Kenda Hellkat Pro – Infos und Preise
Heute geht es nicht um den gleichnamigen, auf IMDb mit sagenhaften 4,3 Sternen bewerteten Action-/Horror-Film – stattdessen beschäftigen uns lieber mit Kendas Reifen für den Allround-Einsatz. Verfügbar in drei Laufradgrößen, zwei Reifenbreiten, vier Karkassen-Varianten und zwei verschiedenen Gummi-Aufbauten punktet der Reifen bereits deutlich. Für Kenda ist der Hellkat Pro aber auch hinsichtlich des Einsatzbereichs ein sehr vielseitiger Reifen, der laut Hersteller für unterschiedlichste Bedingungen auf den Punkt auch scharfe Kurven und harte Bremsmanöver mitmachen soll.
Dabei will der Hersteller gleichzeitig eine gute Balance aus Traktion, Handling und Rollwiderstand gefunden haben. Alle Hellkat Pro-Modelle sind Tubeless-ready und mit einer einzigen Ausnahme als Faltreifen ausgeführt.
- Laufradgrößen 26″, 27,5″ und 29″
- Reifenbreiten: 2,4″ und 2,6″
- Gummimischung Dual Layer (AEC & AGC)/ Dual Tread
- Karkasse ATC (Trail), AEC (Enduro), AGC (Gravity), EMC (E-Bike)
- Gewicht: ab 861 g (ATC)
- bicycle.kendatire.com
- Preis: 59,90 – 64,90 € (UVP) | Bikemarkt: Kenda Hellkat kaufen

Im Detail
Schauen wir uns zunächst den Grundaufbau des Hellkat an. Mit Ausnahme der 27,5″ x 2,4″ AGC-Version setzen alle weiteren Hellkat-Modelle auf einen faltbaren Aramid-Reifenwulst. Außerdem entsprechen alle vier Karkassen dem Single Ply-Aufbau, sind jedoch durch verschiedene Einsätze verstärkt, um die Pannenresistenz zu erhöhen. Nur die leichteste Karkasse im Programm wird mit 120 TPI ausgeführt, AEC, AGC und EMC setzen jeweils auf eine 60 TPI-Karkasse.
AEC und AGC teilen noch mehr Gemeinsamkeiten und unterscheiden sich auch nur in einem Punkt: Während am Downhill-Reifen noch eine APEX-Einlage am Reifenwulst verwendet wird, kommt der Enduro-Reifen ohne diese Einlage aus. Abgesehen davon werden in beiden Karkassen die gleichen, dreiteiligen Aramid-Einsätze verwendet, um für Schnitt- und Pannenschutz zu sorgen. Dreiteilige Einlagen gibt es auch bei den EMC- und ATC-Karkassen, hier werden aber unter der Lauffläche und an den Seiten jeweils andere Materialien verwendet.

Auch was den Aufbau des Profils angeht, bleiben wir bei diesen beiden Gruppen. EMC und ATC sind mit dem Dual Tread-Aufbau versehen. Dabei handelt es sich um zwei verschiedene Härtegrade des Gummis – aus dem härteren Werkstoff werden die Mittelstollen geformt, aus dem weicheren Gummi die Seitenstollen. Auch an AEC und AGC gibt es zwei verschiedene Härten. Bei der Dual Layer-Konstruktion wird der härtere Gummi jedoch als Basis verwendet, auf den die weiche Schicht aufgetragen wird. So sollen Gravity-Piloten maximalen Grip bekommen, während E- und Trail-Biker einen Kompromiss aus Rollwiderstand und Seitenführung bekommen.
Weiter geht es mit dem Profil-Design. Drei verschiedene, aufeinanderfolgende Stollen-Reihen gibt es auf der Lauffläche (A-B-C-A-B-C). Die Seitenstollen wechseln sich in einem D-E-E-D-E-E Muster ab und sind leicht versetzt zur Lauffläche. Auf dieser bestehen Reihe A und B jeweils aus zwei Stollen, wobei die A-Elemente durch eine flache Brücke verbunden sind und die B-Höcker etwas weiter auseinander stehen. Die C-Reihe setzt sich aus einem, dem A-Stollen ähnlichen Mittelstollen und zwei seitlichen Stollen, die wiederum den B-Stollen ähneln, zusammen. Klingt schon kompliziert? Schauen wir uns noch die Lamellen an: Alle A- und A-ähnlichen Profilelemente sind mit einer Lamelle lotrecht zur Fahrtrichtung versehen. Die restlichen Stollen haben eine quadratische Prägung. Alle Stollen sind in Laufrichtung leicht angeschrägt.

