Garmin Vivoactive HR im Test: die „smarte Zukunft“ macht vor keinem Lebensbereich halt. Ob Smart Home oder selbstfahrende Autos, wohl niemand kann sich der multimedialen Vernetzung entziehen. Auch der Sport? Bisher galt doch gerade das Naturerlebnis als einziger Ausweg aus der Hektik des Alltags. Doch das könnte sich bald schon ändern: Wir haben die sportliche Smart Watch Garmin Vivoactive HR mit optischer Pulsmessung am Handgelenk getestet. Wie schlägt sich die etwas preisgünstigere Alternative zu Apple Watch und Co. im Alltags- und Trainingseinsatz?
GPS-Spezialist Garmin hat mit der Edge-Serie eine Reihe an Geräten, die optimal auf die Bedürfnisse eines Radfahrers angepasst sind. Die neue Smart Watch Serie der Amerikaner zielt weniger auf Radfahrer ab, sondern vielmehr auf sportbewusste Menschen, die für viele verschiedene Zwecke einen Trainingsbegleiter benötigen. Wie schlägt sich also die Vivoactive HR im Radsporteinsatz?
Garmin Vivoactive HR – Kurz und knapp
- Sport-GPS-Smartwatch mit hochauflösendem Farb-Touchscreen
- integrierter GPS-Sensor und Sportapps für GPS-gestütztes Training
- Garmin Move IQ™ automatische Aktivitätserkennung
- Individuelle Gestaltung mit Displaydesigns, Widgets und Apps aus dem Connect-App-Store
- Übertragung der wichtigsten Push-Benachrichtigungen vom Smartphone (für Android und IOS)
- Activity Tracker (Anzeige von Schritten, Kalorienverbrauch, Distanz und personalisierten Tageszielen)
- Akku-Laufzeit: Bis zu 8 Tage ohne GPS/13h mit GPS
- Trainingsauswertung mit der Garmin Connect-App auf dem Smartphone
- Preis: 269,99 €
Garmin Vivoactive HR – In der Hand
Die Vivocactive HR hebt sich von den klassischen Smart Watches insbesondere durch die optische Pulsmessung ab. Über einen Sensor, der auf Höhe des Handgelenks angebracht ist, misst das Gerät den Pulsschlag. Jedoch fehlen der Vivoactive einige Features, die manches Konkurrenzprodukt vorweisen kann. So sind die „smarten“ Funktionen auf das Wesentlichste beschränkt:
SMS, Anrufe, WhatsApp, Facebook, Twitter, Kalendereinträge und Mail erkennt das Gerät und zeigt die Nachrichten auch dementsprechend an. Telefonanrufe können direkt an der Uhr angenommen bzw. abgelehnt werden, was sich insbesondere beim Einsatz von Kopfhörern während des Sports sehr nützlich darstellte.
Alles jedoch, was über die angesprochenen Funktionen hinaus an Benachrichtigungen auf dem Handy ankommt, wird leider nicht übertragen. Neben den Push-Benachrichtigungen lässt sich mit der Vivovactive HR unter anderem auch die Musik des verbundenen Smartphones steuern. Dies geschieht über eine sinnvolle Anzeige, die selbst im Gelände gut zu bedienen ist.
Bei einem Produkt aus dem Hause Garmin ist fast schon selbstverständlich eine sehr zuverlässig arbeitende GPS-Funktion an Bord. Diese wird aber erst beim Start einer Aktivität eingeschaltet. Zudem gibt es eine selbständige Aktivitätserkennung: Steigt man aufs Rad oder geht Joggen, ohne bewusst eine Aktivität aufzeichnen zu wollen, erkennt die Vivoactive HR automatisch, welche Sportart gerade ausgeführt wird. In der Praxis war dies insbesondere beim Pendeln mit dem Rad ein nettes Gimmick.
Ein weiteres besonderes Feature stellt die individuelle Anpassungsfähigkeit des Displays und der Apps aus dem Garmin-Store dar. Über den Store lassen sich sportartspezifische Apps herunterladen, die eine bessere Anzeige bieten als die vorinstallierten Ansichten. Problem: Die Größe des App-Stores ist überschaubar, sodass es auch wirklich wenig sinnvolle Ergänzungen gibt.
