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Landsitz oder Businesspark?
Landsitz oder Businesspark? - Nach langer Fahrt durchs Grün erreiche ich den Businesspark, der eher dem Landsitz eines Grafen ähnelt
Ein großes Firmenschild sucht man vergebens
Ein großes Firmenschild sucht man vergebens - auch im Gebäude selbst hält man sich mit großen Logos und lauter Firmenpräsentation zurück
Ed Haythornthwaite
Ed Haythornthwaite - Bekannt in der Szene durch seine frühere Position bei der englischen Dirt, hat er davor noch sein Studium für Materialwissenschaften absolviert.
Rob Gow
Rob Gow - vor Robot Bikes Co arbeitete er für Dyson und entwickelte Flugzeugsitze.
Gerade Verbindungen
Gerade Verbindungen - bei Robot Bike findet man wenige bewusst gestylte Elemente am Rahmen. Die Form folgt primär der Funktion
Das komplexe Innenleben der Titanteile
Das komplexe Innenleben der Titanteile - Fachwerkstrukturen im Inneren geben den Titanmuffen eine höhere Stabilität
Neue Möglichkeiten der Kraftleitung im Bauteil
Neue Möglichkeiten der Kraftleitung im Bauteil - Das additive Verfahren ermöglicht eine Formgebung innerhalb des Bauteils, welche mit Fräsen oder Schmieden nicht möglich wäre
Schnittmodell
Schnittmodell - Rob erklärt an einem Schnittmodell die Platzierungen der jeweiligen Strukturen, um ein möglichst stabiles Bauteil bei moderatem Gewicht zu erreichen
3D-Druck wie man ihn kennt – aus Kunststoff
3D-Druck wie man ihn kennt – aus Kunststoff - ein Kunststoffdruck ist natürlich sehr viel günstiger als der Druck aus Titan. Hiermit werden bestimmte Platzierungen von Leitungsführungen und andere Rahmendetails überprüft.
Kabinett der Titanen
Kabinett der Titanen
Steuerrohr – Ausfallende – Dämpferaufnahme
Steuerrohr – Ausfallende – Dämpferaufnahme
Ausfallende Antriebsseite – Unterer Umlenkhebel – Tretlagerbereich
Ausfallende Antriebsseite – Unterer Umlenkhebel – Tretlagerbereich
Säuberung vor dem Klebevorgang
Säuberung vor dem Klebevorgang - Alle Teile werden vor dem Klebevorgang mit Isopropyl gereinigt, um eine ideale Bindung zwischen Klebstoff und Bauteil zu gewährleisten
Mittagspause mit Aussicht
Mittagspause mit Aussicht - Trails zum Testen sind mehr oder minder vor der Haustüre. Welche? In "A Slice of Brithish Pie" kann man sich die Sektion "Forest of Dean" anschauen, um eine Idee davon zu bekommen.
Kontrast zur Technologie
Kontrast zur Technologie - die Tintern Abbey stammt aus dem 11ten Jahrhundert und wurde im 15ten Jahrhundert von walisischen Rebellen zerstört
Stadt der Entwickler?
Stadt der Entwickler? - Charles Rolls (einer der Gründer von Rolls-Royce) lebte ebenfalls in Monmouth.
Trotzdem ist Monmouth ein kleines Nest in Wales, an der Grenze zu England
Trotzdem ist Monmouth ein kleines Nest in Wales, an der Grenze zu England
Bendibike
Bendibike - ein Spaßprojekt von Ed, bei dem das Bike in der Mitte zusätzlich beweglich ist
Ed zeigt, wie das Rad bewegt wird
Ed zeigt, wie das Rad bewegt wird - extrem wendig im Stadtverkehr – wenn man es fahren kann
Auf Maß gebracht
Auf Maß gebracht - Alle Carbonrohre werden extern gefertigt und bei Robot vor Ort auf Endmaß gebracht
Sichtkontrolle
Sichtkontrolle - liegt die oberste Lage gut? Welche Seite ist schöner für die Außenseite?
Form follows function
Form follows function - die Rohre sind so angelegt, dass sie den anforderungen im Rahmen gerecht werden
Feinschliff per Hand
Feinschliff per Hand - hier wird eine Kettenstrebe final glattgeschliffen
Verstellbare Hinterbaulehre
Verstellbare Hinterbaulehre
Eingehängt
Eingehängt - die beiden Titanteile, welche die Kettenstreben später mit den Druckstreben verbinden
Doppelte Verklebung
Doppelte Verklebung - über diese Doppelte Wandung ermöglicht man das Carbon von innen und außen mit dem Titanbauteil zu verkleben. Die kleine Nase zentriert das Rohr
Zweimal gucken - einmal kleben
Zweimal gucken - einmal kleben - Ed überprüft den Sitz des Carbonrohrs, bevor er den Klebevorgang startet
Nicht in die Hände von Kinder geraten lassen
Nicht in die Hände von Kinder geraten lassen - mit diesem Klebstoff ist nicht zu spaßen. Lösbar ist die Verbindung nach dem Aushärten nicht mehr.
Darfs etwas mehr sein?
Darfs etwas mehr sein? - überschüssiger Klebstoff tritt seitlich aus. So wird verhindert, dass Lufteinschlüsse entstehen können
Kleine Hochzeit
Kleine Hochzeit - eine Kettenstrebe wird über die Führungen in der Hinterbaulehre eingebracht.
Überschuss kann weg
Überschuss kann weg - austretender, überflüssiger Klebstoff wird entfernt
Eine Rahmenlehre für alle Größen
Eine Rahmenlehre für alle Größen - Da jeder Rahmen individuell in der Größe gefertigt werden kann, muss auch die Lehre entsprechend variabel gestaltet sein
Flach oder steil
Flach oder steil - hier kann der Sitzwinkel bestimmt werden
Laufruhig oder spritzig
Laufruhig oder spritzig - Lenkwinkel nach Maß und Wunsch
Kurz oder lang
Kurz oder lang - die Länge des Rades ist komplett frei wählbar. Alle Titanteile werden entsprechend der Geometrie gedruckt und die Lehre beim Zusammenbau danach ausgerichtet
Matt
Matt - Eine Tür weiter hilft er bei der Fertigung von den Haltevorrichtungen der Rahmen
Pete
Pete - Manche Titanteile benötigen noch Gewinde oder Lagersitze. Pete kümmert sich um den perfekten Sitz.
Teile, die an jedem Rad gleich sind, gibt es auch
Teile, die an jedem Rad gleich sind, gibt es auch - diese werden aus Aluminium gefertigt, um die Kosten zu senken
Details
Details - da keine Formen notwendig sind, können kleine Änderungen jederzeit beim nächsten Rahmen mit einfließen. Gegenüber unserem Testbike wurden die Formen aller Titanteile etwas fließender
Interne Geschichten
Interne Geschichten - die Zugführung läuft nicht mehr extern über den Drehpunkt, sondern verschwindet kurz davor im Rahmen.
Robot Bike Co
Robot Bike Co
Anpassung als Schlüssel für ein perfektes Bike
Anpassung als Schlüssel für ein perfektes Bike

