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Formula Cura 4 im Test
Eine Bremse wie ein guter Espresso!

Formula Cura 4 im Test: Mit der Cura-Modellreihe setzt Formula erstmals auf Mineralöl als Bremsmedium seiner Scheibenbremsen. Je ein Weltmeistertitel pro Modell, erschwingliche Preise und die Power der Zweikolben- und Vierkolben-Stopper wird hoch angepriesen. Wie schlägt sich Formulas neueste Evolutionsstufe? Wir sind die Cura 4 ausführlich gefahren. Vom Trailbike bis hin zum Downhill-Schlitten haben wir getestet – wo sind die Stärken, Schwächen und ist die Bremse nur was für Weltmeister? Wir haben Antworten gefunden.

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Formula Cura 4 – Infos und Preise

Mit der Cura-Reihe hat für Formula ein neues Zeitalter beim Thema Bremse begonnen. Mit seinen Klassikern R1, The One und Oval war der Hersteller berühmt und berüchtigt – nicht nur wegen des Bremsmediums DOT, auch wegen der nicht ganz einfachen Entlüftung. Drittes Spezialgebiet: Formulas MTB-Bremsen hatten in der Vergangenheit den Ruf, sehr digital zu sein. Alles geheilt mit der Cura? Alles neu? Die (reguläre) Cura war Formulas erste Mineralöl-Bremse, die Cura 4 folgte kurz darauf. Gebaut sind die beiden Modelle für den Einsatz am Trail- und Enduro-Bike, bzw. das Enduro- und Downhill-Rad.

Beide Bremsen teilen sich die gleiche Geber-Einheit – mit dem ergonomischsten Bremshebel, den Formula laut eigener Aussage je gebaut hat. Außerdem soll die Cura die intuitivste Bremse des italienischen Herstellers sein, weiterhin aber extreme Bremspower bieten. Ordentlich Selbstbewusst? Zurecht! Die Cura wurde an Miranda Millers Bike bereits Weltmeister, wenige Stunden später krönte sich auch Loic Bruni mit der Cura 4 und sicherte sich zum wiederholten Male die Regenbogenstreifen.

Diashow: Formula Cura 4 im Test: Eine Bremse wie ein guter Espresso!
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In der Hand

Formula schickt uns für unseren Test das polierte Modell der Cura 4 zu. Die schicke Oberfläche kaschiert nicht wie am schwarzen Exemplar die Rundungen und Ausformungen, sondern zeigt die aufwändige Gestaltung – vor allem am Bremssattel. Erkennbar sind die Öl-Kanäle sogar von außen. Glatt geleckt ist hier nur das Finish. Neben den Pumpen von Shimano und SRAM wirkt der Formula Cura 4-Geber klein. Dafür fällt der Hebel schön lang aus und liegt angenehm in der Hand. Zieht man, gleitet man sanft dahin, bevor die Cura 4 zumacht. Im ersten Eindruck gefällt die Bremse so durchaus gut.

# Polierte Bremspumpe an der Formula Cura 4 - die Italienerin bremst zwischenzeitlich mit Mineralöl. Wir haben die kraftvolle Vierkolben-Bremse, die für 183 € pro Seite den Besitzer wechselt, getestet!
# Ein langer, ergonomischer Hebel an der gespiegelt gestalteten Gebereinheit - nahe an der Klemmschelle gibt es oben und unten eine Entlüftungsöffnung für den Ölbehälter.
# Dank gespiegelter Ausführung muss nur die Schelle gelöst werden - um die Bremsen "englisch" bzw. im Moto-Style zu montieren.

Der genauere Blick offenbart dann ein paar interessante Features. Eines davon ist zwar leider nicht an unserem Testmuster verbaut, lässt sich aber nachrüsten: Die Speed Lock-Leitungskupplung. Das Schnellkupplungs-System wird am Bremssattel montiert und ist vor allem spannend für Bikes mit interner Leitungsführung. Sind hier die Zugeingänge in den Rahmen nicht groß genug, müssen bei Demontage oder Wechsel immer die Olive und der hohle Pin am Bremshebel entfernt werden. Mit der Schnellkupplung kann die Leitung mit viel weniger Aufwand geführt werden. Dank Stahl-Ende funktionieren auch kleine magnetische Helferlein wie das Park Tool Internal Cable Routing Kit. Formula gibt an, dass durch die Schnellkupplung kein Öl verloren geht und dass auch bei demontierter Leitung keine Luft ins System kommen soll.

