Fox 38 Factory im Test: Nicht nur bei den Standrohren liegt die in Fox 38 genau zwischen 36 und 40. Die neue 38 verfügt über bis zu 180 mm Federweg und verfügt über komplexe Anpassungsmöglichkeiten der Grip2 VVC-Dämpfung. Auch die Luftfeder ist komplett neu und bezieht unter anderem das Casting mit ein. Ein innen oval ausgeformtes Steuerrohr soll zusätzlich den Anforderungen von schweren (E-)Bikes, Freeridern und wilden Enduro-Piloten in Sachen Spurtreue und Bremssteifigkeit gerecht werden. Wir durften das Fox 38 Factory-Topmodell malträtieren und haben für euch herausgefunden, wer diese Federgabel am besten gebrauchen kann!
Fox 38 Factory – Infos und Preise
Als Bindeglied zwischen 36 und 40 ist die neue Fox 38 gedacht. Mit der Federgabel richtet sich Fox an Fahrer, die nach einem Werkzeug „speziell für modernes, hartes Enduro-Racing mit langen Federwegen“ suchen. Spitze Zungen im Forum folgen dieser Auslegung bereits und möchten fortan die nun fast schon schmächtig wirkende 36, die bis zu 160 mm Federweg bietet, gar auf Flowtrails verbannen. Einen Vergleich zum „kleineren“ Modell werden wir später noch ziehen – aber erstmal zurück zum dicken Neuling. Die Gattung der langhubigen Enduros bis Freeride-Bikes liegt aktuell wieder im Trend. So sehr, dass sie teilweise in Bikeparks die Doppelbrücken-Vertreter in die Unterzahl bringt. Fähige Enduro-Bikes sollen also nicht nur auf technisch anspruchsvollen und schnellen Rennstrecken der Enduro World Series funktionieren. Auch dem Lift sind sie hin und wieder nicht abgeneigt. Für genau diese Räder ist die Fox 38 als 29″- oder 27,5″-Version gedacht. Angeboten wird sie in unterschiedlichen Materialien und Dämpfungskartuschen und einem Federweg von 160 mm bis 180 mm.
Von Kopf bis Fuß gehüllt in neue oder neu aufgelegte Technologie, ruft das Factory-Topmodell einen (sehr) stolzen Preis auf. Die Anforderungen, die Fox an Haltbarkeit, Performance und Präzision gestellt hat, bringen außerdem Gewicht mit sich. Dementsprechend werden so manche Leichtbauer die Nase rümpfen und wieder mehr in Richtung 36 schielen. Aber lassen wir uns davon mal noch nicht zu sehr beeindrucken und werfen den Blick auf die Neuheiten: Grip VVC-Dämpfung, spezielle Float EVOL-Luftfeder, ein komplett neues Casting, das mehr Schmieröl aufnehmen kann und ebenfalls Teil der Luftfeder ist sowie ein cleveres Achssystem, das Toleranzen bei den Nabenbreiten ausgleichen kann, bietet die neue Fox 38.
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Federweg 160 mm bis 180 mm
- Federung Float EVOL-Luftfeder
- Dämpfung GRIP2 VVC
- Farben Schwarz / Orange / Pistazie
- Achsmaß Boost 15 x 110 mm
- Achsen QR-Steckachse, Schraubachse
- Offset 37 mm, 44 mm, 51 mm
- Gewicht ab 2.180 g (Herstellerangabe), 2.356 g (gewogen, 29″, 170 mm, Factory)
- www.ridefox.com
Preis 1.589 € (UVP) | Bikemarkt: Fox 38 Factory kaufen
Im Detail
Während sich die meisten Gabeln fürs Grobe stark an den anderen Modellen in der jeweiligen Produktpalette orientieren und die verwendeten Technologien in adaptierter Form einsetzen, hat Fox mit der 38 ein wahres Feuerwerk an Neuheiten gezündet. Hier gibt es eigentlich nichts, was nicht zumindest überdacht wurde.
