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Ganz unten, wo man schon so richtig schön müde und kaputt ist, erwartet einen noch dieses nette Steinfeld
Ganz unten, wo man schon so richtig schön müde und kaputt ist, erwartet einen noch dieses nette Steinfeld - an sich ist es nicht sehr anspruchsvoll, stürzen möchten man dennoch nicht. Kevin und Florian machen vor wie's geht.
Was aussieht wie smoothe Anlieger, ist in Wirklichkeit mit fetten Bremswellen und Schiefergestein gespickt.
Was aussieht wie smoothe Anlieger, ist in Wirklichkeit mit fetten Bremswellen und Schiefergestein gespickt.
Sonntag Morgen herrschte oben noch etwas Nebel
Sonntag Morgen herrschte oben noch etwas Nebel - das Wetter war jedoch bei weitem besser als vorher angekündigt.

Zum ersten Mal stoppte die iXS GDC Serie am tschechischen Klínovec. Obwohl es dort bereits seit Ewigkeiten eine Downhill-Strecke gibt, die sich in gewissen Kreisen auch äußerster Beliebtheit erfreut, war es für die lokalen Betreiber das bisher größte Event. Umso erfreulicher, dass die Feuertaufe meines Erachtens trotz widriger Bedingungen nicht besser hätte laufen können!

Der Berg Klínovec mit dem direkt hinter der deutschen Grenze gelegenen Skiörtchen Boží Dar dürfte insbesondere ostdeutschen Downhill-Fans und -Fahrern ein Begriff sein. Bis vor einigen Jahren lief die dortige Downhillstrecke eher unter der Hand. Der uralte Einer-Sessellift nahm einen eben mit, lief etwas sporadisch – je nachdem wie es beim noch viel älteren Liftboy grade im Solitaire lief – und die Strecke war ungemäht, schmal, naturbelassen und einfach episch! Vor einigen Jahre dann die Wende (nein, nicht DIE Wende!) – ein neuer und längerer 4er Doppelmayr-Lift wurde gebaut und die Strecke mit dem Bagger komplett überarbeitet. Aus dem ehemals schmalen, ausgebolzten Trail wurde eine etwas ungeschliffene, breite Highspeed-Autobahn. Jede Saison wurde jedoch weiter angepasst und gefeilt, sodass die aktuelle Strecke einen guten Mix aus Neu und Alt bietet. Dank des längeren Lifts wurde zudem im unteren Teil ein komplett neues “Highway”-Stück gebaut, das mit einigen spaßigen Tables, Wellen und einem ordentlichen Steinfeld aufwartet.

Freitag – Training

Da die Strecke am Klínovec etwas abseits, mitten im Wald liegt, entschied ich mich dazu zu Zelten. Ich hatte nur einen kleinen VW Polo zur Verfügung, in den mein XL-Downhillbike nur mit viel Mühe und ausgebautem Vorderrad passt. Jeden Morgen und Abend herumzubasteln, hatte ich irgendwie keine Lust, außerdem wollten viele meiner Freunde Zelten oder im Camper schlafen, weshalb ich mich trotz der unterirdischen Wettervorhersage ebenfalls dazu entschied. Obwohl ich die Strecke ziemlich gut kenne, plante ich ursprünglich einen Trackwalk zu machen, da ich bei normalen Bikepark-Besuchen nicht viel stoppe und nach Linien schaue.

Ganz unten, wo man schon so richtig schön müde und kaputt ist, erwartet einen noch dieses nette Steinfeld
# Ganz unten, wo man schon so richtig schön müde und kaputt ist, erwartet einen noch dieses nette Steinfeld - an sich ist es nicht sehr anspruchsvoll, stürzen möchten man dennoch nicht. Kevin und Florian machen vor wie's geht.

Mit 4–5 min ist die Strecke für einen GDC ganz schön lang.

