Hibike ist einer der bekanntesten und besten Bike-Shops Deutschlands – und das seit nunmehr über 25 Jahren. Wir waren für unseren Hausbesuch zu Besuch im Ladengeschäft in der Nähe von Frankfurt am Main, um uns ein eigenes Bild von der Erfolgsgeschichte zu machen!
Normalerweise sind wir im Rahmen unserer Hausbesuche in der Regel zu Gast bei Herstellern von Fahrrädern, Komponenten oder Zubehör, zu Shops verschlägt es uns eher selten. Für unseren Abstecher zu Hibike haben wir eine weitere Ausnahme gemacht, denn der Bike-Shop in Kronberg, nur unweit von Frankfurt am Main gelegen, stellt keine eigenen Produkte her, sondern bringt diese an interessierte Kunden. In den vergangenen 25 Jahren hat sich Hibike von einem kleinen Garagen-Verkauf zu einem der größten und bekanntesten Bike-Shops Deutschlands entwickelt. Die Ergebnisse des MTB-News User Awards belegen das: regelmäßig wird Hibike von euch dort in die Top 10 der besten Bike-Shops gewählt.
Am Anfang war die RockShox Mag 21
Wer den Hausbesuch bei Fidlock in Hannover aufmerksam gelesen hat dürfte wissen, dass dort das Cello eine nicht unwesentliche Rolle bei der Gründung der Firma gespielt hat. Die Anfänge von Hibike waren weniger musikalisch geprägt, doch auch hier konnte man nicht davon ausgehen, dass sich daraus innerhalb kurzer Zeit einer der bekanntesten Fahrradläden Deutschlands entwickeln würde. Zunächst wollte der Firmengründer Christian Bär, der Hibike nach wie vor leitet und dabei vor allem kaufmännisch im Hintergrund agiert, eigentlich nur eine RockShox Mag 21nach Deutschland importieren, um die Performance des Mountainbikes seines Onkels zu verbessern. Der Onkel war schon damals ein begeisterter Mountainbiker und merkte an, dass es praktisch unmöglich sei, solch hochwertigen Produkte in Deutschland zu kaufen. Christian Bär wiederum kannte wiederum einen Piloten, mit dessen Hilfe es gelang, eine RockShox Mag 21 nach Deutschland zu importieren. Das war im Frühjahr 1994 – und fortan wurden regelmäßig Federgabeln, die zum damaligen Zeitpunkt nur schwer bis unmöglich in Deutschland erhältlich waren, in die Studentenwohnung von Christian Bär in Frankfurt-Sossenheim verschickt.
Wäre es bei einer einmaligen Bestellung geblieben, dann würde die Geschichte an dieser Stelle schon enden. Doch für eine echte Erfolgsgeschichte ist deutlich mehr notwendig und schon bald wurden regelmäßig Federgabeln und auch andere angesagte Tuningteile aus den USA importiert. Neben Christian Bär war praktisch von Anfang an der damals wie heute fahrradbegeisterte Rainer Nowacki als Experte für jegliche Anbauteile dabei. Auch heute ist Rainer ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil von Hibike – sowohl auf Youtube, wo er schon aktiv war, bevor ein Großteil der heutigen Youtuber überhaupt wusste, wie man Youtube buchstabiert, als auch im Verkaufsraum und auf den zahlreichen Trails rund um den heutigen Laden in Kronberg im Taunus.
Dort verkauft Hibike auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern alles, was das Mountainbiker-Herz begehrt. Bis zum riesigen Laden war es jedoch ein langer Weg: Schnell wurde die Studentenwohnung zu klein. Es folgte der erste Umzug – nicht nach Kronberg, sondern in die Doppelgarage der Oma von Christian Bär in Frankfurt am Main. Von dort erfolgte der Versand der edlen und in Deutschland sonst unmöglich zu kaufenden Fahrradteile. Sogar einen ganze 4 Quadratmeter großen Showroom hatte die Garage in Frankfurt zu bieten. Am Wochenende nahmen die begeisterten Kunden teils weite Anfahrten auf sich, um nach langer Wartezeit die exklusiven Komponenten bestaunen zu können.