Die Anpassungen am Chassis sind umfassend und interagieren auch mit der Luftfeder. Fangen wir aber erst mal oben an: Der Schaft, seit Jahren kaum durch Veränderung oder Innovation angepasst, ist bei der neuen 38 auf der Innenseite oval. Der kürzere Nebenscheitel der elliptischen Form liegt in Fahrtrichtung – mehr Material in dieser Richtung also, das für erhöhte Steifigkeit in Fahrtrichtung sorgen dürfte. Weiterhin ist der Schaft wie auch die Standrohre klassisch in die Gabelkrone verpresst. An dieser Stelle kommen wir zum Namensgeber der Gabel. Die Fox-Reihe ist nach dem Standrohr-Durchmesser benannt – die Fox 38 Factory ist also mit voluminösen 38 mm-Standrohren ausgerüstet.
Am Casting fällt zunächst die weit nach vorn gezogene Brücke auf, die wesentlich runder ausfällt als in den Jahren zuvor. Vom Casting steht sie weiter nach vorne weg, um auch bei großen Steuerrohren oder Offset-Steuersätzen noch ausreichend Platz zu bieten. Kollisionen mit dem Rahmen werden so sicher vermieden. Auch an der Achse gibt es etwas Neues. Besser gesagt: Eine Neuauflage. Die in den letzten Jahren verwendete und recht simple Schnellspann-Achse wird durch ein System ersetzt, das es in ähnlicher Form bereits gab. Um die Lager in der Nabe zu schonen und das Casting nicht zu verspannen, sitzt im Casting eine Hülse. Sie erlaubt die genaue Passung von Nabe zu Gabel, wird dann geklemmt – der etwas aufwändigere Einstellprozess muss also nur ein Mal gemacht werden. Danach wird die Schnellspann-Steckachse verwendet, um das Vorderrad in der Gabel zu sichern. Wer sich für die Achse ohne Schnellspanner entscheidet, zieht zuerst die Achse fest und klemmt sie dann über die Klemmschraube an der Front. Beides geht über die gleiche Innensechskant-Größe.
Drehen wir die Gabel, stolpert man über die Bremsaufnahme. Hier setzt Fox auf eine eher kleine Post Mount-Aufnahme für 180 mm-Scheiben. Mit Adaptern lässt sich die 38 aber mit bis zu 230 mm großen Bremsscheiben fahren.
Von diesen Features interagiert noch keines mit der Luftfeder. Wer sich die Gabel genau anschaut, wird nicht nur die Luftventile entdecken, sondern auch die Ausformungen auf der Rückseite des Casting, auf denen diese angebracht sind. Für den Fall, dass sich Druck im Casting aufbaut oder man in großen Höhen unterwegs ist, kann durch die Ventile ein Druckausgleich stattfinden. Das kennen wir bereits von verschiedenen Herstellern. Auch Fox verbaut dieses Feature seit einiger Zeit an der 40. Viel spannender jedoch ist der Blick auf den Kanal – und dazu müssen wir schon einen Blick ins Innere werfen. Anstatt den Luftkolben direkt auf der Innenseite des Standrohrs gleiten zu lassen, verbaut Fox eine Hülse. Unser Kanal verbindet das Casting mit dem Zwischenraum, der sich zwischen Standrohr und Hülse auftut. Fox generiert so ein größeres Volumen. Das erlaubt den Einsatz von mehr Schmieröl, ohne die Federkennlinie zu beeinflussen. Das Casting selbst ist auch abgedichtet, agiert also auch als Feder und würde mit größeren Schmieröl-Mengen die Endprogression ansteigen lassen.
Federung & Dämpfung
Federung
Wo wir es schon von Endprogression haben: weiter geht es mit der Federung der 38. Über die Lufthülse und deren Effekt wissen wir schon Bescheid, sie erfüllt aber noch einen zweiten Zweck: Durch das Rohr im Rohr fällt der Luftkolben-Durchmesser ein gutes Stück kleiner aus – das sorgt für eine kleinere Kontaktfläche zwischen Luftkolben und Gleitfläche. Dadurch soll die Reibung reduziert werden. Bei der Feder selbst hat man am Grundprinzip nichts geändert: Fox setzt weiterhin auf ein System mit Positiv- und Negativ-Feder, das sich durch Überströmkanäle selbst ausgleicht. Verfeinert wurden aber die Volumenverhältnisse der beiden Kammern, die maßgeblichen Einfluss auf die Federkennlinie haben.
