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66sick Espacio Libre – ein Sattel der etwas anderen Art

Was muss ein Sattel können? Für die einen lässt sich hier viel Gewicht sparen, für die anderen soll er gut aussehen, aber im Grunde ist das wichtigste: Man muss bequem drauf sitzen können. Für alle, die gern mal am Limit unterwegs sind, ist auch Sturzpolsterung nicht zu verachten, dazu ein stabiles Gestell, damit das Teil lange Freude macht.


# Wrestling ist nicht jedermann’s Sache – bequem sitzen schon.

Mit etwa dieser Check-Liste im Hinterkopf haben wir in letzter Zeit Kilometer auf dem 66Sick Espacio Libre gesammelt, einem wahrhaftig außergewöhnlichen Sattel. Sascha Meyenborg, Slalom-Racer erster Stunde, hat die Marke mit folgender Idee ins Leben gerufen: „66sick, lässig verrückt und gesund!  Ein gesunder Fahrradsattel muss nicht uncool sein. Mit 66sick haben wir Ergonomie mit Style kombiniert und nach medizinischen Gesichtspunkten einen Fahrradsattel für die ganz großen Jungs ins Leben gerufen.“


# Espacio-Libre – Bunt & Ergonomisch

„Espacio Libre“ – das steht für Freiraum in mehrerlei Hinsicht und kombiniert geschickt bekanntes zu einem neuen Produkt. Bunte Sättel gab es schon, stabile oder ergonomische auch, aber die Kombination muss man schon suchen: Ergonomisch korrekte Sättel sehen oft leider auch stark danach aus, auf den stylischen Sätteln hält man es hingegen auch mit viel Motivation oft nicht lange aus.


# Espacio-Libre Vermessungskit. Draufsetzen, abmessen, richtig bestellen.

Insofern hat dieses neue Produkt definitiv seine Nische – doch auch sonst läuft beim Kauf eines 66sick Sattels einiges anders als man es vielleicht kennt:

  1. Zuerst bestellt man eine Testpappe oder improvisiert mit Wellpappe – die 66Sick-Pappe kostet etwas, der Preis wird jedoch auf den Sattelkauf angerechnet, insofern ist dieser Service gratis.
  2. Ist die Pappe geliefert, heißt es: Platznehmen, Abdruck messen und je nach Fahrposition (Aufrecht, gemäßigt, flach) einen vorgegebenen Wert addieren, mit dem ermittelten Wert für den Sitzknochenabstand bestellt man dann den passenden Sattel.
  3. Ab dann darf man den Sattel 4 Wochen testen, wenn er nicht passt nimmt 66sick ihn zurück!

Auf diese Art und Weise wird bestmögliche Passform gewährleistet, ohne dass der Kunde zu einem besonderen Händler muss oder große Kosten trägt, durch die 4-Wöchige Rückgabefrist wird das Risiko minimiert, ein nicht passendes Produkt zu kaufen – das gibt schon mal ein gutes Gefühl.


# Espacio Libre – Gesundes Produkt mit coolem Anstrich.

Bleibt die Frage: Wie macht sich das außergewöhnliche Design mit stufenförmigem Sattelprofil im Alltag bemerkbar?

Schon im ersten Moment stellt man fest, dass nur die Sitzknochen mit der bequem gepolsterten, aber nicht zu weichen hinteren Fläche des Sattels in Kontakt kommen. Der Dammbereich bleibt unbelastet, selbst wenn man sich in eine nach vorn geneigte Position begibt. Auch wenn Sascha davon abrät, sich an Tag 1 auf über 5h Touren zu begeben, weil sich die Sitzknochen erst an den neuen Sattel gewöhnen müssen, hat sich schnell Fahrkomfort eingestellt, egal ob mit oder ohne Sitzpolster, das Teil ist einfach bequem. Auch an das Gefühl, „immer eine Hand breit Luft unter dem Kiel“ zu haben, kann man sich bestens gewöhnen.

Das Ergonomie-Konzept geht voll auf: Beim Pedalieren braucht es nur den hinteren Bereich, vorne wird entlastet. In Kurven kann man dank der Sattelnase schön Druck machen und das Rad über den Sattel lenken, und bergauf sorgt die eingebaute Stufe dafür, dass man bequem in einer nach vorn gerückten Position bleibt, ohne nach hinten vom Sattel rutschen zu können.


# Der Damm-/Genitalbereich wird offensichtlich entlastet.

Der kritische Leser fragt sich wohl, wie ein junges Unternehmen einen der Anatomie angepassten Sattel bauen kann, ein Unterfangen, welches sicher viel Erfahrung braucht. Die einfache Antwort: Für das Knowhow in Sachen Passform hat man sich von den  Spezialisten bei SQ-Lab  unter die Arme greifen lassen. Sie haben dafür gesorgt, dass das gesamte Konzept aus Gestell, kohlefaserverstärkter Schale und Polsterung die richtige Härte und die richtigen Maße hat.


Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Auch die restlichen Details passen sehr gut: Der robuste Kevlar-Bezug an Seiten und Heck, die Beschichtung des Chromoly-Gestells, die sehr saubere Verarbeitung – an diesem Sattel dürfte man lange Freude haben.  KnowHow, hochwertige Materialien und zwei verschiedene Größen tragen ihren Teil zum Preis von 99€ bei. Das ist in Anbetracht davon, was Leichtbau-Sättel und andere ähnlich durchdachte Teile kosten, kein außergewöhnlich hoher, aber natürlich auch kein niedriger Preis.


# Hohes Sitzprofil hinten, die flache, lange Nase erlaubt trotzdem das mit den Oberschenkeln zu lenken..

Das Gewicht von 270g (nachgewogen) sollte übrigens niemanden abschrecken – den direkten Vergleich zu einem 135g Sattel merkt kein Mensch, den Gewinn an Komfort und Schutz im Falle eines Falles hingegen jeder; Wir haben jedenfalls selten einen Sattel gefahren, auf dem man es so lang so gut aushält. Und optisch: Wer es nicht ganz so bunt mag, wartet einfach noch ein bisschen – Gerüchten zufolge ist das was in Arbeit.

Online bestellen kann man Sattel & Vermessungskit über die Homepage, auf der Eurobike werden die Teile am Stand von SQ Lab ausgestellt und können dort natürlich auch live begutachtet werden.

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