Kenda Pinner Pro – Infos und Preise
Wenn Aaron Gwin seinen Namen für etwas hergibt, ist eigentlich direkt klar, für welche Art von Mountainbikes das Produkt geschaffen wurde: Für Downhill-Bikes. Genau das lässt das offene Profil des Kenda Pinner Pro auch vermuten. Um den Einsatzbereich aber etwas auszudehnen, werden zweierlei Karkassen angeboten. Neben der AGC-Karkasse – kurz für Advanced Gravity Casing – gibt es den neuen Reifen auch als leichtere Version für den Einsatz an Trail- und Enduro-Bikes. Mit dem Advanced Trail Casing geht es bei 923 g für die 27,5″-Variante los, knapp an der 1,3 kg-Marke kratzt die 29″-Version mit Downhill-Karkasse.
Viel Auswahl gibt es ansonsten nicht. Der Reifen kommt mit 2,4″ nur in einer Breite auf den Markt. Auch bei der Gummimischung ist man als Endkunde in seiner Wahl nicht frei. Es gibt zwar zwei Mischungen, diese werden aber jeweils einer der beiden Karkassen zugeordnet. Also: Dual-Mischung nur in Kombination mit AGC und Dual Layer-Mischung nur zusammen mit dem ATC-Reifen. In Summe soll sich das Konzept vor allem für trockene und härtere Böden eignen und nur bedingt für den Einsatz bei widrigeren Bedingungen.
- Enduro- und Downhill-Reifen für trockene, harte Böden
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Reifenbreiten 2,4″
- Gummimischung Dual, Dual Layer
- Karkasse Advanced Gravity Casing (AGC; Downhill), Advanced Trail Casing (ATC; Trail & Enduro)
- Gewicht 923 g – 1.297 g
- Verfügbarkeit bereits erhältlich
- bicycle.kendatire.com
Preis: 57,90 € (ATC), 59,90 € (AGC, beides UVP) | Bikemarkt: Kenda Pinner Pro kaufen

Im Detail
Unser letzter Kenda-Reifentest liegt schon ein Weilchen zurück. Während der Honey Badger sich sprichwörtlich „nichts schei*t„, tut Aaron Gwin wohl bei der Reifenwahl das exakte Gegenteil. Mit Ausnahme von seiner Zeit bei Specialized hatte der erfolgreiche Rennfahrer bei der Reifenentwicklung immer seine Finger im Spiel. Ob bei Trek mit dem Bontrager G5, bei YT mit dem Onza Aquila oder jetzt in eigenen Team mit dem Kenda Pinner Pro. Keine große Überraschung also, dass sich auch bei diesem Reifen Ähnlichkeiten zu den anderen beiden Gwin-Reifen und den Maxxis-Platzhirschen zeigen.
Bisher waren alle Gwin-Reifen mit einem zweireihigen Profil ausgestattet. Sowohl die Mittelstollen als auch die Seitenstollen wechselten sich also im ABAB-Takt ab. Der Pinner Pro bricht damit jetzt mehr oder weniger – zumindest bei den Seitenstollen. Hier gibt es jetzt ein einheitliches Stollen-Design für alle. Einzig in einem winzigen Detail unterscheidet sich das Profil: die Lamelle auf der Oberfläche gibt es in zwei Orientierungen. Lamellen sind ein gutes Stichwort, denn wenn man Aquila und G5 im Detail anschaut, fällt auf, dass die angewinkelte Lamelle sich an allen Gwin-Reifen wieder findet.