Mit dem Kanal am Casting wollte Fox eine zu hohe Endprogression verhindern. Damit man diese aber weiterhin anpassen kann, gibt es das bewährte System mit anklippbaren Volumenspacern. Während das System in der Theorie einiges an schlüssigen Vorteilen mit sich bringt, bringen die Bauteile natürlich noch etwas mit: ein höheres Gewicht. Außerdem wird das Verstellen des Federwegs kostspieliger. An 36, 34 und 32 lässt sich das durch den Austausch des Airshafts für knappe 50 € bewerkstelligen. Bei der 38 ist das Prinzip ähnlich, austauschen muss man aber die gesamte Einheit mitsamt der Lufthülse – das kostet mit 115 € mehr als doppelt so viel.
Dämpfung
Springen wir im anderen Gabelholm noch ins Detail: Mit der Grip2-Dämpfung brachte Fox erst kürzlich ein neuartiges Ventil ins Spiel, das sich zunächst auf der Zugstufen-Seite der Dämpfungskartusche beweisen musste. Mit dem Modelljahr 2021 erhält das VVC-Ventil nun Einzug ins Federbein und auf der Druckstufen-Seite der Dämpfung. VVC – kurz für Variable Valve Control – ermöglicht die externe Verstellung der Highspeed-Dämpfung auf eine andere Art und Weise als bisher. Während bisherige Systeme auf eine Federvorspannung setzen, baut VVC auf eine Versteifung des Shimstacks. Entscheidender Vorteil: der Übergang in die Highspeed-Dämpfung bleibt bei diesem Ventil geschmeidiger. Fährt man mehr Highspeed-Druckstufe, soll sich das positiv auswirken. Weniger Blowoff, mehr Feeling eines grundsätzlich härter abgestimmten Shimstacks.
Die Lowspeed-Ventile bleiben bestehen, auch die Volumenkompensation der Grip-Kartusche: ein via Feder vorgespannter Trennkolben kann das vom Schaft verdrängte Volumen kompensieren.
Setup
Bevor es losgehen kann mit der Fox 38 Factory, richtet sich der Blick auf das Gabelcasting. Hier findet sich eine kleinteilige Tabelle mit Luftdruck-Empfehlungen für ein breites Gewichtsspektrum. Da die Zugstufe nicht nur von der persönlichen Vorliebe abhängt, sondern auch je nach (Luft-)Federhärte angepasst werden sollte, bietet Fox auch für die High- und Lowspeed-Zugstufen einen ersten Wert. Das nimmt dem einen oder anderen Einstellungs-Muffel die Bürde des Ausprobierens. Für die Druckstufen gibt es keine werkseitige Empfehlung.
8 Klicks für die Highspeed-Druckstufe und 16 Klicks für die Lowspeed-Druckstufe stehen zur Verfügung. Ein Basis-Setup in der Mitte für beide Einsteller empfehlen wir als einen guten Startwert.
Wer die Federwegs-Ausnutzung beeinflussen möchte, kann dies über Volumenspacer aus Kunststoff tun. Diese werden einfach an die Luftkappe geklippst. Dazu ist am besten eine abgedrehte 32 mm-Nuss geeignet. Die meisten Nüsse haben eine Fase, welche hier leicht abrutscht. Von Fox gibt es ein passendes Werkzeug. Wer keine zwei linke Hände hat, bekommt die Kappe aber auch mit einem Gabelschlüssel oder eine Parallelzange ohne Kratzer entfernt.
