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Kurz nachgefragt
Der neue BDR DH-Koordinator Fabian Waldenmaier über sich und seine Pläne

Über den Wechsel des BDR DH-Koordinators hat Thomas euch hier bereits aufgeklärt. Wir haben uns gefragt, welche Pläne und Ziele der neue Koordinator verfolgt und haben bei Fabian Waldenmaier kurz nachgefragt. Bisher war Fabian der Leiter des SIXPACK-Racing 4Cross Cups und hier im IBC-Forum unter Jochen_DC zu finden. Was der 34-jährige aus dem Allgäu zur aktuellen Lage des deutschen Downhill-Sports und dessen Zukunft zu sagen hat, erfahrt ihr in diesem kurzen Interview.

Fabian Waldenmaier in seiner bisherigen Rolle als Cup-Leiter des SIXPACK-Racing 4Cross Cups. (Bild: Oliver Roggenbruck)

MTB-News: Hallo Fabian, wir gratulieren zur Ernennung zum neuen BDR DH-Koordinator. Viele von uns kannten sich ja bereits in deiner Funktion als Cup-Leiter beim SIXPACK-4Cross Cup. Wie ist es dazu gekommen, dass du nun neuer DH-Koordinator geworden bist?

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Fabian: Danke. Mir hat man diesen Posten seitens des bisherigen Koordinators vertrauensvoll angeboten. Zudem scheint auch bei anderen Entscheidungsträgern im BDR mein Ruf nicht allzu schlecht zu sein. Da war es dann nur noch eine reine Formsache, die ich, dem der Downhill-Sport am Herzen liegt, nicht ablehnen konnte.

MTB-News: Meines Wissens kommst du selbst vom DH-Rennsport und hattest dich quasi nur zum 4Cross verirrt. Hast du denn noch Kontakt zur aktiven DH-Rennszene in Deutschland?

Fabian: Ja das ist richtig. Ich hole mal ein bisschen aus, wenn ich darf. Ich betreibe den MTB-Sport schon seit 1990. Zu Beginn, wie jeder in dieser Zeit, fuhr ich CrossCountry Rennen. Jahre später, so gegen 1993, wechselte ich dann die Rennsportdisziplin und ging zum Downhill über. Damals war das sehr einfach, da man ohnehin alles mit derselben Kiste gefahren ist. Erst Mitte der 90er begann die Spezialisierung der Räder, die zwischenzeitlich ja teils wahnwitzige Ausmaße angenommen hat. Mein fahrerisch ‚Goldenes Zeitalter‘ war dann von Mitte der 90er bis ins Jahr 2000, in dem ich durch einen Autounfall erst einmal schachmatt gesetzt wurde. Leider folgte kaum nach der Genesung der nächste Crash mit dem Auto. Dies führte dazu, dass ich von 2000-2003 gar nicht mehr biken konnte. Der Wiedereinstieg viel mir äußerst schwer und an meine damalige Form gelangte ich nie wieder. Für die neue Fahrergeneration war ich sicherlich nur der Typ mit den Helmkameraaufnahmen (seit 2005) und den üblen Stürzen. Das ist aber auch Jahre her, zwischenzeitlich ist auch Helm-Camfootage erfreulicherweise eine Massenerscheinung und ich bleib meist auf dem Rad, anstatt meine Knock-outs filmtechnisch zu dokumentieren.

Im Jahr 2007 ergab es sich, dass ich neben einem Downhillrennen in der Schweiz, welches Samstags stattfand, am Sonntag noch bei einem Dual Eliminator im schwäbischen Gaildorf an den Start ging. Zudem baute unsere Stadt, anstatt dem gewünschten Downhill Track, eine 4X Strecke in unserem Ort. So kam ich die letzten Jahre mehr und mehr auf den Geschmack des 4X Racing. Dem DH-Fahren blieb ich jedoch stets treu. Nur mit DH Racing war es nicht mehr so weit her. Zur DH-Rennszene habe ich natürlich noch Kontakt, auch wenn dieser nicht mehr so ist wie zu meiner intensiven DH Zeit. Dies werde ich jetzt aber wieder aufleben lassen. Gute Freunde von mir haben sich ordentlich gesteigert. Z. B. Noah Grossmann, er ist dieses Jahr Vize Deutscher Meister im DH geworden. Ich freue mich darauf viele weitere ‚alte‘ Gesichter wieder zusehen, gleichermaßen bin ich aber auch gespannt auf die ‚New Generation‘ der deutschen DH-Fahrer.

MTB-News: Wie beurteilst du die Szene als auch die Lage des Downhill-Sports in Deutschland?

