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Hausbesuch bei Zerode Bikes
Völlig andere Bikes

Zerode Bikes – der Name steht für Getriebe-Bikes aus Neuseeland. Anders, kompromisslos, eigenständig. Wir haben uns angeschaut, wo die recht seltenen Rahmen herkommen, wer hinter der Firma steht und wie die Firma ihren ganz eigenen Weg geht.

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Video

Im Video führt uns Rob Metz, der Mann hinter Zerode, durch seine Räumlichkeiten. Trotz – oder gerade wegen? – der bescheidenen Einrichtung absolut sehenswert.

Geschichte

Die Geschichte hinter Zerode ist schnell erzählt: Rob Metz arbeitet nach dem Maschinenbau-Studium in Auckland bei der Kühlschrank-Firma Fisher&Paykal, einem der wenigen großen Ingenieur-Arbeitgeber in Neuseeland. Nebenher fährt er Downhill und soll Neuseeland bei der Weltmeisterschaft vertreten. Als sein Arbeitgeber den dafür nötigen Urlaub verweigert, gibt Rob seine Mitarbeiter-Marke dauerhaft ab und fährst erstmal zur WM. Danach hilft er ein Jahr bei einer CFK-Rennradmarke aus, konstruiert zwei Jahre für eine kleine neuseeländische Bike-Firma und vertieft nebenbei sein Wissen über Motorradtechnik. Schnell erkennt er: Keines der Bikes am Markt scheint mit Kenntnis von ungefederter Masse und Hindernishöhen konstruiert worden zu sein – oder diese Kenntnis wird allein aus Gründen der Einfachheit ignoriert.

# Kette links - Bremse rechts. Das erinnert an vergangene Nicolai-Tage und ist dem Bauraum geschuldet.
# Hier versteckt sich eine Kettenschaltung
# Robs erstes Bike mit hohem Drehpunkt - ein guter alter 3x7 Antrieb, aber um eine Kettenumlenkung erweitert.

2005 baut er für sich einen ersten Prototypen, bei dem zunächst nur die Drehpunktlage angepasst ist. Als das funktioniert, folgt ein zweiter – mit eigens konstruiertem Getriebe und hohem Drehpunkt. Das funktioniert so gut, dass die Konstruktion 2007 vereinfacht und weitere 4 Jahre später Zerode Bikes gegründet wird. 2011 wird dann das Zerode G1 vorgestellt: Eine Shimano Alfine Nabe wird als Getriebe verwendet, über zwei Ketten wird das Hinterrad angetrieben. 2013 folgt das G2, die überarbeitete Version. Der Rahmen wird leichter, kann mit 650b Hinterbau geordert werden, der ganze Rahmen wird in vielen kleinen Details verbessert. 2015 sahen wir den Prototypen eines Enduro mit Pinion Getriebe, das 2016 auf den Markt kommen soll.

# Das erste Getriebebike mit hohem Drehpunkt - Rob baute in diesem Fall nicht nur den Rahmen, sondern auch das Getriebe selbst. Es funktioniert ähnlich dem von Honda im RN-01 verbauten System: Ein verschiebbares Zahnrad hebt die Kette von Ritzel zu Ritzel, eine Sekundärkette überträgt ans Hinterrad.
# Carbon in Handarbeit - Noch heute baut Rob seine Prototypen so, wie sonst hauptsächlich Surfbretter hergestellt werden: Ein Schaumkern wird zurecht geschliffen, dann wird laminiert, vakuumiert, ausgehärtet und schließlich geschliffen und der Kern durch Aceton aufgelöst.

Bei all dem erscheint es umso beeindruckender, dass Zerode eine 1-Mann-Firma ist. Rob Metz baut Prototypen von Hand, konstruiert die Bikes am Computer, montiert die Rahmen, verschickt Bestellungen – und ist nebenher noch immer ein passionierter Biker. Selten habe ich versucht, einem so geschmeidigen Fahrer hinterherzukommen. Neben Mountainbikes baut er übrigens auch Trails: Der Großteil der EWS-Stages in Rotorua 2015 entsprang seinem Spaten…

Foto-Story

# Unscheinbarer Firmensitz - Links das Wohnhaus, rechts Werkstatt, Büro und Lager.
# Konstruktions-, Service-, Marketingzentrum - das Büro ist alles in einem. Das selbe gilt für Rob.
# Bastelstube - wo Ideen Gestalt annehmen. Etwa alternative Felgen und Speichen, Rahmen, Hover-Kiteboards, Federgabeln, Dropper-Stützen oder was Rob sonst in den Kopf kommt.
# Einfaches Werkzeug - reicht aus...
# ... um Ideen - in erste Prototypen zu verwandeln
# 3D Druck - auch für kleine Firmen wie Zerode ein wichtiges Hilfsmittel, um die finale Formgebung vorab zu kontrollieren.
# Montage und Service finden hier statt - links warten Rahmen auf den Versand.
# An der Decke hängt die Firmengeschichte
# Das Zerode G2 - Das Ergebnis jahrelanger Tüftelei und zahllosen Prototypen: Diverse Siegel in Junior-, Master- und Hobby-Klassen.
# Die Rahmen werden in Taiwan geschweißt - eine Produktion in Neuseeland wäre schlicht nicht zu finanzieren
# Praktikables Heck - Konventionelle 12 x 150 mm Steckachse, IS2000 Aufnahme, eigener Kettenspanner
# Schlichter Hinterbau - mit hohem Drehpunkt
# Die Masse liegt sehr zentral im Rahmen
# Federbein und Getriebenabe sitzen direkt zwischen den Beinen
# Bewährte Technik - anders angewandt. Die Alfine treibt über modifizierte Speichenflansche das Hinterrad an
# Wer genau hinschaut - der entdeckt, das durchaus aufs Gewicht geachtet wurde, obwohl es im Rahmen gut positioniert ist
# Ungefederte Masse und Radhebungskurve - das sind die zentralen Ansatzpunkte des Zerode
# Weltmeister-Rahmen - zumindest bei den Junioren

# Zerode Enduro - 165 mm Federweg, Pinion-Getriebe und ein sehr hoher Drehpunkt sind die Eckdaten dieses Neuseeländers.

# So sieht ein leichtes Heck aus - kein Schaltwerk, keine Kassette - das ist günstig für die Federeigenschaften
# Die Kettenumlenkung ist nötig, aber noch nicht final - für ein Enduro stand "geräuschlos" weit oben auf der Prioritätenliste.

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