38-Tuning-GuideTechnische Daten
Alle technischen Daten, Details, Standards und Infos zum Service der Fox 38 Factory findet ihr im folgenden Abschnitt zum Ausklappen:
DVO Onyx SC D1 | Fox 38 | Manitou Mezzer | Marzocchi Z1 Coil | RockShox Zeb Ultimate | Trust Shout | |
---|---|---|---|---|---|---|
Federweg | 160 – 180 mm | 160 – 180 mm | 140 – 180 mm | 150 – 170 mm | 150 – 190 mm | 178 mm |
Verfügbare Laufradgrößen | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" |
Feder | Luft–Stahl, OTT-Negativfeder-Einsteller | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern | Luft–Luft, simultane Befüllung über ein Ventil, IRT | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern | Luft–Luft, Ausgleich in Nullstellung | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern, Zweiseitige Feder |
Lowspeed Druckstufe | Extern, 6 Klicks | Extern, 16 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, Stufenlos, HSC und LSC gleichzeitig | Extern, 17 Klicks | Extern, 20 Klicks |
Highspeed Druckstufe | Extern, 29 Klicks | Extern, 8 Klicks | Extern, 4 Klicks | Extern, Stufenlos, HSC und LSC gleichzeitig | Extern, 4 Klicks | Intern |
Lowspeed Zugstufe | Extern, 25 Klicks | Extern, 9 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, XX Klicks | Extern, 17 Klicks | Extern, 20 Klicks |
Highspeed Zugstufe | Intern | Extern, 8 Klicks | Intern | Intern | Intern | Intern |
Volumen- veränderung | Intern, Öl | Intern, Volumen-Spacer | Keine, dafür hydraulischer Durchschlagschutz und IRT | – | Intern, Volumen-Spacer | Intern, Volumen-Spacer |
Weiteres Tuning | OTT, 11 Umdrehungen | Fox Factory Tuning | IRT Luftfeder | – | – | Medium Einstellung 5 Klicks |
Einbauhöhe | 592 mm (29", 180 FW) | 593,7 mm (29", 180 FW) | 594 mm (29", 180 FW) | 577,1 mm (29", 170 FW) | 596 mm (29", 180 FW) | 580 mm (29", 178 FW) |
Schaft | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Carbon, Tapered 1 1/8"-1,5" |
Standrohr- durchmesser | 36 mm | 38 mm | 37 mm | 36 mm | 38 mm | – |
Bremsaufnahme | PM7" (180 mm) | PM7" (180 mm) | PM7" (180 mm) | PM7" (180 mm) | PM8" (200 mm) | PM7" (180 mm) |
max. Bremsscheibe | 220 mm | 230 mm | 220 mm | 203 mm | 220 mm | 203 mm |
Achse | Schraubachse 15 mm | QR oder Schraubachse, 15 mm Steckachse | Schraubachse 15 mm | QR 15 mm Steckachse | Schraubachse 15 mm | Schraubachse 15 mm |
Offset | 44 mm (29") 42 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 37, 44 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 37, 44 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 37 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 38, 44 mm (27,5") | Dynamisch |
Einbaubreite | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm |
Reifenfreiheit | Details im Artikel, ca. 2,6" | 2,6″ | 2,6″ mit Schutzblech / 2,8″ ohne Schutzblech | 2,6″ | 2,8" | 29" x 2,6"; 27.5" x 2,8" |
Farben | schwarz, grün, blau | schwarz, orange, pistachio | schwarz | schwarz, rot | schwarz, grau, schwarz-matt | anthrazit |
Gewicht (Herstellerangabe) | 2.250 g | ab 2180 g | 2.060 g | ab 2.525 g | 2.265 g | 2.165 g |
Gewicht (nachgewogen, gekürzter Schaft, Kralle, Achse) | 2.335 g | 2.332 g | 2.080 g | 2.470 g | 2.245 g | 2.116 g |
Preis (getestete Version) | 1.099 € | 1.589 € | 1.090 € | 949 € | 1.089 € | 2.299 € |
Auf dem Trail
Wer im Sitzen sein Super-Enduro den Berg hinaufbewegt, wird luxuriös dahingleiten. Kashima? Gold-Öl? Verkleinerter Rohrdurchmesser und trotzdem mehr Luftvolumen durch Einbezug des Unterbeins? Ob es die einzelnen, griffigen Namen sind? In jedem Fall spricht die Fox 38 Factory sehr feinfühlig an und lässt Wurzeln und Steine im Uphill verschwinden. Im Stehen aufwärts in die Pedale hämmern? Einen Lockout gibt es nicht. Wer hier komplette Ruhe haben möchte, der kann sich mit einem Griff an die Lowspeed-Druckstufe helfen. Wir haben einen Lockout jedenfalls nicht vermisst.
