Vom 16. bis 21. Juni 2019 geht nach einem Sabbatjahr die zehnte Auflage der Trans Provence über die Bühne – zum allerletzten Mal! Das Mehrtages-Enduro-Rennen genießt mittlerweile Kult-Status und hatte in der Verbreitung dieses Rennformats definitiv eine Vorreiterrolle. Auch mich hat das Rennen seit jeher fasziniert, sodass ich mir die letzte Möglichkeit zur Teilnahme natürlich nicht habe entgehen lassen. Im Verlauf der nächsten Woche werde ich euch mit täglichen Fotoberichten auf dem Laufenden halten – hier gibt’s erstmal alle Infos zum „Gregor in Gefahr“-Spezial bei der Trans Provence 2019.
Die Trans Provence wird nach dem dreitägigen NZ Enduro und der fünftägigen Trans Madeira das dritte epische Mehrtages-Enduro-Event sein, an dem ich teilnehme. Eigentlich bin ich zumindest Race-technisch eher im Downhill-Millieu unterwegs. Denn auch wenn ich deutlich mehr Zeit auf dem Enduro- als auf dem DH-Bike verbringe, konnte mich das Rennformat bisher kaum packen. Bei Enduro-Rallyes wie der Trans Provence sieht die Sache jedoch ganz anders aus: Hier steht neben dem Racing vor allem die faszinierende Natur und das Erlebnis im Vordergrund. Neuseeland und Madeira haben mir das ein oder andere Mal die Kinnlade runterklappen lassen – zusammen mit meinem Race-Buddy Wolfgang Eysholdt werde ich nun herausfinden was die Provence so zu bieten hat …
Das Rennen: Mavic Trans Provence
Für alle, die sich die letzten 10 Jahre nicht sonderlich intensiv mit dem Enduro-Sport beschäftigt haben, hier nochmal das Event kurz zusammengefasst: Bei der Trans Provence handelt es sich um ein Enduro-Rennen, das die Starter von den südfranzösischen Alpen bis hinunter ans Mittelmeer führt. Seit 2009 hat das Rennen jährlich stattgefunden – mit Ausnahme der 2018er Edition. Auch MTB-News war in der vergangenen Dekade bereits mehrfach am Start – hier findet ihr die spannenden Rennberichte meines Kollegen Sebastian von der letzten Auflage im Jahr 2017. Das Erfolgs-Rezept der Trans Provence war es, ein damals höchstens von klassischen Auto-Rallyes bekanntes Format in den MTB-Sport einzuführen: Sechs Tage lang gilt es eine vorbestimmte und ausgeschilderte Strecke inklusive gezeiteter Special-Stages zu bewältigen. Im jeweiligen Zielort erwartet die Teilnehmer ein Zeltlager für die Nacht – außerdem stellt der Veranstalter eine Vollverpflegung, bestehend aus Frühstück, Abendessen und Snacks für zwischendurch und organisiert den Gepäcktransport und Flughafen-Transfer.
https://vimeo.com/298557389
Für das letzte Rennen hat sich das Organisations-Team nochmal etwas Besonderes überlegt: Ganze 306 Kilometer und 9105 Höhenmeter in hochalpinem und ausgesetztem Gelände gilt es für uns zu bewältigen. Dank einiger Shuttles stehen dem auf 24 gezeiteten Stages – von denen 22 gänzlich neu sein sollen – 22.777 Tiefenmeter gegenüber. Wolfi und ich sind was Mehrtages-Rennen angeht nicht ganz unerfahren, aber diese Zahlen stellen alles von uns oder von früheren Trans Provence-Teilnehmern bisher Erlebte in den Schatten. Da ist gute Vorbereitung wichtig …
Weitere Infos zum Rennen findet ihr unter: www.trans-provence.com
Die Vorbereitung
Bereits zum Start der letztjährigen Trans Madeira habe ich einen ganz ähnlichen Auftakt-Artikel geschrieben. Damals hatte ich mir Großes vorgenommen, wurde dann jedoch von mehreren nervigen Verletzungen ziemlich ausgebremst und bin das Rennen letzten Endes mit nur sehr wenigen Tagen Vorbereitung auf dem Bike mitgefahren. Das war zwar nicht ideal, dank ganz ordentlicher Grundfitness kam ich jedoch halbwegs durch, auch wenn ich selten auf den Stages 100 % geben konnte.
