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Hörnli Trailjagd Arosa 2017
Futtern, stempeln, Singletrails!

Was hat Mountainbiken mit kulinarischem Genuss zu tun? Sehr viel, wenn man an einem der von Holger Meyer und Karen Eller („die rasenmäher“) ins Leben gerufenen Events teilnimmt. Die Singletrail Schnitzeljagd in Sölden wurde 2017 bereits zum zehnten Mal ausgerichtet – und inzwischen ist das Konzept so beliebt, dass die Veranstaltung schnell ausgebucht ist. Die Warteliste wird von Jahr zu Jahr länger. Um hier Abhilfe zu schaffen und hungrige Mägen zu stopfen, wird in diesem Jahr zum ersten Mal nicht nur in Sölden auf Trailjagd gegangen. Gleich zwei zusätzliche Austragungsorte für das Format wurden gefunden: die Hörnli Trailjagd in Arosa und die Knödeljagd Gröden. Wir waren bei der Premiere in Arosa mit am Start!

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# Perfektes Panorama in der Abfahrt vom Hörnli

Hörnli Trailjagd Arosa 2017

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Erlebnisbericht von der Premiere

Arosa, das kennen die Meisten entweder aus dem Winterurlaub, oder weil sie schon mal von Lenzerheide aus auf der Rückseite des Rothorns abgefahren sind. Die Abfahrt vom Parpaner Rothorn nach Arosa war auch unsere bisher einzige Berührung mit dem Ort und ist inzwischen 13 Jahre her. Schon damals war Lenzerheide eher die Downhill-Destination, in der es heute einen gewachsenen Bikepark und zwei Talseiten zu entdecken gibt; Arosa dagegen hatte die flowigeren Singletrails und das abgeschiedenere Bergerlebnis zu bieten. Die Kombination aus Lenzerheide und Arosa bot schon 2004 monumentalen Trailspaß. Keine Frage, dass wir uns zur Prämiere der Hörnli Trailjagd auf den Weg nach Graubünden gemacht haben. Ob auch hier das bestechend einfache und einfach bestechende Konzept der Schnitzeljagd aufgehen würde?

Zehn Jahre Schnitzeljagd hin oder her, die Premiere einer Veranstaltung ist immer etwas Besonderes. Für eine Trailjagd, die ja in vielerlei Hinsicht einem Orientierungslauf auf dem Mountainbike ähnelt, ist eine Premiere sogar etwas besonders Günstiges: Je weniger Teilnehmer mit dem Austragungsort vertraut sind, desto fairer der Wettbewerb. Gleichzeitig bedeutet eine Erstauflage natürlich weniger Erfahrung der Veranstalter mit den örtlichen Gegebenheiten, Details sind dadurch vielleicht noch nicht perfekt eingeschliffen. So auch in Arosa? So auch in Arosa!

# Startnummernausgabe am frühen Samstagmorgen: Wie schon bei der Schnitzeljagd sind Stefanus und Tobias als rasende MTB-News.de Reporter für euch am Start
# Vater und Sohn präparieren ihre Bikes für den wilden Ritt um das Weisshorn
# Topographische Karten sind out - es lebe die ungleich schwerer zu studierende und zu Navigationsfehlern verleitende Panoramakarte - Skifahrer werden sie kennen
# Blick zum Nachbargipfel: Wie wird das Wetter?
# Klarer Fall: Wer sich richtig kleidet der nicht friert
# Mit der Weisshornbahn geht es dem Start entgegen - dieser findet irgendwo in der Wolke statt
# Hier ist die Welt noch in Ordnung

Als wir abends gegen halb elf Uhr die 360 Kehren von Chur im Rheintal nach Arosa hinaufgondeln, schüttet es wie aus Kübeln. Im Licht der Scheinwerfer erreichen wir Arosa, und schon die Straßenführung macht klar: Das Gelände ist teilweise richtig steil, der Ort abgelegen. Aber wie es hier aussieht, erfahren wir erst beim Frühstück. Am Renntag hat der Regen aufgehört, malerisch-mystisch ziehen Wolken durch das Tal und geben den Blick auf die Bündner Bergwelt frei. Neben steilen Schotterreisen und Felsgipfeln sind vor allem kitschig-schöne Wiesen zu sehen. Wenige Minuten später – die Startnummern sind inzwischen montiert und die vergessene Trinkblase durch reichlich Fläschchen ersetzt – schweben wir mit der Weisshorn-Bahn von schon nicht gerade küstenähnlichen 1.750 m hinauf auf den Gipfel des Weisshorns mit seinen 2.633 m. Je höher wir kommen, desto nachdenklicher werden wir. Nervosität vor dem Start in ein unbekanntes Wettkampfformat? Wohl kaum.