Mit Geometrien nach Kundenwunsch produziert die englische Firma Robot Bike Co. Bike-Rahmen aus Carbon-Rohren und lasergedruckten Titan-Muffen, die per Industriekleber miteinander verheiratet werden. Kinematik-Guru Dave Weagle, der schon Hinterbauten für Evil und Ibis konstruierte, ließ sich während der Entwicklung für das Robot-Konzept begeistern und spendierte dem R160 einen neuartigen Hinterbau – eine eigens konstruierte Mischung aus DW- und Horstlink namens DW6. Wir haben bei den Machern von Robot Bike Co. im beschaulichen Monmouth in Süd-Ost-Wales vorbeigeschaut und sie zu Machart, Motivation und Zukunftsplänen befragt.

Carbonrohre mit Titanmuffen sind ist eine interessante Idee, aber nichts Neues, werden Experten und Veteranen an dieser Stelle einwerfen. Völlig zu Recht: Schon 1992 präsentierte Specialized das Titan-Carbon-Hardtail S-Works Ultimate. Vor 7 Jahren versuchte sich ein Schweizer Rennrad-Hersteller an der gleichen Technik in vollautomatisierter Fertigung, leider ging das Rad nie in Serie. Vor Robot Bike Co. gab es also schon andere Firmen mit ähnlichen Ansätzen, doch kein Hersteller wagte es bisher, die exotische Steckkonstruktion mit einer Geometrie nach Kundenwunsch zu produzieren.

Diashow: Hausbesuch bei Robot Bike Co
Zweimal gucken - einmal kleben
Säuberung vor dem Klebevorgang
Eine Rahmenlehre für alle Größen
Rob Gow
Nicht in die Hände von Kinder geraten lassen
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Wie der Robot laufen lernte

Wer keine 50.000 Euro für eine Negativform in Asien in seinem Sparstrumpf hat, kommt auf drei Wegen an einen Carbon-Rahmen mit Custom-Geometrie: Für ein Herstellerteam im World Cup starten, die Bitcoin-Welle voll mitnehmen oder über versierte Eigenbau-Kenntnisse verfügen. Wird keine der Optionen erfüllt, bleibt beim Radkauf nur der Kompromiss aus einem Serienmodell mit massentauglicher Geometrie, ausgewählt aus vier bis fünf Standardgrößen.

