Viele Frauen kennen wahrscheinlich das Problem: Kein Rucksack passt so richtig, weil er entweder während der Abfahrt hinten auf den Helm prallt oder so wild herumwackelt, dass man sich gar nicht mehr richtig konzentrieren kann. Dies führte in meinem Fall zu unzähligen Touren ohne passendes Werkzeug, zu wenig Wasser und Proviant im Gepäck bzw. am Bike. Ein zwischenzeitlicher Wechsel zum Hipbag löste das Problem mit Proviant und Wasser, jedoch nicht das Problem der richtigen Passform, denn das Hipbag entschied sich ebenfalls dazu, wild am Rücken herumzuhüpfen. Das ist zwar nur subjektive Wahrnehmung, doch als ich mich für diesen MTB-Rucksack-Test mit dem anatomischen Körperbau der Frau auseinandersetzte, stellte ich fest, wo das Problem liegt und welche Eigenschaften ein guter „Frauenrucksack“ besitzen muss. Die einzelnen Testberichte haben wir bereits veröffentlicht – abschließend haben wir unsere Beobachtungen und Eindrücke für euch zusammengefasst.
Warum brauchen Frauen einen passenden Rucksack?
Was viele nicht bedenken, ist die Tatsache, dass der weibliche Körperbau sich vor allem durch ein ausgeprägteres Becken auszeichnet. Zitat Wikipedia: „Das weibliche und männliche Becken beim Menschen unterscheiden sich deutlich. Während bei der Frau die beiden Beckenschaufeln ausladender sind und das Hüftbeinloch (Foramen obturatum) eine eher dreieckige Form hat, ist das männliche Becken hoch, schmal und eng.“ Das Taillen-Verhältnis zur Hüfte ist somit maßgeblich: Während Frauen meist einen breiteren Hüft- als Taillenumfang haben, haben Männer recht ähnliche Hüft- und Taillen-Maße.

Was bedeutet das für die Rucksack-Wahl? Passt der Rucksack nicht einwandfrei auf den Rücken, rutscht er zwischen Hüfte und Taille hin und her. Folge: Wird es ruppiger, sitzt der Rucksack locker und stört. Man muss also entweder die Wahl haben, den Rucksack an der Hüfte tragen zu können ohne, dass er rutscht oder den Gurt an der Taille befestigen können, ohne dass er einschneidet oder der Rucksack am Helm anstößt. Das bedeutet, Gurte und Rückenlänge sind entscheidende Faktoren für einen passenden Rucksack.
Was sollte der Rucksack können?
- Passform: Wie bereits oben erwähnt, ist die Passform entscheidend. Er darf nicht zu lang sein, damit er nicht am Helm anschlägt. Während der Fahrt darf er den Rücken nicht komplett durchnässen und bei der Abfahrt muss er seine Position am Rücken behalten, damit er nicht stört.
- Einstellmöglichkeiten: Stimmt die Passform, muss der Rucksack genügend Möglichkeiten haben, ihn passend für sich einzustellen. Der Hüftgurt und die Schultergurte dürfen nicht einschneiden, der Brustgurt muss praktisch verstellbar sein.
- Verstaumöglichkeiten: Entscheidet man sich schon dafür, einen Rucksack mitzunehmen, muss er auch dementsprechend ausgestattet sein. Er sollte genügend Staufächer für Werkzeug, Proviant, und Ersatzmaterial haben. Helm und Schoner sollte man ebenfalls befestigen können. Im besten Fall sollten die wichtigsten Taschen auch erreichbar sein, ohne den Rucksack abzunehmen.
- Sicherheit: Nicht alle Rucksäcke sind mit einem Rückenprotektor ausgestattet – für diesen Test haben wir allerdings nur Modelle mit Protektor angefragt. Der Rückenpanzer sollte den Rücken angemessen schützen, ohne diesen dabei zu sehr zum Schwitzen zu bringen
- Preis/Leistung: Bei diesem hochmodernen Zubehör muss man zwar mit einem gewissen Preis rechnen – doch dieser sollte sich auch rechtfertigen lassen.
- Gewicht: Trotz Rückenpanzer sollte der Rucksack nicht so schwer sein, dass er mehr Last als Hilfe ist. Oder er sollte dementsprechend abgestützt sein, dass man das Gewicht nicht sofort bemerkt.