Im ersten Test bekam die Fox 38 aufgrund der Corona-Beschränkungen ein eher kleineres Spektrum an Trails vorgesetzt. In diversen Fahrsituationen hatte sie aber bereits mehr versprochen: „Bitte mehr Schläge und härtere Strecken!“ Im Dauertest konnten wir dies nun realisieren und alle Tester waren sehr gespannt.
Als die 38 dann endlich ohne Gnade in Wurzel- und Steinfelder pilotiert wurde, war sie auch voll in ihrem Element. Unsere schweren Tester sind schnell ins Schwärmen geraten. Da wird nicht nur ordentlich weggearbeitet an der Front. Auch die Lenkpräzision gegenüber eine 36 hat spürbar zugelegt. Einem Impuls für eine Rennlinie oberhalb der Bremswellen vor einer Kurve? Absolut kein Problem, diese zu treffen – Technik vorausgesetzt! Sicherheitsgefühl in rumpeligen Passagen? Auch hier steht die Fox 38 souverän hoch im Federweg. Dabei schafft Fox es mit der Dämpfung, den Federweg sehr sparsam freizugeben, ohne mit dieser Eigenheit anstrengend zu werden. Für alle Tester? Nicht ganz. Wer etwas weniger auf die Waage bringt und/oder nicht ganz ohne Vorbehalt in grobes Gelände stach, der monierte die größere Anstrengung in den Armen und Händen. Auch im Grenzbereich beim Grip gilt es, sich auf das steifere Chassis einzulassen. Hier reagiert die Fox 38 direkt und etwas weniger verzeihend als die kleinere 36.
Je heftiger der Trail, desto besser. Und je schneller man fährt, desto weiter steigt das Sicherheitsempfinden. Vergleicht man die Dämpfungsleistung der RC2-Vorgänger und der ersten Grip2, legt Fox hier wirklich nochmal eine Schippe drauf.
Steigen die Geschwindigkeiten und der Härtegrad des Trails, so ist die 38 ein ideales Arbeitspferd an der Front. Hier marschiert sie unbeeindruckt über alles drüber, was man ihr vorsetzt. Je heftiger der Trail, desto besser. Und je schneller man fährt, desto weiter steigt das Sicherheitsempfinden. Vergleicht man die Dämpfungs-Leistung der RC2-Vorgänger und der ersten Grip2, legt Fox hier wirklich nochmal eine Schippe drauf. Für manchen leichten Fahrer war dies teilweise fast zu viel. Wer weniger Dämpfung benötigt oder bevorzugt und bei der 38 schon am unteren Ende der Luftdruck-Empfehlung liegt, sollte überlegen, ob es nicht eine 36 sein sollte – oder aber ein angepasster Tune in der 38.
Schwereren Fahrern oder Leuten, die gerne auf anspruchsvollen Strecken unterwegs sind, gefiel während des Tests der Einstellbereich der Dämpfung. Diese Nutzer können die Regler auch weit drehen, ohne dabei gleich ein Setting zu generieren, welches nicht mehr fahrbar wäre. Generell liegt man bei der Fox 38 bei den Druckstufen auf der sportlicheren Seite. Empfehlungen gibt es ab Werk nur für den Luftdruck und die beiden Zugstufen. Bei den Druckstufen ist man gänzlich frei. 8 Klicks Highspeed- und 16 Klicks Lowspeed-Druckstufe sind noch gut überschaubar. Die leicht drehbaren Knöpfe erleichtern den Anpassungsvorgang.
