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Test
Specialized Camber Comp 29″ 2013

„Alles was Du brauchst – sonst nichts!“ – so wirbt Specialized für sein 110mm Twentyniner Trailbike. Ob da etwas dran ist, konnten wir während eines Vormittags auf dem Camber auf Trails in Snowbird, Utah, zumindest ansatzweise klären.


# Specialized Camber Alloy Comp 29 2013

Im Stand

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Für 2599€ erhält man beim Modell Comp ein funktionelles Fahrwerk aus dem Hause RockShox, eine günstige, aber funktionierende X7 Schaltung mit X9 Schaltwerk und 2X10 Übersetzung, dazu viele Teile aus der hauseigenen Kollektion: Reifen, Laufrad, Sattel und Stütze, Lenker und Vorbau kommen allesamt direkt aus dem Haus. Dabei wird Specialized-üblich an viele Details gedacht, kleinere Rahmen bekommen kürzere Kurbeln, schmaleren Lenker, kürzeren Vorbau und keine kürzere Sattelstütze. Insgesamt ist die Ausstattung funktionell, aber nicht umwerfend. Die Preis-Leistung ist beim „preisbewussten“ Camber also etwas besser, aber nicht unschlagbar. Obwohl kein großer Leichtbau betrieben wurde, bleibt die Waage bei 12,8kg stehen – ein guter Wert für ein 29″ Alu-Trailbike dieser Preisklasse.


# Camber Antrieb – X9 Type2 sorgt für Ruhe

Das will das Specialized natürlich mit seinem Rahmen und einigen markentypischen, einzigartigen Features wettmachen. Dafür hat man beim 2013er Aluminium-Rahmen schon ein Detail umgesetzt, welches der Carbon-Version vorenthalten bleibt: Der konzentrische Drehpunkt von Umlenkwippe, Sitzstrebe und Dämpferverlängerung. Ein Drehpunkt weniger spart natürlich Gewicht und erhöht die Steifigkeit.


# Geometrie Specialized Camber 29 2013

Ansonsten gibt es eine aufgeräumte Kabelführung, bei der auch an eine nicht enthaltene Teleskopstütze gedacht wurde, und die selben Schnittstellen wie an den „großen“ Brüdern: PF30 Innenlager, Tapered Steuerrohr und eine Hinterachse mit breiterem Flanschabstand, die sich 142+ nennt.


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Auf dem Trail

Bei 176cm Körpergröße entschied ich mich für ein Camber in Größe M. Draufsetzen, wohlfühlen – bei der Geometrie wartet keine Überraschung, stattdessen kann es gleich losgehen. Der 720mm breite Lenker erscheint für einen 110mm Twentyniner genau richtig, auch der 90mm Vorbau passt, gemeinsam mit 428mm Reach sitzt man komfortabel, aber sportlich auf dem Bike. Das Fahrwerk lässt sich per AutoSag zumindest am Dämpfer schnell auf 25% Sag einstellen,  an der Gabel hilft eine Tabelle den richtigen Ausgangspunkt zu finden, und so geht es auf eine erste Testrunde.


# Specialized Camber im Uphill

Die Runde beginnt mit einem Anstieg, grober Schotter liegt im Weg. Die großen Räder rollen sauber darüber hinweg, die Federung arbeitet unauffällig, aber effizient. Das Rad kommt nicht außer Ruhe, auch im Stehen klettert es willig. Die verriegelbare Druckstufe wäre dabei nicht unbedingt nötig, mit ihr lässt sich aber für ein Asphalt-Stück Hardtail-Gefühl erzeugen. Auch über Wurzeln profitiert man vor allem von den großen Laufrädern, sie tragen die Geschwindigkeit gut mit.

An steilen Rampen steigt das Vorderrad spät bis gar nicht – 450mm Kettenstreben und die Laufräder machen sich bemerkbar. Damit ist das Heck für ein Specialized lang, für ein 29″-Fully aber nicht ungewöhnlich. Auch im Stehen pedaliert sich das Camber leichtfüßig, der Lenkwinkel (70°) macht den Eindruck eines guten Zwischendings aus verspielt und laufruhig.

Lenkt man die ausreichend steifen und zumindest nicht unangenehm schweren Roval Laufräder in die Abfahrt erweist sich die Kombination aus 29″ und 110mm Federweg an Front und Heck als überraschend komfortabel, wenn es darum geht auch größere Brocken zu schlucken. Dank tiefem Innenlager (335mm) sitzt man wirklich im Bike, zentral über dem Radstand. Dadurch animiert das Rad zu einem dynamischen Fahrstil, zum Spielen mit Kurven und Bodenwellen.


# Die quirrlige Geometrie verleitet sogar zu kleinen Hüpfern.

Das eher geringe Gewicht macht sich in einigen Fahrsituation bemerkbar: Behände klettert das Bike, lässt sich zu Sprints überzeugen oder von Kanten abdrücken, von 29er-Trägheit keine Spur. In der Abfahrt erfreut, dass man bei Specialized an ein gedämpftes Schaltwerk gedacht hat – das X9 ist damit kein Blender, sondern trägt erheblich zu einer sicher geführten Kette und reduziertem Klappern bei. Bremsen gibt es natürlich bessere, für den angedachten Einsatzzweck sollten die Elixir 3 mit 180/160mm Scheibe aber in Ordnung gehen, zumal bei den Rahmengrößen L und XL 200/180mm verbaut werden.

Ähnliches gilt für die meisten hauseigenen Anbauteile: Sie funktionieren gut, reißen aber nicht vom Hocker. Reifen, Vorbau und Sattel würde ein Perfektionierer vermutlich schnell tauschen, doch im Grunde muss klar sein: Wer sich in dieser Preisklasse ein Specialized Trailbike kauft, will ein Paket, und nicht ein Bastelkit, obwohl sich auf dem sauber verarbeiteten Rahmen durchaus aufbauen lässt. Vor diesem Hintergrund lässt sich auch die Tatsache verschmerzen, dass man am Camber nur spezielle Dämpfer verbauen kann.


# Specialized Camber Downhill

Fazit:
Das überarbeitete Camber ist ein  bezahlbares Trailbike, das seinen teureren Brüdern Epic und Stumpjumper durchaus gefährlich werden könnte. Die antriebsneutrale Basis, die Wohlfühl-Geometrie und das gut funktionierende Fahrwerk lassen es in vielen Situationen gut aussehen. In Sachen Anbauteile gibt es offensichtlich noch viel Tuning-Potential, aus funktionellen Gründen muss aber nichts getauscht werden. Insofern bietet das „systemintegrierte“ Camber tatsächlich „alles was Du brauchst, sonst nichts.“ Dank smarterem Hinterbau würde ich persönlich die Alu-Version sogar dem Carbon-Modell vorziehen.

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