Die Kandidaten
Folgende damenspezifische Bike-Rucksäcke haben an diesem Vergleichstest teilgenommen:
Dakine Womens Drafter 14 l – Vielseitiger Alleskönner >>> zum Test-Artikel
Deuter Attack 18 SL – Stylisches Raumwunder >>> zum Test-Artikel
Evoc FR Enduro Women 16l – Das Rundum-Sorglos-Paket >>> zum Test-Artikel
Vaude Moab Women Pro 18 – Die Extraportion Sicherheit >>> zum Test-Artikel
Dakine Women's Drafter 14l | EVOC FR Enduro Women | Vaude Moab Women Pro 18 | Deuter Attack 18 SL | |
---|---|---|---|---|
Volumen | 14 l | 16 l (Gr. M/L), 14 l (Gr. S) | 18 l | 18 l |
Maße (H / B / T) | 46 x 29 x 20 cm | 56 x 27 x 11 cm (Gr. M/L) | 55 x 26 x 16 cm | 48 x 25 x 22 cm |
Protektor | Optional | Einschlag-Protektor | Ortema Mehrschlag-Protektor | Mehrschlag-Protektor |
Helmfach (Fullface & Halbschale) | Ja | Ja | Ja | Ja |
Schonerfach | Nein | Ja | Ja | Ja |
Werkzeugfach | Ja | Ja | Ja, abnehmbar | Ja |
Goggle-Fach | Ja | Ja | Nein | Ja |
Trinkblase | Ja | Nein | Nein | Nein |
Regenhülle | Nein | Nein | Ja | Ja |
Sonstige Features | Nein | Signalpfeife | Höhenverstellbarer Bauchgurt, Pumpen-Fach | Signalpfeife, Smartphone-Fach, Hüftgurt-Taschen |
Gewicht | 1100 g, 422 g Protektor | 1050 g | 1450 g | 1420 g |
Preis (UVP) | 139,95 € | 159,90 € | 180 € | 189,95 € |
Testsieger: Deuter Attack 18 SL
Der Deuter Attack 18 SL ist an den normalen Attack 18 angelehnt und ist mit denselben Features ausgestattet: 18 Liter Fassungsvermögen, Sonderfach für die Trinkblase, integrierter Rückenprotektor mit Shield-System, Smartphone-Fach, integrierte Regenhülle sowie Helm- und Schonerfach. So bleiben beim Deuter Attack 18 SL nur noch wenig Wünsche offen. Er hat im Vergleich zum Attack Enduro 16 ein 2 cm kürzeres Rückenteil, ist 3 cm schmaler, dafür aber 2 cm mehr Tiefe, da er auch 2 Liter mehr Volumen hat. Mit 189,90 € ist er der teuerste Rucksack in unserem Frauenrucksack-Vergleichstest, bietet dafür aber auch die umfangreichste Ausstattung.

Zwar braucht man seine Zeit, mit dem Deuter Attack 18 SL warm zu werden, doch hat man ihn einmal an sich angepasst, ist er ein Gefährte, auf den man nicht mehr verzichten will und den man auf jede Tour mitnehmen kann – egal ob kleine Ausfahrt oder Alpentour. Er bietet ausreichend Schutz, hat einige paar schlaue Verstau-Lösungen und gut belüftet ist er ebenfalls. Dementsprechend fällt er auch voluminöser aus als andere Rucksäcke. Wer nach einem funktionellen Rucksack mit vielen Verstaumöglichkeiten sucht, der ist mit dem Deuter Attack 18 SL bestens bedient.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Passform und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: Deuter Attack 18 SL Test.
Preis-Leistungs-Tipp: Evoc FR Enduro Women 16l
Die Frauen-Version ist stark an den regulären Evoc FR Enduro-Rucksack angelehnt und beide erfreuen sich schon seit Jahren größter Beliebtheit. Die Passform und der extra-breite Bauchgurt sorgt für einen guten Sitz – deshalb sind die Produkte von Evoc bei vielen die erste Wahl, wenn es um Bikerucksäcke geht. Der Evoc FR Enduro Women 16l ist exakt so aufgebaut wie der Enduro FR: Schmale Form, eigens entwickelter Einschlag-Protektor, Helmtasche an der Front und breiter Neopren-Bauchgurt. Den Rucksack gibt es in zwei Größen, sodass man den passenden Rucksack für seine Torso-Länge finden kann. Der einzige Unterschied zur Herren-Variante liegt in den Schultergurten: Sie sind an die weibliche Anatomie angepasst und lassen so mehr Platz für Oberweite und rutschen nicht so leicht von den Schultern.