# Konzentrierter Blick auf die Karten: Wie lassen sich die Stationen am besten verbinden?
# Holger Meyer erklärt die Regeln der ersten Ausgabe der Hörnli Trailjagd - alles wie bei der Schnitzeljagd, nur an einem ganz anderen Berg
# Beste Laune trotz eisiger Temperaturen beim Briefing
# "Bleibt fair und denkt dran: das ist kein Rennen auf Zeit!"
# Fein säuberlich aufgereiht finden sich die Bikes vor dem Start - auf den Le Mans-Start wird auch in Arosa wieder verzichtet
# So sehen Sieger aus: Das schnellste Team der Tageswertung studiert den Hörnlipass - der Heimvorteil ist an diesem Tag nicht zu schlagen gewesen
# Links wird orientiert, rechts abgestempelt - der Hörnlipass leitet die Biker durch die Regio und dokumentiert den Fortschritt
# Trailbauer Andi ist in Arosa dafür verantwortlich, dass wir auf spannenden Naturwegen unseren Spaß haben - Danke!
# Karen Eller beobachtet die Ausarbeitung der verschiedenen Strategien
# 661 oder 007? Holger Meyer hatte sichtlich Spaß beim Start des in diesem Jahr erstmalig ausgetragenen Events

Das Weisshorn präsentiert sich an diesem Morgen der ersten Hörnlijagd in Arosa äußerst weiß. Nicht etwa, weil Schnee liegt, sondern weil wir in den Wolken stehen. Der Blick reicht keine 50 m weit, ohne die Stahlseile der Bergbahn wüssten wir wohl kaum in welcher Richtung sich der Ort Arosa befindet. Kaum erkennt man den ausgeteilten Hörnlipass mit seinen vier Stationen und zwei an entlegenen Punkten des Gebietes platzierten Checkpoints. Der Massenstart wird aufgrund des Wetters neutralisiert – bis aus den Wolken heraus folgen wir der Spitzhacke auf dem Rücken von Andi, der für die Trails der Region verantwortlich zeichnet, und der uns dann im fliegenden Start auf einen fantastischen Singletrail zur Mittelstation der Weisshornbahn entlässt.

Wo man in Sölden auf breiter Piste im Geschwindigkeitsrausch verfällt, geht es hier direkt auf Trails los; der Verkehr lichtet sich aber bald und die verschiedenen Strategien für das Anfahren der Stationen treten zu Tage. Der Herdentrieb der Teilnehmer sorgt dafür, dass es zwei dominante Philosophien gibt: Zuerst die abgelegenen Checkpoints östlich abhandeln und dann über die Hörnlibahn in Richtung Älplisee die Runde Richtung Arosa vollenden, oder, ehrgeizig strecken-optimiert sofort Höhe-haltend und Missionen-abhakend zur Hörnlibahn, rauf ins Gredigs Fürggli und gleich wieder zurück durchs Urdental nach Löser. Von dort wartete auf alle Starter ein steiler Rückanstieg – auf alle, bis auf die Bahnfahrer: Das Liftticket berechtigt auch zur Nutzung der Rhätischen Eisenbahn, mit der man seinen Beinen Höhenmeter erspart und äußerst sehenswert, aber auch zeitintensiv, direkt zurück ins Zentrum von Arosa gelangt.

# Es geht los: Ganz links habe ich mir einen guten Startplatz gesichert und kann mich weit vorne hinter Andi einreihen, der den Start bis aus dem Nebel hinaus kontrolliert - seltsamerweise ist Stefanus dennoch nur weniger Meter später bereits einige Meter vor mir
# Laufen lassen scheint Holger uns hinterherzurufen - oder war es doch: "Fahrt vorsichtig!" ?
# Dem Tal entgegen
# Kurzer Radstand, noch kürzere Kettenstreben - die Geometrie ist auf maximalen Fahrspaß ausgelegt und hebt sich wohltuend von den ganzen Langholzlastern ab
# Im Downhill mit dem Kinderbike trennt sich die Spreu vom Weizen - wer kann den Ballerbock kontrollieren?
# Rücktrittbremse und Vorbauschoner - so macht man Kinder glücklich
# Am Horizont bricht das Hörnli aus den Wolken heraus - wir machen uns auf direktem Wege auf zur Conti-Station und anschließend zur Hörnlibahn, um genau dorthin zu fahren
# Reifenheber-Sushi bei Conti
# Am Hörnli gibt es Hörnli zu essen - handgeschnitten und belegt
# Mit dem Leatherman geht es an den frisch bereitgestellten Käse - wie man unschwer erkennen kann waren wir aufgrund unserer Routenplanung die ersten an dieser Station
# Frische Hörnlis, deren eilige Abholung uns am frühen Morgen einen Kratzer im Mietwagen einbrachte
# Ist der Leatherman die erste Wahl um ein Hörnli zu schneiden - entscheidet selbst
# Intim ja, aber auch schnell? Das Hörnli wird leidenschaftlich geteilt
# Runter damit - wie die Aktion ausging könnt ihr im Video sehen

