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Ist eine Jagd ein Rennen?
Jagdbericht Schnitzeljagd Sölden 2018

Am Wochenende hat zum 11. Mal die Singletrail-Schnitzeljagd in Sölden stattgefunden – wir waren dabei und haben uns gefragt: Die Veranstaltung heißt Singletrail-Schnitzeljagd 2018 – was genau ist das eigentlich: Eine Jagd? Ein Rennen? Ein Abenteuer? Unser Bericht aus dem Jahr 2018…

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Fotostory

# Fast Windstill und herrlich sonnig - der Gaislachkogel präsentierte sich von seiner besten Seite.

Das bewährte Format der Veranstaltung wurde – zu Recht – beibehalten: Nach einem Massenstart an Missionsstationen Aufgaben erfüllen, an Stempelpunkten vorbei navigieren und auf diesem Weg eine Region kennen lernen. Neu in diesem Jahr: Strecken und Missionen!

# Über 200 Teams planten und fuhren um die Wette
# Sortiert geht es in Sölden bergauf - die Infrastruktur wird jedes Jahr bequemer.
# Team MTB-News.de vor dem Start
# Routenplanung: Welche Reihenfolge ist die sinnvollste? - wir entscheiden uns für weniger Verkehr und mehr Lift fahren.
# Das laut Aufdruck isotonische Bitburger 0,0 im Test - widersteht es Andi Lipp?

Beim Massenstart stehen wir mit mehr Fahrern denn je auf dem 3040 m hohen Gaislachkogel. Trotz kalter Nacht wärmt uns die Morgensonne, nur ein paar Wolkenfetzen sorgen für Abwechslung beim Blick in die Tiroler Gletscherwelt. An einen echten Le Mans-Start ist, auch wenn ein paar Stunden später im französischen Le Mans tatsächlich das 24 h Rennen beginnt, mangels Platz kaum zu denken. Also eben ohne: Die Lawinensprengladung gibt das Startsignal und 470 Bikerinnen und Biker drängen sich durch den Startbogen. Auch wenn wir uns vorgenommen haben, es ruhig anzugehen: Die Anwesenheit hunderter anderer Mountainbiker motiviert dann doch, die Bremsen zu öffnen und in den Rennmodus zu wechseln. Nach einigen hundert Höhenmetern hat sich das Feld etwas gelichtet, doch jeder Biker in Reichweite lädt dazu ein, die nächste Kurve noch etwas später anzubremsen und sich schön in die Insideline zu drücken. Ein paar Kurven später drücke ich mich so richtig schön rein, vergrabe das Vorderrad im losen Geröll und verlasse das Rad durch den Vordereingang. Noch in meiner Abrollbewegung greife ich nach dem Rad, entweder weil ich keine Zeit verlieren will, oder aber (wahrscheinlicher) weil ich Angst habe, im nächsten Moment von 450 ähnlich motivierten Zweiradfahrern überrollt zu werden.

# Sortierte Verhältnisse am Start - übereifrige Starter gab es heuer wenige.
# Bodenprobe - so viel zum Thema übereifrig.
# Wer kann identifizieren, wo die Bremse leckt? - Mit zunehmender Temperatur stieg aber auch die Bremsleistung.

Ab hier gilt: Piano, wir sind hier doch bei der Jagd, und nicht auf der Flucht. Unsere Taktik dieses Jahr lautet: Keinen Trail auslassen und durch geschicktes Timing dem Verkehr aus dem Weg gehen. Deshalb biegen wir direkt auf die Teäre Line ein und machen uns im Anschluss erstmal an den einzigen längeren Anstieg. Mit frischen Beinen pedalieren wir mutterseelenallein hinauf zur Stollwiesalm. Wenn wir nicht durch die Startnummern daran erinnert würden, könnten wir gut vergessen, gerade an einem Rennen teilzunehmen. Oder an überhaupt einer Veranstaltung. Tatsächlich erreichen wir die Scott-Station als erstes Team und blicken über das Tal zurück auf den Gaislachkogel, wo wir vor einer Stunde gestartet sind. Es folgt feiner Singletrail und schließlich viel Gegenverkehr: Wer die Checkpoints in anderer Reihenfolge angeht, kommt uns jetzt entgegen…

# Hämmertime!
# Bloß nicht verpassen - wer seinen Schnitzelpass nicht stempelt, hat weniger gut lachen.
# War es etwa staubig?

Dann: Ab in die Bergbahn. Auch während wir in der Bergbahn sitzen, läuft die Uhr weiter, ein sonderbares Gefühl: Man sitzt da, macht Höhenmeter, und kommt seinen Wettbewerbern weder näher noch entfernt man sich. Also die Zeit in der Gondel gut nutzen: Riegel essen (leider kein Schnitzel in Reichweite) und schon mal die weitere Route planen. Die Endura-Missionsstation fand sich dieses Jahr wieder an der Leiterbergalm, aber: Danny MacAskill-mäßig über den Tisch gehen ist passé, jetzt heißt es: Trackstand üben. 10 Sekunden reichen für den Stempel im Schitzelpass, doch wer am längsten stehen bleibt, kann einen zusätzlichen Preis gewinnen. Also stehen bleiben… oder? Niemand erfährt, welche Zeit die aktuelle Bestmarke darstellt und nach einer Minute wird uns klar: Das könnte lange dauern! Und es hilft dem Ziel einer schnellen Gesamtzeit wenig, deshalb fahren wir weiter. Am Abend stellt sich heraus: Die richtige Entscheidung. Der Bestwert liegt bei 45 Minuten. Da stand also jemand eine Dreiviertelstunde im Trackstand bei Endura – das ist Sport! Man muss sich mal überlegen: Die Sonne brennt vom Himmel, 30 Teams kommen ohne und gehen mit Stempel, und einer: steht einfach da und kriegt Durst und einen roten Nacken.