Seit 2013 arbeitet Robot Bike Co. in dem beschaulichen 10.000 Seelen-Städtchen Monmouth an einem neuen Lösungsweg zum Traumrahmen aus Carbon. Die Inspiration kam aus der Luftfahrt: 2012 hatte Ben Farmer als Ingenieur bei Airbus die zündende Idee für variable Carbon-Rahmen. Mit CAD-berechneten Steckverbindungen und Hightech-Produktion wollte er Kundenwünsche bedienen und sich eine Nische schaffen. Zusammen mit dem damaligen Dirt-Mag Redakteur Ed Haythornthwaite und den ehemaligen Arbeitskollegen Andy Hawkins und Ben Robarts-Arnold gründete Ben Farmer 2013 die Firma Robot Bike Co.

Das Know-How für die futuristische Fertigung kam ebenfalls aus dem Flugzeugbau, dort hatten sich Andy und die beiden Bens bei der Arbeit kennengelernt. Den Hintergrund eines Konstrukteurs lieferte Ed: dieser studierte erst Materialwissenschaften, arbeitete danach bei der Dirt und schweißte nebenher Stahlrahmen in der eigenen Hinterhof-Werkstatt zusammen.

Landsitz oder Businesspark?
# Landsitz oder Businesspark? - Nach langer Fahrt durchs Grün erreiche ich den Businesspark, der eher dem Landsitz eines Grafen ähnelt
Ein großes Firmenschild sucht man vergebens
# Ein großes Firmenschild sucht man vergebens - auch im Gebäude selbst hält man sich mit großen Logos und lauter Firmenpräsentation zurück

Die ersten Schritte machte Robot noch in Eds Schuppen, mittlerweile ist man in den Industrie-Park Wyastone Leys gezogen, 3 Kilometer außerhalb der Stadt. Ursprünglich gehörte das Gelände zu einem altenglischen Landsitz aus dem 18. Jahrhundert, der jetzt von einem Musiklabel bewohnt wird. Rotwild im Vorgarten und historische Fassaden stellen einen krassen Kontrast zu der Hightech-Produktion hinter verschlossenen Türen dar.

Andy hatte als Industriedesigner in der Formel 1 gearbeitet und sich zum Spezialist für additive Fertigung entwickelt. Mittlerweile betreut er bei Robot Bike Co den 3D-Laserdruck der Titan-Muffen. CAD-Spezialist Rob ist der jüngste Neuzugang. Ursprünglich löste er am Rechner Probleme in der Flugzeugentwicklung, jetzt verwandelt er Kundenwünsche in funktionierende Fahrräder.

Ed Haythornthwaite
# Ed Haythornthwaite - Bekannt in der Szene durch seine frühere Position bei der englischen Dirt, hat er davor noch sein Studium für Materialwissenschaften absolviert.
Rob Gow
# Rob Gow - vor Robot Bikes Co arbeitete er für Dyson und entwickelte Flugzeugsitze.
Gerade Verbindungen
# Gerade Verbindungen - bei Robot Bike findet man wenige bewusst gestylte Elemente am Rahmen. Die Form folgt primär der Funktion

DW6-Hinterbau von Dave Weagle

In den ersten Entwürfen planten Ed und Ben ein möglichst simples Hinterbausystem mit wenigen Drehpunkten. Regen ist in England kein seltenes Naturereignis und hält wenige Fahrer vom Biken ab – ständige Nässe und regelmäßiger Dampfstrahler-Einsatz gehen allerdings auf die Lager, ein häufiger Lagerwechsel ist vorprogrammiert. Mehr Lager, mehr Wechsel – man wollte sich den potentiellen Ärger am liebsten sparen.

Einige Jahre zuvor entwickelte Dave Weagle den simplen, aber effektiven Eingelenker-Delta-Link für Evil, also kontaktierte man ihn für eine ähnliche Version. Dave ließ sich von der Idee einer variablen Geometrie auf Kundenwunsch mitreißen, speziell für das Titan-Carbon-Gemisch entstand der DW6-Hinterbau. Als der Kinematik-Guru seine ersten Entwürfe präsentierte, gab es bei Robot Bike Co. jedoch überraschte Gesichter. Statt dem simplen Eingelenker hatte Dave Weagle eine Mischung aus DW- und Horstlink mit zusätzlichem Hebel hinter dem Tretlager entworfen – also eher mehr anstatt weniger Kugellager wie gehofft.