Werfen wir den Blick auf die Mittelstollen. Am Kenda Pinner Pro gibt es jetzt parallel zur Fahrtrichtung keine Lamellen mehr auf den Mittelstollen, dafür lotrecht dazu. So sollte der Reifen trotz vergleichsweise kleiner Bremskante ein gutes Maß an Bremstraktion aufbringen. Wiederum eine übergreifende Gemeinsamkeit zu vorherigen Gwin-Reifen: Alle Mittelstollen sind in Fahrtrichtung angeschrägt, um den Rollwiderstand zu reduzieren.
Bevor es auf den Trail geht, nehmen wir noch die Karkasse ins Visier: Beide aktuell verfügbaren Karkassen sind Single-Ply – bei der AGC-Variante ist das ungewöhnlich, denn zumeist sind Downhill-Reifen doppellagig gebaut. Damit der Pannenschutz trotzdem ausreicht, gibt es an Seitenwänden und Lauffläche jeweils Einlagen. Der sogenannte Kenda Vector Shield – kurz KVS – wird am Downhill-Reifen mit AGC-Karkasse eingesetzt. Es handelt sich um ein Stich- und Schnitt-resistentes Aramid-Material, welches vor scharfkantigen Steinen oder ähnlichem schützen soll. Etwas dickere Fäden in der 60 TPI-Karkasse sowie ein Apex-Einsatz am Wulst erhöhen den Schutz weiter.
Der ATC-Reifen ist ähnlich aufgebaut, es fehlt lediglich die Apex-Einlage. Bei der Fadenzahl der Karkasse verwendet man zugunsten des besseren Rollwiderstands 120 TPI und die Einsätze unterscheiden sich im Material. Nylon an den Seitenwänden und „K-Armor“ unter der Lauffläche sollen am Trail-Reifen für Ausfallsicherheit sorgen.


Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
---|---|---|---|---|---|---|
Bontrager | G5 Team Issue | 49,99 € | 1.440g | 29" | 2,5" | Testbericht lesen |
Continental | Kaiser Projekt Apex | 70,90 € | 1.225 g | 29" | 2,4" | Testbericht lesen |
Kenda | Pinner Pro AGC | 59,90 € | 1.297 g | 29" | 2,4 | |
Maxxis | Assegai | 74,50 € | 1.335 g | 29" | 2,5" WT | Testbericht lesen |
Schwalbe | Magic Mary | 64,90 € | 1.350 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Specialized | Butcher Gripton | 59,90 € | N/A | 29" | 2,3" | Testbericht lesen |
WTB | Vigilante Tough/High Grip | 69,90 € | 1.251 g | 29" | 2,5" | Testbericht lesen |
Auf dem Trail
Zum Frühjahr hin wurde uns der Pinner in der Downhill-Ausführung zum MTB-Reifen Test zur Verfügung gestellt. Im Bikepark fahren war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht möglich. Die ersten Testkilometer wurden folglich im Enduro-Einsatz gesammelt. Schon hier zeigte der Pinner Pro Potenzial, wanderte aber vom Hinterrad wieder schnell runter. Zwar kommt man noch voran, von einem spritzigen Fahrverhalten bergauf kann aber nicht die Rede sein. Hier sind wir schon gespannt auf die leichtere Trail- und Enduro-Version mit anderer Gummimischung.
In den Folgemonaten darf der neue Reifen aber am Vorderrad schon sein Können beweisen. Und das tut er. Grip: Ist da. Dämpfung: Super. Gummimischung: Griffig. Platten? Zero. Spulen wir etwas nach vorne – die Bikeparks sind wieder offen, der Pinner Pro hat das Rad gewechselt und wird jetzt an Front und Heck dem Härtetest unterzogen. Bergauf geht es jetzt zwar nicht aus eigener Kraft, dafür wurde die AGC-Ausführung aber auch nicht gebaut.