# Das kann lange dauern - und stellt den Jäger vor das Dilemma: Er kann nur an einem Wettbewerb teilnehmen, dem um die längste Trackstand-Zeit oder dem um die kürzeste Gesamtzeit.

Wir genießen die Singletrails, die in diesem Bereich der Republik natürlicher und abwechslungsreicher sind, und erleben an der Talstation der Giggijochbahn die Rennsituation der anderen Art: Da wir nicht wieder mit der Gondel bergauf wollen, müssen wir den Seilbahnkomplex verlassen. Die nach oben fahrende Rolltreppe bergab zu nehmen erscheint uns zu riskant, das Treppenhaus ist gesperrt, und vor dem Aufzug steht schon eine Schlange von 10 Radlern… im Ernst? Wir halten die Warterei nicht aus, fahren 10 große Runden durchs stockdunkle Parkhaus; nicht schneller aber: Hauptsache in Bewegung!

# Humorvoll: - Völlig ausgepumpt galt es Luftballons aufzupumpen.
# Damen-Duo vor Rettenbachkogel
# Blutige Finger und belegte Brötchen - scharfe Messer machen's möglich.

Nächste Runde Gondel, gefolgt von schönsten Trails hinüber zur Rettenbachalm. Die Jungs von Conti beweisen Humor: Der extra-steilen Rampe kurz vor der Station entsprechend außer Atem haut die Aufgabe „Blasen und Spritzen!“ richtig rein: Einer sucht in seiner Lunge nach Atem um den Luftballon aufzupusten, der andere hält mit der Spritzpistole drauf. Kurz darauf stehen wir fast 700 hm höher am Letherman-Stand und belegen Brötchen mit luftgetrockneter Wurst. Die eigentliche Herausforderung stellt aber das zeiteffiziente Essen der Brötchen dar! Damit bleibt für uns noch das neue Aushängeschild der Bike Republic Sölden: Die Ollweite Line vom Seekogel hinab. Die ersten Kilometer können wir genießen, danach kämpfen wir mit der schwindenden Fitness, dem Wurstgeschmack im Mund und dem vielen Verkehr auf der Strecke. Fest steht: Die Ollweite sollte man fahren, wenn man Zeit für Pausen hat, denn nur dann kann man sie adäquat aktiv angreifen.

# Die Mixed-Winner Franzi und Tobi auf der Ollweite Line

Wir fetzen runter Richtung Ziel, drücken uns über die ebenfalls neuen Sprünge und die größte Steilkurve des gesamten Ötztals und werden von Holger Meyer im Pumptrack-Bereich empfangen. Als Pressevertreter starten wir in einer eigenen Klasse, doch die wahren Gewinner des Abenteuers Schnitzeljagd sind ohnehin nicht die mit der schnellsten Zeit: Das goldene Riesenschnitzel geht nämlich an das Team mit der Mittelzeit, also diejenigen, die genau auf der Hälfte zwischen dem schnellsten und dem langsamsten Team die Ziellinie überquert haben.

# Kaiserschmarrn in der 7er-Pfanne - Eppas Guats auf der Gampe Thaya
# Austausch von Erlebnissen - der gesellige Teil nach der Jagd.
# Schnitzeljagd - die Veranstaltung heißt nicht umsonst so!

Nach einem Erfrischungsgetränk im Ziel nehmen wir wieder die Bergbahn und hangeln uns auf Trails hinüber zur Gampe Thaya. Der Kaiserschmarrn ist der wohl beste der Region und kommt auch in einer Pfanne passend für 8 Personen. Als wir ein Stunde nach Liftschluss wieder im Train Richtung Tal unterwegs sind, kommt uns ein Biker zu Fuß entgegen: Er hatte den Checkpunkt verpasst und war jetzt unterwegs um den fehlenden Stempel zu holen. Spätestens damit, knapp sieben Stunden seit Start auf dem Gaislachkogel, steht fest: Ein Rennen ist das hier nur für die Wenigsten – die Meisten jagen Stempel und finden in der Kombination aus Trails, Missionen und Kulinarik das passende Abenteuer…

# Podium der Damen
# Podium der Herren
# Podium der Mixed-Teams
# Außerhalb der Wertung - Industrie- und Pressevertreter starteten in einer eigenen Kategorie.
# 45 Minuten im Trackstand verbracht - da staunt der Saal inklusive Harald.
# Schnitzeljagd 2018 - die Jagdsaison ist eröffnet!

Video

Wie fandest du die diesjährige Ausgabe der Schnitzeljagd? Und welches ist dein Lieblingsbericht der bisherigen Schnitzeljagden?

Die Berichte der vorherigen Schnitzeljagd-Events

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