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Dreh-Momente am Dienstag
Handy am Steuer des Geländerads!

Neulich hatte ich einen Dreh-Moment – eine meiner Angewohnheiten wurde auf den Kopf gestellt: Seit ich ein Handy besitze und Mountainbike fahre – also seit doch deutlich mehr als einem Jahrzehnt – habe ich das Telefon in der Hosentasche. Das erschien mir immer die beste Lösung zu sein …

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# Lange Jahre hatte ich nie ein Problem und der Inhalt meiner Hosentaschen blieb immer an Ort und Stelle - aber irgendwann ist immer das erste Mal!
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Prolog

Aus meiner Sicht war das Telefon in der Hosentasche gut aufgehoben: Schnell erreichbar, um die Route zu checken, halbwegs geschützt, es zählt sogar automatisch die Schritte … ich meine natürlich die Tritte. Egal, wie holprig der Trail, wie schräg die Landung, ich habe mein Handy nie auch nur ansatzweise verloren. Dann, nach unzähligen anderen Gelegenheiten, ist es aber eben doch passiert: Ein Table im Bikepark Brandnertal, der Versuch eines Whips. In der Luft merke ich natürlich nichts, aber als es nach der Landung hinter mir auf dem Boden metallisch klackert, ist mir schlagartig klar: Ja, das war das iPhone.

Und nein, ich habe keine der Schutzhüllen dran, die auch grobe Stürze abfedern. Ich habe genau genommen gar keine Hülle dran, denn – Achtung, Ironie des Schicksals: Mit Hülle wäre mir das Modell „Pro Max“ zu groß für die Hosentasche. Deshalb ahne ich das schlimmste, als ich das staubige Gerät auf dem steinigen Boden einsammle. Zu meiner Überraschung ist das Gerät völlig intakt. Als der Staub weggewischt ist, sind Display und Kameras frei von Kratzern oder Rissen. Allein die vier Ecken haben Kratzer bekommen, nachdem das Teil aus Stahl gefertigt ist, sind aber auch die überschaubar.

# Auf dem Mountainbike treten durchaus verschiedene Fahrsituationen auf - sich da immer auf die Schwerkraft zu verlassen, Dinge in den Hosentaschen zu halten, ist eigentlich leichtsinnig.

Also, Schwein gehabt, weiter wie bisher? Lieber nicht, so viel Glück habe ich wahrscheinlich nicht zweimal! Was aber tun? Diese Short mit den offenbar nicht so sicheren Hosentaschen nicht mehr benutzen? Interessanterweise stellt Patagonia genau jetzt eine neue Short vor, die sich durch ein neues Taschenkonzept auszeichnen soll. Man will gewissermaßen die Hosentasche für Mountainbike-Shorts neu erfunden haben. Das muss ich ausprobieren.

# Patagonia hat mit der Dirt Roamer Short und der passenden Innenhose etwas Cooles erfunden - sobald die Short ohne den passenden Liner verwendet wird, ist das Gimmick aber leider dahin.

Die Neuerfindung der Hosentasche

Statt den Einstecktaschen finden sich am neuen Modell zwei große Reißverschlusstaschen. So weit, so unspektakulär. Dafür gibt es aber direkt innerhalb der Taschen noch einen Durchgriff ins Innere der Short. Was kompliziert klingt, erlaubt tatsächlich den gezielten Zugriff auf den Inhalt der Hosentasche oder – und hier kommt die passende Innenhose ins Spiel – auf die Seitentasche der Innenhose. Patagonia hat also eine Polsterhose mit Seitentaschen versehen, wie man sie vom Rennrad oder Graveln kennt. Die sind ja da schon genial, weil sie auch etwas schwerere Gegenstände vibrationssicher am Körper fixieren. Durch das Stretchmaterial wackelt nichts, selbst wenn ihr Treppen à la Val Paraiso runter stottert. Und jetzt kombiniert Patagonia diese Innenhose mit einer Überhose, die den Zugriff auf die Oberschenkeltaschen erlaubt. Das funktioniert natürlich nur, wenn Innenhose und Außenshort zueinanderpassen, ist aber dann eine gute Lösung. Wird die Short ohne die passende Innenhose getragen, hat sie immer noch die Außentaschen. Die Sorge, man könnte Dinge versehentlich innen durch an der Tasche vorbei stecken, entpuppt sich als unbegründet.

# Eine Außentasche haben viele Shorts - so weit, so unspektakulär.
# Aber hier sieht man schon - alles, was in der weit geschnittenen Short steckt, wackelt.
# Vorbei an der Tasche - und rein in die Innentasche auf der Polsterhose. Da sitzt das Handy sicher. Der Zugriff funktioniert sogar mit Handschuhen.

