Nun ist es offiziell: Johannes Fischbach wechselt zu Radon! Nachdem Fischi vor kurzem von seinem ehemaligen Team verabschiedet wurde, haben wir ihn und seinen neuen Teamchef (und ehemaligen 4x-Konkurrenten) Joost Wichman getroffen und uns mit beiden über den Wechsel und Veränderungen, die Planungen für die anstehenden Saison sowie geklaute Trainingspläne unterhalten.
MTB-News.de: Fischi, du bist seit dem 1. Januar überraschenderweise nicht mehr Ghost, sondern bei…?
Johannes Fischbach: Radon.
Wie kam das?
Bei Ghost hat es das ein oder andere Problem gegeben. Irgendwann ist beschlossen worden, dass man die Bremse zieht und das komplette Projekt abbricht. Sobald ich das erfahren habe, war mein erster Schritt, dass ich den Bodo kontaktiert habe, wie die allgemeine Lage ist und ob es dort eine Chance geben würde. Dann haben wir die Idee weitergesponnen.
Wieso gerade Radon? Wie kamst du auf Bodo?
Ich habe mit Benni und Nick gesprochen und jeder hat gesagt, dass das Team bei Radon professionell arbeitet. Ich habe die Jungs im Training beobachtet und gesehen, dass das Rad gut funktioniert. Das hat alles gut ausgesehen. Daher habe ich gedacht, dass ich das probiere.
Bist du mit dem Rad bereits gefahren?
Ich bin bereits gefahren und habe ein paar Tests gemacht.
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Es ist ein großer Unterschied zu deinem alten Rad, nicht wahr?
Im Vergleich zum alten Rad wäre wahrscheinlich alles besser gewesen, weil das Projekt leider nicht hundertprozentig geklappt hat. Doch wie gesagt hatte ich das im Voraus getestet. Ich bin von Anfang an gut damit zurecht gekommen, und man merkt, dass am Rad bereits einiges entwickelt worden ist und es nicht irgendwo herausgestampft wurde. Es ist bereits mehrere Jahre im Rennbereich unterwegs gewesen. Einige Teamfahrer haben bereits ihren Input gegeben, was umgesetzt worden ist. Das ist ein sehr gutes Rad.
Wo bist du mit dem Bike bereits gefahren, bei dir daheim oder schon auf Downhillstrecken?
Ich bin bei mir im Bikepark bereits etwas gefahren. Letzte Woche waren wir in Südtirol, wo ich ein paar Mal hinunter bin. Ein paar Sachen habe ich bereits gemacht, aber nicht so, dass ich bereits auf Setup oder Ähnliches gegangen bin. Wir haben jedoch bei mir zu Hause im Herbst gutes Wetter gehabt – da bin ich bereits einige Male im Bikepark gewesen und habe bereits ein Grundsetup herausgefahren.
Was ist bezüglich der Umgewöhnung der größte Unterschied gegenüber deinem alten Bike?
Das alte Bike war … Wie sagt man das, um nicht erneut in einer offenen Wunde zu stochern? Das war kein fertig entwickeltes Rad, jedoch haben wir es fahren müssen, da es keinen Schritt zurück gegeben hat. Die alten Downhillräder gab es bei Ghost nicht mehr. Sprich: wir sind mit dem Rad gefahren und haben versucht, das Beste herauszuholen. Im Endeffekt hat es jedoch von A bis Z nicht geklappt. Wenn du auf ein Rad wie das Radon steigst, merkst du, dass es funktioniert. Du hast ein extremes Vertrauen. Das habe ich zum Schluss gar nicht mehr gehabt. Ich habe beim Fahren mehr Angst gehabt, dass am Rad etwas passiert, als dass ich einen Fehler mache. Eins ist zum anderen gekommen. Wenn du dich auf ein solches Rad setzt, von dem du weißt, dass es funktioniert, läuft und absolut laufruhig ist, dann fährst du ganz anders Rad.
Wenn ich die Komponenten anschaue, ist auch das eine Umstellung. Bisher bist du Boxxer gefahren, jetzt hast du eine Dorado. Ist das eine größere Umstellung?
Genau, das wird jetzt wahrscheinlich eine Umstellung. Ich hatte es getestet, es funktioniert alles sehr gut, dennoch ist es eine gewisse Umgewöhnung. Jedoch ist es nichts, was schlimm wäre – wenn du von RockShox auf Fox wechselst, hast du auch eine Umstellung. Das muss man in Kauf nehmen.
Wie gehst du bei dem Setup vor? Du hast von deinem alten Bike wahrscheinlich Werte, die du kennst. Bist du mit Manitou unterwegs, um das für dich abzustimmen oder nimmst du lediglich das Setup, was deine neuen Teamkollegen gefahren sind?