Laut Garmin beträgt die Akkulaufzeit circa 13 Stunden im GPS-und bis zu 8 Tage im Standard-Betrieb. In der Realität sieht es fast genauso aus: Die lange Akkulaufzeit hat mich wirklich positiv überrascht, die Vivoactive HR läuft locker über eine Woche problemlos. Zudem dauert ein kompletter Ladevorgang lediglich eine Stunde. Einziges Manko dabei: Der Ladekabel ist hauseigen von Garmin und mit keinem anderen Gerät kompatibel, sodass man stets darauf angewiesen ist, das Kabel in der Nähe zu haben. Klassische Activity-Tracker Funktionen wie Schlafmessungen, Kalorienzähler, Schrittzähler ergänzen das Paket. Abgerundet wird das Gesamtpaket mit einer wirklich gut durchdachten Garmin Connect App fürs Smartphone, die für eine sehr übersichtliche und hilfreiche Trainingsauswertung genutzt werden kann.
Der erste optische Eindruck fällt etwas nüchtern aus. Die Vivoactive HR ist eine Sportuhr und sieht auch dementsprechend aus. Trotzdem muss sich die Vivoactive HR im Alltagsgebrauch nicht verstecken, insbesondere wenn man an einem sportlichen Look interessiert ist. Auch die Displaydesigns mögen dem ein oder anderen etwas altmodisch erscheinen. Mir persönlich gefiel vor allem die dadurch resultierende Übersichtlichkeit.
Garmin Vivoactive HR – Im Einsatz
Wie schlägt sich nun die Vivoactive HR in der Praxis? Insbesondere auf die Genauigkeit des Pulsmessers war ich sehr gespannt. Leider fällt dabei das Fazit etwas zwiespältig aus. Der optische Pulsmesser funktioniert meist ziemlich gut, jedoch nicht immer. Dies wird aber für jeden ambitionierten Sportler zum Problem, denn im Falle eines Intervalltrainings ist man auf eine exakte und vor allem zuverlässige Pulsmessung angewiesen. Es kann sein, dass die Vivoactive HR mitspielt und alles ideal läuft – es kam aber auch mehrfach vor, dass über einen längeren Zeitraum hinweg unrealistische Werte angezeigt wurden.
Wer es genauer haben möchte: Es ist alternativ möglich, die Vivoactive HR mit einem Garmin-Brustgurt zu koppeln, damit funktionierten die Messungen Garmin-üblich tadellos. Ein weiterer Nachteil, insbesondere für ambitionierte Sportler, ist die fehlende Kompatibilität mit Leistungsmessgeräten.
Im Trainingsalltag erwies sich die Vivoactive HR dennoch als ein ziemlich idealer Begleiter. Insbesondere die verschiedenen, bereits vorinstallierten Datenfelder überzeugten auf ganzer Linie. Egal ob beim Joggen, Radfahren oder im Fitnessstudio – es gibt ein passendes Widget mit den passenden Informationen für die Sportart. Und zudem ist die Uhr wirklich empfehlenswert im Hinblick dessen, dass sie jederzeit griffbereit und einsatzfähig ist. Ist man mit einem Radcomputer wirklich auch nur auf das Fahrrad eingeschränkt, so kann man mit der Vivoactive HR wirklich alles machen – auch eben mal von der Arbeit direkt aufs Rad.
Garmin Vivoactive HR – Fazit
Die Garmin Vivoactive HR ist ein idealer Begleiter für den Alltag und den Sport für all diejenigen, die mit einem Gerät möglichst viele verschiedene Sportarten abdecken möchten. Die Uhr punktet vor allem durch die geschickte Einsetzbarkeit im Alltag. Die Smart Watch-Funktionen beschränken sich auf das Wesentliche, viel mehr Schnick-Schnack würde wohl auch vom Sport ablenken. Ambitionierte Leistungssportler wird die Uhr nicht zu einhundert Prozent zufriedenstellen – Abhilfe kann man schaffen, indem man einen Brustgurt von Garmin mit der Uhr koppelt und so die Genauigkeit der Pulsmessung verbessert.
Pro / Contra
Pro
- sowohl im Alltag als auch im Training sehr hilfreich und einsatzfähig
- umfangreiche Garmin-Connect-App zur Auswertung der Trainings-/Gesundheitsdaten
- tadellose GPS-Funktion
- übersichtliches und auf verschiedene Sportarten angepasstes Display mit der Möglichkeit zur Individualisierung
- Akkuleistung
Contra
- Pulsmessung am Handgelenk teilweise ungenau
- Smart-Watch-Funktionen begrenzen sich auf das Wesentlichste
- Connect-App-Store nur spärlich ausgestattet
- nicht kompatibel mit Leistungsmessgeräten
Garmin Vivoactive HR – Preisvergleich
Weitere Informationen
Hersteller Website: www.garmin.com
Text und Redaktion: Gabriel Sindlinger | MTB-News.de 2017
Fotos: Tobias Sindlinger, Gabriel Sindlinger
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