Vor Ort begrüßte mich jedoch ein grauer Himmel, penetranter Nieselregen und eher missmutig gelaunte Kumpels. So wurde mal wieder viel Zeit verplempert, bis es 15 Uhr war und wir uns zum Training aufrafften. Auf der Fahrt nach oben war ich froh, in einem modernen Skilift mit Haube zu sitzen und nicht im ehemaligen (immer noch in der Pampa brachliegenden) Einer-Lift, denn zum Gipfel hin wurde es immer nasser, kälter, nebliger und vor allem windiger! Das Training lief nichtsdestotrotz ziemlich gut. Derartig durchweicht, ist die Strecke etwas langsamer, erstaunlich griffig und knallt nicht ganz so hart, was mir ziemlich entgegenkommt. Einfach nur herunterzukommen ist in Boží Dar nicht so das Problem – allerdings ist die Rennstrecke für einen GDC mit 4–5 min Fahrzeit ganz schön lang und bei hohen Geschwindigkeiten technisch absolut nicht ohne.

iXS German Downhill Cup #5 – Training in Bozi Dar / Klinovec von ThomasMehr Mountainbike-Videos

Samstag – Seeding

Die Nacht im Zelt verlief eher kalt und ungemütlich. Mittlerweile bin ich vom Camping-Gegner jedoch zu einem absoluten Fan geworden: Man ist immer nah an der Strecke, hat sein ganzes Zeug griffbereit und irgendetwas passiert im Fahrerlager eigentlich immer. Für nächstes Jahr werde ich auf alle Fälle zusehen, mein Camping-Setup deutlich zu verbessern! Trotz der eher kühlen Temperaturen hatte sich das Wetter bereits Freitag Abend gebessert und sollte bis auf wenige Ausnahmen auch samstags ganz gut halten. Die Strecke war deutlich abgetrocknet und unglaublich schnell. Da es insbesondere im steilen, mittleren Teil noch einige weiche Stellen gab, entschied ich mich jedoch dazu bei Intermediate-Reifen zu bleiben. Trotz der vielen Runs, die ich in den letzten Jahren in Boží Dar gemacht habe, hatte ich keine wirkliche Taktik für den Rennlauf. Bis zum ersten Querweg nach ca. 1:20 min Fahrzeit ist die Strecke unfassbar schnell und relativ flach, sodass man nur an 2–3 Stellen die Bremsen anfassen muss und sollte. Zudem stellte sich die Frage, ob man in die Pedale tritt, oder sich lieber klein macht. Da ich mir nicht sicher war, wie es um meine Fitnesse bestellt war, beschloss ich mich oben zu tucken und unten zu treten.

Was aussieht wie smoothe Anlieger, ist in Wirklichkeit mit fetten Bremswellen und Schiefergestein gespickt.
# Was aussieht wie smoothe Anlieger, ist in Wirklichkeit mit fetten Bremswellen und Schiefergestein gespickt.

Local Erik Irmisch gewann das Seeding.

Am Start pfiff der Wind wieder mal ganz ordentlich. Einige Runden auf dem kleinen Pumptrack am Start wärmten den Körper zwar ganz gut auf, brachten den Fingern jedoch nichts, die schnell zu kleinen Eiszapfen gefroren. Mit dem Lauf war ich zunächst eigentlich relativ zufrieden. Ich fuhr eher sicher, bremste jedoch wenig und fühlte mich relativ schnell – was in Boží Dar jedoch auch nicht schwer ist. Der 39. Platz von nicht mal 60 Startern und ein saftiger Rückstand sprach jedoch eine andere Sprache. Der Gedanke, dass Boží Dar zwar neben Ilmenau und Schladming so ziemlich meine Lieblingsstrecke ist, mir jedoch vielleicht nicht unbedingt liegt, war mir zwar bereits vor dem Rennen gekommen, allerdings war ich schon der Meinung, im Finale noch etwas herausholen zu können mich irgendwo im Mittelfeld einsortieren zu können. Derweil sicherte sich Erik Irmisch, der vermutlich den Rekord für die meisten Runs am Klínovec hält, selbst dort Strecken baut und bereits seit Jahren als Lokalmatador gilt, souverän den Sieg im Seeding.

Sonntag – Finale

Eine der Maßnahmen, die mir zu einer besseren Zeit am Finaltag verhelfen sollte, war, nun doch Trockenreifen aufzuziehen. Das Resultat war erwartungsgemäß: extrem schnell, eher unruhig! Dummerweise stürzte ich auf dem ersten Lauf an der einzigen komplett trockenen Stelle auf der ganzen Strecke ziemlich unglücklich auf mein linkes Knie, das sofort dick und etwas unbeweglich wurde. Wirklich beim Fahren gestört hat es ehrlich gesagt nicht, aber ich wurde etwas unsicher und eher missmutig. Da das Starterfeld ziemlich klein war, hatte ich ungewöhnlich wenig Zeit zwischen Training und Rennlauf. Zusammen mit einem Kumpel beschloss ich, eine Stunde vor dem Lauf hochzufahren und den 8 km (!) langen Rubin-Flowtrail als Warm-Up abzurollen. Der Trail ist nicht wirklich etwas fürs DH-Bike, jedoch echt gut gebaut und kann ziemlich Spaß machen. Mein Knie wurde dadurch auch ziemlich schnell warm und machte eigentlich keine ernsten Beschwerden mehr. Unten angekommen war noch Zeit, die Goggle zu wechseln, wieder hochzufahren, ein paar Runden auf dem Pumptrack zu drehen und dann gings auch schon los.