Am Sattel selbst sind uns zuvor schon die von außen erkennbaren Ölkanäle aufgefallen. Sie aktivieren vier 18 mm große Kolben, die den Belag mit ordentlicher Kraft gegen die Scheibe drücken sollen. Die Beläge selbst sind nur nach oben entnehmbar und nach unten gegen ein Herausrutschen gesichert. Zusätzlich werden sie von oben durch eine Sicherungsschraube gehalten. Im Belag befindet sich mittig eine Vertiefung, die als Verschleiß-Indikator dient. Wie steht es um die Belag-Preise? Im Vergleich zu den großen Herstellern kann Formula nicht ganz mithalten – zumindest bei den Bremsbelägen. Diese liegen im Schnitt etwa 10 € teurer als vergleichbare Original-Beläge.

# Bremssattel der Formula Cura 4 - vier 18 mm-Kolben sollen für ausreichende Verzögerung sorgen.

Sparen kann man dafür etwas an den Scheiben. Diese sind etwas günstiger als die SRAM/Shimano-Teile und sollen dank neuem Design trotz mächtiger Bremspower den Belag schonen. Außerdem sollen sie extrem steif sein und dadurch weder verbiegen, noch schwingen. Damit auch ansonsten Ruhe im Karton ist, will Formula ein spezielles Anti-Noise-Design verwendet haben, dass das Risiko von Resonanz verringern soll und Vibrationen vorbeugt. Genaueres kommuniziert der Hersteller dazu nicht.

Bevor wir uns in die erste Abfahrt stürzen, werfen wir einen Blick auf den Brems-Geber. Wie der Sattel auch, handelt es sich um ein Schmiedeteil, das spiegelsymmetrisch gebaut ist. Sollte also der Kollege aus England unbedingt dein Rad benutzen wollen, kannst du die Hebel von Vorder- und Hinterrad-Bremse schnell und unkompliziert tauschen. Entsprechend ist am Hebel auch eine Entlüftungsöffnung an beiden Seiten angebracht, damit man je nach Hebel-Setup ordentlich entlüften kann.

Marke ModellUVPGewichtKolbendurchmesserBremsbelag Kosten
TRPDH-R Evo199,95 €306 g (760 mm Leitung)4 x 16 mm26,90 € (metallisch), 25,90 € (semi-metallisch), 19,90 € (resin)Testbericht lesen
FormulaCura 4183,00 €249 g (900 mm Leitung)4 x 18 mm 27,99 € (organisch), 36,99 € (metallisch)Testbericht lesen
HayesDominion235,00 €312 g (1.000 mm Leitung)4 x 17 mm 29,90 € (alle)Testbericht lesen
MaguraMT7219,90 €265 g (1.000 mm Leitung)4 x 17 mm 15,50 € (Comfort einteilig), 19,90 € (Performance einteilig), 22,90 € (Performance zweiteilig), 29,90 € (Race zweiteilig)Testbericht lesen
SRAM G2 Ultimate295,00 €242 g (850 mm Leitung)2 x 14 mm, 2 x 16 mm24,00 € (metallisch)Testbericht lesen
SRAM Code RSC270,00 €297 g (1.000 mm Leitung)2 x 15 mm, 2 x 16 mm26,00 € (metallisch), Testbericht lesen
ShimanoXTR199,00 €266 g (1.000 mm Leitung)2 x 15 mm, 2 x 17 mmca. 17,00 € (organisch), ca. 25,00 € (metallisch) ersten Test lesen
Shimano Saint279,90 €335 g (1.700 mm Leitung)2 x 15 mm, 2 x 17 mmca. 20,00 € (organisch), ca. 26,00 € (metallisch) Testbericht lesen
TrickstuffDiretissima450,00 €234 g (750 mm Leitung)2 x 14 mm, 2 x 17 mm24,90 €Testbericht lesen
TRPQuadiem219,00 €317 g (1.000 mm Leitung)4 x 16 mm 24,90 € (semi-metallisch)Testbericht lesen
TrickstuffMaxima550 €301 g (VR-Bremse)2 x 16 mm, 2 x 17 mm19,90 €Testbericht lesen
ShimanoXT155,00 €301 g (1.000 mm Leitung)2x 15 mm, 2x 17 mmca. 17,00 € (organisch), ca. 25,00 € (metallisch) Testbericht lesen
MaguraGustav Proca. 300 €345 g (Herstellerangabe)4x 19 mmkeine AngabenTestbericht lesen
SRAMDB8148 €313 g (810 mm Leitung)2 x 15 mm, 2 x 16 mm31 € (organisch)Testbericht lesen
SRAMMotive Ultimate300 €264 g (Herstellerangabe)2 x 15 mm, 2 x 16 mm31 € (organisch)Testbericht lesen