Dort wo der Abstand zwischen Seiten- und Mittelstollen am größten ausfällt, setzt Kenda auf ein L-förmiges Profil, dass den Raum zum Mittelstollen etwas besser überbrücken soll. Die beiden darauffolgenden Stollen sind rechteckig. Alle Seitenstollen sind mit einer Lamelle parallel zur Fahrtrichtung versehen.
Allround steht drauf, nach Allround sieht das auch aus. Offen und damit prädestiniert für lockere Böden, dabei aber mit ausreichend Kantenlänge für die Bremskraft-Übertragung auf den Boden versehen. Interessant könnte sich die recht große Fläche zwischen A-B und D-E aufs Kurvenverhalten auswirken. Genug spekuliert, ab auf den Trail.
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
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Bontrager | SR5 Team Issue | 59,99 € | 1.080 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
Continental | Kaiser Projekt ProTection Apex | 70,90 € | 1.112 g | 29" | 2,4" | Testbericht lesen |
Kenda | Hellkat Pro AEC | 64,90 € | 1.123 g | 29" | 2,4" | |
Maxxis | DHR 2 DD | 74,50 € | 1.200 g | 29" | 2,4" WT | Testbericht lesen |
Schwalbe | Magic Mary SG | 62,90 € | 1.165 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Specialized | Butcher Black Diamond | 59,90 € | 1.100 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
WTB | Judge Tough/Fast Rolling | 69,90 € | 1.369 g | 29" | 2,4" | Testbericht lesen |
WTB | Vigilante Light/High Grip | 62,95 € | 1.251 g | 29" | 2,5" | Testbericht lesen |
Auf dem Trail
Machen wir es kurz und schmerzlos: Sobald es (viel) bergauf geht, gibt es bessere Reifen fürs Hinterrad als den Kenda Hellkat Pro. Bereits das Profil alleine rollt nicht allzu gut ab und sorgt in der ATC-Version mit härteren Mittelstollen für einen Rollwiderstand, der uns für den Trail-Einsatz eine Spur zu hoch ist. Dieses Problem wird mit den anderen Reifen durch den Dual Layer-Aufbau noch weiter verschärft. Der für den Enduro-Einsatz konzipierte Hellkat AEC erschwert den Uphill durch die weiche Gummimischung zusätzlich – immer wieder haben wir den Reifen im MTB-Reifen Test in den verschiedenen Versionen aufs Hinterrad montiert, nur um ihn kurz darauf erneut gegen etwas Schnelleres zu tauschen.