Ab den ersten Metern begeistert der Reifen wieder. Die vorab genannten Merkmale resultieren in einer hohen Berechenbarkeit – nachvollziehbar, dass ein so erfolgreicher Rennfahrer wie Gwin einen Reifen wie den Pinner Pro mitentwickelt hat. In nennenswerte Schwierigkeiten sind wir nur in Ausnahmefällen gekommen – leicht feuchter Lehmboden zum Beispiel. Beim Einsatzbereich gehen wir nicht ganz konform mit dem Hersteller: auch im Nassen schlägt sich der Trockenreifen erstaunlich gut. Offene, durchnässte Böden verkraftet das Profil gut, solange die Stollen nicht mit Matsch verklebt sind. Auch die Bremstraktion bleibt im Nassen auf einem hohen Niveau.
Trocknen die Böden ab, hält den Pinner dann alles, seinen Piloten dafür nichts mehr. Auch in großer Schräglage bekommt man auf den Seitenstollen noch massig Seitenhalt und kann den Untersatz mit gigantischer Selbstsicherheit zwischen Kurven hin- und herwerfen. Wie bereits im Nassen verzögert der Kenda-Reifen auch im Trockenen zuverlässig und neigt nicht dazu, frühzeitig auszubrechen oder zu rutschen. Trotz hoher Bremstraktion und guter Seitenführung rollt der Reifen aber nicht langsam.

Auf Stein-durchsetzten, schnellen Strecken wurde die ein oder andere Linienwahl mit Durchschlägen auf die Felge quittiert. Selbst bei hohem Tempo war keiner dieser Durchschläge fatal. Die Karkasse bleibt dabei flexibel genug, dass der Reifen satt aufliegt, hält in Kompressionen aber auch gut dagegen. Mit 1,3 kg ist er dabei sicher kein Leichtgewicht. Für einen 29″-Downhill-Reifen finden wir das Gewicht aber passabel.
Nach wenigen Tagen im Park kündigen sich die ersten Gebrauchsspuren an. Der Verschleiß ist damit in Ordnung, unter schweren Fahrern wird der Pinner aber keine Saison durchstehen. Eine weitere Kleinigkeit ist im Testbetrieb aufgefallen. Nach einer etwas schrägen Landung ist der hintere Mantel aufs Felgenhorn gerutscht – dort ist er aber auch sitzen geblieben. Langsamer Luftverlust ließ ein vorsichtiges Beenden der Abfahrt zu. Ähnliches ist uns aber nicht noch einmal passiert, hier könnte man also durchaus von Pech sprechen.
Das ist uns aufgefallen
- Straßenpreis Flächendeckend ist der Kenda Pinner Pro noch nicht verfügbar. Da, wo man ihn aber schon bekommt, liegt der Preis unter 50 € – das ist gemessen daran, was der Reifen kann, ein super Preis.
- Plopp Der Pinner Pro auf der Zielgeraden – bisher fehlerfrei – mauserte sich langsam aber sicher zum Liebling. Eine ungünstige Landung lässt ihn dann aus der Felge rutschen. Schade – das werden wir weiter beobachten müssen, denn wenn man es auf Downhill-Strecken stehen lässt und beginnt, sich in ungünstige Landungen zu katapultieren, sollte er eigentlich bombenfest sitzen.