Die offizielle Gründung der Hibike Bär KG erfolgte vor 26 Jahren. Damit einher ging auch ein Umzug von Frankfurt am Main nach Kronberg im Taunus. Außerdem vergrößerte sich die Ladenfläche um das 20-fache: Auf 80 Quadratmetern war nur unweit des heutigen Ladengeschäfts genug Platz, um mehr Ware zu präsentieren. Einige Jahre später wurde der Laden um das Obergeschoss des Hauses erweitert, außerdem wurde das gegenüberliegende Gebäude als Verwaltungssitz angemietet.
Hauptsache Fahrrad – und mehr!
Inzwischen befindet sich Hibike in der Westerbachstraße in Kronberg. Von dort sind es gut 15 Kilometer in die Innenstadt von Frankfurt am Main – und nochmal deutlich kürzer in den angrenzenden Taunus, der zahlreiche Trails und Strecken für Mountainbiker und Rennradler zu bieten hat. Das Herzstück von Hibike ist der rund 1.000 Quadratmeter große Verkaufsbereich, der von Montag bis Samstag geöffnet ist und für den die Kunden teilweise nach wie vor eine weite Anreise auf sich nehmen. Hier findet man praktisch alles, was das Herz begehrt – vor allem im Mountainbike-Bereich, aber auch Rennräder, Kinderräder, Stadträder, E-Bikes, Klamotten und jegliches Zubehör kann in Kronberg getestet, anprobiert und gekauft werden. Vom sündhaft teuren Aero-Rennrad über die neusten Full Face-Helme und Funktionsklamotten bis hin zum Dirt Jump- oder Downhill-Rahmen ist wirklich nahezu alles dabei. Eine solch vielseitige Auswahl in einem Ladengeschäft findet man wohl nur selten. Alle Artikel, die im Online-Shop als lagernd gekennzeichnet sind, können von den Kunden auch im Geschäft gekauft werden: Laden und Webshop teilen sich dasselbe Lager. So kann in Kronberg ein sehr großes Sortiment von etwa 100.000 unterschiedlichen Artikeln angeboten werden.
Dabei ist das beliebte Ladengeschäft nur ein Teil der Erfolgsstory. Der andere Teil läuft schon seit vielen Jahren online ab. Schon sehr früh hat Hibike darauf gesetzt, die Produkte nicht nur im Ladengeschäft an den Kunden zu bringen, sondern auch auf die Vorzüge des Internets zu setzen. Vor fast 20 Jahren stieg der heutige Mitinhaber Werner Ott mit ins Unternehmen ein. Dank dessen umfassenden IT-Know Hows wurde der erste dynamische Online-Shop in der deutschen Fahrradbranche entwickelt. Schon davor hatte man die Möglichkeit, sich auf einer Website die Produkte im Hibike-Sortiment anzuschauen. Allerdings musste die Bestellung bei der statischen Variante telefonisch erfolgen. Inzwischen umfasst die Hibike-Website nicht nur das riesige Angebot, sondern informiert darüber hinaus in einem eigenen Blog beispielsweise auch über die neusten Produkte.