Auf dem Trail

Im Testverlauf wanderte die Formula Cura 4 über verschiedene Räder, von innenverlegt, bis extern verlegt. Warum vorab diese Information? Der Wechsel ohne die Schnellkupplung erfordert jedes Mal ein Entlüften der Bremsen – und genau diese Eigenschaft erinnert als einziges Merkmal noch an die alten Bremsen. Zwar muss man keine Ziege mehr an den Bremsflüssigkeits-Gott opfern, um einen vernünftigen Druckpunkt zu erhalten, es gibt aber weiterhin Systeme, die sich um ein vielfaches einfacher entlüften lassen. Sollte eure Cura also nicht machen, was wir euch im Folgenden erklären, bedarf es ziemlich sicher einem Entlüftungsvorgang.

# Vierkolben-Bremsen sieht man heutzutage immer öfter an Trailbikes - wir sind die Cura 4 am kurzhubigen Knolly Fugitive gefahren.
# Härtetest am Banshee Legend 29 im Downhill-Einsatz - hierfür wurde am Hinterrad auf eine große Scheibe aufgerüstet.

Wie beschrieben war Formula berühmt und berüchtigt dafür, recht digitale Bremsen zu bauen. Greift man das erste Mal den Hebel der Cura 4, kann man sich von diesem Vorurteil getrost verabschieden. Das Hebelgefühl bleibt auch weiter wie beim ersten Griff an die Bremse: seidig und schön gleitend, bis die Bremse zu macht. Auf dem Trail bereitet uns das große Freude. Je besser eine Bremse dosierbar ist, desto leichter tut man sich bei schwierigen Bedingungen oder bei Balance-Akten – wo man fein moduliert Bremskraft auf den Boden bringen muss, ist man mit einer solchen Bremse besser aufgehoben. Formula platziert sich hier weit vorne unter den für den Downhill-Sport gebauten Vierkolben-Bremsen. Bei widrigen Bedingungen auf steilen Trails war es ein leichtes, mit der Cura 4 in Kontrolle zu bleiben – die Gewissheit, dass einen nichts überraschen wird, lässt sich 1:1 in höhere Geschwindigkeiten ummünzen.

# Steil und rutschig – genau richtig mit der Cura 4 - hier kann die Bremse ihre Dosierbarkeit unter Beweis stellen.

Auch im Hinblick auf die Bremskraft ist die Modulation sehr wichtig. Viel Power will auch auf den Boden gebracht werden, damit der Reifen nicht direkt rutscht, sondern effektiv zum Verlangsamen beiträgt. Dass die Cura 4 neben hervorragendem Feingefühl auch genug Power hat, merkt man direkt nach dem Einbremsen der Beläge – die ersten Stoppie-Versuche enden fast mit einem Unglück. Mit ihrer Kombination aus seidenweichem Hebelgefühl und feiner Dosierbarkeit bis hin zum Ankerwurf lässt die italienische Vierkolben-Bremse bei uns keine Wünsche offen.