Die anfängliche Skepsis wandelte sich schnell in Begeisterung, nachdem das Robot-Team den ersten Prototypen über die örtlichen Trails jagte. Das Heck saugte kleine Unebenheiten und Wurzeln förmlich auf und blieb trotzdem agil, ohne durchzurauschen. Gleichzeitig generierte das Bike viel Popp mit Endprogression, wie es sich viele aktive Fahrer wünschen. Die Jungs waren völlig aus dem Häuschen und ließen die Eingelenker-Pläne in der Schublade.

DW6 Robot Bike R160 – Hinterbaufunktion von GrinsekaterMehr Mountainbike-Videos

Durch den zusätzlichen Hebel kann das Fahrwerk im Antisquat und Antirise durch den Federweg unabhängig von der Progression beeinflusst werden. In Zukunft könnte man dadurch den Hinterbau bei Interesse auf die gewünschte Kettenblattgröße anpassen. Ähnlich komplexe Kinematik-Systeme kennen wir zum Beispiel von Knolly.

Das komplexe Innenleben der Titanteile
# Das komplexe Innenleben der Titanteile - Fachwerkstrukturen im Inneren geben den Titanmuffen eine höhere Stabilität
Neue Möglichkeiten der Kraftleitung im Bauteil
# Neue Möglichkeiten der Kraftleitung im Bauteil - Das additive Verfahren ermöglicht eine Formgebung innerhalb des Bauteils, welche mit Fräsen oder Schmieden nicht möglich wäre

Maßgeschneiderte Bestellung

Für die Robot-Homepage baute man mit einer befreundeten Software-Firma ein CAD-Tool, mit dem der Kunde seine persönlichen Maße online eingibt und die Geometrie berechnen lässt. Gleichzeitig gibt das Robot-Team auch persönliche Empfehlungen via Telefon mit Blick auf Fahrer, Fahrstil und Sonderwünsche.

Schnittmodell
# Schnittmodell - Rob erklärt an einem Schnittmodell die Platzierungen der jeweiligen Strukturen, um ein möglichst stabiles Bauteil bei moderatem Gewicht zu erreichen

Titan 3D-Druck & Hochzeitsvorbereitung

Die Robot-Rahmen bestehen aus einzelnen Carbon-Rohren, die in doppelwandigen Titan-Muffen verklebt werden. Winkel und Größe der Muffen werden gemäß der gewünschten Geometrie mittels CAD-Planung ermittelt, in den 3D-Drucker eingespeist und durch selektives Laserschmelzen hergestellt. Dieses additive Fertigungsverfahren kommt ursprünglich aus dem Prototypen-Bau, eingesetzt beispielsweise in der Formel 1 oder der Luftfahrt. Mittlerweile ist die Technologie auch in der breiten Industrie angekommen – es rechnet sich allerdings nur bis maximal 1000 Arbeitsgängen pro Jahr, danach bleibt die herkömmliche Serienfertigung günstiger. Ständige Weiterentwicklung der Laser-Technologie macht den Einsatz jedoch zunehmend wirtschaftlicher.

Bei der selektiven Laserschmelzung wird Titanpulver mit einem Laserstrahl zu einem Werkstück zusammen-„geschweißt“. Schicht für Schicht wird solange Pulver aufgetragen und verschmolzen, bis das Bauteil die errechnete Härte und Masse erreicht hat. Dabei können alle benötigten Titanteile je Rahmen in einem Arbeitsschritt produziert werden, passgenau auf die Wunschgeometrie abgestimmt.

3D-Druck wie man ihn kennt – aus Kunststoff
# 3D-Druck wie man ihn kennt – aus Kunststoff - ein Kunststoffdruck ist natürlich sehr viel günstiger als der Druck aus Titan. Hiermit werden bestimmte Platzierungen von Leitungsführungen und andere Rahmendetails überprüft.

Robot Bike Renishaw – Prozess von GrinsekaterMehr Mountainbike-Videos

Das additive Titan-„Druck“-Verfahren findet nicht bei Robot Bike Co. direkt statt, sondern wird über eine Kooperation mit der Firma Renishaw realisiert. Im Video sieht man den Laser, der das Titanpulver schmilzt und Lage um Lage Titanpulver aufträgt. Eine ideale Mischung aus Gewicht und Belastbarkeit der Titanelemente wurde mittels Topologie-Optimierung der Partnerfirma Altair erreicht, ein weiterer Spezialist aus dem Luftfahrt-Bereich und alter Bekannter der Robot-Macher.