Geht es primär bergab oder montiert man den Hellkat Pro ausschließlich am Vorderrad, kommt man dafür in den Genuss eines genialen Reifens. Von Matsch bis hin zu trockenen Böden schlägt sich der Hellkat Pro einwandfrei, bietet extrem viel Grip – Seitenführung, Bremstraktion, Halt auf Wurzeln und Steinen – superb. Kontrolle, wo man sonst keine hatte: genau das kann der Hellkat Pro hervorragend. In tiefen Böden packt er ordentlich zu und verliert sich auch bei Nässe nicht. Selbst unter extrem matschigen Bedingungen konnte sich der Reifen bei der Selbstreinigung beweisen.
Spezialisten für nasse Bedingungen kämpfen aber im Trockenen manchmal ein bisschen mit sich selbst. Auch hier kann Kenda wiederholen, was sie mit dem Pinner vorgemacht haben: Ein sehr breites Einsatzspektrum abdecken. Denn auch bei trockenen Böden beißt sich der Hellkat Pro im Untergrund fest, bietet ein sehr hohes Maß an Präzision und stellt sicher, dass es nicht am Material liegt, sondern am Fahrer.
Grenzen? Unser Test hatte Extrembedingungen in alle Richtungen: Von staubig trocken bis hin zu Matsch-Rinnen auf Tretlagerhöhe, von sommerlich heiß bis hin zu Minusgraden. Vor allem im Nassen findet man die Grenzen des Reifens nur schwer und stößt schneller an die persönlichen Limits. Hier konnte der Hellkat Pro uns auf ganzer Linie begeistern. Unter null Grad wurde das Gummi etwas härter, aber bei weitem nicht unbrauchbar. Auf gefrorenem Boden reichte der Grip vollständig aus. Bei nasskalten Bedingungen ohne Bodenfrost war die Performance konstant gut. Die Grenzen liegen eher auf harten, staubigen Böden, wo sich der Reifen im Vergleich zum Pinner Pro auf den Seitenstollen etwas schwammiger verhält. Hier können die etwas schmaleren und weiter auseinander stehenden Seitenstollen nicht den gleichen Support bieten wie die größeren Pinner-Stollen.
Am Vorderrad schlagen sich auch alle drei Karkassen sehr gut, AEC und AGC haben uns auch am Hinterrad gut gefallen. Die leichte ATC-Version kann bei grobem Einsatz am Hinterrad aber nicht ganz an die Leistung der schwereren Brüder anknüpfen. Wer viel in garstigem Gelände unterwegs ist, könnte mit der ATC-Variante am Hinterrad und einem Insert glücklich werden – unsere bisherigen Erfahrungen mit den jüngsten Kenda-Modellen in AEC- und AGC-Ausführung zeigen, dass Felgenhörner aus Alu oder Carbon sich früher verabschieden als die Reifen.
Im Testverlauf hatten wir mit dem Hellkat Pro keine Platten, der Reifen verliert aber über Standzeiten von mehreren Tagen deutlich Luft. Eine gute Benetzung der Innenseite mit Tubelessmilch hilft, ist dem nicht so, blubbert es an der Karkasse stellenweise. Bei der Pannenresistenz knüpft der Reifen an die Leistung des Pinners an und zeigt bisher keine Beschädigungen durch Durchschläge, Steine oder ähnliches.

Das ist uns aufgefallen
- Rollwiderstand Wenn man den Rollwiderstand hört, dann ist er hoch? Zumindest scheint es beim Hellkat Pro so. Der Reifen bekam mehrere Chancen auf verschiedenen Bikes und verschiedenen Felgen, wurde am Hinterrad aber immer kurz darauf durch etwas Schnelleres ersetzt.
- Grip Superb. Was er bergauf nicht kann, macht er bergab wett. Satter Grip in nahezu jeder Situation. Der Hellkat Pro ist ein Reifen fürs ganze Jahr.
- Karkasse AEC und AGC haben uns hervorragend gefallen, sie stecken ordentlich was weg und liegen gut auf.
- Die Sache mit dem Gummi und dem Treten Was dem Kenda Hellkat seine hervorragenden Abfahrts-Eigenschaften als AEC-Version gibt, bremst ihn bergauf aus. Das Problem? Dicke Karkasse und härteres Gummi auf den Mittelstollen gibt es nicht. Entweder hoher Rollwiderstand oder dünne Karkasse. Unserer Meinung ist das nicht ganz ideal – die Dual Tread-Technologie besteht und wäre für uns im Enduro-Einsatz gut geeignet. Leider hat man als Kunde nicht die Wahl. Ein schneller rollender Hinterreifen mit der dicken, resistenten Karkasse wäre eine tolle Ergänzung des Portfolios.


Im Vergleich
Kenda Hellkat Pro vs. Kenda Pinner Pro
Hellkat und Pinner teilen sich Karkasse und Gummi-Aufbau, unterscheiden sich aber deutlich im Profil. Die Stollen des Pinner sehen nicht nur größer aus, auch das Maßband zeigt hier Unterschiede, vor allem auf der Lauffläche. Große, breite Stollen am Pinner spenden vor allem auf trockenen Böden viel Kontakt und damit Grip, außerdem stemmt er sich auf der Bremse deutlich mehr in den Untergrund. Der Hellkat kommt mit kleineren Stollen auf der Lauffläche, die sich tiefer in Böden eingraben und den höheren Grip des Reifens auf losen Böden bestätigen. Bei den Seitenstollen gleichen sich Stollen-Länge und -Abstand, die Profilelemente des Pinners sind aber noch etwas breiter. Beide Reifen sind hier stabil abgestützt, der Pinner kann es wiederum auf harten Böden und bei starker Neigung besser.
Also welcher jetzt für wen? Überwiegend harte Böden? Pinner! Überwiegend lockere Böden? Hellkat!
Kenda Hellkat Pro vs. Schwalbe Magic Mary
Der Schwalbe Magic Mary und Kendas Hellkat ähneln sich vom Profil, der Hellkat AEC kommt am ehesten einer Mary in Super Gravity-Karkasse und Ultra Soft-Mischung gleich. Bei Schwalbe gibt es aber noch die etwas schnellere Soft-Mischung, die sich fürs Hinterrad deutlich besser eignet. Weniger hohe Stollen am Hellkat könnten suggerieren, dass er im Nassen hinterherhinkt – die niedrigere Stollen-Höhe greift hier aber ausgezeichnet und er zieht mit der Mary mit.
Abgesehen davon funktionieren beide Reifen in einem gleichwertigen Spektrum gut. Wer also Magic Mary-Fan ist und gerne mal etwas Neues probieren will, sollte sich den Hellkat Pro mal genauer anschauen.
Fazit – Kenda Hellkat
Kendas Hellkat Pro ist ein ausgezeichneter Allrounder fürs Vorderrad. Bei der Abfahrtsperformance zieht er alle Register: Viel Seitenhalt, viel Grip, sehr präzise und berechenbar, dazu sehr guter Pannenschutz. Wir sind aktuell große Fans, würden ihn aber mit einem anderen Hinterreifen kombinieren.

Pro / Contra
Stärken
- Extrem viel Grip und Seitenhalt
- Berechenbares Fahrverhalten
- Pannenschutz
Schwächen
- Hoher Rollwiderstand/Eignung als Hinterreifen
- Seitenwand nicht ganz dicht

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Kenda Hellkat Pro gesammelt?
Testablauf
Wir haben den Kenda Hellkat Pro in AGC-Karkasse am DH-Bike und als AEC- und ATC-Version auf dem Enduro und dem Trail-Bike getestet.
Hier haben wir den Kenda Hellkat getestet
- Reschenpass: 3-Länder-Enduro-Trails – schnell, ruppig, materialmordend.
- Bikeparks Serfaus, Geißkopf, Todtnau: lose und harte Böden, viele Wurzeln & Steine, schnell, teilweise steil.
- Singletrails BW: von staubig bis nass, von hart bis lose, teilweise steil.
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
87 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHellkat ATC mein aktueller Enduro do-it-all VR Reifen weil rollt besser als Assegai MaxxGrip & hat mehr Grip als Assegai MaxxTerra 🙂👍
Ich würde den Hellkat auch als guten Allrounder bezeichnen. Im sehr losen Boden nicht so viel Grip wie eine Mary oder ein Assegai / Kryptotal. Dafür kann der auch auf harten Böden recht gut performane, wo die anderen Reifen schon wegschmieren oder über die Seitenstollen schieben.
Für mich am Hardtail ein sehr guter Reifen. Da limitiert dann nicht der Reifen sondern hintern die nicht vorhandene Federung.
Schwächer als Assegai auf losen Böden ist definitiv nicht das, was ich suche.
Der Hellkat grippt schon gut, ist aber aus meiner Sicht aber minimal schwächer wenn es um Grip in sehr losem Boden geht. Ich würde es so bewerten, immer von der weichsten Mischung ausgehend:
Assegai 100%
Mary / Kryptotal 99%
Hellkat 95%
Eventuell kommt noch der Michelin in Frage. Den bin ich persönlich noch nicht gefahren, aber so ziemlich alles andere. Auch Exoten wie WTB, E*Thirteen, Wolfpack, Vittoria, Onza, etc.
Achtung manchmal bei Kenda☝️
Ich hatte drei Hellkats, zwei waren von der Fertigungstoleranz leider mies und nicht fahrbar (1 x geeiert, 1 x nicht dicht zu kriegen). Die AEC-Version, die lief, fand ich top Level!
Aber wegen dem zweimaligen Stress (Montage, Demontage, Zeit, Milch verballert) bin ich danach wieder auf Assegai (drauf machen, ploppt rein, ist dicht, läuft rund).
Ist aber "nur" meine persönliche Erfahrung.
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