Soweit, so einfach. Doch die taktischen Herausforderungen sind dabei durchaus anspruchsvoller als in Sölden: Weil einige Bergbahnen und der Zug nur selten (teilweise stündlich, z.B. die Urdenbahn) fahren, ist das richtige Timing essentiell. Wertvoll erarbeiteter Vorsprung kann hier schnell mit Wartezeit vergeudet werden. Ansonsten heißt die Alternative: Selber treten! Das taten einige Teilnehmer auch tatkräftig, und freuten sich zu Recht über die Verschnaufpausen an den Missionsstationen, die wieder einmal den Ernst der Veranstaltung zu mindern wussten: Ob Gummibärchenessen mit Reifenheber-Stäbchen bei Conti oder Hörnli (Bedeutung 1: Croissant) schmieren mit dem Leathermen am Hörnli (Bedeutung 2: Felsnadel oberhalb Arosa) – zu ernst soll und darf es hier nicht zugehen. Deshalb erübrigt sich auch die Frage nach dem Ergebnis der Diskussion abends beim Hörnli-Essen (Bedeutung 3: Maccaroni-Nudeln, mit Apfelmus, Ghacktem und Chäs), ob die Position der Checkpunkte nicht auch die zeitlich-ehrgeizigen Trailsucher zum Trailglück hätte zwingen müssen, oder ob es jedem selbst überlassen sein mag, wie viele Singletrails er zwischen den Kontrollpunkten unter die Reifen nimmt. Offen bleibt allein, warum wir zwar Eichhörnchen und Murmeli, aber keine Hörnli (Bedeutung 4: die zarten Hörnchen kleiner Steinböcke) zu sehen bekommen haben?

# Weitläufige Wiesen unterhalb schroffer Felsgipfel kennzeichnen weite Teile der Berglandschaft um Arosa
# Strategisch knifflig: Mit der Bahn geht es in 5 Minuten über das Urdental auf den gegenüberliegenden Grat, das jedoch nur jede Stunde - der malerische Trail erledigt den Job je nach Fitness in 20 Minuten. Hier büßen wir mit langer Wartezeit einigen Vorsprung ein, sparen jedoch Kräfte für die noch vor uns liegenden Herausforderungen
# Gut geplant ist halb gewonnen - bei diesem Ausblick könnte man auch noch ein paar Minuten länger verweilen
# Die Abfahrt ins Urdental hinein startet über einen feinen alpinen Singletrail
# Es grünt so grün - eine der Gewinnerinnen wird am Abend das Starterfeld als Horde von Kanarienvögeln bezeichnen. Warum?
# Zack - Stempel drauf und weiter - diesen Checkpoint nicht richtig mitzunehmen bringt mir 250 zusätzliche Höhenmeter ein
# Zum Glück ist der anschließende Anstieg knackig steil und liegt in der Sonne - die Wolken haben sich verzogen
# Danny MacAskill hat es vorgemacht: Biker-über-Bike-unter-Tisch heißt es bei Endura
# Geschafft: der Sprung auf die Pedale sitzt...
# ... und damit der letzte Stempel im Hörnlipass. Jetzt heißt es auf kürzestem Wege zurück zum Ziel!
# Enge Kehren verleiten zum Spielen - die Wege in und um Arosa sind herrlich natürlich und eine wohltuende Abwechslung vom Steilkurvenwahn der Flowtrails. Sorry, meine Meinung.
# Ein Genuss...
# ... es gehört nicht viel zu echtem Trailglück am Berg
# Geschafft - für uns geht es am Ende auf Platz drei ins Ziel!
# Gewonnen hat hier jedoch unabhängig von der Platzierung jeder...
# ... das Event-Format ist bewusst so ausgelegt, dass es nicht entscheidend ist, wer als erster die Ziellinie überquert
# Fachsimpeln mit den Kollegen - "wie konntet ihr auf dem kurzen Stück noch so vorbei ziehen?"
# Wer hat wann wo welchen Checkpoint angesteuert? Fachsimpeln nach dem Zieleinlauf bei den schnellsten Mixed-Teams
# Hörnli für alle...
# ... das lassen wir uns nicht entgehen. Wir lieben Fotos beim Essen!

