride on,
Marc
Hmmh, theoretisch gesehen bringen Fahrtechnikkurse nur schneller zu sein und deswegen bei höherer Geschwindigkeit zu stürzen.
Ergo, Fahrtechnikkurse erhöhen das Risiko nicht weniger zu stürzen, sondern nur schwerer zu verunfallen.
G.
Kommt drauf, was Du wo lernen willst
Racing-Kurse gibt es sicherlich auch, ansonsten gilt wohl "safety first" - gut so 
Bildunterschrift ist falsch, ist nicht am Schlossberg sondern woanders in Marburg, dort ists ruhig. Aber du hast recht, die Oberstadt sollte man im Sommer und am Wochenende auf jeden Fall meiden, zu gefährlich bei den vielen Fußgängern.
Im Artikel vergessen: Marburg war mit dem Red Bull Hillchaser Bergsprint auch schon mal Gastgeber eines spaßigen und großen Events mit fast 300 Teilnehmern. Darüberhinaus gibt es den Verein "Freestyle-Marburg e.V.", der einen Dirtpark (Fliegewiese) und seit kurzem auch zwei offizielle Trails am Richtsberg betreibt, dazu kommen aktive MTB-Gruppen beim DAV und im Radsportverein im Ortsteil Cappel. Aber der Drehpunkt war meiner Ansicht immer die Unisportgruppe die Hannes leitet, auch die Exkursionen in die Schweiz kann ich nur weiterempfehlen!
Wo kann man da radeln?
Bin von morgen bis Donnerstag in Marburg zum Seminar im ZVB. Da habe ich überlegt mein Hornet mitzunehmen.
MfG Jaimewolf3060
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