Dieses Jahr ist die Ausgangslage zwar ähnlich, aber irgendwie auch ganz anders. Die Anmeldung musste ich quasi vom Krankenbett aus erledigen. Im Herbst hatte ich einen ziemlich unglücklichen Sturz auf dem DH-Bike, bei dem unter anderem mein rechter Arm mit einer komplexen Kettenfraktur und einem fies ausgekugelten Ellenbogen ganz schön in Mitleidenschaft gezogen wurde. Lange war gar nicht klar, ob ich überhaupt wieder so fit werden würde – neben sehr guten Ärzten und Physiotherapeuten glaube ich, hat mein fester und früh gefasster Wille, die Trans Provence mitzufahren, eine bedeutende Rolle bei der Heilung gespielt. Die ersten Monate habe ich über vier Stunden am Tag Dehnübungen mit dem Arm gemacht, sodass die Beweglichkeit sogar fast ganz wieder hergestellt wurde. Auch mein Wiedereinstieg auf dem Bike nach sechs Monaten lief ganz gut und ich konnte ziemlich schnell wieder Trail-Kilometer sammeln. Parallel war ich seit Februar bis zum Saisonbeginn dreimal wöchentlich im Fitnessstudio, wo ich unter professioneller Beratung die Stabilität im Arm und in den Handgelenken deutlich verbessern konnte. Eine Mobius X8 Wrist Brace unterstützt mein zerdeppertes und nun Titan-reiches rechtes Handgelenk außerdem soweit, dass ich sechs Tage Vollgas geben kann. Der Test dazu folgt in Kürze, ich kann aber vorwegnehmen, dass ich die Brace so schnell nicht mehr weglassen werde.
Nachdem das alles viel besser lief als je erwartet, holte mich zu Saisonbeginn leider etwas die Berufsrealität eines Mountainbike-Redakteurs ein. Testcamps, Pressecamps, World Cups … die Reiserei macht sicher Spaß, schlaucht allerdings auch. Vor allem, wenn man teils bis tief in die Nacht Fotos editieren oder Rennberichte schreiben muss. Fürs Fitnessstudio war in den letzten zwei Monaten deshalb kaum Zeit, aber ich habe versucht, jede freie Minute auf dem Enduro-Bike zu verbringen. Die letzten Trainingsfahrten mit ähnlich vielen Höhenmetern wie im Rennen liefen eigentlich ganz vielversprechend, sodass ich guter Dinge bin, durchzukommen, ohne komplett mit der Zunge auf dem Boden zu schleifen. Ähnlich wie in Madeira werde ich das Rennen jedoch lieber etwas zurückhaltend beginnen, schließlich möchte ich ja bis zum Ende coole Rennberichte schreiben können. Außerdem sitzt mir der Schock vom vergangenen Jahr noch etwas im Kopf und meinen traurigen 2018er Rekord an Operationen und Knochenbrüchen möchte ich ungern wiederholen.
Bike & Ausrüstung
Ich trete bei der Trans Provence mit einem Mix aus vielversprechenden Testprodukten und eigenen Gadgets an. Mein Race- und Test-Bike wird diesmal das Santa Cruz Megatower CC X01 sein – das neue 160 mm 29″-Enduro der Kalifornier. Ich konnte bereits einige Kilometer damit auf meinen thüringer Hometrails sowie in den österreichischen Alpen sammeln und bin guter Dinge, den passenden fahrenden Untersatz gefunden zu haben. Das Bike ist mit einer Fox 36 Performance Elite-Federgabel, RockShox Super Deluxe Ultimate-Dämpfer, SRAM X01-Antrieb sowie Code RSC-Bremsen und als kleines Extra mit Santa Cruz Reserve-Laufrädern ausgestattet – im Großen und Ganzen also bereit für sechs harte Tage in alpinem Gelände.
- Federgabel Fox 36 Performance Elite (160 mm)
- Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate (160 mm)
- Antrieb SRAM X01 Eagle
- Bremsen SRAM Code RSC (200 mm Scheiben)
- Laufräder Santa Cruz Reserve / DT Swiss 350 (29″)
- Reifen Michelin Wild Enduro Front & Rear (29″ x 2,4″)
- Cockpit OneUp Carbon (780 mm, 20 mm) / OneUp EDC (35 mm)
- Sattelstütze RockShox Reverb (150 mm)
- www.santacruzbicycles.com
Im Gegensatz zum regulären Aufbau kommen bei mir allerdings der neue OneUp Carbon-Lenker mit dem passenden OneUp EDC-Vorbau zum Einsatz, über die ich euch in einem separaten Test nach dem Rennen genaueres berichten werde. Ich möchte gerne so wenig wie möglich am Körper tragen müssen – der neue Vorbau ermöglicht es mir, mein OneUp EDC Tool im Gabelschaft zu verstecken, ohne ein Gewinde in selbigen schneiden zu müssen. Das geht über einen eingebauten Exzenter, der für die nötige Vorspannung des Steuersatz sorgt und die normalerweise verbaute Kralle unnötig macht. Außerdem habe ich meine private OneUp 70 cc-Pumpe mit versteckter CO2-Kartusche am Unterrohr und ein Sahmurai Sword im Lenker. Da damit das meiste Werkzeug am Rad ist, langt mir ein Evoc Hip Pack, das ich mit Trinkblase, Verpflegung und kleinem Medi-Kit bestückt habe.