„Quadratisch, praktisch, gut“ lautete der erste Eindruck des Evoc FR Enduro Women 16l. Und dieser Eindruck der hat sich im Laufe des Tests bestätigt: Der Rucksack überzeugt durch seine Passform, das geringe Gewicht und die gute Belüftung in Kombination mit dem Liteshield-Protektor. Die ein oder andere zusätzliche Verstaumöglichkeit und eine bessere Lösung für die Helmhalterungs-Schnallen wären wünschenswert. Wer nach einem „Anziehen und Wohlfühlen“-Rucksack sucht, der ist bei dem Evoc FR Enduro Women 16l Rucksack genau richtig.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Passform und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: Evoc FR Women 16l Test.
Dakine Womens Drafter 14 l
Mit 14 l Volumen, 1,1 kg Gewicht und 46 cm Länge ist der Dakine Womens Drafter der kompakteste Kandidat unserer 4 Rucksäcke. Der Rucksack bietet Platz für einen Rückenprotektor, der jedoch nicht mitgeliefert wird. Stattdessen ist eine 3 l Hydrapack-Trinkblase mit dabei, die in einem Extrafach verstaut wird. Der Dakine ist mit 139,95 € zudem der günstigste Rucksack im Test und mit 1,1 kg einer der leichteren – der optionale Rückenprotektor würde allerdings zusätzliche 422 g auf die Waage bringen.

Der Dakine Womens Drafter 14 l ist der richtige Rucksack für entspanntere Ausfahrten, bei denen die Abfahrt nicht zu ruppig wird, denn sonst neigt er dazu zu rutschen oder einzuschneiden. Er punktet dafür jedoch mit seiner exzellenten Belüftung, dank derer ein durchgeschwitzter Rücken der Vergangenheit angehört. Die horizontale Verteilung der Fächer ist ungewöhnlich, macht das Nötigste aber schnell erreichbar und ist nach kurzer Eingewöhnung sehr angenehm zu benutzen. Wer Wert auf leichte Bedienbarkeit und gute Belüftung legt und dazu noch die nötige Portion Style mitnehmen möchte, dem ist der Dakine Womens Drafter 14 l wärmstens zu empfehlen.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Passform und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: Dakine Womens Drafter 14 l Test.
Vaude Moab Women Pro 18
Der Vaude Moab Women Pro 18 zeichnet sich vor allem durch den integrierten Ortema-Rückenprotektor aus, der gemeinsam mit dem Orthopädie-Experten aus Markgrönigen entwickelt wurde und auch mehrere Stürze vertragen kann. Die Women-Variante des Moab hat im Vergleich zur Männer-Ausführung eine 5 cm kürzere Rückenfläche, bietet 4 Liter weniger Volumen und ist 2 cm schmaler. Inklusive Rückenprotektor wiegt der Vaude Moab Women Pro 18 1450 Gramm und ist damit 115 Gramm leichter als das 22 Liter-Pendant für Herren.

Der Vaude Moab Women Pro 18 überzeugt vor allem mit sehr gutem Sitz und dem hochwertigen Mehrschlag-Protektor von Ortema. Dieser bringt einen zwar bergauf sehr schnell ins Schwitzen, bietet aber in grobem Gelände den nötigen Schutz, sodass man den Vaude-Rucksack auch einfach mit den Bikepark mitnehmen kann. Die Verstaumöglichkeiten bieten viele, sinnvolle Lösungen und sind dementsprechend markiert, brauchen aber etwas Eingewöhnungszeit. Hat man sich diese genommen, ist der Vaude Moab Women Pro 18 der passende Rucksack für diejenigen, die besonders viel Wert auf eine gute Passform und großflächigen Schutz legen und dafür Abstriche bei der Belüftung in Kauf nehmen.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Passform und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: Vaude Moab Women Pro 18 Test.
