MTB-News.de


Fahrbericht – Chris Diamond Bicycles 29-Carat

Der nächste 29er-Rahmen, das nächste Hardtail und das nächste Bike aus Stahl. Fast fühlt es sich an, als ob hinter dieser Kette eine Logik stecken müsste, denn nach den letzten Erfahrungen mit dem 2SoulsCycles Quarterhorse ist das Chris Diamond Bicycles 29-Carat schon das zweite 29″ Stahlhardtail, das wir in den letzten Monaten mit auf die Trails genommen haben. Ob hier schon ein Trend vorliegt bleibt abzuwarten – rein optisch ist die Kombination aus dünnen Stahlrohren und großen 29″ Rädern jedoch hier wie da als ansprechend einzustufen.

Wer ist Chris Diamond?
Die Firma Chris Diamond Bicycles ist 2008 in Basel gegründet worden und will nach eigenen Angaben höchste Qualität mit frischen Konzepten und einer Prise Rock’n’Roll verbinden. Dazu werden die Rahmen in Handarbeit in Deutschland und der Schweiz gefertigt; die Endmontage findet in jedem Fall in Basel statt.

Inhaber Christoph Marti selbst über seinen Anspruch

Vollständigen Artikel lesen …

„Die Rahmen werden von Hand gefertigt, nach unseren speziellen Vorgaben. Wir achten bei Allem peinlich genau darauf, dass es nicht nur technisch, sondern auch optisch einen Meilenstein setzt.“

Bleibt nur die Frage: Haben wir hier einen Meilenstein vor uns?

Ausstattung

Geometrie

Preise

Im Stand
Einfach, gerade klar – das Chris Diamond Bicycles 29-Carat wirkt schon im Stand klassisch elegant und verzichtet auf komplizierte Formen, aufdringliche Logos und sonstige Entgleisungen hektischen Designs. Stattdessen gibt sich das Rad so schlicht, wie es der Werkstoff Stahl gebietet. Und auch von Rock’n’roll haben wir nicht viel finden können. Mit Ausnahme der Kettenstreben und dem getapertem Steuerrohr sind alle Rohre schlank und gerade. Die Kettenstreben sind jedoch besonders verstärkt ausgeführt um einen steifen Rahmen zu realisieren. Die Steifigkeit des Hinterbaus soll zusätzlich durch die breit abgestützten Sitzstreben erhöht werden. Optisch sind hier die Macher ein wenig über’s Ziel hinaus geschossen – die Abstützung ist so breit, dass sie sich nicht mehr homogen in das Design des Rahmens eingliedert.

Abseits dieses kleinen Pferdefußes steht das Bike jedoch stimmig auf seinen großen Rädern. Die Kompontenten sind angenehm dezent ausgewählt und außer einigen roten Eloxal-Details wirkt das Bike ruhig und aufgeräumt.

Ansprechend ist auf der Qualitätseindruck des Rades: Die Verarbeitung des Rahmens lässt keine Wünsche offen und zeugt davon, dass hier für den durchaus hohe Preis von 1490€ nicht am falschen Ende gespart wurde. Ein besonders schönes Detail des Rahmens ist das Ausfallende, das die Schreibenbremsaufnahme direkt in die Kettenstreben integiert. Diese Lösung an sich ist nicht neu doch in Kombination mit den schlanken Stahlstreben und der feinen Fertigung macht sie optisch einiges her.

Auf dem Trail
Also nichts wie drauf auf das Rad und ab auf den Trail. Bereits auf den ersten Metern beweist das 29-Carat klassische 29er-Tugenden und verwöhnt mit toller Traktion, viel Laufruhe und feinem Überrollverhalten. Gleichfalls fällt jedoch auf, dass der Laufradsatz nicht gerade zu den leichtesten gehört und somit eine nicht wirklich zum Fahrverhalten passende Trägheit an den Tag legt. Hier könnte mit wenig Aufwand viel verbessert werden, wenn ein leichterer Laufradsatz zum Einsatz kommen würde. Dennoch ist das Rad mit 12,1kg (inklusive 436g Pedalen) durchaus kein Schwergewicht und überzeugt mit guten Klettereigenschaften. Unterstützt werden diese von den großen Laufrädern und den dadurch bedingt leicht verlängerten Kettenstreben gegenüber einem 26″ Laufrad.

In Rahmengröße L ist das Rad wie erwartet auf der eher langen Seite gewesen und aus diesem Grund auch nicht ausgesprochen verspielt. Mit diesem Setup ist das Chris Diamond Bike eher ein gemütlicher Tourer mit elegantem Stil, der sich willig und mit bester Traktion durch Kurven bewegen lässt, den Ausflug auf extreme Strecken wie den Pumptrack aber nicht unbedingt zur Lieblingsbeschäftigung erklärt. Dennoch haben wir den Pumptrack-Test mit in die Runde des 29-Carat eingebaut, um hier ein wenig mehr über das Bike zu erfahren. Auffällig war einerseits die gute Antrittsteifkeit des Stahlrahmens mit großvolumig ausgeführten Kettenstreben, andererseits ein sehr gutmütiges Lenkverhalten in Kurven. In Kombination mit den großen Rädern liefert der ca. 70° steile Lenkwinkel ein stimmiges Handling ab, das jedoch stets auf der sicheren Seite bleibt. Sportliche Fahrer werden sich hier mehr Aggressivität wünschen und sollten entweder eine der kleineren Rahmengrößen ausprobieren oder eine andere Bike Klasse anvisieren. Die eigentliche Zielgruppe dieses Rahmens sollte sich davon jedoch nicht abschrecken lassen.

Überzeugen kann so die Komponentenauswahl abseits des Laufradsatzes und des ein wenig zu schmalen und zu geraden Lenkers von Crank Brothers. Vor allem die 2012er Shimano XT Gruppe beeindruckt mit kräftigen Scheibenbremsen und gewohnt leichtgängig-schneller Schaltfunktion. Einen gesonderten Bericht mit mehr Details zur Gruppe werden wir euch in Kürze liefern. Ob in der Summe der Teile der Preis von 3790€ gerechtfertigt ist, muss dennoch jeder selbst entscheiden. Schließlich lassen sich die 2300€, die von Chris Diamond für die Komponenten abgerufen werden, theoretisch auch nach eigenen Vorlieben in andere Teile investieren.

Fazit
Das Chris Diamond 29-Carat ist nicht gerade ein Schnäppchen aber für Biker, die gerne ein wirklich exklusives Rad mit dennoch standesgemäßen Fahrleistungen aus heimischer Fertigung suchen, könnte es die Waffe der Wahl sein. Der Rahmen überzeugt mit kleinen, schönen Details und guten Steifigkeitswerten und wird im Komplettrad zu einem schlichten Begleiter auf langen Touren.

Bildergalerie zum Chris Diamond Bicycles 29-Carat

Bilder von Tobias Stahl und Fabian Baretzky

Weitere Informationen auf www.chrisdiamond.ch

Die mobile Version verlassen