Im Vergleich
Als Referenz-Reifen im Gravity-Sektor dienen Schwalbes Magic Mary und Maxxis Minion DHR II, die wir in den schweren Karkassen mit dem Kenda Pinner Pro Vergleichen.
Maxxis Minion DHR II vs. Kenda Pinner Pro
Für Maxxis ist der Minion DHR II ein Allrounder – das R im Namen verrät, dass der Reifen ursprünglich fürs Hinterrad gebaut wurde. Eignen soll er sich weniger für Hardpack und nasse Bedingungen, dafür soll er als Intermediate-Reifen zur Höchstform auflaufen. Der Pinner wiederum soll auf harten Böden noch gut performen. Tatsächlich sind sich die Reifen nicht unähnlich in ihrem Einsatzbereich. Beide bieten exzellenten Grip und gute Bremstraktion- und Kontrolle. Unserem Empfinden nach rollt der Pinner noch einen ticken besser und bietet auf den Seitenstollen minimal mehr Grip. Der Pinner ist dabei etwas günstiger und nur wenige Gramm schwerer als der DHR II in 29″ und DH-Ausführung. Wer ein Fan vom DHR II ist, sollte den Pinner Pro auf jeden Fall mal ausprobieren.
Schwalbe Magic Mary vs. Kenda Pinner Pro
Während sich Pinner und DHR nicht viel schenken, kann der Schwalbe Magic Mary vor allem im Nassen davonziehen. Wie beschrieben sieht Kenda den Pinner hier nicht in seinem Element, überraschend gut verkraftet er den Einsatz auf feuchten Böden aber. Wird es nass und tief kann Mary dann mit etwas besserer Selbstreinigung punkten und spendiert damit länger viel Grip. Auf trockenen, harten Böden gefällt die hohe Berechenbarkeit der größeren Pinner-Stollen etwas besser. Schwalbes Reifen wiegt wenige Gramm mehr und kostet in der UVP 5 € mehr als der Pinner.
Fazit – Kenda Pinner Pro
Für einen reinen Trockenreifen ist Kenda mit dem Pinner Pro ein hervorragender Allrounder gelungen. Der Rollwiderstand ist gemessen am Einsatzbereich gut, im reinen Abfahrtseinsatz rollt der Pinner schnell. Dazu kommt sehr guter Kurvenhalt, kontrolliertes Bremsverhalten und insgesamt ein sehr berechenbares Fahrverhalten. Vor allem trockene und lose Böden macht der Pinner Pro gut mit, macht sich aber auch auf lockeren, feuchten Trails noch gut. Trotz einfacher Karkassenlage liegt der Reifen gut auf, springt nicht und war auch bei Durchschlägen auf die Felge bisher nicht platt zu bekommen.

Pro / Contra
Stärken
- Grip in offenen Kurven
- Rollwiderstand im DH-Einsatz
- guter Kompromiss aus Gewicht und Haltbarkeit
- Eignung bis hin zum Intermediate-Einsatz
Schwächen
- Reifen ist einmal aus dem Felgenbett gerutscht
Habt ihr Kenda bei der Reifenwahl mit auf dem Schirm?

Testablauf
Während des Testzeitraums wurde der Kenda Pinner Pro auf verschiedene Felgen an unterschiedlichen Bikes montiert – vom Tourenbike bis hin zum Downhiller auf Bikepark-Pisten. Der Reifen wurde von mehreren Testfahrern gefahren, die den Luftdruck jeweils an ihre Anforderungen angepasst haben. Ausnahmslos sind wir im Testzeitraum tubeless gefahren.
Hier haben wir den Kenda Pinner Pro getestet
- MTB Zone Bikepark Geißkopf schnelle, ruppige Strecken mit vielen spitzen Steinen, aber auch steile, naturbelassene Trails
- Bikepark Spicak schnelle, anspruchsvolle Downhill-Strecke mit noch mehr spitzen Steinen
- Bikepark Lac Blanc moderat schnelle Strecken mit sandigem Untergrund, vielen Steinen, Wurzeln und großen Sprüngen
- Singletrails sowohl steiles als auch flaches Terrain, verschiedene Böden und Bedingungen
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
30 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch kann nur für mich sprechen aktuell nämlich auf dieser Kombination umgerüstet (Pinner hinten vorne Hellcat). Funktioniert perfekt, vorher war der Dissector für mich passend.
Servus miteinander.
ich bin neu auf den Pinner AGC gekommen und dachte mir des wird mein Liebling aber bei drei Reifen ist wie auf dem Bild zu sehen jeweils die Karkasse „kaputt“ und das nach wenigen KM. Oder kann man den weiter fahren!? 2 habe ich ersetzt bekommen bzw Geld zurück einen hatte ich gebraucht gekauft der nur einmal gefahren wurde. Habt ihr die selben Erfahrungen gemacht ?
So sah mein hinterer Hellkat AEC auch aus. Keine Probleme damit - wohl nen Stein seitlich erwischt?!
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