Wie in so vielen Gebieten, in denen der Mountainbikesport betrieben wird, gibt es auch in und um Saarbrücken Konfliktpotenzial im Wald, ob mit dem Forst, Jägern oder Spaziergängern. Durch die Covid-19-Pandemie nahm die Spannung weiter zu und aus einfachen Konflikten entstanden zum Teil gefährliche Situationen, die bspw. durch Fallensteller zu eskalieren drohte. Dazu kamen Aktionen seitens Forstamt und Polizei, ob Rückbauversuche bereits angelegten Trails oder Kontrollen von Bikern noch am Waldparkplatz. So entschieden sich einige Mitglieder der damaligen Interessengemeinschaft MTB dazu, das Ganze proaktiv anzugehen und eine Legalisierung der Strecken zu forcieren.
Hierzu setzten die Mountainbiker aus Saarbrücken ein Konzept auf, mit dem bestehende Bedenken beseitigt und vor allem auch neue Möglichkeiten im Bereich Tourismus, Kinderförderung und die Reduzierung von Risiken durch weniger Potenzial für neue illegale Trails aufgezeigt werden konnten. Denn durch ein attraktives Angebot an legalen MTB-Trails können nicht nur Konflikte reduziert, sondern auch neue Möglichkeiten zur Nutzung dieser Trails erschlossen werden. Um das Vorhaben weiter umsetzen zu können, war es nötig, einen offiziellen Verein zu gründen – so kam es schließlich zum Mountainbike-Verein Saarbrücken e.V. Durch die geballte Initiative, Werbung und dem Eintritt in den saarländischen Radsportbund kann der Verein mittlerweile gut 230 Mitglieder zählen und diesen durch die Mitgliedschaft im Radsportbund sogar eine solide Unfallversicherung anbieten.
13 von 15 Trails legalisiert
Auch wenn es kein einfacher Weg war und es Hürden zu meistern galt, war man im Umweltministerium und dem Forstamt daran interessiert, ein legales Trail-Netzwerk zu entwickeln, um weiteren Konflikten vorzubeugen und einen Nutzen für die Allgemeinheit zu schaffen. Somit wurden von insgesamt 15 beantragten Strecken ganze 13 zur Legalisierung freigegeben, welche nun mit Sicherheitskonzept und Beschilderung zu offiziellen Mountainbike-Trails umgewandelt werden.
Mit der Unterzeichnung des Gestattungsvertrags wurde eine vertragliche Vereinbarung zwischen Umweltministerium, Forst und dem Mountainbike-Verein geschlossen, welche die genauen Regelungen hinsichtlich Verantwortung, Verkehrssicherung und Naturschutz festhält.
Wenn man sieht, wo wir gestartet sind, können wir uns umso mehr über die Unterzeichnung des Gestattungsvertrags mit dem neuen Verein in Saarbrücken freuen – für uns ein Best-Practice-Beispiel … Durch die Legalisierung bestimmter Strecken und Trails schaffen wir die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Mountainbike-Vereinen, Behörden und Verbänden, formen neue Strukturen und reduzieren die Konflikte im Wald.
Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul

Das Umweltministerium Saarland zitiert auch die beiden Vorsitzenden des Mountainbike-Verein Saarbrücken, welche sehr zufrieden sind mit der erreichten Vereinbarung, sich jedoch erst am Anfang ihres Projekts sehen.
Der Austausch und der stets zielorientierte Prozess mit allen Gesprächspartnern auf Augenhöhe hat nun Früchte getragen. Wir haben mit dieser Vereinbarung das zweitgrößte Trail-Netzwerk in Deutschland legalisiert.
Tim Maus, 1. Vorsitzender des Mountainbike-Vereins
Ziel ist es, mit unserer neuen Vereinsstruktur nicht nur die Kommunikation mit den Partnern beim Land, den Kommunen oder den Verbänden zu verbessern, sondern auch einen Mehrwert für die Allgemeinheit zu bieten … Wir planen mit dem Verein Aktionen wie einen Naturwaldtag und Kinder- sowie Jugendarbeit.
