Radon Swoop 7.0 im Test: wie viel leistet ein Freerider für einen Anschaffungspreis unter 2.000 Euro? Dieser Frage sind wir mit dem Radon Swoop 7.0 auf den Grund gegangen. Im Zuge unseres Tests erlebten wir mit dem 180-mm-Boliden so manche Überraschung – und das nicht nur bergab. Wie sich das „Einsteiger“-Bike in den Händen der Experten auf den Trails am Gardasee und den bayrischen Alpen präsentierte, erfahrt ihn in diesem Fahrbericht. 

Die Bonner Bike-Marke Radon Bikes, eine Eigenmarke des Versenders „H&S Bike Discount“, setzt seit geraumer Zeit auf das Know-How von Bodo Probst, seines Zeichens Kinematik- und Geometrie-Experte. Dass Probst weiß, auf was bei vollgefederten Mountainbikes ankommt, stellte er bereits bei Fusion Bikes unter Beweis. Sein Entwicklungs-Know How ließ er jüngst dem Freerider Swoop zuteilwerden.


# Radon Swoop 7.0 / Größe M / Preis: 1.999 Euro

Der Viergelenk-Hinterbau des Swoop stellt 175 mm Federweg zur Verfügung und weist eine progressive Kennlinie auf. Laut Probst würde diese Kinematik für ein sattes Fahrgefühl am Heck sorgen und auch bei dicken Schlägen souverän bleiben, ohne durch den Federweg zu rauschen. Passend zum langhubigen Heck spendierte man dem Swoop 7.0 eine Fox 36 Van mit 180mm Federweg. Auch die restliche Ausstattung wurde für gröbere Gangarten ausgelegt, sodass man sich um die Haltbarkeit beim Swoop 7.0 wohl kaum Sorgen machen muss. Besonders für Einsteiger, die Spaß am Spiel im harten Gelände haben, aber noch an ihrer Technik feilen müssen, stellt der solide Aufbau eine gute Plattform dar.

Wir waren besonders gespannt darauf, wie sich das schwere Bike im Alltagseinsatz auf den Hometrails sowie im alpinen Gelände schlagen würde – eben dort, wo man ohne Liftunterstützung zu den Trails gelangen muss.


# Testausfahrt mit dem Radon am Gardasee

Radon Swoop im Test: Der erste Eindruck

Beim ersten Ansehen erfreuen wir uns schnell an der sauberen Linienführung und dem schlichten Design des Swoop 7.0. Ebenso sagt uns die Formgebung zu: Die von hinten nach vorne „anwachsenden“ Rohrdurchmesser sorgen für eine sportliche Optik und schaffen Vertrauen in einen stabilen Rahmen. Besonders voluminös fällt der Steuerrohrbereich des Swoop aus und lässt auf eine hohe Lenkkopfsteifigkeit hoffen. Der knallorange Hinterbau wirkt hingegen etwas billig, was jedoch an der Baustellenoptik der Farbe liegen dürfte. Die verbauten Race Face Respond Kurbeln und Magura MTC Bremsen passen sich leider dem billigen Eindruck an und sorgen bei der Test-Crew für Skepsis.

Erfreulich hingegen die konsequente Komplettierung des Antriebs mit einer Shimano SLX-Gruppe, die in Sachen Gewicht und Performance einer XT- oder X.9-Gruppe durchaus das Wasser reichen kann. Besonders schön zu sehen ist, dass man bei Radon die geringen Mehrkosten nicht scheut und dem Rad ein Shadow-Plus Trail Schaltwerk mit „Käfigbremse“ spendiert. Besonders bei Bikes mit 2-fach-Antrieb eine sinnvolle Sache, da nerviges Kettenschlagen damit weitestgehend unterbunden wird.

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# Warum auf der Wippe des Swoop 7.0 der Aufdruck „Slide 175“ zu lesen ist, konnten wir uns nicht erklären. 

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# Schlechte Beschichtungsqualität am Hinterbau des Radon. 

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# Radon: voluminöser Steuerrohrbereich

Bergauf mit dem Radon Swoop

Eine Überraschung erleben wir mit dem Radon im Anstieg. Trotz des langen Federwegs an Front und Heck, dem etwas üppigeren Gewicht und den dicken Schlappen lässt sich das Swoop angenehm den Berg hinauf treten. Auch der Stahlfederdämpfer macht aus dem Hinterbau keine Gummikuh, sodass wir ohne nennenswertes Wippen selbst steile Rampen langsam aber angenehm erklimmen können. Zugute kommt uns dabei der 2×10-Antrieb, dank dem wir vorne entspannt auf das kleine Kettenblatt schalten können. Durch den steilen Sitzwinkel befindet sich das Körpergewicht beim Pedalieren im Sitzen so weit vorne, dass man mit einem Steigen der Front kaum zu kämpfen hat. Nur bei ganz steilen Rampen müssen wir den Oberkörper bewusst in Richtung Lenker bringen, um das Vorderrad am Boden zu halten.

