HT T1 im Test: HT war mit der erste Hersteller, der es schaffte, das Duopol von Shimano und Crankbrothers mit einem eigenen Klickpedal zu brechen. Die Asiaten nahmen bereits früh niemand geringeres als Aaron Gwin unter Vertrag und konnten sich so als ernstzunehmender Konkurrent behaupten. Das hauseigene Klicksystem wirkt rein optisch wie eine Mischung aus SPD und Crankbrothers – ob es sich auch ähnlich fährt? Wir haben das Enduro-Pedal HT T1 getestet.
HT T1 – Infos und Preise
Das HT T1-Pedal ist mittlerweile ein echter Klassiker unter Trail- und Enduro-Fahrern. Der Aluminium-Körper wird CNC-gefräst und wirkt entsprechend kantig und modern. Im Vergleich zur Downhill-Version X2 fällt der Käfig um einiges schmaler und schlanker aus, was sich nicht nur im Gewicht niederschlägt, sondern auch Aufsetzer auf schmalen, technischen Enduro-Trails verhindern soll. Beim Klicksystem handelt es sich um eine Eigenentwicklung von HT, bei der die Auslösehärte verstellbar ist. Die Cleats wirken sehr SPD-ähnlich und sollten eine vergleichbar gute Haltbarkeit aufweisen. Die HT T1-Pedale können in einer Vielzahl von Eloxal-Farben erworben werden.
Dieser Artikel ist Teil unseres großen Klickpedal-Vergleichstest. In den nächsten zwei Tagen werden wir alle 8 Einzeltests veröffentlichen und am Ende miteinander vergleichen. Wer unser Testsieger ist, erfahrt ihr in Kürze.
- Klickmechanismus HT exklusiv
- Material Körper: Aluminium | Welle: Stahl
- Pins 2 pro Seite (austauschbar)
- Einstellmöglichkeiten Auslösehärte, seitliches Spiel (über Cleats)
- Q-Faktor ca. 57 mm (gemessen)
- Auslösewinkel 13°
- Höhe x Breite x Länge 68 x 83,5 x 16,8 mm
- Gewicht 368 g
- www.ht-components.com
Preis: 149,90 € (UVP) | Bikemarkt: HT T1 kaufen
Im Detail
Auf den ersten Blick wirkt das HT T1 wie eine Mischung aus Shimano XT und Crankbrothers-Pedal. Der Klickmechanismus setzt hinten auf eine feste Umhausung, vorne auf eine offen liegende Bügelfeder. Über eine auf der gegenüberliegenden Pedalseite positionierte Schraube kann der Mechanismus vorgespannt werden. Damit die Einstellung überall gleich ist, gibt es eine grobe Anzeige – außerdem spürt man eine leichte Rasterung beim Schrauben. Das Pedal wird mit den HT X1-Cleats ausgeliefert, die einen Auslösewinkel von 13° und 4° seitliches Spiel bieten. Alternativ kann man jedoch für zirka 13 € die X1F-Cleats erwerben, die 8° seitliches Spiel, dafür jedoch eine etwas größere Auslösehärte besitzen.
Der Käfig der HT T1-Pedale ist großzügig ausgefräst, was sich in Verbindung mit dem im Vergleich zum SPD-System offener gestalteten Klickmechanismus positiv auf die Matschreinigung auswirken soll. Die Pedale sind stark angeschrägt, um nicht an herausstehenden Felsen hängenzubleiben. Am vorderen Ende sind zwei Pins in Form von Madenschrauben angebracht. Im Inneren setzen die Pedale auf eine Stahlwelle, die – ähnlich wie bei der Konkurrenz – auf einem Igus-Gleitlager und einem kleinen Kugellager gelagert wird. Bereits im Neuzustand drehen sich die Pedale damit relativ schwergängig – einmal montiert fällt das jedoch nicht wirklich auf. Servicewütige sollten jedoch beachten, dass man die kleine Mutter am Ende der Welle nicht mit jeder Nuss öffnen kann – die passende liegt dem Pedal jedoch bei. Die Mutter liegt ziemlich tief, weshalb man eine normale Nuss im Zweifel etwas mit der Feile bearbeiten muss.
