Die Tendenz der letzten Jahre ist klar: Die Industrie unterstützt immer weniger den aktiven Rennsport, dafür ihren Werbeauftritt in den Sozialen Medien. So hat sich eine neue Art von Bikeprofis herauskristallisiert, die sich auf das Erstellen von Instagram- und YouTube-Clips konzentriert hat. Unter diesen fährt kaum jemand so schön Rad wie Korbinian Engstler, dem wir hier mal etwas auf den Zahn fühlen. Viel Spaß damit!
MTB-News: Servus Korbi, stell dich doch bitte mal vor!
Korbinian Engstler: Hey, ich bin der Korbi, 21 Jahre alt, komme aus dem schönen Wangen im Allgäu und bin ein „Fulltime“- Mountainbiker.
Ich habe dich vor etwa fünf Jahren beim Bikeattack in Lernzerheide kennengelernt. Damals warst du ein motivierter Youngster, der Rennen fahren wollte. Jetzt bist du einer der bekanntesten deutschen Instagram-Biker. Beschreibe doch bitte mal deinen Werdegang.
Haha! Damals war ich absolut begeistert von deinen Bike-Skills und wollte dir immer hinterherfahren, hatte aber keinen Auftrag gegen dich (Korbi lacht und mein Ego ist gleich zwei Meter größer – zumindest bis ich merke, dass die Betonung auf damals liegt; Anm. d. Autors). Also sozusagen hat alles vor zehn Jahren angefangen, als ich mein erstes BMX bekommen habe. Direkt bei uns in Wangen gibt es den Dirtpark vom Guido Tschugg unter einer Autobahnbrücke. Da war ich früher während der Sommerferien sechs Wochen am Stück … Meine Mum hat mir sogar das Mittagessen immer runtergebracht (lacht)!
Als ich dann älter wurde, wollte ich einfach irgendwie mehr sehen als immer nur irgendwelche Dirt- und Skateparks. Deswegen habe ich mir 2015 ein Enduro gekauft. Mein bester Kumpel Stefan, der ein paar Jahre älter ist, hat mich dann immer direkt mitgenommen in die umliegenden Bikeparks und mein Fahren gut gepusht!
Über die Jahre bin ich dann immer wieder ein paar Enduro-Rennen gefahren, weil ich Bock drauf hatte und mich messen wollte. Die Ergebnisse waren damals bei den Junioren immer so Top 10 Platzierungen.
Irgendwann 2018 bis 2019 habe ich dann nur noch angefangen, für mich zu fahren und ein paar Videos auf Instagram hochzuladen. Anfang 2019 hat mich der Tschugg gefragt, ob ich nicht Bock hätte auf einen Bike-Sponsor – da kam R Raymon Bikes ins Spiel! Direkt die ersten Videos mit dem neuen Bike gingen mega ab und hatten über 20.000 Klicks. Seitdem habe ich fast täglich Videos produziert für meine Social-Media-Kanäle und mir dadurch eine gute Reichweite aufgebaut.
Was ist dein Geheimrezept für Social Media?
Mein Geheimrezept ist einfach das zu machen, worauf ich Bock habe! Ich plane den Großteil meiner Videos nicht, sondern lass es einfach auf mich zukommen. Mein Buddy Stefan hat dann während der Tour oder im Bikepark auch immer ganz coole Ideen.
https://www.instagram.com/p/B6u-0GPikkP/?igshid=3fbpm9yjuup8
Du hast damit dein Hobby zum Beruf gemacht. Wie schaut ein Arbeitstag oder eine Arbeitswoche bei dir aus?
Eigentlich sitze ich jeden Tag mit Bock auf dem Bike – ich nehme mir aber auch gerne Zeit für meine Familie, Kumpels und meine Freundin. Ansonsten gibts halt viel Papierkram zu machen als Selbständiger und immer wieder Projekte und Shootings.
Du postest quasi täglich auf deinem Instagram-Kanal. Wie kommst du zu deinem vielen Content?
Dadurch, dass ich jeden Tag fahren gehe, ergibt sich immer irgendeine Möglichkeit. Stefan ist dann meistens auch mit seinem Handy dabei. So können wir direkt irgendwelche Clips filmen. Meistens funktionieren die Tricks auch innerhalb weniger Versuche.