Für ein Bike, das sich eigentlich im Bikepark beheimatet sieht und dafür die entsprechenden Federwege bereitstellt, ist eine solch gute Uphill-Performance durchaus ungewöhnlich. Das Swoop stellt somit unter Beweis, dass eine durchdachte Geometrie die Punkte „viel Federweg“ und „gute Allround-Eigenschaften“ durchaus miteinander verbinden kann.


# Trailspaß mit dem Radon

Im Gelände

Geht es mit dem Swoop ins Gelände, so merkt man dem Bike schnell seine Freeride-Gene an: Das Fahrwerk ist satt, die Komponenten stabil und die Geometrie lädt zum Bergab-Fahren ein. Möchte man die ersten Trail-Meter jedoch motiviert im Sprint nehmen, so holt einen das Gewicht schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Knackige Beschleunigungen gehören nicht zu den Stärken des Swoop 7.0, was sich auf die schwere und damit träge Laufrad/Reifen-Kombination zurückführen lässt.

Ist das Bike jedoch einmal in Schwung, ist es kaum noch aufzuhalten. Der satte Hinterbau bügelt über alles, was sich ihm in den Weg stellt. Anhand des Swoop lässt sich wieder einmal erkennen, dass ein günstiger Dämpfer dank einer guten Hinterbaukinematik keinerlei Wünsche offen lässt [so auch am Norco Aurum zu bemerken]. Dank der starken Progression am Ende des Federwegs kann man das Radon auch bedenkenlos über große Sprünge jagen, ohne dass es bei unsanften Landungen durchschlägt.

Leider ist das bei der Gabel nicht der Fall: Mit einer etwas zu weichen Feder und einer fehlenden externen Druckstufeneinstellung rauscht sie permanent durch den Federweg, schlägt durch und vermittelt dem Fahrer früh ein unangenehmes Überschlagsgefühl. Besonders wenn es steil wird, hängt die Gabel zu weit im Federweg, wodurch ein aktiver Fahrstil kaum noch möglich ist. Das Gewicht unserer Testfahrer lag bei knapp 74 kg, was für die Federelemente in einem „Medium“-Bike keinesfalls zu schwer sein dürfte. Nach Rücksprache mit Radon sei dies bei unserem Testbike allerdings ein Einzelfall gewesen – in der Serie würde man eine straffere Feder verbauen. Mit einer extern einstellbaren Druckstufe wäre dem Problem jedoch deutlich besser Abhilfe geschaffen, denn mit einem SAG von knapp 27% war die Feder unserer Ansicht nach zu weich, aber noch in einem vertretbaren Bereich.


# Markus hat sichtlich Spaß mit dem Radon und stylt mit ihm durch die Luft. 

Allgemein fällt es uns schwer, an der Front ein passendes Set Up der Lenkzentrale zu finden. Da das Bike zum Untersteuern neigt, bringen wir das Cockpit in die tiefstmögliche Stellung, bekommen damit aufgrund der weichen Gabel jedoch schnell Probleme in Steilstücken. Hier bleibt nur zu hoffen, dass diese Problematik mit der Feder nicht in der Serie zu finden ist, so wie es uns von Radon versprochen wurde.

Als fehl am Platze an einem Freerider entpuppt sich die Bremsanlage aus dem Hause Magura. Das günstige MTC bringt weder genügend Bremskraft zustande, noch kann sie bei langen Abfahrten mit Standfestigkeit punkten. Hinzu kommt die unangenehme Ergonomie der Bremshebel, mit der sich keiner der Tester anfreunden kann.

Trotz schlechter Bremsen und zu weicher Gabel haben alle Tester ihren Spaß auf dem Radon. Spielerisch lässt es sich durch Kurven zirkeln und über Sprünge jagen. Das Bike empfiehlt sich daher nicht nur für den Bikepark, sondern auch spaßige Hometrails. Eben ein Bike für jeden Tag.


# Radon Swoop in freier Wildbahn 

Wo testeten wir das Radon Swoop 7.0?

  • Hometrails
  • alpine Trails in Oberbayern
  • Gardasee-Trails

Fazit

Mit einem potenten Hinterbau, der haltbaren Ausstattung und einer anfängerfreundlich „harmlosen“ Geometrie weist das Radon Swoop 7.0 schlagkräftige Kaufargumente vor, besonders in Anbetracht des Preises von nur 1.999 Euro. Durch den günstigen Preis ist das Bike besonders für Einsteiger interessant, da sich auf dem ausgereiften Rahmen als Plattform wunderbar aufbauen lässt. Mit einigen kleinen Veränderungen an der Ausstattung erhält man somit schnell einen leichten und vor allem soliden Alleskönner. Trotz Abzügen bei einigen Ausstattungsteilen und dem recht hohen Gewicht stellte das Swoop 7.0 unter Beweis, dass auch ein Bike mit 180 mm Federweg voll alltagstauglich ist und auch den Weg zum Trail ohne Liftunterstützung nicht zu scheuen braucht.

Pro:

  • Fahrspaß
  • gute Geometrie / agil
  • satter Hinterbau
  • liegt gut in der Luft
  • erstaunlich gut bergauf
  • Preis-/Leistungs-Verhältnis

Contra:

  • schlechte Bremsen
  • Gabel ohne extern einstellbare Druckstufe
  • Reifen
  • nicht das Leichteste
  • Beschichtungsqualität am Hinterbau


# Gardasee-Testsession: mehr dazu in diesem Artikel! 

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Technische Informationen

Highlights

  • Einsteigermodell für 1.999 Euro
  • solide Ausstattung mit Shimano SLX-Antrieb
  • 175 mm Federweg, Viergelenker
  • Einsatzbereich: Bike Park und Freeride, aber auch Enduro

Geometrie [bei Größe „M“]

  • Reach: 417 mm
  • Sattelrohrlänge: 450 mm
  • Lenkwinkel: 66°
  • Sitzwinkel: 74 °
  • Hinterbaulänge: 436 mm
  • Radstand: 1172 mm

Aufbau/Ausstattung

  • Rahmen: Radon Swoop – 175 mm Fw.
  • Dämpfer: Fox Van RC // 216×63,5 mm
  • Gabel: Fox 36 Van R – 180 mm Fw.
  • Steuersatz: FSA Orbit
  • Vorbau: Easton Havoc
  • Lenker: Syntace Vector
  • Bremsen: Magura MTC 203/180mm
  • Schalthebel: Shimano SLX 2×10
  • Schaltwerk: Shimano SLX Trail Shadow Plus 10-fach
  • Umwerfer: Shimano SLX 2-fach
  • Kurbeln: Race Face Respond, 170 mm
  • Kettenführung: MRP LRP – ISCG 03
  • Laufräder: Sun Jumping Flea mit Sun EQ 31 Felgen
  • Reifen: Schwalbe Big Betty 2.4
  • Sattelstütze: Rock Shox Reverb – 31,6 x 420 mm
  • Preis: 1.999 Euro
  • Gewicht: 15,9 kg ohne Pedale

Swoop in freier Wildbahn
# Swoop in freier Wildbahn

Schaltzentrale
# Schaltzentrale

Umwerferbefestigung des Swoop
# Umwerferbefestigung des Swoop

Lenkzentrale und Steuerrohr
# Lenkzentrale und Steuerrohr

Kettenstrebe und Ausfallende: ein echter Viergelenker
# Kettenstrebe und Ausfallende: ein echter Viergelenker

Gardasee
# Gardasee

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Weitere Informationen

  • Redaktion: Maxi Dickerhoff
  • Bilder: Christoph Bayer
  • Testfahrer: Christoph Bayer, Markus Bihler, Marco Bühler & Maxi Dickerhoff
  • MTB-News.de

//Radon Bikes: Website – radon-bikes.de

  1. benutzerbild

    ufp

    dabei seit 12/2003

    Probier es mal in der Praxis aus. Du wirst überrascht sein. smilie

    Leichtgängigkeit der Naben und Geometrie des Rahmens sind für Beschleunigung und Spritzigkeit wichtiger als das reine Gewicht.
    Es gibt Berechnungen, wo die Leicht- oder Schwergängigkeit der Nabe, einen Leistungsverlust von weit unter 1% ausmacht.

    Merken tust du es, wenn du das Rad am (Zentrier-)Ständer/in der Hand drehst und das eine Laufrad X Sekunden länger läuft.
    Ansonsten kann man ein gut geschmiertes oder von einem Keramik Lager von einem schlechten kaum unterscheiden smilie.
  2. benutzerbild

    DerFalke

    dabei seit 07/2012

    Gefühlt waren es mehr als 1%. smilie

  3. benutzerbild

    xTr3Me

    dabei seit 06/2010

    Tja wenn man alles Gefühlte aufaddiert, dann landet man irgendwo bei gefühlten 1000% bis 2000% smilie

  4. benutzerbild

    DerFalke

    dabei seit 07/2012

    So SEHR ignoriere ich die Realität dann nun auch wieder nicht... smilie

  5. benutzerbild

    Buchse__

    dabei seit 01/2007

    hat denn einer einen Tipp, welcher Laufradsatz weniger wiegt.
    Das Vorderrad mit 1000g finde ich eigentlich relativ leicht.
    Ein Mavic Crossmax SX ist jetzt nicht bei weitem leichter. Vermute gerade mal 130g.

    Achja, ist der Hinterrad Achsstandard X12x142mm ???

    Greetz
    Julian

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