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Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence 2019 – Tag 2
Flucht vorm Gewitter

Tag zwei der Trans-Provence brachte einige Änderungen mit sich. Auf den Transfers wurde diesmal vor allem geschoben, dafür war auf den Stages weniger Tripod und mehr flüssiges Fahren angesagt. Nachdem der Tag wieder unter brennender Sonne startete, entwickelte er sich gegen Ende zum Rennen gegen ein aufziehendes Gewitter … Spoiler: Wir haben verloren!

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Der Tag startete für uns diesmal sogar erst um 8:45 Uhr mit einer längeren Shuttlefahrt auf einen nahe gelegenen Pass. Von dort ging es erstmal locker flockige 1.100 Tiefenmeter hinab – ungezeitet allerdings. Der Trail war ein absolut genialer Einstieg und hätte sich als Renn-Stage auch nicht schlecht gemacht. Wegen des ungewöhnlich hohen Wasserstands konnten wir einen Fluss nicht queren und mussten eine Straße einige Kilometer hinabrollen zur nächsten Brücke. Kein Problem, es ist ja nicht so, als ob die Tage hier ohnehin schon hart wären …

# Buon Giorno! Der zweite Tag der Trans-Provence startete ausnahmsweise nicht mit einem ewig langen Anstieg, sondern mit einer Shuttle-Fahrt auf einen Pass - gefolgt von 1.100 Tiefenmetern, die allerdings nicht gezeitet wurden. So sollte jeder Montag beginnen. Foto: Sam Needham
# Ganz so spaßig wie auf dem Transfer ging es dann nicht unbedingt weiter - vor dem Start von Stage 5 mussten gut 500 Höhenmeter zurückgelegt werden. Leider oft schiebend und nicht fliegend … Foto: Duncan Philpott
Diashow: Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence 2019 – Tag 2: Flucht vorm Gewitter
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Stage 5

Nach zirka 500 schiebend zurückgelegten Höhenmetern standen wir gegen 13 Uhr dann endlich am Start von Stage 5 – ein erstes Anzeichen für einen richtig langen Tag. Der Trail wurde auch schon bei der EWS Valberg genutzt und begann etwas merkwürdig auf losem Boden, wurde dann aber immer schneller, führte direkt an einem einsamen Haus vorbei und wurde gegen Ende immer kurviger. Im Vergleich zum Vortag waren die Kurven allerdings fast alle perfekt rund fahrbar und boten richtig viel Gegenhalt. Insgesamt fühlte es sich fast schon wie eine DH-Strecke an, mit vielen Steinen, harten Anbrems-Manövern und schnellen Kurven. Ich hatte zwar ein richtig gutes Gefühl, war aber definitiv nicht am Limit unterwegs und mir recht sicher, dass auch andere Leute hier schnell fahren können …

# Vergleichsweise schnelle Kurven mit viel Gegenhalt gibt es eher selten bei der Trans-Provence - Stage 5 sollte einige Ausnahmen bereithalten. Foto: Sven Martin
# Transprovence19 SM Day1 j6a1894
# Transprovence19 SM Day1 j6a1772
# Max Schumann hat nicht nur hilfreiche Ratschläge für jede Lebenslage parat, sondern war den ganzen Tag auch neben der Rennaction mit dem Fotografieren beschäftigt - auch vor der Linse macht der Santa Cruz-Fahrer eine formidable Figur. Foto: Max Schumanns Kamera

Stage 6

Über einen spaßigen und sanft durch das Tal rollenden Transfer ging es wieder in Richtung Shuttlebus – trotz mit Umweg etwa 1.600 selbst zu bewältigenden Höhenmetern sollten wir heute nämlich ganze drei Mal auf den Berg gefahren werden. Oben hieß es erstmal wieder Wasser auffüllen – bei der Hitze enorm wichtig – und los auf einen sehr natürlichen und zugewachsenen Pfad. Durch ein Bachbett und mit viel Schieberei ging es durch ein extrem sehenswertes Tal mit grandiosem Ausblick zum Start der zweiten Stage des Tages. Mittlerweile ging es schon auf die drei Uhr zu. Der Trail startete sanft und schnell am Hang, bis drei eng getaktete und tiefe Wellen einen jedoch komplett aushebelten und erstmal wach machten. Für den Rest der Stage hatte unser unermüdlicher Begleiter Max Schumann einen enorm hilfreichen Tipp: Nach jeder Rechtskurve folgt eine Linkskurve! Tatsächlich ging es in unendlichen und immer enger werdenden Switchbacks ins Tal. Das machte richtig viel Spaß, auch wenn die Radien gegen Ende grenzwertig wurden. Etwas deprimierend waren hingegen die vielen bereits eingefahrenen Abkürzungen. Teils waren die extra vom Orga-Team platzierten Hölzer von driftenden Hinterreifen auf die eigentliche Strecke geschoben worden, sodass man fast zum Stehen kam und dann entweder darüber springend die viel langsamere Original-Linie fahren musste oder ebenfalls mit Zeitverlust missmutig in die langweilige Abkürzung einbog. Das Ganze erinnerte mich leider etwas traurig daran, warum ich vor Jahren aufgehört hatte, reguläre Enduro-Rennen zu fahren.

