Nox Cycles aus Berlin stehen seit Jahren für auffällige Farben und interessante Gravity – Bikes. Zu einem der ersten Modelle gehörte ein recht aufwendiger Downhiller, der in seiner letzten Evolutionsstufe auf den Namen Startrack DH 8.7. hört. Auf der letzten Eurobike stellte man das Phoenix D4X, ein Carbon Dirt- und Fourcross – Bike vor. Die gesamte Entwicklung, Design und den Vertrieb übernimmt die Berliner Firma Hawk Bike Sales GmbH. Wir haben mit dem Flux ED den Alleskönner aus der Kollektion im Test gehabt.
Aus dem Karton
Ein funkelnder Anblick eröffnet sich unseren Augen, als wir das Nox aus dem Karton gehoben haben. Nicht nur der Rahmen, auch Vorbau und Lenker aus dem Hause Nox kommen in glänzendem Chromlook daher. Dazu gibt es sonnen-gelbe Aufkleber, einen silbernen Troy Lee Design Sattel, graue Mavic Crossmax SX Laufräder sowie Rock Shox Federung und Sram Schaltung.
Die Ausstattung unseres Testbikes entspricht an sich der Pro-Version, nur der Laufradsatz stammt aus dem teureren Team. Funktionell dürfte der Unterschied aber nicht allzu groß sein, weshalb unser Urteil für das Flux ED in der Pro Ausstattung gilt. Wer in das „Team“ investiert, erhält dafür eine hochwertigere Rock Shox Revelation RCT3, Hammerschmidt Getriebekurbel, sowie eine fast komplette SRAM X0 Gruppe, die das Gesamtgewicht deutlich drücken, den erwähnten Laufradsatz und leichtere Komponenten.
Die Komponenten der Pro – Ausstattung (Preis 2799,- EUR) dürften dafür verantwortlich sein, dass das Gesamtgewicht mit 14,5kg im Mittelfeld liegt. Bei einem Rahmengwicht von 2950g (o.D.) sollte aber, insbesondere in der teuren Team – Variante eine „13“vor dem Komma stehen. In Zeiten der Federwegsüberschwemmung wird sich der ein oder andere dann aber doch über so „viel“ Gewicht bei „nur“ 130/150mm Federweg beschweren, zu unrecht, wie wir noch feststellen werden.
Auf dem Trail
Ein Enduro mit 150 oder gar nur 130mm Federweg, macht das Sinn? Nox selbst kommentiert das Konzept so: „Weniger ist manchmal mehr. So spendierten wir unserem Erfolgsmodell eine Federwegsverstellung von 150mm / 130mm, um seinem Fahrer auf engen Trails ein noch direkteres Fahrgefühl zu bieten.“ Was andere Hersteller als AllMountain oder LongTravel XC-Bike deklarieren würden, nennt Nox Enduro, woran liegt’s?
Wir begeben uns zunächst auf den Uphill, fahren die Reverb-Stütze aus dem durchgängigen Sitzrohr und finden uns in einer sportlich komfortablen Sitzposition wieder. Der gut breite Lenker und der kurze Vorbau machen klar, dass man hier auf einem Enduro sitzt, dank des eher langen Hauptrahmens bringt man aber gut Druck auf die Pedale. Lässt man den Rock Shox Monarch Plus am Heck ganz offen, so ist leichtes Wippen zu verspüren, per zweistufiger Druckstufen-Plattform kann man aber quasi-Ruhe und komplette Ruhe erzeugen. Die Rock Shox Sektor an der Front ist nicht absenkbar, doch dank der ausgewogenen Geometrie mit steilem Sitzwinkel (74°) hatten wir nie das Gefühl, so etwas zu vermissen.
Gas geben geht auch bergauf – aber nicht ganz von selbst.
Trotz dieser guten Voraussetzungen für zackige Uphills fliegt man mit dem Nox den Berg nicht hinauf, Gewicht und grobstollige, großvolumige Reifen (nicht schlauchlos montiert, günstige Performance-Gummimischung) sorgen dafür, dass man sich wirklich „Enduro“ fühlt: Man kommt jeden Anstieg rauf, aber eben nicht in Bestzeit – doch das will ein solches Bike ja auch gar nicht.
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Bleibt man in der Ebene, findet man mit dem Nox nicht nur einen guten, sondern einen sehr guten Begleiter für Trails. Egal ob im Stehen oder im Sitzen pedalierend, die Federelemente schlucken, wenn Wurzeln oder Steine es erfordern, und bleiben ansonsten angenehm ruhig – so soll es sein. Hier freut uns das Konzept von „Qualität statt Quantität“ – statt im Federweg zu verrauschen gibt das Fahrwerk gut Feedback, an kleinen Kanten und Wurzeln lässt es sich leicht abspringen und ein Grinsen ins Gesicht verpassen.
In solchem Terrain ist die Teleskopstütze natürlich ein Segen, einziger Haken: Der Flux-Rahmen weist noch keine Zugführung dafür auf, die Leitung ist mit Kabelbindern fixiert und egal, wie wir die Leitung gedreht oder hingeschoben haben, fast immer knickte sie im eingefahrenen Zustand ungünstig ab, das macht sie nicht lange mit, genau so wenig wie der Lack am Sitzrohr der Leitung lange widersteht, da sollten schnell ein paar Zughalter hin. Die Jungs von NOX versicherten uns aber, dass dieses Problem durch eine anschraubbare Zugführung mit der nächsten Produktion gelöst sei. Gut so!
