Wenn ich alleine fahre, fahre ich automatisch schneller. Ich fokussiere mich viel stärker, bin aber auch meistens irgendwie unter Zeitdruck und habe grad so die Runde in den täglichen Plan reingequetscht. In der Gruppe ist alles entspannt und locker, gemeinsame Ausfahren machen einfach superviel Spaß. Wie steht’s mit euch: Gemeinsam oder alleine fahren – das heutige Debattenthema mit Hannes, Marcus, Sandy und Moritz, die alle gerne in der Gruppe immer mit Handy fahren, ihre Trinkflasche aufgefüllt haben und nachher auch gern mal ein Bierchen trinken.
Hannes: Ich weiß nicht recht, wie ich in das Thema starten soll. Aber du scheinst mir diesmal mal wieder ein geeigneter Diskussionspartner zu sein, denn letztens bei einer gemeinsamen Ausfahrt kam die Frage auf, ob man lieber alleine oder in der Gruppe fährt. Ich stelle fest: Ich fahre lieber mit anderen Leuten gemeinsam. Man kann sich unterhalten, die Zeit ist egal und es ist irgendwie entspannter. Wie stehst du dazu?
Marcus: Ich fahre auch mal gerne in der Gruppe, am liebsten aber alleine. Zusammen Biken ist natürlich sehr kommunikativ und meist auch spaßig – normalerweise nutze ich die Zeit auf dem Rad allerdings, um den Kopf leerzubekommen und die Gedanken schweifen zu lassen. Hin und wieder brauche ich nämlich einfach mal Zeit für mich. Und zwar nur für mich. Biken ist dafür wunderbar geeignet. Nur mein Fahrrad und ich und der Wald. Großartig.
Hannes: Stimmt, ich fahre auch oft gerne alleine, was aber meistens daran liegt, dass sich Biketermine immer so schwer realisieren lassen! Ich fahre sehr oft spontan und dann klappts oft nie, mal eben zusammen zu fahren. Achja, wenn du alleine fährst: Lässt du den Wald dann „auf dich wirken“ oder hörst du Musik beim Fahren?
Marcus: Kommt drauf an. Es gibt Tage, da will ich nur das Rauschen des Windes und das Abrollen der Reifen hören, es kommt aber auch oft vor, dass ich mir anständige elektronische Musik auf die Kopfhörer gebe. Beides ist übrigens nur möglich, wenn ich allein unterwegs bin ;-)
Hannes: Da geb ich dir recht. Wenn ich schnell fahren will = Children of Bodom. Wenn ich entspannt fahren will, hör ich auch schonmal eine Drei ??? – Folge ;-) Aber fährst du immer so entspannt, dass du nie stürzt? Ich bekomme auf technischen Trails, die ich schnell fahre, alleine durchaus manchmal Muffensausen und nehme automatisch Tempo raus.
Marcus: Naja, technische Trails fahre ich hier in der Gegend (Mark Brandenburg) eher selten – in diese Richtung gibt’s da also keine Probleme. Bin ich doch mal in den Bergen unterwegs, dann meist zusammen mit anderen Leuten und dann fährt man sowieso in der Gruppe. Da käme ich dann nicht auf die Idee, mit Kopfhörern zu fahren. So nerdig bin ich dann doch nicht … ?
Hannes: Also so Lonely Rider in den Alpen wäre eher nix für dich? Wie ist denn automatisch der Hilfe-Aspekt bei dir: Weiss zuhause jemand Bescheid wie lang du ungefähr weg sein willst? Ich bin da mittlerweile so, dass ich grob eine Dauer angebe. Wenn das stark überschritten wird, gibt’s zur Not die Telefon-Suchen-Funktion.
Marcus: Nee, alleine über die Alpen würde ich glaube ich nicht machen. Das sortiere ich eher in die Kategorie Erlebnis ein, welches ich gerne zusammen mit anderen Leuten erfahren möchte. Die zweite Frage trifft einen interessanten Punkt. Darüber habe ich mir auch viele Gedanken gemacht. Ich teile meiner Familie zumindest auch den groben Zeitplan und auch die Gegend mit, in der ich unterwegs sein werde. Heutzutage kann meine Frau auch jederzeit meinen Standort mit Apples „Find my Friends“ abfragen, so dass nur noch eine leere Telefonbatterie oder fehlende Netzabdeckung einer exakten Lokalisierung im Weg stehen könnten.
Sandy: Ich fahr definitiv lieber in der Gruppe. Ich schätze die meist doch sehr guten Gespräch die sich da ergeben. Und nebenbei lenkt es dann noch von der Anstrengung bergauf ab.
Hannes: Was mir auch auffällt – in der Gruppe ergeben sich ganz oft bescheuerte Aktionen. Man fährt schneller als man sollte, es entstehen Mini-Rennen und irgendwann liegt immer einer auf der Nase. Aber das macht auch irgendwie den Reiz aus. Und sowas wie die Trail Trophy zusammen fahren ist doch auch richtig geil.
Moritz: Ich fahr definitiv auch lieber in der Gruppe als alleine – das macht mir normalerweise deutlich mehr Spaß. Die Gruppe muss aber auch passen, sprich: alle fahren ungefähr auf einem Niveau, man kann sich gegenseitig battlen und trotzdem steht der Spaß im Vordergrund. Alleine fahre ich auch gern und häufig, dann allerdings keine so großen Touren.
Hannes: Moritz spricht da einen interessanten Punkt an. Es ist „mal“ ok, langsame Fahrer dabei zu haben – ich war früher selbst der gemütliche Fahrer – aber bei längeren Touren ist es definitiv für alle spaßiger, wenn alle fitnesstechnisch grob gleich aufgestellt sind.
Marcus: Da gebe ich dir recht! Ich erinnere mich an etliche Touren meiner Mountainbike-Frühzeit, in der ich regelmäßig „grau“ wurde. Der Spaß war da anfangs nur von kurzer Dauer. Das war damals ein willkommener Anlass, etwas an meiner Ausdauer zu verbessern. Das klappte erstaunlich gut und so war es dann auch kein Problem mehr „dran zu bleiben“. Gut denkbar allerdings, dass durch ein starkes Leistungsgefälle in der Gruppe der oder die eine oder andere den Spaß am Mountainbiken verlieren kann. Ich verbuche das mal als einen Pluspunkt für’s Fahren allein – da ist es nämlich egal, wie es um die aktuelle Fitness bestellt ist.
Nun geht’s an die Leser – wie steht es mit euch: Alleine oder in der Gruppe?
Weiterlesen? Alle Debatten gibt es hier:
- Flasche, Rucksack, gar nix? Eine Trinkdebatte
- Flat pedals win medals, oder – ohne Klicks isses nix: Eine Pedaldebatte
- Bleifrei unterwegs oder Hopfenkaltschale nach der Tour? Eine Bierdebatte
- Beim Biken erreichbar – oder telefonlose Freiheit auf dem Trail? Eine Handydebatte
- Alleine oder in der Gruppe biken?: Lonesome Rider oder Rudelheizen: Eine Gruppendebatte
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