MTB-News.de

Trailbike Vergleichstest
Kona Process 111 – Agiler Spieler

Kona Process 111 im Test: ein 29er kann auch verspielt sein? Ja, das beweist das Kona Process 111 mit seinen 430 mm kurzen Kettenstreben. Mit dem flachen und kurzen Rahmen des Process will Kona im Bereich 29er neue Wege gehen. Zu Gunsten der kurzen Kettenstreben wird auf eine Umwerferaufnahme verzichtet. Auf dem Trail soll das wendige Trailbike zum Spielen einladen und durch genügend Stabilität für einige spaßige Aktionen sorgen.

Vollständigen Artikel lesen …

Kurz und bündig

Was das Kona Process 111 können soll

Das Kona Process ist als verspieltes und stabiles 29″-Trailbike mit Fokus auf’s Bergabfahren gedacht. Um trotz der großen Laufräder ein möglichst wendiges Bike zu erhalten, wurde auf eine Umwerferaufnahme komplett verzichtet, wodurch sich für ein 29er extrem kurze Kettenstreben von nur 430 mm realisieren lassen. Zusammen mit dem Lenkwinkel von 68° ergibt sich ein spaßiges Bike für Trails mit vielen engen Kurven. Das tiefe Tretlager soll in Verbindung mit dem tiefen Oberrohr für Fahrspaß sorgen.

Die progressive Dämpfer-Anlenkung soll zusammen mit dem Dämpfer für bequeme Downhills und sanfte Anstiege sorgen. Trotz des moderaten Federwegs soll man sich mit dem Process auf jedem Trail zuhause fühlen.

Der erste Kontakt

Das Kona Process polarisiert erstmal optisch: Solch eine lange Dämpferverlängerung gepaart mit dem massiven Hinterbau sieht man nicht alle Tage, auch bei der Farbwahl hat Kona mit einem dezenten Lila eine ungewöhnliche Kolorierung gewählt. Die Ausstattung ist solide und abfahrtstechnisch bewährt: 1×11 Schaltung von SRAM, vorn federt eine Pike, ein RockShox Monarch übernimmt die Heckfederung. Weitere Anbauteile kommen von WTB.

# Breites hauseigenes Cockpit trifft bewährte Shimano-Bremse
# Ein durchgehendes Sattelrohr realisiert Kona mit einer Dämpferverlängerung, die alle Standarddämpfer aufnimmt
# Das Firmenlogo prangt auf dem Steuerrohr.
# Die fetten Streben am Hinterbau sorgen für eine gute Steifigkeit.
# Das Process 111 besitzt einen abgestützen Eingelenker-Hinterbau

In der Process-Modellreihe von Kona bietet das 111 zwar die größten Laufräder (als einziges Bike der Reihe verfügt das 111 über 29″ Laufräder), aber den geringsten Federweg – darüber angesiedelt sind das Kona Process 134 sowie das Enduro Process 153 bis hin zum auf der Entourage-Geometrie basierenden Process 167.

In der Praxis

Wer runter möchte, muss zuerst hoch – ab in den Anstieg. Bergauf bleibt der Hinterbau im Sitzen halbwegs ruhig, doch wenn es sehr steil wird, muss der Fahrer ein Aufbäumen des Vorderrades aktiv verhindern. Die Sitzposition ist aufrecht und Druck aufs Pedal will nicht so recht aufkommen. Für ausgedehnte Touren mit langen Schotteranstiegen oder auf welligen Trails mit moderaten Steigungen ist die Performance dagegen vollkommen ausreichend. Das Rad ist aber insgesamt eher mit einigen schwereren Komponenten aufgebaut und deswegen bergauf weniger spritzig und beschleunigungsstark.

# Kein Sprintass, doch ein solider Kletterer bergauf.
# Schnelle Kurven meistert das Process hervorragend
# Wird es schnell und ruppig, wird das Rad ein wenig nervös.

Ist das Rad einmal auf Geschwindigkeit gebracht, wandelt sich das Fahrverhalten schnell und das Kona lädt zum Spielen ein. Der Hinterbau ist enorm kurz, nicht nur für einen 29er. Dadurch entsteht trotz des langen Reaches durch den nicht zu flachen Lenkwinkel ein agiles Rad. Am liebsten mag das Kona Process 111 flowige Spaßabschnitte, auf denen die Verspieltheit des Rades voll ausgeschöpft werden kann – oder langsame technische Sektionen, bei denen es auf Linienwahl ankommt. Der Rahmen bietet hierfür eine gute Kombination aus Steifigkeit und Flex. Absolut ausreichend steif, um den Lenkbewegungen des Fahrers zu folgen; aber nicht zu steif, um jede unsaubere Linienwahl direkt an den Fahrer weiterzugeben. Es fährt sich sehr präzise, jedoch nicht anstrengend.

# Mit dem Kona in den Alpen unterwegs.
# Auf solchen Passagen kann der Hinterbau dem Untergrund nicht mehr optimal folgen.

Ein weiterer Punkt ist die verbaute Pike extra Druckstufeneinstellung, welche mit dem gut arbeitenden Hinterbau nicht mithalten kann. Bei frontlastiger Fahrweise versinkt die Gabel ein wenig im Federweg, erholt sich nicht ideal von Schlägen und gibt diese dann an den Fahrer weiter, was zu einer recht schnellen Ermüdung führt – das kann die hochwertigere Pike besser.