Nach der Herstellung werden die Titanteile wärmebehandelt und zum Aushärten von der Grundplatte getrennt. Die für das Heraustrennen nötigen Verbindungsrippen zwischen Bauteil und Grundplatte sind der einzige Ausschuss, der entsteht. Überschüssiges Titanpulver kann beim nächsten Druckvorgang verwendet werden. Mit lediglich 10 % Ausschuss ist das Laserschmelzen eine der nachhaltigsten Produktionsformen – kürzlich berichteten wir über die Macher von Sick, die mit ähnlichen Ansätzen momentan Stahlteile ihres neuesten Modells Heathen im Laserdrucker herstellen lassen.

Zum Abschluss wird die Titan-Oberfläche sandgestrahlt. Robot experimentierte mit lackierten Muffen und Rohren, doch der Raw-Look hat sich durchgesetzt. Für die Jungs zählt der klassische Ingenieur-Grundsatz: Funktion vor Optik.

Kabinett der Titanen
# Kabinett der Titanen
Steuerrohr – Ausfallende – Dämpferaufnahme
# Steuerrohr – Ausfallende – Dämpferaufnahme

Bei der Weiterentwicklung des Muffen.Designs ist Robot Bike Co. flexibel und die Ersatzteil-Lagerung entfällt komplett – bei Bedarf wird einfach nachgedruckt. Man kann eine Bauteil-Dichte von 99% erzeugen oder Leichtbau in Rippenstruktur betreiben. Für die Macher waren jedoch dauerhaft haltbare Titan-Muffen wichtiger als das letzte Gramm aus den Bauteilen zu holen.

Nachteile der Laser-Fertigung sind die hohen Anschaffungskosten und die lange Arbeitszeit der Maschine. Für das Titan-Muffen-Set eines Robot Bikes arbeitet der Laser momentan knapp 50 Stunden und kostet bei Neuanschaffung zirka 500.000 Pfund. Eine schnellere Maschine ist jedoch schon in Reichweite und soll bald nur noch die Hälfte der Arbeitszeit benötigen.

Ausfallende Antriebsseite – Unterer Umlenkhebel – Tretlagerbereich
# Ausfallende Antriebsseite – Unterer Umlenkhebel – Tretlagerbereich
Säuberung vor dem Klebevorgang
# Säuberung vor dem Klebevorgang - Alle Teile werden vor dem Klebevorgang mit Isopropyl gereinigt, um eine ideale Bindung zwischen Klebstoff und Bauteil zu gewährleisten
Mittagspause mit Aussicht
# Mittagspause mit Aussicht - Trails zum Testen sind mehr oder minder vor der Haustüre. Welche? In "A Slice of Brithish Pie" kann man sich die Sektion "Forest of Dean" anschauen, um eine Idee davon zu bekommen.

Mahlzeit

Der Hunger ruft – in der Mittagspause nutzen wir die Zeit, um uns neben einem kleinen Snack auch kurz die Gegend anzuschauen. Das ländliche Flair und die historischen Bauten stehen im starken Kontrast zur Philosophie von Robot Bike Co. Auf der Picknick-Bank vor dem Firmensitz reicht der Blick weit über die anliegenden Waldgebiete, man kann die Traildichte förmlich erahnen. 30 Minuten entfernt befindet sich der Forest of Dean, bekannt aus A bigger Slice of Pie. Hier hat es richtig viele Trails und Wurzeln, das ideale Terrain für den Robot-Hinterbau, wie Ed bestätigt.

Schon zu Studienzeiten waren Ben und Ed hier zusammen biken, nach der Uni schlugen sie aber unterschiedliche Wege ein. Ed arbeitete als Mechaniker im Worldcup, fuhr selbst Rennen, landete als technischer Redakteur beim Dirt Magazin und verbrachte jede freie Minute im heimischen Hinterhof-Schuppen, um an Stahlrahmen zu schweißen.