Auf dem Trail
Die Montage der HT T1-Pedale ist ein Kinderspiel und unterscheidet sich in keinster Weise von anderen Pedalen. Hat man die richtige Position der Cleats gefunden, muss man die Auslösehärte einstellen. Hier sind wir bei einem eher weichen Setting gelandet und haben die Schraube nur wenige Millimeter angezogen. Das hängt jedoch deutlich von den Präferenzen des Fahrers ab. Wer es gerne richtig straff mag, hat bei HT jedenfalls die Möglichkeit dazu. Der Q-Faktor liegt mit 57 mm für ein Enduro-Pedal eher auf der breiten Seite, allerdings fällt das bei längeren Touren nicht sonderlich auf. Das Einklicken wird hör- und spürbar vom Mechanismus quittiert. Wie bei den meisten Klickpedalen benötigt es etwas Eingewöhnung, bis man auch in ruppigen Sektionen sicher in das Pedal kommt. Allerdings hatten wir mit den T1-Pedalen auch nach einigen Wochen das Problem, dass der Schuh sich ab und zu irgendwo verfängt – vermutlich an der weit herausstehenden Bügelfeder. In brenzligen Situation benötigte es deshalb teilweise mehrere Anläufe, um wirklich sicher im Pedal zu stehen. Im Downhill World Cup scheinen einige Profis deshalb auf modifizierten HT-Pedalen unterwegs zu sein, die dieses Problem beheben. Außerdem kann man mit den modifizierten Pedalen rückwärts einklicken, was normalerweise nur mit dem großen Konkurrenten Crankbrothers möglich ist.
Durch den weit herausstehenden Klickmechanismus hilft der Käfig im uneingeklickten Zustand wenig – und auch die beiden Pins sind so weit weg von der Schuhsohle, dass ein Kontakt quasi ausgeschlossen ist. Ein Flatpedal-Feeling stellt sich in diesen Situationen also nicht ein! Einmal drin, ist jedoch alles erste Sahne. Mit X1-Cleats und 4° Spiel steht man fest und sicher – das Gefühl, in Kurven oder in der Luft versehentlich auszuklicken, kam nie auf. Haut es einen schlagartig aus der Linie, kommt man zudem leicht aus dem Pedal und kann die Füße wieder unter den Körper bringen. Im eher matschigen Frühjahr glänzten die Pedale zudem mit guten Reinigungseigenschaften – wir hatten nur selten mit einem zugesetzten Klickmechanismus zu kämpfen.
Das ist uns aufgefallen
- Klickmechanismus Der hauseigene HT-Mechanismus lässt sich ziemlich straff einstellen. Das Klickgefühl ist minimal weicher als bei SPD-Pedalen, jedoch immer noch sehr definiert. Leider hatten wir auch nach einigen Wochen ab und an das Problem, dass wir beim Einklicken am Pedal hängen geblieben sind oder den Mechanismus nicht sofort ideal getroffen haben.
- Verarbeitung Die HT T1-Pedale sind in einer Vielzahl von Farben erhältlich. Die Eloxal-Beschichtung wirkt hochwertig und auch ansonsten konnten wir keine Unsauberkeiten entdecken. Lediglich die Lagerung hätte deutlich reibungsärmer ausfallen können.
- Haltbarkeit Nach einigen Monaten Gebrauch sind die Pedale an den Kanten mit Kratzern übersät – insgesamt hat sich die Eloxal-Beschichtung jedoch sehr tapfer gehalten. Der Klickmechanismus ist straff wie eh und je und die Lager drehen sich weiterhin gleichbleibend mittelmäßig.
Fazit – HT T1
Klickpedale sind ein sehr individuelles Thema – schließlich binden sie den Fahrer ziemlich fest an seinen Untersatz. Die HT T1-Pedale können mit einem schicken, gefrästen Käfig und einer riesigen Farbpalette punkten. Der hauseigene Klickmechanismus kann im Großen und Ganzen überzeugen, benötigt allerdings eine etwas längere Eingewöhnungsphase als die Konkurrenz. Dafür bietet das offene Design eine vergleichsweise gute Matschreinigung und lässt sich für ambitionierte Fahrer sehr fest einstellen.
Pro / Contra
Pro
- in vielen Farben erhältlich
- gute Verarbeitung
- solide Matschreinigung
Contra
- nicht der intuitivste Klickmechanismus
- schwergängige Lagerung
Was haltet ihr von den bunten HT T1-Klickpedalen?
Testablauf
Wir sind die HT T1-Pedale im Rahmen unseres großen Klickpedal-Vergleichstests mehrere Wochen an verschiedenen Enduro- und Trailbikes gefahren. Dabei mussten sich die Pedale auf verschiedenen Untergründen und sonnigen, wie widrigen Bedingungen beweisen.
Hier haben wir die HT T1-Pedale getestet
- Thüringer Wald: Technische Trails voller Wurzeln und Offcamber-Segmenten. Ein plötzliches Ausklicken und Aufsetzer sind an der Tagesordnung
- Santa Coloma, Spanien: Sandige, felsige Trails mit einer Mischung aus technischen Segmenten und Highspeed-Passagen.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
Preisvergleich
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