Es dreht sich wieder: das Karussell. Die letzten Wochen nach der WM waren für einige Biker intensiv und anstrengend. Es standen zwar kaum noch Rennen an, doch die heiße Phase der Vertragsverhandlungen begann. Einige Teams sind für 2015 schon komplett aufgestellt und haben die Namen ihrer neuen Formationen der Öffentlichkeit schon bekannt gegeben. Aus deutscher Sicht mit einer sehr traurigen Nachricht: Der Kontrakt von Moritz Milatz wurde bei BMC nicht verlängert. Der Freiburger steht somit womöglich kurz vor dem Karriereende.
BMC-Racing-Team: Wird Moritz Milatz nun Student?
Moritz Milatz ist 2014 die beste Saison seiner Karriere gefahren. Er wurde Vierter bei der Weltmeisterschaft in Hafjell und stand zweimal auf dem Weltcuppodium – und trotzdem könnte es für den Freiburger kein weiteres Profijahr geben, da das BMC-Team ihm keinen neuen Vertrag anbot. Dem Schweizer Team werden für die kommende Saison etliche Gelder gestrichen, weshalb sie den Deutschen nicht mehr in ihren Reihen halten können bzw. wollen. Milatz erfuhr spät von dem Bikehersteller, dass man 2015 nicht mehr mit ihm plane. Er suchte somit auch spät nach Alternativen – womöglich zu spät. Er führte mit anderen Teams wohl noch einige Gespräche, doch bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte Milatz keine erfreulichen Neuigkeiten diesbezüglich kundtun.
Da der Freiburger als Familienvater auch in der Verantwortung steht, wird er sich voraussichtlich in Zukunft seinem Studium der Mikro-Systemtechnik widmen. Inwiefern er dann seinen Sport weiterhin ausüben kann, ist unklar. Es könnte dann allerdings sein, dass der Deutsche von der Bildfläche verschwindet. Für den deutschen MTB-Sport wäre dies ein fataler Verlust. Aus rein sportlicher Sicht wird es dann wohl sehr schwer sich im Nationenranking die drei Startplätze der Herren bei Olympia zu sichern.
Das BMC-Racing-Team hat währenddessen die Verträge mit dem Weltmeister und Doppelolympiasieger Julien Absalon, Lukas Flückiger, Ralph Näf, Reto Indergand und Martin Fanger verlängert. Stephen Ettinger aus den USA erhielt, wie Milatz, keinen neuen Vertrag für die kommende Saison.
Stöckli Pro XC Team: Die Nummer 1 unter Vertrag
Die Schweizer Bikemarke, die durch den Skisport weiträumig bekannt ist, hat die U23-Weltmeisterin und Weltcupgesamtsiegerin Jolanda Neff verpflichtet. Etliche Teams buhlten wohl um das Ausnahmetalent, doch die Schweizerin entschied sich schlussendlich bewusst für das Team in ihrer Heimat. Die Betreuung auf den Rennen, sowie das Material waren nur zwei Argumente die Neff zu einem Wechsel in die Schweiz bewogen. Durch den Weggang von Neff verliert das Liv Pro XC Team eines ihrer Aushängeschilder der vergangenen Saison. Pauline Ferrand-Prevot, die zwar hauptsächlich auf der Straße unterwegs ist und dort Weltmeisterin wurde, bleibt dem Team jedoch auf Teilzeitbasis erhalten.
Neben Neff fährt weiterhin Mathias Flückiger für Stöckli, doch sein Teampartner von 2014, Matthias Stirnemann, erhielt keinen neuen Kontrakt. Wo Stirnemann im kommenden Jahr fahren wird ist bislang noch nicht bekannt.
Multivan Merida Biking Team: Verlängerung mit den jungen Wilden
Merida hat die Verträge mit Thomas Litscher und Ondrej Cink um zwei Jahre verlängert. Obwohl beide dieses Jahr keine optimale Saison erwischten, setzen die Magstädter auf die beiden ehemaligen U23-Weltmeister. Sie ließen ihre Klasse Anfang des Jahres zwar kurz aufblitzen wurden dann aber durch Krankheiten bzw. Verletzungen zurückgeworfen.
Es spricht für Merida, dass sie trotz einer durchwachsenen Saison an den beiden Youngsters festhalten und mit ihnen für die Zukunft planen. Der dritte junge Wilde, Julian Schelb, der 2015 in die Eliteklasse aufsteigt, besitzt nächstes Jahr noch einen Vertrag bei Multivan Merida.
Gunn-Rita Dahle-Flesjaa hat für ein weiteres Jahr im grün-weißen Trikot schon Interesse bekundet und auch José Antonio Hermida und Rudi van Houts würden kommende Saison gerne in der Equipe fahren. Es ist gut vorstellbar, dass die drei Verträge ebenfalls verlängert werden.
Lexware Mountainbike Team: Mit drei deutschen Meistern ins kommende Jahr
Angeführt wird das Team nächste Saison von den U23-Fahrern Christian Pfäffle, Georg Egger, Luca Schwarzbauer und David Horvath. Die beiden letztgenannten, die bei der Junioren-WM auf die Plätze drei bzw. fünf fuhren, haben ihren Vertrag bei der Schwarzwälder Equipe verlängert. Neu ins Team kommen Maximilian Brandl, sowie Anna Saier und Torben Drach, die vom U17-Team aufrücken. Die deutsche U23-Meisterin Lena Wehrle fährt 2015 ebenso für Lexware, wie Heiko Gutmann und Matthias Bettinger.
Markus Bauer hingegen verlässt das Team – planmäßig. Da der Schwerpunkt der Talentschmiede klar auf der Nachwuchsarbeit liegt, war eigentlich schon vor der Saison klar, dass Bauer 2015 nicht mehr bei Lexware fahren wird. Wo genau er unterkommt, ist momentan aber noch unklar. Wie es aus Insiderkreisen heißt, hat Bauer im Gegensatz zu seinem Freund Moritz Milatz allerdings gute Chancen auf einen neuen Kontrakt bei einem anderen Team.
Das Lexware Mountainbike Team ist somit für 2015 schon komplett aufgestellt und sieht wie folgt aus:
U19-Kategorie: Lars Koch, Torben Drach, Maximilian Brandl, Anna Saier
U23-Kategorie: Lena Wehrle, Georg Egger, Christian Pfäffle, Luca Schwarzbauer, David Horvath
Marathon: Matthias Bettinger, Heiko Gutmann
Luna Pro Team: Ehemalige Junioren-Weltmeisterin kommt
Andrea Waldis wechselt vom Colnago Südtirol ins reine Damenteam an die Seite von Catharine Pendrel. Waldis gilt als großes Talent und hat neben ihrem U19-Weltmeistertitel 2012 auch schon einen U23-Weltcupsieg auf ihrem Konto. Für das Luna Pro Team werden 2015, neben Waldis, vermutlich Catharine Pendrel, Georgia Gould und Katharina Nash am Start stehen.
Betch.nl Superior-Brentjens Team: Margot Moschetti fährt für Bart Brentjens
Die U23-Vizeweltmeisterin Moschetti wechselt in die Niederlande. Die Französin wurde 2014 unter anderem U23-Vizeweltmeisterin, französische Meisterin und gewann vergangenes Wochenende das Roc d’Azur. Sie hofft 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio dabei sein.
Wahrscheinlich kennen wir hier vom Fahrerkarussell nur die pitze des Eisbergs.
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