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In der Abfahrt macht das weniger Probleme, der Sattel bleibt unten, die Leitung so gelegt, dass sie nicht beim Einfedern an den Hinterreifen stößt, und dann geht es los. Schnell bemerkbar machen sich die flachen 67° Lenkwinkel, mit einer ebenfalls kompatiblen 160er Gabel lassen sich auch 66.5° und weniger erreichen. Lenkwinkel kombiniert mit sportlicher Hauptrahmenlänge ergibt genügend Laufruhe, gleichzeitig bewirken die 429mm kurzen Kettenstreben am Heck, dass das Bike nicht träge wird. Man sitzt zentral auf dem Bike, weder das Vorder- noch das Hinterrad neigen zum Wegrutschen.
Wird der Trail gröber, zeigen die Rock Shox Federelemente, was sie können: Die Sektor RL konnte uns quasi restlos überzeugen, nur bei ganz dicken Einschlägen würde man sich etwas mehr Highspeed-Druckstufe oder Bottom-Out Schutz wünschen, davon abgesehen wirklich eine überzeugende Performance. Sie scheint für AM / Enduro-Fahrer das zu sein, was die Rock Shox Domain für Freerider ist: Eine gute Gabel mit ausgezeichnetem Preis-Leistungsverhältnis. Ob schwere Fahrer sich über mangelnde Steifigkeit beschweren würden? Bei 75kg absolut problemlos, bei 100kg je nach Präferenzen vielleicht, aber sie Sektor ist keine labile Gabel.
Und am Heck? Der Monarch Plus RC3 ist kein Einsteigerdämpfer. Das kombiniert mit einer großen Einbaulänge (222mm) und dem daraus resultierenden niedrigen Übersetzungsverhältnis ergeben tatsächlich Qualität statt Quantität, der Hinterbau funktionierte in der 150mm Position so gut, dass wir die 130 gar nicht ausprobiert haben, vermutlich wäre der Dämpfungsgrad dann aber wirklich am oberen Limit, selbst wenn man das Minimum einstellt.
Bei größeren Drops (>1.5m) mit flacher Landung kann man Hinterbau und Gabel natürlich zum Durchschlagen bringen – doch lieber das als nicht genutzten Federweg umher zu kutschieren. Der Rahmen wirkt auf jeden Fall robust genug, um auch solche Späße öfter mit zu machen. Der am Testrad verbaute Mavic Laufradsatz punktet durch den fein gerasterten Freilauf und sein geringes Gewicht, der Reifenwechsel ist auf der Tubeless-Felge allerdings genau so ärgerlich wie die seltenen Alu-Speichen, was bei so einem Rad, das auch mal ein Enduro-Rennen sehen dürfte, ein Argument sein könnte. Serienmäßig besteht dieses Problem beim günstigeren Bike nicht.
Die innenverlegten Züge sorgen natürlich für einen sauberen, aufgeräumten Eindruck, eine enge Dichtung zumindest am Steuerrohr würde aber auch noch dafür sorgen, dass sie leiser sind und sich die Schlaufe für den Umwerfer nicht von selbst vergrößern könnte. Ansonsten ist der Rahmen zeitgemäß und kompatibel ausgelegt: Tapered Steuerrohr, 73mm Innenlager, 12X135mm Maxle Steckachse, ISCG `05 – Aufnahme und sogar für einen Flaschenhalter ist noch Platz.
Merkmale:
• Rahmenmaterial Alu EN-AW 7005 T6 Double Butted
• zwei Ausführungen Team und Pro
• Dämpfer Rock Shox Monarch Plus
• Federweg 150mm / 130mm einstellbar
• Hinterbaubreite 135mm incl. SRAM`s MAXLE Steckachsensystem
• Nadellagerung und Gleitlager
• ISCG 05 Kettenführungsbefestigung
• Tapered Steuerrohr
• Farbe: Melon / Black (Team) oder high polished (Pro)
• Größen: S, M, L
• Testgröße: M (17″) – bei 175 – 185cm die richtige Wahl
• Preis: Rahmen inkl. Dämpfer 1699€,
• Komplettbike: Pro Ausstattung 2799 €, Team Ausstattung 3999 €
• www.noxcycles.com
Nox Flux ED / Drift HD von nuts auf MTB-News.de
Fazit:
Wir hatten viel Spaß mit dem Nox Flux ED 5.9 – das liegt an der klasse Geometrie und dem aufgehenden Federungskonzept. Mit einer Zugführung für Teleskopstützen fiele es uns schwer, noch etwas daran auszusetzen. Trotz „nur“ 150mm Federweg vorne und hinten ist es ein echtes Enduro, mit dem Mountainbiker, denen es um Spaß und nicht um Bestzeiten bergauf geht, viel Freude haben dürften. Wer die etwas teurere Team-Ausstattung kauft, spart gut Gewicht und dürfte dadurch vor allem bergauf besser Tempo machen können.
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Bilder: Tobias / Stefanus Stahl. Fahrer: Stefanus Stahl / Flo Maret