Sonntag Morgen herrschte oben noch etwas Nebel
# Sonntag Morgen herrschte oben noch etwas Nebel - das Wetter war jedoch bei weitem besser als vorher angekündigt.

Kudos an alle die so ballern können!

Statt mich klein zu machen, beschloss ich, diesmal zu treten was das Zeug hielt. Ein paar Kurven waren immer noch etwas vorsichtig, aber insgesamt war ich wieder relativ zufrieden, bis ich aus dem vorletzten Busstop viel zu weit über eine Wurzel sprang und erstmal einige Begrenzungspfosten ummähte. Auf dem steilen und losen Schieferboden hatte ich ziemlich Probleme, zurück auf die Strecke zu kommen. Zum Glück blieb ich jedoch innerhalb des Tapes und konnte in der nächsten Kurve zurück in die eigentliche Linie. Der Fehler hatte sicherlich einige Sekunden gekostet, allerdings ist die Strecke lang und es kann viel passieren, weshalb ich bis ins Ziel weiter alles gab. Auf der Uhr stand dann beinahe die exakt selbe Zeit wie am Vortag, was bedeutete, dass ich noch weiter zurück auf dem 44. Rang fiel. Ich muss ganz klar sagen, dass ich auch mit einem sauberen Lauf nicht viel weiter nach vorne gekommen wäre. Kudos an alle, die dort so krass heizen können – ich kanns nicht! Die Sensation des Tages war jedoch, dass Rick Balbierer und Benny Herold vom Giant Germany Offroad-Team, bei denen ich mich das ganze Wochenende schon etwas durch geschnorrt hatte, die Elite Men und Masters-Klasse gewinnen konnten. Irm wurde auf seiner Heimstrecke ganz knapp Zweiter – allerdings stehen die Zeichen scheinbar ganz gut, dass er nächstes Jahr die Chance auf eine Revanche hat.

Fazit

Die Organisatoren in Boží Dar haben bei ihrem ersten großen Rennen einen super Job gemacht und ein beinahe perfektes Rennen auf die Beine gestellt. Der Campingplatz war zwar nichts Besonderes, jedoch günstig und gut ausgestattet, der Lift schnell und die Strecke gut präpariert und highspeed wie eh und je! Aktuell scheint es möglich, dass der Klínovec in den kommenden Jahren des Öfteren im IXS Cup-Kalender auftauchen könnte. Ich kann das Rennen und den Bikepark jedenfalls wärmstens empfehlen – vielleicht schaffen nächstes Jahr ja mehr Leute die Reise ins tschechische Erzgebirge.


Weitere Informationen

Website: www.ixsdownhillcup.com
Text & Redaktion: Gregor Sinn | MTB-News.de
Bilder: Sebastian Sternemann/Racement

  1. benutzerbild

    cxfahrer

    dabei seit 03/2004

    Schöner Bericht!
    Klinovec wird immer interessanter, auch mit Trailbike kommt man den DH und den Irmtrail runter - und der Baron-Trail ist mittlerweile oben auch eröffnet.

  2. benutzerbild

    miriquidi-biker

    dabei seit 11/2010

    Wo ist denn da der Zeltplatz?

  3. benutzerbild

    Foxxi92

    dabei seit 02/2014

    An der Talstation des Sessellifts

  4. benutzerbild

    Hoschy

    dabei seit 06/2005

    Schöner Bericht!
    Klinovec wird immer interessanter, auch mit Trailbike kommt man den DH und den Irmtrail runter - und der Baron-Trail ist mittlerweile oben auch eröffnet.
    Konntest Du den freigegebenen Teil des Barontrails schon mal testen? Sah bei meinem letzten Besuch etwas sprunglastiger als der Rubin aus, zumindest was man vom Sessellift aus so sehen konnte.

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