Spontan haben noch die Michelin Wild Enduro-Reifen ihren Weg an mein Testbike gefunden. Eigentlich hatte ich geplant, mit meiner Go-To-Kombi, dem Maxxis Minion DHR II und DHF DD, zu fahren, die mir auch auf Madeira schon treue Dienste geleistet hatte. Die Michelin-Reifen haben mich aber kurz vor dem Rennen erreicht, sehen interessant aus und haben auf ersten Testfahrten solide und vorhersehbar gewirkt. Da das Ganze eher spontan ist, weiß ich noch nicht, ob ich die Reifen als Front/Rear-Kombination oder mit dem profilierteren Front-Reifen vorne und hinten fahren werde … mehr Grip schadet ja eigentlich selten. Ich werde über meine Erfahrungen diesbezüglich natürlich berichten. Weitere Produkte, bei denen ihr euch in den kommenden Wochen auf Testberichte freuen könnt, sind der Troy Lee Designs Stage-Helm sowie die extrem kompakte Gore C5 Shakedry 1985-Jacke, die mich bei unerwarteten Regengüssen schützen soll.
Eine wichtige Info, für alle Rennfahrer und solche die es werden wollen, wäre, was genau ich eigentlich während des Rennens bei mir habe. Da ich mittlerweile an ein paar Mehrtages-Rennen teilgenommen habe, traue ich mir hier etwas Kompetenz bei der korrekten Auswahl der wichtigsten Utensilien zu. Allerdings hängt dies auch stark von den persönlichen Präferenzen sowie dem eigenen Fahrstil ab. Fassen wir also zusammen – tagsüber bei mir habe ich:
- OneUp EDC-Tool
- OneUp EDC-Pumpe
- CO2-Kartuschen (2–3 Stück)
- Ersatzschlauch & Reifenheber (am Rahmen)
- Sahmurai Sword-Reifenflicken (im Lenker, 5–6 Flick-Würste im EDC-Tool)
- Kabelbinder
- Schlauchflicken (lassen sich auch von Innen am Reifen anbringen)
- Kettenschloss
- Schaltzug
- Schaltauge
- 1,5 l Trinkblase
- Müsli-Riegel
- sehr kompakte Regenjacke
- Geld, Kreditkarte, Smartphone
Ansonsten führe ich das nötige Werkzeug, um alle wichtigen Reparaturen am Rad durchführen zu können, mit mir. Bei der Trans Madeira habe ich gelernt, dass es wichtiger ist, einen frischen Satz Bike-Klamotten für jeden Tag zu haben – die stinken nach 6 bis 8 Stunden im Sattel nämlich gewaltig. Normale Klamotten hingegen trägt man höchstens Abends für ein paar kurze Stunden, folglich würde ich den knappen Stauraum (man darf nur eine Reisetasche für Kleidung mit sich führen) eher nicht damit füllen.
Das war’s soweit zu meiner Vorbereitung – habt ihr noch Fragen zum Ablauf des Rennens? Postet sie in die Kommentare!
Hier findet ihr alle Artikel zur Trans Provence 2019:
- Gregor in Gefahr bei der Trans Provence 2019: Warum tut man sich das eigentlich an?
- Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence 2019 – Tag 6: Vamos a la Playa
- Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence – Tag 5: Haarnadelkurven im Heuhaufen
- Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence – Tag 4: Alter, wie gehst du denn ab?
- Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence 2019 – Tag 3: Pffffft, Bummm, Autschi
- Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence 2019 – Tag 2: Flucht vorm Gewitter
- Gregor in Gefahr bei der Trans-Provence 2019 – Tag 1: Heiß und schnell!
- Gregor in Gefahr bei der Trans Provence: Live-Berichte aus Frankreich
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