Als Kunde hat man nicht nur aufgrund des vielfältigen Produktangebots die Qual der Wahl. So wird es zahlreiche Stammkunden geben, die bisher ausschließlich im Ladengeschäft eingekauft haben. Ebenso gibt es vermutlich auch zahlreiche Radfahrer, die bislang ausschließlich online bei Hibike bestellt haben. Ebenso besteht die Möglichkeit, online seine Bestellung abzugeben und im Ladengeschäft abzuholen. Und nicht gerade selten kommt es vor, dass Geschäftsleute aus Frankfurt am Main zum Feierabend mal eben einen Abstecher in den Laden nach Kronberg machen, um kurze Zeit später mit einem brandneuen Mountainbike, Rennrad, E-Bike oder allerlei Komponenten aus dem Gebäude in der Westerbachstraße zu stapfen. Im Laufe der vergangenen 25 Jahre hat sich die Hibike-Kundschaft deutlich verändert: Nicht nur Zubehör und Bekleidung, sondern auch Kompletträder werden heutzutage viel häufiger online bestellt. Früher wurden insbesondere Kompletträder viel stärker im Ladengeschäft gekauft – hier hat Hibike eine deutliche Veränderung im Kaufverhalten beobachtet. Auch E-Bikes sprechen eine neue Kundschaft und besonders Leute an, die vorher noch keinen Bezug zum Radfahren hatten – dadurch wächst die Käuferschaft. Insgesamt steht fest: der zweigleisige Ansatz, gleichermaßen auf das Online-Geschäft und den Laden zu setzen, ist einer der Hauptgründe dafür, wieso Hibike nach wie vor einer der bekanntesten und beliebtesten Bike-Shops Deutschlands ist.
Aus dem Laden auf die Trails
Die Lage von Hibike könnte besser kaum sein. Obwohl das Ladengeschäft praktisch am Stadtrand von Frankfurt am Main liegt, sind es nur wenige Minuten in die Wälder des angrenzenden Taunus, der ein hervorragendes Trail-Netzwerk bietet. So wird die Mittagspause gerne für eine schnelle Ausfahrt genutzt und die langen Tage im Sommer werden regelmäßig mit einer Feierabend-Runde abgeschlossen. Mountainbike-begeistert zu sein ist zwar keine Voraussetzung, um bei Hibike zu arbeiten, doch es ist schwierig, jemanden im Team zu finden, der keine Zweirad-Affinität hat.
Wo viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen ein Waldgebiet nutzen wollen, sind Konflikte praktisch vorprogrammiert. In den vergangenen Jahren hat sich Hibike deshalb stark dafür eingesetzt, legale Trails am Feldberg im Taunus zu errichten. Neben einem fast 4 Kilometer langen Flowtrail, der vor knapp zwei Jahren fertiggestellt wurde, gibt es am Feldberg außerdem zwei legale Downhill-Strecken, die auch dank der Unterstützung von Hibike realisiert werden konnten. Neben tatkräftiger Unterstützung beim Trailbau und der Pflege der Strecken nutzt Hibike außerdem die überregionale Bekanntheit, um sich für die Interessen der Mountainbiker/innen einzusetzen und damit trotz einer insgesamt angespannten Situation die Wahrnehmung der Radfahrer zu verbessern.
Auch im Rennsport und in der Nachwuchsförderung ist Hibike aktiv. Viele Jahre lang war Hibike der Hauptsponsor des im Downhill-Bereich durchaus erfolgreichen IK-Pictures Racing Team, das später zu IK Pivot Cycles wurde. 2018 wurde das Team dann offiziell ins Hibike Gravity Team umgewandelt. Dadurch, dass das Team die Produkte der Sponsoren direkt über Hibike beziehen kann, wird die Logistik enorm erleichtert. Die Fahrer des Teams sieht man regelmäßig bei nationalen und internationalen Enduro- und Downhill-Rennen. Mit Florian Werres und Nick Willner, die beide auch schon im Downhill World Cup aktiv waren, machen zwei der Teamfahrer außerdem aktuell eine Ausbildung in Kronberg bei Hibike. Für all diejenigen, die nicht unbedingt World Cup-Ambitionen haben, gerne aber gemeinsam fahren und an der ein oder anderen Veranstaltung teilnehmen, dürfte das Hibike Racing Team interessant sein: Hier liegt der Fokus eher auf Rennrad-Events wie RTFs und die Community steht im Mittelpunkt.