So haben wir getestet
Damit die Rucksäcke nicht bunt durcheinander gewürfelt in diesem Test landen, wurden drei Bedingungen aufgestellt: Er hat ein Volumen zwischen 14 – 18 l, Platz für eine 2 – 3 l Trinkblase und einen integrierten Rückenprotektor. Ein guter Allrounder also, den man auf kleinere aber auch ausgiebigere Touren mitnehmen kann und dabei die Extraportion Schutz bietet. Um alle Verstau-Möglichkeiten optimal auszunutzen, wurden die vier Rucksäcke mit dem gleichen oder sehr ähnlichem Proviant bestückt. Alle drei Testerinnen sind alle vier Rucksäcke gefahren.
Die Testerinnen
Alle Testerinnen haben verschiedene Körperproportionen – wir haben folgende Maße genommen: Schulterbreite, Torso-Länge, Taille, Hüftumfang.
Schulterbreite | Torsolänge | Taille | Hüftumfang | |
---|---|---|---|---|
Sonja | 44 | 55 | 78 | 88 |
Kati | 38 | 52 | 65 | 86 |
Jana | 41 | 53 | 73 | 89 |
Verstauter Proviant
Immer dabei
- Trinkblase
- Regenjacke
- 1. Hilfe Tasche
- Ersatzschlauch
- Minitool
- Luftpumpe
- Dämpferpumpe
- Reifenheber
- Flickzeug (Tubeless oder Non-Tubeless)
- Inbusschlüssel für Steckachse
- Müsliriegel
- Goggle
- Handy
- Knieschoner
- Halbschalenhelm / Integralhelm (Im Wechsel)
Variables Gepäck
- Luftdruckprüfer
- Portemonnaie
- GoPro Session
- Ersatzventile
- C02-Kartusche
- Taschentücher
- Kettenschloss
Hier wurde getestet
Alle 4 Rucksäcke wurden über einen Zeitraum von 2 Monaten auf verschiedene Touren mit unterschiedlichstem Terrain mitgenommen.
- Portes Du Soleil, Frankreich (Les Gets, Morzine): Bikepark, technische Enduro-Trails, flowige Trails mit viel Airtime
- Lokale Trails im Bergischen Land, NRW: Flowig, wurzelige Abfahrten auf losem Waldboden
- Lokale Trails in Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz: Steiniger Untergrund, steile und technische Passagen
- Österreich, Vorarlberg: alpines Gelände, lange, schweißtreibende Anstiege
- Bikepark Hürtgenwald: Ruppige Bikepark-Strecken von flowig bis technisch
Weitere Informationen
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Vergleichstest der Rucksäcke für Frauen:
- Der beste Bike-Rucksack für Frauen: 4 Modelle im Test
- Vaude Moab Women Pro 18 Test: Die Extraportion Sicherheit
- Evoc FR Enduro Women 16l Rucksack Test: Das Rundum-Sorglos-Paket
- Deuter Attack 18 SL Rucksack im Test: Vielseitiger Alleskönner
- Stylisches Raumwunder: Dakine Womens Drafter 14 l Rucksack im Test
Text & Redaktion: Jana Zoricic | MTB-News.de 2017
Bilder: Sebastian Beilmann, Jana Zoricic
19 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDarf ich hier kurz aufwärmen?
Ich möchte meiner Frau einen Rucksack zu Weihnachten schenken. Mich schreckt ab, dass die alle so schwer sind. Deutlich über 1kg sind schon heftig. Hat sonst noch jemand Tipps? Um 16-20 Liter.
Leider nur zu den "Schweren", in unserer mittelalterlichen Damenbikegruppe schwören sie fast alle auf den Attack - obwohl er Dank des Protektors ordentlich was wiegt - die Damen meinen, er säße perfekt, sei nicht zu spüren, rutscht in der Abfahrt nicht blöd hoch und gäbe ihnen durch den Protektor Sicherheit. Ich selbst fahre meist mit Hüfttasche oder wenn nötig eine leichtere Uraltvariante des Attack, die ich ebefalls sehr gut finde.
Den kann man rausnehmen (nur bei meinem Uraltmodell noch nicht), leider kann ich Dir nicht sagen wie er sich dann trägt, da die anderen Damen immer "mit" fahren, der Gedanke dabei ist sich im Falle eines Sturzes vor den Gegenständen im Rucksack zu schützen.
Aber vielleicht haben hier noch andere Frauen einen besseren Rucksacktipp!
Gibt es den 18 sl nicht mehr? Irgendwie finde ich den kaum.
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: