Franziska Meyer ist wieder da: In Paganella konnte sie nach ihrem Schlüsselbeinbruch zur Mitte der Saison erstmals wieder an den Start gehen. Hier schreibt sie, wie es ihr dabei ergangen ist. Ich übergebe das Wort an Franzi:

Als mir mein Arzt vor 2 Wochen das ok für Belastungen für mein operiertes Schlüsselbein gegeben hat, hatte ich sofort einen Plan im Kopf: Zwei Wochen einfahren und dann wieder Rennen fahren! Also los geht’s!

Wenn man gerade zum Gardasee durchfährt verpasst man einige sehr schöne Orte, z.B. das Seitental in dem die Skigebiete Andalo und Molveno liegen. Auf der rechten Seite die schroffen Zacken der Brenta Dolomiten, auf der linken Seite relativ sanfte Berge und in der Mitte ein kristallklarer und blau schimmernder Lago di Molveno. Schon mal eine viel versprechende Begrüßung, wenn man auf der Suche nach einer schönen Location für das erste Rennen nach 10-wöchiger Rennabstinenz ist. Ich geb’s auch zu: Der Grund zu diesem Rennen zu fahren war das Versprechen, dass es schon vor der ersten Stage zwei Uplifts gibt… Und spätestens mit der Stagemap in der Hand war klar: Es gibt viel liften und lange Stages! Aber damit noch nicht genug, dazu gibts die Ankündigung zu drei Verpflegungsstationen und für jeden noch eine Flasche Rotwein!

Willkommen in Molveno! Am Renntag ist kein Wölkchen am Himmel zu sehen.
# Willkommen in Molveno! Am Renntag ist kein Wölkchen am Himmel zu sehen.

Da das Wetter am Freitag zwar sehr schön, aber die Vorhersage für den Samstag dafür umso schlechter war, ging es erst mal zur Ferienwohnung direkt an Talstation der Bahn. Eine verdammt gute Entscheidung, wie sich am Morgen herausstellte, denn es hatte die ganze Nacht geregnet und sah auch nicht so aus als würde es demnächst stoppen. Also komplette Regenmontur an und raus. Zweimal liften, ein Stück treten, Stage eins erwartet die Fahrer mit frischem Waldboden, einigen Tretpassagen und ein paar mitten in der Linie platzierten Steinen. Aus dem Trail fällt man direkt in Andalo heraus und kann gleich weiter zur nächsten Gondel… Außer man verpasst genau die letzte Gondel vor der Mittagspause, in dem Fall gibts erst Pizza und dann den nächsten Uplift. Die zweite Stage ist auf jeden Fall eine Herausforderung für die Hände und auch den Rest, ca 20 Minuten Stagezeit und mehr als 1000 Höhenmeter zum Vernichten. Erst technisch und steinig mit einem Wahnsinnsausblick (aber doch lieber auf die Steine konzentrieren…), dann teilweise wurzelig mit einigen Richtungswechseln durch den Wald. Die Länge der Stage merkt man nur an den verkrampften Händen, ansonsten ist sie durch das wechselnde Gelände kurzweilig und spannend.

Franziska Meyer ist wieder dabei!
# Franziska Meyer ist wieder dabei!

Stage-Ende ist gleich wieder Liftanfang und so gehts wieder entspannt nach oben. Die 3. Stage ist technisch und gespickt mit Steinplatten à la Gardasee. In Kombination mit Regen auf jeden Fall sehr interessant und verdammt rutschig. Am besten Bremse auf und gerade rüber!
Zur Stage 4 ist nach dem obligatorischen Liften auch etwas Pedalieren dabei. Es geht über eine Bergkuppe und plötzlich ist durch die Wolken, hinter dem Molvenosee auch der Gardasee zu sehen. Hier soll morgen auf einer gemütlichen Hütte der zweite Verpflegungsstopp sein… Hoffentlich ist es dann trocken, jetzt geht es erstmal schleunigst weiter zur 4. Stage. Erst am Hang entlang, dann Spitzkehren, weite Kurven, enge Kurven, alles ist mal dabei.
Der nächste Transfer ist der einzige, der uns wirklich einiges abverlangt. Es geht die gesamte Höhe der letzten Stage hoch, inklusive einer kurzen fast Kletterpassage. Mittlerweile regnet es Katzen und Hunde und es geht auch langsam auf die Dunkelheit zu. Der Trail runter zum See ist erst flowig und wird dann zum Bach, bzw zur Schlammrutsche durch den Wald.