Hat man sein Wohlfühl-Setup gefunden, verhält sich die Fox 38 Factory angenehm unauffällig und funktioniert auf unterschiedlichen Streckenprofilen. Eine Anpassung der Einstellungen ist dann nur noch selten nötig.
Das ist uns aufgefallen
- Ansprechverhalten Fox hat über die Jahre viele Parameter optimiert und für jedes einen spannenden Namen entwickelt. Kashima, Gold-Öl … Ob es daran liegt – oder die 38 einfach eine solide Gabel ist? Wir hatten über den ganzen Zeitraum ein unverändert sehr gutes Ansprechverhalten.
- Komfort Obwohl die 38 kein wirkliches Leichtgewicht ist, hat es Fox geschafft, ihr recht viel Komfort zu verpassen. Hier ist eine gute Balance aus Spurtreue, Grip und Dämpfung gelungen, welche insbesondere schweren und rabiaten Fahrern gefallen wird.
- Dämpfung Fox legt Wert auf Dämpfung. Diese fällt gegenüber dem, was man vielleicht gewohnt ist, etwas höher aus – selbst wenn die Gabel komplett offen gefahren wird. Hiervon waren meist die leichteren Tester betroffen. Je schwerer der Tester und je gröber die Gabel gefahren wurde, desto passender und komfortabler wurde die Dämpfung und die gesamte Gabel empfunden.
- Abstimmungsaufwand Fox gibt direkt auf den Federgabeln Empfehlungen für den Luftdruck und die passenden Klicks für Low- und Highspeed-Druckstufen. Zusammen mit dem Luftdruck und der Anzahl der Volumenspacer hat man es mit insgesamt sechs Parametern zu tun. Kontrolle über alles, aber manchen Nutzergruppen ist das zu viel Aufwand. Diese können sich an den günstigeren Modellen mit weniger Variablen orientieren.
- Hoch im Federweg und trotzdem satt am Boden „Hoch im Federweg“ ist eine Begrifflichkeit, welche in den letzten Jahren bei fast jedem Launch von fast jedem Hersteller bei fast jeder Federgabel verwendet wurde. Die neue Luftfeder in der 38 ist definitiv sehr gelungen. Wo man sich einen Gegenhalt für aktive Fahrweise bei manchen Federgabeln mit etwas weniger Sensibilität und Kraftaufwand erkaufen muss, schafft die 38 genau diesen Spagat. Wer es noch sensibler haben möchte, kann sogar einen Hack benutzen und die Druckausgleichs-Knöpfe im Casting drücken, während die Gabel komprimiert wird. Dadurch hilft man der Gabel noch leichter in den Federweg. Nötig ist dies eigentlich nicht – aber es gibt ja Fahrer, denen es nie fluffig genug sein kann …
- Achse Naben sind trotz fixer Vorgaben nicht alle gleich breit. Wer schonmal einen anderen Laufradsatz in seine Federgabel gesteckt hat, kennt es vielleicht in Form einer plötzlich dauerhaft schleifenden Bremsscheibe. Das System von Fox eliminiert hier die Gefahr, die Gabel ungünstig zu verspannen.
Fazit – Fox 38 Factory
Abgesehen von sehr leichten Fahrern waren alle Tester sehr zufrieden mit der Fox 38 – ihre sportliche und fein abstimmbare Performance konnte begeistern. Sie steht auch in grobem Gelände hoch im Federweg, spart Kraft und vermittelt viel Sicherheit, wenn es in Steinfeldern und Wurzelpassagen heiß hergeht. Die höhere Steifigkeit ist spürbar, macht die Suche nach Grip in Extremsituationen etwas anspruchsvoller, generiert aber ein deutlich agileres und direktes Fahrverhalten. Die Fox 38 bedient somit notorische Liniensucher, Rennfahrer und die schweren Jungs, die eine Federgabel mit mehr Präzision an der Front suchen.
Pro / Contra
Pro
- steht hoch im Federweg
- komfortabel
- präzise
- Balance aus Steifigkeit und Flex
- sehr gute Dämpfung
Contra
- Gewicht
- für leichte Fahrer etwas zu viel Grunddämpfung
- Preis
Performance ist das Allerwichtigste! Egal was es kostet? Wie seht ihr das?
Testablauf
Ein Großteil der Gabeln war schon zur Vorstellung im kurzzeitigen Test und wurde seither von einer Vielzahl an Testern bewegt. Testgelände: Alles. Von Hometrails über Bikepark-Einsätze mussten sich die Gabeln überall beweisen. Für jeden Tester wurde dabei ein stimmiges Setup erarbeitet und Empfehlungen zur Performance-Steigerung erarbeitet.
Um einen finalen Überblick und direkte Vergleiche zu bekommen, wurden die Federgabeln auch im Direktvergleich gefahren: gleicher Tag, gleiche Strecke, gleiche Linie. Lange, Enduro-Rennwürdige Strecken sollten das Material noch einmal ans Limit bringen und Unterschiede sowie individuelle Stärken und Schwächen ans Licht bringen.
Hier haben wir die Fox 38 Factory getestet
- Hometrails: Vielseitige Trails mit verschiedenen Untergründen
- Bikepark Oberammergau: Alles was eine Federgabel will: Wurzeln, Anlieger, Sprünge.
- Reschenpass: Ruppige Highspeed-Trails
- Vogesen: Schnelle und teils steile Trails
Am liebsten im Wald oder in den Bergen, egal wie die Industrie den Einsatzzweck gerade nennt. Enduro, Hardtail, Pumptrack, Downhill …zum Einkaufen.
Gerne schnell technisch und ruppig aber auch flowig. Besondere Vorliebe für groooße Jumplines.
- Fahrstil
- Hinterherfahrer sagen Ihm einen verspielten, sprunglastigen und katzengleichen Fahrstil nach.
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails Alpin, Pumptrack, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Plush mit genügend Gegenhalt für Fahrerinput.
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben ab 440mm, Reach eher lang, Lenkwinkel Flach! (65° abwärts).
- Fahrstil
- Gerne schnell mit technischen Abschnitten im Gelände. Eher mehr Bodenkontakt als Vorliebe für Luftakrobatik.
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails und Bikepark.
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Komfortabel
- Vorlieben bei der Geometrie
- Langer Reach für einen langen Oberkörper. Vorbau nicht zu kurz und Lenker nicht zu schmal.
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- Sehr gerne in der Luft
- Ich fahre hauptsächlich
- Hauptsächlich Enduro und etwas Dirt. Auf den richtigen Strecken auch mit dem Big Bike
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Lieber straffer und an der Front etwas schneller
- Vorlieben bei der Geometrie
- Ein bisschen kürzer und verspielter
- Fahrstil
- sauber, Linien-orientiert und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- Von Enduro über große Sprünge, bis hin zu Downhill alles
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Etwas langsamer, Front etwas weicher als das Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- Das Gesamtkonzept muss passen. Primär bevorzuge ich kürzere und verspieltere Räder
- Fahrstil
- Eher aggresiv und auf Geschwindigkeit bedacht, als auf Style
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Eher satt für mehr Bodenkontakt und Kontrolle
- Vorlieben bei der Geometrie
- Es muss stimmig sein. Wenn es kürzer ist und funktioniert taugt mir das genauso wie wenn es länger ist und funktioniert.
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- 6 Enduro-Federgabeln im Vergleichstest: 170 mm Federweg für alle – unser Fazit!
- Fox 38 Factory im Test: Technischer Fortschritt für Top-Performance
- Trust Shout im Test: Nicht nur eine Revolution im Kurvenfahren
- Manitou Mezzer Pro im Test: Leichter Verwandlungskünstler
- Marzocchi Z1 Coil im Test: Erschwingliches Sorglos-Paket
- DVO Onyx SC D1 im Test: Giftgrüne Performance für Anpassungsliebhaber
- RockShox Zeb Ultimate Federgabel im Test: Unkomplizierter Trail-Feger
- 6 Enduro-Federgabeln im Vergleichstest: Neue Generation mit dicken Standrohren
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