Fabian: Die deutsche Szene hat sehr viel Potenzial. Auch hat sich die Lage in den letzten Jahren durch das Entstehen von Bikeparks allerorts deutlich gebessert. Die Trainingsmöglichkeiten sind also nominell deutlich höher einzuschätzen als früher. Dass ein Spitzenfahrer wie Jasper Jauch aus Hannover kommt und nicht zwingend in den bayrischen Alpen leben muss, spricht in meinen Augen Bände. Auf der anderen Seite gibt es leider nach wie vor Fernsehdokus über uns, in denen wir als todessehnsüchtige Adrenalinjunkies dargestellt werden. Der Bericht in SPIEGEL TV, welcher vor einigen Wochen ausgestrahlt wurde, ärgert mich heute noch.

Fabian bei seiner diesjährigen Teilnahme am SIXPACK-Racing 4Cross Cup in Winnenden. (Bild: Sascha Boretzki)

MTB-News: Kannst du beschreiben, wie du bisher die Funktion des BDR in Sachen DH wahrgenommen hast?

Fabian: Wir hatten als DH-Fraktion jahrelang ein absolutes Mauerblümchendasein. Das muss man offen sagen und das weiß der BDR auch. Seit 2-3 Jahren ist es allerdings, auch durch den Boom unseres Sports, zu einer anderen Einstellung seitens des BDR uns gegenüber gekommen. Es ist nicht taghell geworden, aber der Weg geht in die richtige Richtung, wenn teils auch etwas zäh und für viele nicht wahrnehmbar. Manches müsste man eventuell offener kommunizieren. Ich hoffe, dass man mir dahin gehend gewisse Freiräume einräumen wird.

MTB-News: Wie könnte sich das in Zukunft ändern, hast du konkrete Pläne?

Fabian: Es wird ein langwieriger Prozess Strukturen zu schaffen, um den Sport so zu gestalten, wie er es verdient und benötigt. Auch das Thema Netzwerke bilden und fördern liegt mir am Herzen, das geht von Netzwerken qualifizierter Trainer bis zu denen der Fahrer. Ein erfahrener Fahrer wie beispielsweise unsere Ikone Markus Klausmann kann den Newcomern so unglaublich viel vermitteln, und genau dass sollte eben nicht nur bei einem Trainingslager der Fall sein, sondern zur Gewohnheit werden. Also gedanklich weg vom Individualsport hin zum Teamsport, denn in einer dynamischen Gruppe erzielt man ein Vielfaches an Lernfortschritt und es macht auch einfach mehr Spaß in der Gruppe zu fahren. Dies wird merkwürdigerweise ab einem bestimmten Leistungslevel nicht mehr so gelebt bzw. trauen sich viele nicht Profis, wie beispielsweise Klausmann, anzusprechen, obwohl er für Tipps stets zu haben ist. Genau hier müssen wir ansetzen. Nichtsdestotrotz sollen weiterhin vonseiten des BDR erweiterte Kader-Trainingslager angeboten werden, um hier Anstöße zu vielen grundsätzlichen Dingen zu liefern. Und natürlich wird man neben den einschlägigen Rennen auch diese Trainingslager zur Sichtung für Nominierungen nutzen. Auf meiner Agenda steht eine ganze Menge jedoch es ist meines Erachtens noch zu früh dies zu publizieren.

MTB-News: Was müsste sich in Deutschland deiner Meinung nach verändern, damit wir wieder einen Deutschen bei einem World Cup auf dem Podest bejubeln können?

Fabian: Ja, da kommen bei mir erst einmal Erinnerungen an Nevegal 1996 hoch, schöne Erinnerungen an den großen Triumph von Klausi. Damals noch auf einem Hot Chili X-Rage. Das würden heutzutage manche Leute nicht einmal mehr als All-Mountain bezeichnen. Aber zurück zur Frage. Schwieriges Thema, sehr komplex. Im Grunde hat unsere Nation ausreichend talentierten Nachwuchs. Eines der großen Probleme ist in meinen Augen jedoch der Wohlstand in unserem Land. Wenn sich Talente zwischen einem unsicheren DH-Profi-Leben oder einer soliden Ausbildung entscheiden müssen, dann entscheiden sie sich hierzulande meist für den sicheren Weg, also die Ausbildung. Dazu kommt noch die deutsche Mentalität der Sicherheit, es gibt kaum eine Nation, die auf solche Dinge mehr Wert legt als wir.

Der australische Dandy beispielsweise hat diese guten Perspektiven nicht, der setzt alles auf eine Karte und probiert es. Wie viele von den Dandys es nicht schaffen und auf der Strecke bleiben, kann ich nicht beurteilen. Für mich ist das aber einer der Gründe, warum die Australier so eine starke Nation in unserem Sport sind. Also was müsste sich ändern? Die Mentalität? Schwierig. Die Arbeitsplatzsituation? Eher nicht. Ich sehe den einzigen Weg für uns darin, Strukturen für Fahrer zu schaffen, durch welche die Fahrer grob abgesichert werden. Natürlich werden diese Fahrer dennoch einen übermäßig großen Ehrgeiz und Durchhaltewillen benötigen, aber rudimentäre Rahmenbedingungen sollten geschaffen werden. Auch dies ist leider ein sehr langer Prozess, zumal Fördergelder für eine nichtolympische Sportart nicht bzw. kaum vorhanden sind. Solange die Medien uns noch nicht richtig entdecken, wird auch das IOC uns nicht in den Kreis der elitären Sportarten aufnehmen. Aber ich hoffe, dass durch die X-Games der Druck auf das Olympische Komitee steigen wird und der Weg weg vom Eisstockschießen hin zu attraktiven Sportarten wie der unseren gehen wird.