Das Handy am Lenker fest saugen

Problem gelöst? Prinzipiell ja – aber ich kann ja nicht immer diese Short und die passende Innenhose tragen. Und manchmal wäre es ja schon noch netter, das Handy gar nicht aus der Hosentasche ziehen zu müssen, sondern die Navigation direkt am Lenker zu haben. Nachdem ich mir diverse Handyhüllen und Halterungen angeschaut habe, mein persönliches Fazit: Die perfekte Lösung ist noch nicht erfunden, aber Fidlock ist schon einigermaßen nah dran. Neben der inzwischen weitverbreiteten Magnethalterung für Trinkflaschen bieten sie nämlich auch ein System an, das das Handy per Unterdruck und Magnetismus am passenden Gegenstück fixiert. Was zunächst „over-engineered“ klingt, erlaubt eine unfassbar einfache Montage und Demontage und zudem eine Drehung des Geräts. Die ist deshalb praktisch, weil man durch Drehen mehr Freiraum für die Knie schaffen kann – beispielsweise auf dem Gravelbike, wo die Knie ziemlich nah an Lenker und Vorbau kommen.

# Ein Navi, wie es vor 10 Jahren noch in Oberklasse-Limousinen zu finden war - heute ein „normales“ Telefon am Lenker.
# Einziges Manko am Fidlock Vacuum Base - es ist schon nicht so ganz unauffällig.
# Die Basishalterung kann aber durch die Rändelschraube schnell entfernt werden.

Es braucht noch nicht einmal eine Hülle, vorausgesetzt man traut sich, das Fidlock Vacuum-Klebepad auf sein Handy zu kleben. Die Idee kann ich nicht empfehlen, denn die Klebefolie hält sehr, sehr gut und ist eigentlich dafür gedacht, eine Nicht-Fidlock-Hülle mit dem System kompatibel zu machen. Alternativ kauft man einfach die passende Hülle, die mit ihrem dicken Rand vernünftigen Schutz bietet.

Zwei Dinge hindern mich daran, das Fidlock-System perfekt zu nennen: Die Hülle ist ein ziemliches Pfund. Handy und Hülle bringen es gemeinsam in meinem Fall auf stramme 291 g – man würde sich ja auch keine drei Tafeln Schokolade in die Hosentasche stecken (nicht nur, weil die dann weich werden würden). Zweitens ist die Vacuum-Base leider nicht ganz minimalistisch und fällt am Lenker oder auf dem Steuersatz durchaus optisch auf. Deshalb erscheint mir persönlich die Aheadkappen-Lösung die eleganteste: Eine neue Aheadkappe verbleibt unauffällig dauerhaft am Fahrrad. Nur dann, wenn die Handyhalterung benötigt wird, schraubt man – werkzeuglos – die eigentliche Basisstation drauf: fertig!

# Wird die Base demontiert, bleibt nur die schlichte Aheadkappe - und die ist dann wohl mal wirklich unauffällig.
# Unterdruck und Magnet hielten gemeinsam das fast 300 g schwere Paket auch auf ruppigen Trails an Ort und Stelle - bei den heutigen Handypreisen ist das auch besser so.
# Am Mountainbike ist auch längs ausgerichtet genug Platz zum Knie - am Gravelbike hilft Drehen oder eine Halterung am Lenker.

Ganz zentral für die Nutzerfreude verantwortlich sind aber – genau wie bei der Flaschenhalterung – die Magnete. Wie das Handy an die Base angesaugt wird, das hat schon etwas Zauberhaftes. Und dass es dennoch leicht wegzunehmen ist … Respekt.

Fidlock Vacuum Base von nutsMehr Mountainbike-Videos

Fazit

Ob Lenker, Aheadkappe oder Vorbauhalterung, Spezial-Hosentasche auf der Innen- oder Außenshort: An Möglichkeiten, sein omnipräsentes Smartphone beim Radsport zu verstauen, mangelt es wahrlich nicht. Bei mir bleibt es auch nach diversen Optionen noch häufig schlicht in der Hosentasche, aber die Stretch-Taschen auf Tights und die immer raffinierteren Lenkerhalterungen ändern das langsam aber sicher …

Wo verwahrt ihr euer Telefon, wenn ihr auf dem Rad sitzt? Eventuell sogar tief im Rucksack, damit ihr wenigstens auf dem Trail nicht dauernd auf den Bildschirm schaut?


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