Durch deine Bekanntheit hast du eine große Vorbildfunktion. Wie wirst du dieser gerecht? Auf was achtest du? Postest du etwas nicht?
Ich versuche natürlich meinen Einfluss positiv einzusetzen, wie etwa mit der Stay at home Bike Challenge während der Ausgangsbeschränkungen während der Corona-Zeit. Diese Challenge hat mittlerweile über 1.000 Beiträge bei Instagram. Dadurch wurden Radler auf der ganzen Welt dazu aufgerufen, Tricks mit dem Rad in ihren vier Wänden zu machen – natürlich ohne großes Risiko.
https://www.instagram.com/p/B94XeFJoNle/?igshid=tapm8o2nebxo
Am wichtigsten ist es für mich, Spaß zu vermitteln und zu zeigen, was man mit einem Enduro-Rad alles machen kann. Und das man eben nicht 1.000 verschiedene Räder braucht, um Spaß zu haben.
Welche schönen Seiten hat dein Beruf?
Ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen. Zudem lernt man super viele neue Leute kennen und kann die coolsten Parks der Welt eigentlich rund um die Uhr befahren. Für mich super ist, dass ich eben nicht 24/7 im Büro abhänge, sondern mir die Arbeit selber einteilen kann und dabei noch die meiste Zeit auf dem Radeln verbringen kann. Letztendlich kann ich eben das machen, worauf ich Bock habe: Radeln!
Welche negativen Seiten?
Dass meine weißen Socken immer dreckig sind (lacht)! Nein ernsthaft: Bis jetzt gibt es noch nicht wirklich welche, aber wie in jedem Job gibt es mal Tage, an denen läuft es und an manchen eben nicht …
Weg vom Rennsport, hin zu Influencern: Wie siehst du diese Entwicklung innerhalb der Bikebranche?
Ich zum Beispiel fahre immer noch ein paar Rennen, weil es einfach Bock macht. Ich denke, die sozialen Medien haben in den letzten Jahren stark an Relevanz gewonnen. Das hat das ganze Game komplett verändert. Ich persönlich finde dennoch Rennen super interessant und spannend und habe auch viele Racer-Freunde, die aktiv im Wettkampfgeschehen unterwegs sind. Und ich finde es mega cool, wenn die Racer, wie zum Beispiel der Texi (Christian Textor) und Fischi (Johannes Fischbach) immer wieder kurze Clips posten und die Welt daran teilhaben lassen!
Du hast dir einen Namen als super stylischer Fahrer gemacht. Wie bist du eigentlich zu deinen Radskills gekommen?
Eigentlich habe ich mir alles selber beigebracht und mir immer wieder Videos von anderen Fahrern auf YouTube angeschaut. Und ich hatte einfach Bock, neue Dinge zu lernen.
Welche Tipps gibts du jemanden, der so fahren möchte wie du?
Einfach so viel fahren, wie irgendwie möglich und einfach Spaß haben dabei. Dann kommt sowas von alleine.
Angenommen, es wird doch nichts mit dem Bikeprofi-Dasein. Wie schaut dein Plan-B aus?
Ich habe zum Glück mein Fachabi und eine Ausbildung als Industriekaufmann abgeschlossen. Einen wirklichen Plan B habe ich jetzt nach sieben Monaten als Fulltime-Mountainbiker noch nicht. Ich denke aber, irgendwas ergibt sich immer.
Wo bist du am liebsten unterwegs?
Mein absoluter Lieblingspark ist Whistler, da war ich letztes Jahr, das war der Traum! Hier in Europa fahre ich gerne in Serfaus Fiss Ladies, oder einfach bei mir in Wangen.
Dein Lieblingstrick?
Ganz klar Manuals.
Was hast du für die Zukunft geplant?
Es wird demnächst ein neues YouTube-Format online kommen. Und auch etwas Merchandise. Ansonsten gibt es in Zukunft viele Videos und Fotos und nächstes Jahr hoffentlich wieder ein paar Rennen!
Die letzten Worte gehören dir …
Danke euch für die Chance, ein Interview bei euch zu machen. War schon immer ein Traum. Man sieht sich hoffentlich bald auf den Trails!
Na danke dir!
Ein Leben als Bike-Profi – wäre das etwas für euch?
68 Kommentare