Ich werde mit den Jungs sprechen, wie sie ihre Räder gefahren haben. Jedoch haben wir im Frühjahr ein komplettes Teamcamp geplant, wo das Fahrwerk und alles komplett abgestimmt wird. Dennoch möchte ich natürlich in der Zeit, in der ich das Rad bereits zu Hause habe, logischerweise versuchen, meine eigenen Sachen herauszufahren und das mit den anderen abgleichen. Dann werden wir unsere Erfahrungen austauschen und viel herumprobieren. Das ist am Anfang der erste Schritt.
Du bist zusammen mit deinem Exkonkurrenten Joost Wichman hier gelandet. Früher seid ihr gegeneinander gefahren. Ist er jetzt dein Chef und kann dir sagen, „Fischi, trainiere mehr!“ oder wie läuft das?
Keine Ahnung. Solche Sachen passieren immer wieder. Die Welt ist klein – damals ist es mir bei Ghost so gegangen, dass plötzlich der Guido Tschugg bei mir dabei war. Jetzt bin ich mit dem Joost hier bei Radon. Die Fahrradbranche ist klein und man trifft sich immer wieder. So betrachtet ist das cool, da wir immer ein super Verhältnis hatten. Wir haben damals miteinander trainiert. Vor allem kommt er aus dem Rennbereich und das ist extrem wichtig. Er weiß, was der Fahrer braucht. Er weiß, wie das Umfeld laufen muss und deshalb wird das alles professionell laufen.
Worauf liegt dein Fokus in der Saison 2016?
Das Hauptaugenmerk ist bei mir, dass es im Weltcup wieder läuft. In den letzten zwei Jahren ist leider alles nicht nach Plan gelaufen, obwohl ich immer gefühlt habe, dass ich den Speed habe. Ich habe es auch wiederholt unter Beweis stellen können, dennoch hat die Konstante gefehlt. Ich möchte jetzt unbedingt in die Top 20 fahren beziehungsweise mich weiter nach vorne kämpfen. Ich gehe das Schritt für Schritt an. Ich weiß nicht, ob das jetzt direkt herausgeschossen kommt, aber möchte alles geben, dass ich als nächsten Schritt fest in die Top 20 fahre. Logischerweise möchte ich auch versuchen, meinen Europacup-Gesamttitel zu verteidigen und die deutsche Meisterschaft ist angepeilt. Bezüglich der City Downhills muss ich schauen, wie es von der Terminplanung klappt. Jedoch würde ich da ebenfalls gerne erneut mitfahren.
Du hast die letzten Rennen ja mit dem Demo bestritten – hast du es verkauft oder steht es noch zuhause?
Nein, nachdem ich das letzte Rennen gefahren war, habe ich das Ding verkauft. Das war eine Übergangs- und Notlösung. Beim letzten Weltcup hab ich es ins Steinfeld reingefeuert. Da hat der Rahmen ebenfalls etwas abbekommen. Den letzten City Downhill bin ich damit noch gefahren und habe es dann weitergereicht.
Ich sehe die Beschreibung im Bikemarkt vor mir: Zustand neu, keine Rennen, kein Bikepark!
Ja, genau. Nur Hobby. Dreimal gefahren. Aus Lackschutzgründen abgeklebt (lacht).
Wie siehst du die mediale Entwicklung beim Downhill?
Ich finde, das medial einiges geht und die komplette Berichterstattung ist extrem gut geworden. Auch von eurer Seite: extrem aktuell und gut gemacht. International finde ich die Berichte für all die Downhillweltcups ebenfalls richtig gut. Ich denke dadurch, dass es in dem Sport nicht immer nur einen Seriensieger gibt und so extrem viel Unvorhergesehenes passieren kann, ist es für die Zuschauer extrem spannend. Ich denke, dass der Downhill Weltcup in den nächsten Jahren durchaus einen erneuten Boom erleben wird. Definitiv.
Wie sieht der Winter aus? Was hast du geplant? Wird daheim trainiert, fliegst du nach Südafrika oder was wirst du machen?
Ich habe seit zwei, drei Wochen wieder angefangen zu trainieren. Ich habe einen Monat am Schluss komplett herausgenommen, da ich die Schnauze voll gehabt habe. Das ist alles nicht so gut gelaufen. Ich habe einen Break gebraucht und jetzt wieder angefangen. Die nächsten Wochen wird es jetzt erneut richtig ernst, da hart und oft trainiert werden muss. Nach Weihnachten gehe ich erneut für zweieinhalb Wochen ins Trainingslager nach Gran Canaria. Da bin ich jeden Winter. Das ist dort eine super Vorbereitung, da du stabiles Wetter und gute Trails hast. Dort zu trainieren macht Spaß. Ich bin gerade am Planen, ob ich Ende Januar vielleicht einen Monat nach Neuseeland gehe, um dort weiterzufahren.
Ändert sich bei dir etwas Größeres von Sponsorenseite?
Das komplette Programm. Ich bin jetzt bei Radon. Lifefood ist mir geblieben, und der Rest hat, um es mit den Teamsponsoren abzugleichen, geändert werden müssen.
Joost, jetzt zu dir. Hast du ausser Fischi einen weiteren Neuzugang in deinem Team?