Kontrast zur Technologie
# Kontrast zur Technologie - die Tintern Abbey stammt aus dem 11ten Jahrhundert und wurde im 15ten Jahrhundert von walisischen Rebellen zerstört
Stadt der Entwickler?
# Stadt der Entwickler? - Charles Rolls (einer der Gründer von Rolls-Royce) lebte ebenfalls in Monmouth.
Trotzdem ist Monmouth ein kleines Nest in Wales, an der Grenze zu England
# Trotzdem ist Monmouth ein kleines Nest in Wales, an der Grenze zu England

Ed hätte sich zuvor nicht träumen lassen, dass er das Schweißgerät mal gegen einen 3D-Laser tauschen würde

Beide Bens und Ed kannten sich seit ihrer gemeinsamen Zeit an der Uni und Bikes war schon immer eine Passion. Ed hatte Erfahrung mit traditionellem Rahmenbau, aber es war Ben Farmers Idee, komplett neue Wege in der Fertigung zu gehen. Als er die IDee Andy, Ben Robarts-Arnold und Ed unterbreitete, waren sie sofort Feuer und Flamme. Wobei sich Ed davor nicht hätte träumen lassen, dass er das Schweißgerät mal gegen einen 3D-Laser tauschen würde.

Zum Abschluss der Mittagspause zeigt uns Ed noch ein Spaßprojekt seiner früheren Schweißexperimente – das Bendybike. Aus zwei Rahmen wurde einer und mit ein wenig Übung lassen sich spannende Fahrmanöver realisieren. Lediglich beim Springen damit hatte Ed einmal eine Nahtoderfahrung …

Nach den Ausflügen zu den Anfängen von Robot Bike Co und unserem kurzen Touristikprogramm kehren wir zu unserem Rahmen zurück und Ed beginnt mit dem Zuschnitt der Carbon-Rohre.

Bendibike
# Bendibike - ein Spaßprojekt von Ed, bei dem das Bike in der Mitte zusätzlich beweglich ist
Ed zeigt, wie das Rad bewegt wird
# Ed zeigt, wie das Rad bewegt wird - extrem wendig im Stadtverkehr – wenn man es fahren kann
Auf Maß gebracht
# Auf Maß gebracht - Alle Carbonrohre werden extern gefertigt und bei Robot vor Ort auf Endmaß gebracht

In der Luftfahrt wird eine ideale Elastizität von Flügeln bei hohen Belastungen errechnet, damit der Flieger nicht unplanmäßig Richtung Boden kracht. Bei Robot nutzt man die gleichen FEM / CAD Programme, um Belastungsprofil der Rahmenteile genau zu bestimmen und den Rahmenflex exakt zu beeinflussen. Nach Erhalt der Carbonrohre kürzt man diese in der eigenen Werkstatt auf die benötigten Maße und bereitet das Verkleben mit den Titan-Muffen vor.

Sichtkontrolle
# Sichtkontrolle - liegt die oberste Lage gut? Welche Seite ist schöner für die Außenseite?
Form follows function
# Form follows function - die Rohre sind so angelegt, dass sie den anforderungen im Rahmen gerecht werden
Feinschliff per Hand
# Feinschliff per Hand - hier wird eine Kettenstrebe final glattgeschliffen

Hochzeit von Carbon und Titan

Bei regulär, festgelegten Rahmengrößen greift man vor dem Schweißvorgang auf fixe Rahmenlehren zurück. Da jeder Robot-Rahmen individuell auf die Maße des Fahrers angepasst ist, benötigt es auch eine entsprechend anpassbare Lehre. Für die Hochzeit von Carbon und Titan gibt es also für die diversen Bestandteile des Bikes auch variable Lehren, in welche die Titanteile und die Carbonrohre eingelegt werden.

Verstellbare Hinterbaulehre
# Verstellbare Hinterbaulehre
Eingehängt
# Eingehängt - die beiden Titanteile, welche die Kettenstreben später mit den Druckstreben verbinden
Doppelte Verklebung
# Doppelte Verklebung - über diese Doppelte Wandung ermöglicht man das Carbon von innen und außen mit dem Titanbauteil zu verkleben. Die kleine Nase zentriert das Rohr

Zuerst werden die doppelwandigen Titanmuffen gemäß bestellter Geometrie in die Rahmenlehre eingespannt und ausgerichtet. Dann wird von Hand auf den Innen- und Aussenseiten der Carbonrohre hochfester Industriekleber aufgebracht und die Rohre in die Muffen geschoben.

Zweimal gucken - einmal kleben
# Zweimal gucken - einmal kleben - Ed überprüft den Sitz des Carbonrohrs, bevor er den Klebevorgang startet
Nicht in die Hände von Kinder geraten lassen
# Nicht in die Hände von Kinder geraten lassen - mit diesem Klebstoff ist nicht zu spaßen. Lösbar ist die Verbindung nach dem Aushärten nicht mehr.
Darfs etwas mehr sein?
# Darfs etwas mehr sein? - überschüssiger Klebstoff tritt seitlich aus. So wird verhindert, dass Lufteinschlüsse entstehen können
Kleine Hochzeit
# Kleine Hochzeit - eine Kettenstrebe wird über die Führungen in der Hinterbaulehre eingebracht.
Überschuss kann weg
# Überschuss kann weg - austretender, überflüssiger Klebstoff wird entfernt

Der überschüssige Kleber drückt sich dabei aus der Muffe und wird abgewischt. Fünf Tage später ist die Klebe-Verbindung ausgehärtet und voll belastbar.