# Tracy Moseley ist nach wie vor ziemlich flott unterwegs und liegt auf Platz 24 der Gesamtwertung - damit führt sie die Wertung der Frauen deutlich an. Foto: Sam Needham
# Dieser Amerikaner, dessen Namen wir lieber nicht nennen, fährt ein revolutionäres neues Fahrrad, bei dem die Federgabel fest in den Rahmen integriert ist - Einlenken ist dadurch unmöglich, was in der Praxis zahlreiche Vorteile (0,384 % Gewichtsreduktion bei 2,415 % mehr lateralem torsodiagonalem Flex!!!) mit sich bringt. Zum Glück verkörpert diese "Kurve" den berühmten Spirit of Enduro perfekt und er kann die Vorteile seines neuen Arbeitsgeräts optimal ausnutzen. Foto: Sven Martin
# Im Vergleich dazu: Vor einer Kurve hart anbremsen, das Hinterrad leicht rutschen lassen, sein Gewicht verlagern und merken, dass die Reifen gerade noch so viel Grip erzeugen, dass man perfekt durch den Boden fräst - wie unspaßig! Foto: Sven Martin

Stage 7

Nach einem weiteren kurzen Transfer standen wir endlich vor der langersehnten Feedzone des Tages. Leider stand diesmal kein Nudelsalat, sondern ungleich schwerer zu verdauender Radieschen-Zwiebel-Irgendwas-Salat auf dem Speiseplan, was vor allem meinem Begleiter Wolfgang Eysholdt wortwörtlich auf den Magen schlug. Dafür gab es wieder den genialen Trail-Mix aus Gummibärchen, getrockneten Früchten und Nüssen, der mich später noch über den Tag bringen sollte. Ein weiterer Shuttle-Bus brachte uns in ein kleines, hochgelegenes Dorf, von wo es direkt schiebend einen wunderschönen Trail auf dem berühmten Grey-Dirt-Untergrund hinauf ging. Der Anstieg war zwar anstreckend, ließ sich allerdings gut laufen und die Aussicht entschädigte definitiv. Gegen 17:30 Uhr zirka standen wir dann endlich am Start. Die Stage startete mit einer fiesen Rechtskurve, in der ich meine Vorstarter schon mehr schlecht als recht rumstolpern sehen konnte. Kaum dort angekommen wusste ich warum, flog beim Einlenken fast über den Lenker und hing so komisch mit dem Oberschenkel zwischen Sattelnase und Oberrohr, dass ich die nächsten 20 m halb stürzend halb, rollend den Trail hinab schoss.

# Hier hängt Gregor zum Glück nicht mehr mit dem Oberschenkel zwischen Sattelnase und Oberrohr - für unseren rasenden Redakteur lief es an Tag 2 trotz zurückhaltendem Ansatz mit zwei Top 30-Platzierungen ziemlich gut, bis auf der letzten Stage seine Liebe zum Stürzen erneut aufflammte … Foto: Max Schumann

Zum Glück lief es ab dort deutlich besser, denn die Strecke öffnete sich gewaltig und wurde richtig flowig und vor allem verdammt schnell. Max‘ Top-Trail-Tipp bewahrheitete sich auch hier und es ging wieder in enger werdenden, aber zum Großteil fahrbaren Serpentinen gegen Tal. Wie fast immer lag die Fahrzeit auch um die 7 bis 8 Minuten und der Untergrund wurde immer steiniger und rougher, was gut auf die Hände ging.