Auch ansonsten zeigt sich der polierte Anker sorglos und sorgte während der Testzeit immer wieder für Freude, wenn das mit der Cura 4 ausgestattete Bike gesattelt wurde. Mitunter liegt das an der Geräuschentwicklung – auf langen Abfahrten ließ sich der Bremse kein Geräusch entlocken, kein Schwingen wahrnehmbar, alles wie es sein soll. Formulas Aussagen zum Thema Lautstärke lassen sich aber nur mit einer Ausnahme bestätigen. Einzig bei frisch gewaschenem Rad war die Bremse bis sie wieder trocken gebremst war laut.

Ebenso stressfrei: lange Abfahrten oder harte Bremsungen in Bezug auf die Hitzeentwicklung und die Standfestigkeit. Weder im Einsatz mit den großen 203 mm-Scheiben noch mit den kleineren 180 mm-Rotoren gab es diesbezüglich kritische Situationen.

# Formulas Cura schafft viel Vertrauen - vor allem auch die Zuverlässigkeit und Standfestigkeit der Bremse machen sich auf längeren Abfahrten bezahlt.

Damit kann Formulas Cura 4 mit den Vierkolben-Ankern der Konkurrenz mitspielen. Mit angenehmer Dosierbarkeit ist sie den Bremsen von Shimano und SRAM noch einen Ticken voraus und steht diesen in Sachen Bremspower nicht nach. Etwas teurer sind die Beläge in der Anschaffung. Weder die metallischen noch die organischen verschleißen dafür auffällig schnell. Uns haben beide Varianten gefallen. Schwächen leistet sich die Cura 4 mit keinem Belag. Damit ist die Formula Cura 4 mit kleinen Detailschwächen eine echte Alternative zu den Platzhirschen am Markt.

Das ist uns aufgefallen

# Leitungsabgang mit Schnellkupplung an der Cura 4 - entlüften nicht notwendig – laut Formula soll bei Verwendung der Schnellkupplung keine Luft in die Leitung kommen.
# Alternative: 90°-Abgang vom Bremssattel - diese Leitung muss man allerdings nachkaufen, ebenso wie die Kupplung und die dazu passende Bremsleitung.
# Geschraubter Leitungsabgang, der nicht für alle Räder ideal ist - am Legend wirft die Cura damit einen gewaltigen Bogen, an dem man einfädeln könnte.
# Die kleine geriffelte Hülse ist nur aufgeschraubt und verklebt - der Innensechskant nicht einfach zu erreichen und dreht schwer. Das bietet Potential um den Innensechskant rundzudrehen.

Fazit – Formula Cura 4

Von einem perfekten Produkt zu sprechen wäre wohl zu vollmundig. Rein funktionell ist die Formula Cura 4 aber eine der besten Bremsen auf dem Markt. Eine Dosierbarkeit wie samtige Espresso-Crema trifft auf ein geballtes Bremskraft-Feuerwerk – wie der vollmundige Rest vom Kaffee, der sich nach der Crema entfaltet. Das war es aber mit den Parallelen zum kurzen Koffein-Shot – in den Leitungen der Cura 4 fließt kein schwarzes italienisches Gold, sondern Mineralöl. Das geht mit einfacherem Entlüften einher, zudem bietet die Bremse ein besseres Hitzemanagement, ist preislich attraktiv und liegt angenehm in der Hand. Gut gemacht, Formula!

Pro / Contra

Stärken

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Bremskraft
  • Dosierbarkeit
  • Entlüftung ist einfacher geworden …

Schwächen

  • … aber noch immer etwas tricky
# Formula Cura 4 – preislich attraktiv, mit schicker Optik und toller Funktion - die Bremse kann es mit den Platzhirschen aufnehmen und durch ihr seidenweiches Hebelgefühl mit brachialer Bremskraft überzeugen.

Seid ihr früher schon Formula gefahren? Sind die aktuellen Bremsen wieder eine Option für euch?

Preisvergleich Formula Cura 4


Testablauf

Nachdem sich die Cura 4 eine Weile auf dem Trailbike beweisen musste, wurde sie auch im Downhill-Einsatz auf Herz und Nieren überprüft. Neben metallischen wurden auch organische Beläge gefahren, die Bremse wurde zudem mit verschiedenen Scheibengrößen getestet.

Hier haben wir die Formula Cura 4 getestet

Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel

Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles, was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischen und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

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