Eine Rahmenlehre für alle Größen
# Eine Rahmenlehre für alle Größen - Da jeder Rahmen individuell in der Größe gefertigt werden kann, muss auch die Lehre entsprechend variabel gestaltet sein
Flach oder steil
# Flach oder steil - hier kann der Sitzwinkel bestimmt werden
Laufruhig oder spritzig
# Laufruhig oder spritzig - Lenkwinkel nach Maß und Wunsch
Kurz oder lang
# Kurz oder lang - die Länge des Rades ist komplett frei wählbar. Alle Titanteile werden entsprechend der Geometrie gedruckt und die Lehre beim Zusammenbau danach ausgerichtet

Metallbearbeitung beim Nachbarn

Ganz ohne spanabhebende Verarbeitung geht es auch bei Robot Bikes Co. nicht. Nach dem Titan-Druck werden Lagersitze, Gewinde, Tret- und Steuerlager der Rahmen mittels CNC nachbearbeitet. Alle Umlenkhebel werden momentan noch aus Aluminium hergestellt. Auch hier hat man sich befreundete Experten in der Nachbarschaft gesucht – idealerweise sitzen sie im gleichen Industrie-Park, Teile oder neue Ideen können schnell ausgetauscht werden.

Matt
# Matt - Eine Tür weiter hilft er bei der Fertigung von den Haltevorrichtungen der Rahmen
Pete
# Pete - Manche Titanteile benötigen noch Gewinde oder Lagersitze. Pete kümmert sich um den perfekten Sitz.

Belastungstests – Hält der Kleber?

Ed erzählt, dass man in den Anfangszeiten die Klebeverbindung und die nötige Überlappung in einem Labor bei einem Bruchtest geprüft und ausgereizt hatte. Man wollte die minimale Überlappung der Muffen testen und feststellen, wie sich Klebermangel auf den Gesamtrahmen auswirkt. Bei lediglich 10 mm Überlappung und 26 kN Belastung hielt die geklebte Verbindung immer noch – dann brach allerdings der Bolzen des Testgerätes.

Teile, die an jedem Rad gleich sind, gibt es auch
# Teile, die an jedem Rad gleich sind, gibt es auch - diese werden aus Aluminium gefertigt, um die Kosten zu senken

Um einen Defekt auszuschließen, arbeitet man derzeit bei den Titanmuffen mit 25 mm Überlappung und dem besten verfügbaren Industriekleber. Das Vertrauen der Kunden in die ungewohnte Technologie ist für Robot Bikes Co. das Wichtigste und wird nicht aufs Spiel gesetzt. Dementsprechend überdimensioniert sind die Sicherheiten ausgelegt.

Ein Prototyp des R160 Rahmen wurde nach der europäischen Norm EN14766 geprüft. Die Testreihe besteht aus 4 unterschiedlichen Belastungstests. Da es die Regularien zulassen, verwenden viele Hersteller je Test einen neuen Rahmen, um Folgeschäden auszuschließen und auf keinen Fall zu versagen. Nicht nur aus Kostengründen hatte Robot Bike Co. lediglich 1 anstatt 4 Rahmen ins Rennen geschickt, man nutzte die Norm zum Produkttest. Der Rahmen bestand alle 4 Tests mit Bravour und man konnte selbstsicher in den Verkauf starten.

Details
# Details - da keine Formen notwendig sind, können kleine Änderungen jederzeit beim nächsten Rahmen mit einfließen. Gegenüber unserem Testbike wurden die Formen aller Titanteile etwas fließender
Interne Geschichten
# Interne Geschichten - die Zugführung läuft nicht mehr extern über den Drehpunkt, sondern verschwindet kurz davor im Rahmen.