Zum Glück gibts am Eventgelände einen Bikewash mit ordentlich Kraft, also eher einen Feuerwehrschlauch. So sind ruckzuck Bikes und Biker sauber. Ab in die FeWo, eine große Portion Nudeln essen, GoPro Aufnahmen auswendig lernen und ab ins Bett.
Beim Aufwachen fangen gerade die Bergspitzen der Brenta Dolomiten an orange zu leuchten. Nur leider sind die Spitzen weiß, es hat wohl in der Nacht noch ein wenig geschneit. Aber jetzt scheint die Sonne und der Himmel ist makellos blau. Wir Mädels sind hier nur zu siebt am Start und so fahren wir einfach alle zusammen die Transfers und überlegen schon mal die sinnvollste Startreihenfolge, so dass niemand überholen muss.

Die erste Stage ist perfekt zum Einrollen und Reinkommen in den Rennmodus, denn in der zweiten Stage geht’s dann richtig zur Sache. Am Start an den Cima Paganella ist der Boden noch gefroren, die Steine glatt und der Blick absolut atemberaubend. Einige Minuten später sehe ich Sandra kurz vor mir auf der Strecke, sie und zwei Esel, die panisch davon rennen und sich anscheinend auf die Stage verirrt hatten. Weitere 10 Minuten später sind wir alle unten und ziemlich fertig, denn das gute Wetter trocknet langsam den Boden ab und der Schlamm wird an einigen Stellen sehr rutschig und zäh.
Auf der nächsten Stage passiert dann genau das, was mir eigentlich vom Arzt verboten wurde. In einer schnellen Passage rutsche ich auf einer der langen Steinplatten über das Vorderrad weg und stürze hart auf die Seite… zum Glück auf die linke! Kurz sortieren, Aua das hat wirklich ordentlich weh getan und wird bestimmt einige Blutergüsse geben, dann schnell weiter, bloß keine Zeit verlieren!

...und immer wieder dieser Blick.
# ...und immer wieder dieser Blick.

Zur Stage 4 und 5 muss ich mich ziemlich hinquälen, denn der Oberschenkel schmerzt schon relativ doll, aber die nette Verpflegungsstation mit frischem Tee und Crostata und die kurvige Stage 4 belohnen dafür. Noch einmal der lange Transfer zur letzten Etappe und dann geht’s endgültig runter. Auf der Stage muss ich ein bisschen lachen, die Kurven sind rutschig und alle schlittern irgendwie den Hang runter. Der eine Streckenposten hat alle Hände voll zu tun, denn er schiebt jeden, der von der Strecke abgekommen ist wieder ein Stück hoch.

Der untere Teil der Stage 5 war wahrlich rutschig!
# Der untere Teil der Stage 5 war wahrlich rutschig!

Dreckig und erschöpft kommen wir im Ziel an und werden von Getränken und Grill begrüßt. In der Sonne, am Molvenosee und mit gutem Essen kann man dann auch noch entspannt auf die Siegerehrung warten.

Die Siegerehrung - Franzi ganz links
# Die Siegerehrung - Franzi ganz links

Für mich hat es am Ende für den 4. Platz gereicht, ein gutes Ergebnis nach 10 Wochen Rennabstinenz und die leichte Erkältung seit dem Training gestern. Glückwunsch an die ersten drei Raphaela, Lisa und Monika, echt starke Zeiten!
Schade, dass für das ganze Rennen nur 150 Fahrer angemeldet waren, denn was will man mehr: Lange und anspruchsvolle Stages, viel Lifttransfer, top Organisation und eine superschöne Location. Wenn es im nächsten Jahr hier wieder ein Rennen gibt bin ich mit dabei. Dann hoffentlich bei etwas besserem Wetter.

Text: Franziska Meyer – Fotos: Manfred Stromberg

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