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Kein Internet, keine Hektik – nur Biken
Rob J und GONE TOMORROW in Nepal

Schnell, schnell – das ist keine Reise. Reisen heißt, sich Zeit zu nehmen. Diese alte Weisheit aus Afrika könnte direkt auch der Grundgedanke hinter dem neusten Video von Sebastian Doerk (z.B. Sea of Rock) und Rob J gewesen sein. In Nepal zieht es die beiden direkt von der lautesten, buntesten, hektischen Stadt Kathmandu in die Berge. Ein Flug der nur eine halbe Stunde dauert, aber endlos in die Vergangenheit zurück transportiert: Nepal ist Entschleunigung pur. Im „Mustang“ leben die Leute wie bei uns vor 100 Jahren, das Leben wie die Trails sind rauh und ungezähmt. Für euch bedeutet das: Zurücklehnen und beeindruckende Landschaften mit schroffen Trails am Fuße der weltberühmten 8.000er bewundern.

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GONE TOMORROW

Video von Sebastian Doerk und Rob J

GONE TOMORROW | Rob J von infinitetrails.deMehr Mountainbike-Videos

Ein Bike-Abenteuer in Nepal passiert nicht einfach so. Wir haben mit Sebastian und Rob gesprochen und mit einigen wenigen Bildern und Worten fassen die beiden für uns zusammen, wie es ist, in Nepal auf Mountainbike-Reise zu gehen.

Servus IBC,
Sebastian und Rob J hier! Wir hoffen euch hat unser Film aus Nepal gefallen. Nicht das klassische Thema mit Vollgas, großen Sprüngen und epischen Sonnenuntergängen sondern eine komplett andere Tour. Manches wirkt schon fast kitschig, doch Nepal ist einfach anders als alles, was wir bisher gesehen haben. Radikal anders – und viel langsamer. Wir haben unser Basislager in Kakbeni gehabt und haben dann täglich Touren rund um Muktinath unternommen. Bei der Anreise sind wir zunächst nach Kathmandu geflogen und von dort nach zwei Tagen weiter mit einer kleinen Maschine nach Pokkhara. Dort ist man noch mitten im Leben, denn hier starten die Touristen auf ihre Trekking-Routen zu Fuß oder mit dem Fahrrad rund um den Annapurna. Und während es hier noch Luxus-Hotels mit Pool, Spa und Bar gibt, ist es nur wenige Stunden weiter im Mustang eine ganz andere Welt.

# Kathmandu ist laut, bunt, hektisch und gerade deswegen grossartig. Ganz anders ist es im Mustang, wo es uns für unseren Film hin verschlagen hat.

Die Luft ist dünn hier oben. Für die Aufnahmen im Video haben wir uns über steile Rampen bis hinauf auf 4.500 Meter über dem Meer geschleppt und alles aus Beinen und Lunge herausgeholt. Unser Ziel ist an diesem Tag der Lubra Trail mitten im Upper Mustang. Um uns herum erheben sich majestätisch die höchsten Berge der Welt: Annapurna (8.091 m), Dhaulagiri (8.167 m) und Nilgiri (7.061 m) blicken auf uns herab, während wir um Sauerstoff ringend weiter in Richtung Trail marschieren. Das Verrückte: In dieser einmaligen Kulisse haben viele „kleinere“ 6.000er noch nicht mal einen Namen. „Es gibt einfach zu viele davon“, erklärt uns unser Guide Mandil. Ähnlich endlos wie die Reihen der in ewigem Eis verhüllten Gipfel sind auch die Möglichkeiten, hier ein Mountainbike zu bewegen. In Anbetracht der überwältigenden Natur ist das jedoch irgendwie Nebensache.

# Dünne Luft auf fast 4.500 Metern über dem Meer - Rob zieht für einen schönen Sprung ab und segelt inmitten schroffer Böden dem Tal entgegen.

So passiert es, dass noch bevor ich einen Meter auf dem Trail hin zum gewaltigen Flussbett des Kali Gedanki gefahren bin, hoch über unseren Köpfen ein riesiger Bartgeier seine Kreise zieht. Ohne einen einzigen Flügelschlag zieht er höher und höher Hinauf in die Lüfte. Das ist so ein Moment, für den wir diese Abenteuer suchen. Hier und jetzt, dieser Augenblick, an dem die Zeit einfach stehen bleibt. Und dann beginnt der Trail, der sich mit schnellen und flüssigen Passagen, losen, staubigen Kurven und exponierten, steilen Absätzen nach dem Tal und damit dem Sauerstoff entgegen schlängelt. Fehler sollten hier bei dieser Geschwindigkeit möglichst vermieden werden. Am Ende des Trails sind wir überwältigt. Der perfekte Trail? Das ist schwer zu sagen, doch es ist definitiv einer der besten Trails, die ich je gefahren bin.

# Mustang in Nepal = Loser Boden, Starker Wind und viel Staub ;)

Das Besondere ist, dass hier oben kaum angelegte Wege sind und die, die nicht benutzt werden, früher oder später durch die starken Winde wieder weggeweht werden. Die Landschaft ist sehr trocken und schroff. Die Trails sind relativ flowig aber unglaublich lose und staubig. Hinzu kommen viele ausgesetzte Passagen. Wer einen Blick für natürliche Linien hat, der kann hier seiner Kreativität beim Biken freien Lauf lassen. Wir haben über Himalayan Rides einen Guide bekommen, der uns unzählige Top-Spots und überragende Trails zugänglich gemacht hat. Doch trotz der wilden Bike-Aktionen ist da dieses Gefühl von Ruhe und Gelassenheit. Genau das haben wir in unserem Film transportieren wollen und insbesondere der Kontrast zwischen Kathmandu und Mustang hat uns einfach von den Socken gehauen. Kein Internet, kein Telefon, kein Stress. Die Menschen leben hier wie vor 500 Jahren! Die Augen der Kinder sind unglaublich groß gewesen, als wir sie auf meinem Bike durch die Gassen geschoben haben.

# "Prayer machine" - die Religion ist in Nepal der Dreh und Angelpunkt des Lebens
# Die Zukunft Nepals? Der Enduro-Nachwuchs macht begeistert die ersten Versuche.
# Gastfreundschaft ist oberstes Gebot

Wie ist Nepal also als Reiseland? Diese Reise war für uns viel mehr als nur „ein weiter Trip“ an einen schönen Ort zum Biken. Es war gefühlt eine Zeitreise zurück ins Mittelalter und zu alten Werten, die wir in unserer westlichen Welt fast schon vergessen haben oder zumindest in der Hektik des Alltags nicht mehr leben und wahrnehmen. Die Menschen leben hier oben im Mustang immer noch wie vor hunderten Jahren in Rhythmus und Einklang mit der Natur. Da das ehemalige Königreich bis vor wenigen Jahren noch ganz von der Außenwelt abgeschottet gewesen ist, sind moderne Einflüsse hier erst sehr spät angekommen – entsprechend ursprünglich ist das Leben. Alles wird von Hand gemacht. Egal was es ist, die Menschen tun es mit voller Hingabe und nehmen sich für die Dinge die nötige Zeit. So ist jeder von Ihnen nicht nur Buddhist sondern selbst auch Buddha weil sie von Klein auf lernen in diesen Momenten, in jedem Tun und in ihrer Religion zu verweilen. Es gibt kein Handy und kein Internet.

# Gipfel Break in Muktinath auf 4.400 Metern über dem Meer - der Blick auf die umliegenden Gipfel zeigt, dass diese Höhe hier nichts ist.

Für uns steht fest: Das war war sicher nicht die letze Reise nach Nepal. Es gibt nicht nur noch mehr sensationelle Trails zu entdecken, sondern auch so viel über die Menschen und deren Kultur zu lernen. Alles was man dafür benötigt ist Zeit. Das Gute: Ist man erst mal angekommen, nimmt man sich die aufgrund der dünnen Luft ohnehin. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich diese Chance nicht nehmen lassen!

# Wo hört der Trail auf und fängt das Haus an? Wallride? Vielleicht lieber nicht…

Weitere Informationen

Text & Redaktion: Rob J, Tobias Stahl
Bilder & Video: Sebastian Doerk

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