Zukunftspläne

Bei der aufwändigen Produktionsweise war allen von Anfang klar, dass die Unternehmung erst in 5 Jahren rentabel sein kann und dementsprechend finanziell aufgestellt sein muss. Wer die Branche beobachtet, wird jedoch festgestellt haben, das die Lasertechnologie in den letzten Jahren rasante Fortschritte gemacht hat. Zwischen 2013 und 2017 vervierfachte sich die maximale Produktionsgeschwindigkeit des selektiven Laserschmelzens, in zirka 5 Jahren soll sich die aktuelle Geschwindigkeit nochmals verdoppeln. Die Kosten für herkömmliche Rahmenherstellung, da ist sich Robot sicher, werden in absehbarer Zeit steigen, während die Produktion mit Lasertechnologie zunehmend wirtschaftlicher wird. Ein Carbon-Rahmen aus den USA kostet derzeit ca. 3.800,- Pfund (4430 Euro) – den Robot Bike Co Rahmen bekommt man für 3.900,-Pfund (4.550 Euro) inklusive Wunschgeometrie und lebenslanger Garantie für Erstbesitzer.

Neben dem ersten Enduro-Modell R160 ist seit Kurzem das 130 mm Trailbike R130 auf der Homepage verfügbar. Demnächst soll noch ein Hardtail folgen, erste Bilder sind schon auf Instagram zu finden. Im Vergleich zu einem reinen Alurahmen ist die Titan-Carbon-Produktion natürlich deutlich kostspieliger, doch bei Robot glaubt man an die zukunftsweisende Technologie des Laserdruckverfahrens. Und wer weiterhin alle Details und das Fahrverhalten selbst bestimmen möchte, bleibe bei Titan, führt Ben aus.

Robot Bike Co
# Robot Bike Co

Sollte sich in Zukunft eine beliebte Geometrie in der Kundschaft abzeichnen, kann man die Verbindungsmuffen auch aus Aluminium herstellen. Eine große Stückzahl würde die Produktionskosten und den Verkaufspreis senken. So konnte man in den letzten zwei Jahren bereits 10 % an Kosten im Fertigungsprozess einsparen, welche dann auch direkt an den Kunden weiter gegeben wurden. Ed betont: „Es geht ihnen nicht um den schnellen Profit, sondern um eine langfristige Investition und Kundenbindung.“

Die Forschung arbeitet momentan an neuen Carbon-Technologien, die den Lagenaufbau und somit die Kontrolle über das Bauteil verbessern könnten – das ist auch für Robot Bike Co. interessant und wird aufmerksam mitverfolgt. Besonders spannend ist die Entwicklung einer Carbon-Oberfläche, die bei Bruchgefahr die Farbe ändert und den Nutzer freundlich auf ein mögliches Versagen hinweist. Das System muss noch ausreifen, würde aber das allgemeine Vertrauen in den spröde brechenden Werkstoff vergrößern. Nur grob angedeutet hat Ed die Entwicklung einer MTB-Kurbel, die selbst gängige Carbonvarianten auf der Waage schlagen soll. Wir dürfen gespannt bleiben, verabschiedet uns Ed zum Ende unseres Hausbesuches.

Anpassung als Schlüssel für ein perfektes Bike
# Anpassung als Schlüssel für ein perfektes Bike

In unserem Test konnte das Robot Bike Co. R160 begeistern. Könntet ihr euch vorstellen, solch ein spezielles Bike in euren Fuhrpark aufzunehmen und liegt in der exakten Anpassung an die Körpermaße des Kunden die Zukunft?

  1. benutzerbild

    cluso

    dabei seit 01/2003

    Wie hoch ist der Lotto-Jackpot gerade?

    smilie

    Danke für den tollen Bericht!!

  2. benutzerbild

    osbow

    dabei seit 06/2005

    Nicolai hat weltweit Fans die auf das "Made in Germany" stehen. Die stehen auf die fette Schweißnahtoptik etc. Das kannst du so nicht vergleichen. Beides Fahrradrahmen aber der Unterschied ist enorm.
    Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber mir hat die Geo zugesagt. Die Schweißnähte waren mir da ziemlich Latte. Und mit dieser Geo hattest du vor ein, zwei Jahren nicht viele Anbieter in dem Bereich.
  3. benutzerbild

    Enginejunk

    dabei seit 03/2010

    Naja, Nicolairahmen sind auch nicht gerade "Hübsch". Genau wie Leitville. Handwerk hin oder her, aber das Auge fährt mit.

  4. benutzerbild

    LB Jörg

    dabei seit 12/2002

    Naja, Nicolairahmen sind auch nicht gerade "Hübsch". Genau wie Leitville. Handwerk hin oder her, aber das Auge fährt mit.

    Stimmt, Nicolai Rahmen sind überragend hübsch, nicht nur einfach hübsch smilie

    G.smilie
  5. benutzerbild

    mzaskar

    dabei seit 06/2006

    wir älteren erinnern uns da doch gleich an die giant cadex vor 25 jahren smilie
    Und die Hercules Titanal Bikes smilie

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