Daniel Wuhrmann, 2. Vorsitzender
Unterstützung durch das Trek Trail Advocacy Program
Auch Sponsoren spielen eine große Rolle bei der Umsetzung solch eines Projekts, so steht die lokale Bauhaus-Filiale helfend zur Seite und stellt Anhänger mit Werkzeug im Wert von mehreren tausend Euro, welche dringend für Arbeiten an den Trails benötigt werden. Zudem wurde der Verein für das Trek Trail Advocacy Program ausgewählt, hierbei werden Projekte im Bereich Bikeparks / Pumptracks / Trailcenter gefördert und finanziell unterstützt, wir berichteten bereits über die Unterstützung für MTB-Projekte in Saarbrücken.
Die monetäre Förderung des US-Bikeherstellers wird definitiv benötigt, denn die Kosten der Umsetzung sind erheblich. Allein der Aufwand für Beschilderungen und Bremsschikanen an gefährlichen Wegkreuzungen soll in die Tausende gehen, zudem werden MTB-Trainer über Sporthochschulen ausgebildet, damit auch bald Kinder- und Jugendtraining angeboten werden kann. Außerdem wird es eine Vereinsstätte geben, die neben der Funktion als Werkzeuglager und Arbeitsort für Workshops auch Räder und Equipment für Kinder aus sozial schwachem Umfeld vorhalten soll. Falls noch etwas Geld übrig bleibt, sind Reparaturstationen mit Werkzeug und Pumpen an verschiedenen Orten im Trailnetz geplant.
Die Ambitionen des Saarbrücker Mountainbike-Vereins sind groß und der Berg an Arbeit vielleicht noch größer, es muss auch weiterhin die Werbetrommel gerührt werden, denn aus der Vereinskasse wird das Projekt zukünftig nur schwer überleben können. Wir wünschen viel Erfolg bei der weiteren Umsetzung des MTB-Trail Projekts und wünschen uns, dass dieses Model in Zukunft Schule macht! Wer dem Mountainbike-Verein Saarbrücken e.V. beitreten möchte, Geld spenden will oder mehr Informationen sucht, der wird unter www.mv-sb.de fündig.
Mehr Infos im Best Practice Beispiel
Hier geht es zur offiziellen Meldung des Umweltministerium Saarland: Legales MTB-Streckennetz als Best Practice Beispiel
Was sagt ihr zum Legalisierungsprojekt des Mountainbike-Verein Saarbrücken?
41 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumJungs, geile Sache. Zur Einführung der Beschilderung fahre ich dann villeicht doch noch mitm MTB runter und wenn nicht dann eben mit dem Gravel !!
Ride on
Einerseits zwar schön, dass etwas legal ist bzw legalisiert wurde.
Anderseits hoffe ich, dass durch die gebauten Strecken, dh Sprünge, Anleger, etc, nicht nur mehr zwei Kategorien ent- und bestehen werden.Also auf der einen Seite die komerziellen, Bikeparks oder Flowtrails (-center) und die privat errichteten Strecken (unter behördlicher Aufsicht/Auflagen) mit Spendencharakter,
und der Rest bleibt dann tabu, verboten, gesperrt, auf der anderen Seite
Es zeichnet sich ja ab, dass solche Strecken, weiterhin errichtet werden. Die enorme Nachfrage wird so befriedigt. Damit einhergehend kann diese besser gesteuert und überwacht werden.
Und mit der Werbung bzw dem Hinweis, es gäbe es (genug?) solcher Strecken, werden dann alle anderen Strecken unatraktiv gemacht bzw ein schlechtes Gewissen suggeriert.
Über kurz oder lang wird dieses Konzept natürlich aufgehen; es soll so ähnlich wie beim Thema Raubkopieren von Musik und Video werden. Raubkopien sind Dank Streaming deutlich zurück gegangen und die Jungen haben kaum mehr ein Interesse (so sie davon überhaupt etwas wissen oder sich technisch damit auseinandersetzen wollen) auf diesen illegalen Wegen sich etws zu beschaffen. Die Mehrheit streamt (oder es ist ohnehin kostenlos irgendwo dabei, You Tube, Amazon etc).
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