(Anmerkung: Eventuell lag es auch an einer s.g. Montagsproduktion, denn besonders kleine Schläge gab die verbaute Pike direkt weiter -unsensibel).

Eine defensive Fahrerposition hinter dem Sattel ist somit auf langen Abfahrten Pflicht. Des Weiteren ist das Fahrwerk auf viel Pop ausgelegt statt auf maximale Bügel-Performance. Während das Fahrwerk auf flowigen Strecken nicht aus der Ruhe zu bringen ist und satt dem Untergrund folgt, wird es mit steigender Geschwindigkeit und Ruppigkeit deutlich unruhiger und verhindert eine schnellere Fahrweise. Die Geometrie trägt dann auch noch ihren Teil dazu bei, dass der Fahrer von alleine langsamer wird, um im sicheren Bereich zu bleiben.

# Die Paradedisziplin des Konas

Dennoch verhält sich das Bike auch in der Abfahrt sehr sicher – dank des guten, progressiven Hinterbaus und des langen Hauptrahmens. Der Dämpfer ist bei unserem Testmodell jedoch minimal unterdämpft – die Endprogression des Hinterbaus sorgt jedoch dafür, dass es keine Durchschläge gab.

# Mit Highspeed unterwegs.
# Je schneller, desto bewusster sollte der Fahrer fahren.

Test: Kona Process 111 – das Fazit

Das Kona Process 111 möchte bespielt werden: Die superkurzen Kettenstreben sorgen für ein lebhaftes Verhalten und laden dazu ein, den Trail für Sprungeinlagen und ähnliche Aktivitäten zu nutzen. Bergauf lässt sich das Kona gut pedalieren und ermöglicht auch, problemlos mehrere tausend Höhenmeter zu überwinden. Durch die aufrechte Sitzposition sollten die Anstiege aber nicht zu steil werden. Abrupte Beschleunigungen sind ebenfalls nicht die Paradedisziplin des Konas. Für ein präzises Fahrverhalten sorgt aber das steife Gesamtkonstrukt des Rahmens, was das Process 111 auch zu einem sehr guten Rad für technische Trails macht. Der progressive Hinterbau gibt viel Feedback vom Untergrund, lediglich bei sehr hohen Geschwindigkeiten ergibt sich etwas Unruhe in grobem Geläuf.

Pro:

Contra:

# Test: Kona Process 111

Alle Details zum Bike und Test

Kona Process 111 Ausstattung

Process 111 DLProcess 111
DämpferRockShox Monarch RCT3RockShox Monarch RT
GabelRockShox Pike RCT3 120mm QR15 TaperedRockShox Pike RC 120mm QR15 Tapered
KurbelRaceFace Turbine, 32 ZähneSRAM X1 1000, 32 Zähne
TretlagerRaceFace Press Fit 92Shimano Press Fit GXP 92
KetteKMC X11KMC X11
KassetteSRAM XG1195 10-42t 11spdSRAM XG1180 10-42t 11spd
SchaltwerkSRAM XO1SRAM X1
TriggerSRAM XO1SRAM X1
BremseShimano XT 180 mm / 160 mmShimano SLX 180 mm / 160 mm
SteuersatzFSA Orbit 1.5 ZS No.57FSA Orbit 1.5 ZS No.57
LenkerRaceFace AtlasKona XC/BC 35 Riser
VorbauKona XC/BC 35Kona XC/BC 35
SattelstützeKS Lev IntegraKS Lev Integra
SattelklemmeKona ClampKona Clamp
GriffeODI Ruffian MXODI Ruffian MX
SattelWTB SL8 TeamWTB Volt Sport SE / Volt Sport SE 250
LaufräderWTB Asym i29 TCS / NovatechWTB STs i29 TCS / Novatech
ReifenMaxxis Minion DHF/Semi-Slick EXO DUAL TR 29x2.3"Maxxis Minion DHF/SemiSlick EXO DUAL TR 29x2.3"
FarbeMatt Navy & Black w/ Gloss Yellow & Blue DecalsMatt Black w/ Gloss White Decals

GrößeSmallMediumLargeX-Large
Sattelrohrlänge406 mm406 mm450 mm465 mm
Reach416 mm435 mm460 mm485 mm
Stack603 mm608 mm617 mm621 mm
Lenkwinkel68°68°68°68°
Sitzwinkel74°74°74°74°
Oberrohrlänge (horizontal)585 mm605 mm634 mm661 mm
Hinterbaulänge430 mm430 mm430 mm430 mm
Radstand1124 mm1145 mm1173 mm1200 mm
Tretlagerhöhe
Tretlagerabsenkung35 mm35 mm35 mm35 mm
Überstandshöhe660 mm660 mm667 mm667 mm
Steuerrohrlänge100 mm105 mm115 mm120 mm

Alle Trailbike-Tests:


Weitere Informationen

Website: www.konaworld.com
Text & Redaktion: Thomas Fritsch, Johannes Herden, Thomas Paatz | MTB-News.de 2015
Bilder: Jens Staudt

Die mobile Version verlassen