Nach Siegerehrung, Verlosung und Braufrischem stellte sich am Morgen danach das schon von der ersten Teilnahme bei der Schnitzeljagd bekannte, faszinierende Gefühl ein: Nach nur einem Tag vertraut mit einem Ort zu sein – wissend, erst einen Bruchteil der Möglichkeiten genutzt zu haben, aber mit genug Orientierung, um die weiteren Bruchteile gezielt erfahren zu können. So traf sich die gesamte Hörnlijagdschar tags drauf wieder auf den Trails. Echte Singletrails, die in Arosa größtenteils konserviert worden sind. Bisher wurden keine neuen Trails angelegt, stattdessen werden Wanderwege zum Mountainbiken optimiert: Durch schlüssige, gleichmäßig geneigte Verbindungsstrecken, fahrbare Alternativen zu gefährlichen oder unfahrbaren Passagen.

An sich ist man aber, genau wie vor 13 Jahren, auf alpinen Singletrails unterwegs: Teils technisch, teils unfassbar flowig, einfach echt. Diese Wege brauchen keine künstlichen Wellen und Anlieger, sie bringen alles, was sie brauchen, schon mit. Wer wissen will, wo Mountainbiken herkommt, was Linienwahl bedeutet und wie viel mehr man mit Höhenmetern anfangen kann, als sie von Steilkurve zu Steilkurve zu werfen – ab nach Arosa. Auch wenn die Schweiz (aktuell mehr denn je) beileibe kein günstiges Pflaster ist. Orientierungssinn und sinnvolle Gruppengröße sind allerdings dringend empfohlen, denn in Sachen Beschilderung und durchfahrbare Weidenzäune besteht noch Optimierungspotential…

# Zufriedene Gewinner - abgesehen der beiden Tagesschnellsten stehen nur Bruderpaare auf dem Podest - die Trophäe ist, wie könnte es anders sein, gehörnt
# Holger lässt Karen auf der Bühne Reifentaschenhüpfen - ob sie die Treppen auch schafft?
# Stolze Sieger mit der Mittelzeit! - Wer von den Beiden war noch gleich Young und wer war Horny?

Was bleibt von der Erstauflage der Hörnli Trailjagd in Arosa? Nächstes Jahr wieder? Sicher dat. Arosa hat bereits angekündigt, auch in den kommenden zwei Jahren die Hörnlijagd auszurichten. Es ist geplant, dabei in Zukunft auch Lenzerheide mit einzubinden, wodurch wahrlich manigfaltige Singletrail-Möglichkeiten entstehen. Dann heißt es mehr denn ja gut zu planen, bevor man sich vom Gipfel ins Vergnügen stürzt. Wer hier seine Bahn verpasst, wird durch das über 2.899 m hohe Parpaner Rothorn vom Ziel getrennt.

# Suchbild: Murmeltier

Ergebnisse Hörnli Trailjagd Arosa 2017

Wer hat die Hörnli Trailjagd in Arosa gewonnen? Auf diese Frage gibt es gleich mehrere Antworten, denn zu aller Erst ist jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin ein Gewinner / eine Gewinnerin gewesen. Tolle Trails, viel Spaß und abwechslungsreiche Stationen unterwegs haben alle Beteiligten zufrieden zurückgelassen. Den Gesamtsieg bei den Rennen der kulinarischen Triologie kann man sich sichern, indem man der mittleren Zeit aller gefahrenen Zeiten am nächsten kommt. In diesem Fall waren das zwei Kollegen vom Team Young & Horny. Für sie gibt es einen Hörnli-Pokal, der an die zweite Bedeutung des Wortes angelehnt ist. Die weiteren Ergebnisse findet ihr hier:

Ausblick: Knödeljagd Gröden, 09.09.2017

Die in diesem Jahr erstmalig ausgetragene kulinarische Triologie der Rasenmäher findet ihren krönenden Abschluss mit einem ebenfalls neu ins Leben gerufenen Event in den Dolomiten: der Knödeljagd in Gröden / Wolkenstein. Am 9. September wird auch hier in fantastischer Kulisse der Dolomiten rund um das Sella-Massiv (und die nicht minder beeindruckende Marmolata) eine spannende Kombination aus erstklassigen Trails und auflockernden Stationsmissionen auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer warten. Weitere Informationen zur Knödeljagd 2017 findet ihr in diesem Artikel, auf der Homepage der Rasenmäher sowie auf der Eventseite zur Knödeljagd.

Weiterführende Informationen zur stark im Ausbau befindlichen Bike-Region Arosa / Lenzerheide findet ihr auf der folgenden Seite. Dieser Link führt euch direkt zu einer Übersicht aller Trails in der Region; in der App Graubünden Mountainbike findet ihr darüber hinaus viele gute Tourentipps um die Region weiter zu erkunden.


Weitere Informationen

Bilder: Christoph Bayer, Stefanus Stahl, Tobias Stahl
Text & Redaktion: Stefanus Stahl, Tobias Stahl

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