Joost Wichman: Ja, Beim Radon Team hat sich ebenfalls viel geändert. Wir hatten ein Enduroteam und ein Downhillteam – das haben wir jetzt zusammengepackt. Beim Enduro sind Raphaela Richter und James Shirley noch immer dabei, das bleibt so. Außer den Zweien kommen keine zusätzlichen Fahrer hinzu. Bezüglich Downhill gibt es Fischi als neuen Fahrer und wir haben neu ebenfalls jemanden aus Frankreich: Faustin Figaret, er wurde 9. im World Cup in Lourdes. Wir sind mittlerweile ein großes Team und wir wollen uns auch internationaler aufstellen, weil Radon mehr Geschäft außerhalb von Deutschland machen wird.
Trainiert ihr als Team zusammen? Habt ihr ein gemeinsames Trainingslager oder schreibst du ihnen Trainingspläne? Wie funktioniert das?
Nein, nein. Ich schreibe keine Trainingspläne. Wir haben bis jetzt noch keinen Teamtrainer, jedoch wollen wir, wie gesagt, einen Schritt vorwärts machen. Das ist ebenfalls ein Plan. Du kannst nicht alles auf einmal machen. Das Team wird immer professioneller, wir machen ein Trainingslager in Portugal. Wir machen mit Manitou ebenfalls Suspension Setup und alles weitere, das Fahrwerk wird für alle Fahrer eingestellt. Jedoch gibt es noch keinen Teamtrainer.
Welches Ziel habt ihr dieses Jahr mit dem Team? Habt ihr etwas vorgegeben, dass Chris Stahl (=Radon Gründer & Chef, Anm. d. Red.) euch das Geld streicht, wenn ihr nicht fünfmal auf dem Podium seid oder Ähnliches?
Er macht nicht wirklich Druck, jedoch wird das Team größer, kostet mehr und mehr Geld. Wir wollen aber vorwärts und brauchen daher ein solches Team. Er hat uns keine konkreten Vorgaben gemacht, hat mir nicht gesagt, so und so muss es sein. Wichtig ist, dass wir Aufmerksamkeit bekommen, dass Leute uns sehen und wir präsent sind. Nicht nur mit Ergebnissen, sondern auch, dass sich die Sache gut vermarktet, dass die Jungs ebenfalls in den Medien, auch hier bei MTB-News gesehen werden. Es geht nicht nur um reine Ergebnisse, sondern darum, dass die Fahrer und das Fahrwerk gut sind. Ihr werdet von uns ebenfalls Videos sehen, die nichts mit Rennen zu tun haben, wo wir vielleicht mit Fischi irgendwo fahren gehen oder so.
Neuauflage der Zwanni-Wetten?
Fischbach: Das wäre geil! Ich wäre definitiv mit dabei.
Wenn man kein Druck hat, ist es gut, nicht wahr?
Fischbach: Es ich auch der eigene Druck. Ich möchte logischerweise nicht hinterhergurken. Ich denke, dass wir durchaus ungefähr dieselbe Zielsetzung haben.
Wichman: Ich weiß, was er kann, und ich weiß, dass er fleißig ist. Er war im Fourcross mein Konkurrenzmann. Wenn jemand Vollgas trainiert hatte, war er es. Ich hatte einfach nur Talent. (lacht)
Fischi, du hast Joost mal die Trainingspläne geklaut. Das ist damals durchaus eine grenzwertige Aktion gewesen…
Fischbach: Ich hatte das lange geplant und gewartet, bis er im Ausland war, bin zu Hause in seine Wohnung eingestiegen, habe logischerweise die Pläne seines Hauses gehabt, wo alles liegt. Das war eine kurze, aber knackige Angelegenheit.
Wichman: Danach ging es für ihn nur noch bergab. (Gelächter)
Wirst du nur Downhill fahren oder auch im Enduro an den Start gehen?
Fischbach: Ich bin hoffentlich bei Enduro komplett nicht an Bord.
Wichman: Dann streiche ich dich wieder von der Liste. (lacht)
Fischbach: Nein, wie bereits oft gesagt, habe ich mit Enduro renntechnisch nichts am Hut. Ich finde es geil, zu fahren, jedoch bin ich renntechnisch komplett nicht drin.
Ein abschließendes Wort von dir zu deinem neuen Teamfahrer, Joost?
Wichman: Eigentlich nichts, er soll nur Gas geben – das ist das Einzige. Wir arbeiten bereits ein paar Wochen zusammen, ich bin bisher zufrieden. Ich hoffe, dass er es für zwei, drei Jahre aushält. Ich schaue allgemein positiv in die Zukunft, da das komplette Teamumfeld gut ist. Die Fahrer im Team sind gut. Ich kenne alle und weiß, dass die Leute, die mit auf den Rennen sind, hoch motiviert sind und extrem viel vom Sport verstehen. Manche Sachen haben in der Vergangenheit nicht gepasst. Daher denke ich, dass er erneut einen positiven Schritt machen wird.