Nicht nur für die Rennfahrer, sondern auch für alle potenziellen Kunden ist das umfassende Trail-Netzwerk rund um den Shop in Kronberg von Vorteil. So hat Hibike für Kaufinteressierte eine sehr große Flotte an Testbikes, die man auf die Trails entführen kann. Vor dem Kauf das edle Mountainbike auf dem Parkplatz vorm Laden auszuprobieren, bieten viele Shops an – doch selten kann man das Rad wirklich mit in den Wald nehmen. Außerdem findet alljährlich das Hibike-Testival auf den Trails rund um Kronberg statt. Hier besteht jedes Jahr im Frühling die Möglichkeit, die Bikes der neuen Saison kostenlos zu testen oder an geführten Touren teilzunehmen.
Service und Logistik: Aus Kronberg in die weite Welt
Ohne den passenden Service kann heutzutage kein Laden gut funktionieren. Auch in diesem Bereich ist Hibike gut aufgestellt und bietet neben der Beratung im Ladengeschäft natürlich auch alle Werkstatt-Leistungen an. Hier hat sich die Nachfrage in den vergangenen Jahren durch die steigende Popularität von E-Bikes verändert, was sich natürlich auch auf die Anforderungen an das Werkstatt-Personal auswirkt. Auch durch die vor allem in Deutschland stark verbreiteten Direkt-Versender ist eine neue Konkurrenz-Situation für Bike-Shops entstanden. Nicht wenige Radläden lehnen deshalb Reparaturarbeiten an Rädern entsprechender Hersteller kategorisch ab. In Kronberg ist das nicht der Fall, sodass es durchaus vorkommen kann, dass im Werkstatt-Lager zwischen einem World Cup-fähigen Downhill-Bike und einem 30 Jahre alten Stadtrad eben auch ein Bike eines Direktanbieters steht. Für Personen, die am liebsten selbst Hand anlegen, aber noch Hilfe benötigen, hat Hibike die passenden und regelmäßig stattfindenden Schrauber-Kurse im Programm.
Darüber hinaus spielt natürlich der zügige Versand aller Online-Bestellungen eine wichtige Rolle für Hibike. Jeden Monat verlassen im Schnitt rund 15.000 Pakete den Shop und werden aus Kronberg in die weite Mountainbike-Welt versendet. Das passiert in Halle A – hier befindet sich das Lager und Logistikzentrum von Hibike. Auf über 4.000 Quadratmetern werden hier alle erdenklichen Mountainbike- und Rennrad-Produkte in einem chaotischen System gelagert. Das hat mit Chaos nichts zu tun – im Gegenteil: Die Lagerplätze werden in einem solchen System digital erfasst und gekennzeichnet. Das automatisierte Warenwirtschaftssystem analysiert und entscheidet, wo welche Artikel gelagert werden.
Durch ein solches System wird das Lager schneller bestückt, die Wege werden verkürzt, Leerräume werden vermieden und Kundenbestellungen können schneller bearbeitet werden. Neben aktuellen Komponenten findet man da auch das ein oder andere Schätzchen aus vergangenen Tagen. Neben dem Lager dient die zweistöckige Halle auch als Waren-Eingang und -Ausgang. Damit die Pakete nicht nur möglichst schnell, sondern auch möglichst sinnvoll zu den Kunden kommen, setzt Hibike beispielsweise auch auf plastikfreies Verpackungs- und Füllmaterial. Online-Bestellungen sind selbstverständlich rund um die Uhr möglich, sodass insbesondere montags viel los ist im Versand. Und während das Ladengeschäft unter der Woche bis 19 Uhr geöffnet hat, schließt es am Samstag, welcher der verkaufsstärkste Tag ist, bereits um 16 Uhr. Ein Nachteil? Nein, sondern eine ganz bewusste Entscheidung: Das Hibike-Team soll schließlich auch genug Zeit fürs Biken haben!
Wie gefällt euch Hibike? Geht ihr regelmäßig auf Shopping-Tour im Ladengeschäft?
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