Von Anfang an war Fabian dem DH-Sport zugetan – hier sieht man ihn beim Shredden in Kalifornien.

MTB-News: Vergangenen Samstag warst du zum Amtsantritt beim BDR in Frankfurt und hast einer Sitzung zum Thema Gravity-Disziplinen innerhalb des BDR beigewohnt. Kannst du uns verraten, um was es dort ging?

Fabian: Es ging um die Bereiche Downhill, 4X und neuerdings auch Enduro und um deren aktuelle Situation in Deutschland und auf internationaler Ebene. Und es ging natürlich darum, welchen sportpolitischen Weg man hier in Zukunft gehen werde. Erfreulich empfand ich die Gegebenheit, dass neben den üblichen Verdächtigen auch BDR Größen wie der neue Sportdirektor des BDR, Patrick Moster und der Vizepräsident Vertragssport des BDR, Udo Sprenger teilgenommen haben. Dies ist ein Zeichen dass es der BDR wirklich Ernst meint mit seinen Ambitionen.

MTB-News: Gibt es von dieser Sitzung interessante Neuigkeiten zu berichten?

Fabian: Wirklich neu ist der Bereich Enduro, der im Zuge dieser Sitzung hinzukam.

MTB-News: Demnach möchte der BDR in Zukunft also den Enduro Sport fördern? Wie genau kann man sich das vorstellen?

Fabian: Es wird 2012 eine komplette Enduroserie geben, die Details möchte ich hier aber noch nicht ausplaudern. Anhand meiner Infos gehe ich aber davon aus, dass die Serie super werden wird. Allein schon, dass die Macher des iXS Cups hinter der Organisation stehen ist ein Garant für Qualität. Zudem könnte auch der DH Sport davon profitieren, da es doch den einen oder anderen ‚Wechsler‘ geben könnte, der quasi vom CC über Enduro zum DH kommt.

MTB-News: Gibt es denn auch Neuigkeiten in Hinblick auf den professionellen 4Cross Sport?

Fabian: Naja, auch beim BDR war das Politikum und dessen Folgen für den deutschen 4X Sport das Hauptthema. Ich gehe davon aus, dass einige Fahrer mangels World Cup ins BMX oder Downhill Lager wechseln werden. Inwieweit es die deutschen Serien wie den SDC und den MDC betreffen wird ist allerdings noch nicht absehbar. Das Großprojekt, welches wir mit dem BDR im Hinblick auf 4X geplant hatten, mussten wir nun erst einmal auf Eis legen. Ich hoffe inständig, dass die 4X-Allianz die ‚World Series‘ schnell und gut etablieren kann, um diesen attraktiven Sport international zu erhalten. Wir sind nach den Tschechen die zweitstärkste 4X Nation im World Ranking.

MTB-News: Fabian wir danken dir für deine Auskünfte und wünschen dir viel Erfolg mit deinen neuen Aufgaben. Zum Abschluss darfst du gerne noch einige Worte loswerden.

Fabian: Na klar gerne. Ich hoffe doch, dass niemand beim Lesen dieses Interviews eingeschlafen ist, aber ich wollte die Gelegenheit nutzten, einmal ausführlich über dieses Thema zu sprechen. Mal abgesehen davon freue ich auch einmal sagen zu dürfen, dass das IBC eine wertvolle Plattform für uns Biker ist und 2011 ein grandioses IBC Jahr war. An dieser Stelle herzlichen Dank an das gesamte IBC Team für euren Job. Es wäre schön wenn die Downhiller-Racer diesen Thread nutzen würden, um Anregungen zu geben. Ihr könnt mir auch gern eine PM schreiben oder über Facebook mit mir Kontakt aufnehmen. Auch auf Rennen bin ich gern euer Ansprechpartner, wenn euch etwas auf der Seele brennt. Quatscht mich einfach an, Ride on, eurer Fabian.

Fabian hat es bereits angesprochen, wenn ihr Fragen, Anregungen oder Wünsche in Bezug auf die Entwicklung des deutschen Downhill-Sports habt, dann könnt ihr eure Meinung hier frei kundtun. Wir bedanken uns nochmals bei Fabian für seine Schilderungen und wünschen ihm und allen Beteiligten viel Erfolg bei den bevorstehenden Aufgaben.

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