# Mit fortschreitender Uhrzeit wurde der Untergrund immer dunkler und die Stages immer steiniger … - Foto: Sam Needham
# TP19 DP Day2-05154
# Steve Peat hat gestern seinen Geburtstag mit einem grandiosen Tag auf dem Rad gefeiert - er liegt auf Platz 6 der Gesamtwertung, führt aber die Ü40-Kategorie souverän an. Foto: Sven Martin

Stage 8

Endlich – der letzte Transfer des Tages! Über den Tag wurde es immer bewölkter, was zwar erst eine willkommen Abwechslung war – wir konnten jedoch bereits von weitem einen ziemlich dunklen und mies wirkenden Regenschauer heranziehen sehen. Entsprechend motiviert ging es in eine weitere ungezeitete Abfahrt in eine tiefe und abgelegen Schlucht und von dort in einen extrem steilen Anstieg. Max Schumann hatte den ganzen Tag neben der Rennfahrerei noch Fotos gemacht und war deshalb immer ein Stück vor oder hinter uns. In der letzten Schlucht kam der unermüdliche Santa Cruz-Fahrer dann wieder mit dem Rad auf dem Rücken vorbeigeschossen, um seinen neuen Lieblingshobby zu frönen: Dem Highspeed-Bike-Bergsteigen … wem’s Spaß macht! Ich war jedoch definitiv neidisch, denn das Gewitter kam immer näher und meine müden Beine ließen einfach kein schnelles Tempo mehr zu. Oben angekommen ging es dann tatsächlich los: schmerzhafter Hagel gefolgt von starkem Regen. Zum Glück waren wir in einer extrem dichten Waldsektion nur kurz vom dem Start und somit halbwegs geschützt.

# Zum Ende des Tages sind dunkle Wolken aufgezogen, die sich auf Stage 8 in Regen verwandeln sollten. - Foto: Sam Needham
# Ein Regenschauer ist gut für Flora und Fauna, aber nicht unbedingt für Mountainbiker - nach den Strapazen des Tages machte das einsetzende Unwetter die letzte Stage besonders spannend. Foto: Sven Martin
# Transprovence19 SM Day1 j6a2805
# Transprovence19 SM Day1 j6a2733

Zum Glück verzog sich der Regen relativ schnell. Da meine Goggle jedoch komplett nass war musste ich leider ohne fahren, was meine Augen gar nicht mögen. Die Stage war anfangs noch recht feucht, nach einigen hundert Metern jedoch scheinbar nicht vom  Regen betroffen, sehr steinig und staubig. Man konnte es ordentlich knallen lassen und ich vergaß womöglich etwas meine Agenda, lieber vorsichtig und langsam zu sein, als etwas zu riskieren. Nach zirka der Hälfte unterschätzte ich dann eine steinige Links-Kurve komplett und das Vorderrad ging schneller weg, als ich reagieren konnte. Mit Vollgas ging es also auf meinen demolierten Ellenbogen. Ich konnte mich irgendwie auf dem Trail halten, das Bike rutschte jedoch etwas den Hang hinunter und lag mit sehr verdrehtem Lenker da. Bis ich wieder obenauf war, verging einiges an Zeit – außerdem hatte ich kein Gefühl in meinem linken kleine Finger mehr, was nie gut ist …

# Die typischen Grey Earth-Trails gehören ebenso zur Trans-Provence wie der gelegentliche Sturz - leider erwischte es Gregor auf der letzten Stage des Tages, sodass er in der Wertung einige Plätze zurückrutschte. Foto: Duncan Philpott

Mehr schlecht als recht und viel im Sitzen und fluchend ging es dann also in immer staubigeren und fast unfahrbar engen Kurven ins Ziel – hier war viel Zeit liegengeblieben. Zum Glück war der letzte Transfer in den Ort nicht mehr lang. Dort stand Max direkt mit Bier und Pizza bereit, was die Schmerzen schnell vergessen machte. Ein letzter Shuttle brachte uns hoch in den Ski-Ort Valberg, von wo es morgen losgehen wird.

Fazit nach Tag 2

Tag 2 der Trans Provence bot nicht nur schöne Ausblicke, sondern noch schönere Trails. Nach dem etwas hakeligen Einstieg in Tag 1 lag mir das heutige Gelände viel mehr und bot viel Flow und technischen Anspruch. Eigentlich habe ich mich den Tag über trotz morgens müder Knochen etwas fitter gefühlt und komme glaube ich gerade in meinen Renn- und Überlebens-Modus – ich hoffe, dass das die nächsten Tage so anhält. Bis morgen!

# TP19 DP Day2-05468
# War der Tag die Strapazen wert? - Bestimmt! Foto: Max Schumann
# Süffig, sozial, obergärig - das Bier nach dem harten Renntag gehört bei der Trans-Provence zum guten Ton. Und für Steve Peat an seinem Geburtstag sowieso. Prost! Foto: Sven Martin

Ergebnisse

Stage Results for Trans-Provence Day 2: Villars-Colmars to Valberg on 17-Jun-2019

Hier findet ihr alle Artikel zur Trans-Provence 2019:

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