Montag morgens nach dem Rennen in Corral löffle ich apathisch mein Frühstück, durch die Erschöpfung des anstrengenden Rennens habe ich kaum geschlafen. Als Caro zu Tisch kommt, weiß ich sofort Bescheid, ich bin damit nicht alleine… Wir können es uns noch kaum vorstellen, dass wir in nur drei Tagen die nächste Startnummer an den Lenker schrauben werden.
Stage 6 EWS Bariloche mit Anita Gehrig von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Aber schon Donnerstag früh stehen wir mit eisig kalten Fingern am Start zum Training der ersten Stage. Der erste Fahrer, den wir in der obersten Fellspassage beobachten, fliegt schon unsanft über den Lenker ab – nicht gerade der ideale Tagesstart. Wir haben zwar bereits gehört, dass es irrsinnig staubig sein soll, aber die erste Abfahrt lässt uns schon erahnen was auf uns zukommen wird: tiefe Rillen, ständig wechselnde Streckenverhältnisse und Staub, so weit das Auge reicht!
Im Verlaufe des ersten Trainingstages wird Caro immer übermütiger, ihre Freude an den Strecken bringt sie ständig mit irgendwelchen Ausrufen zum Ausdruck. Ich bin erstaunt wie gut sie mit den Bedingungen klar kommt, immer wieder ruft sie von hinten: „Einfach laufen lassen, das hält schon.“ – ich fahre ihr offensichtlich zu langsam! Meinen Frust muss ich mit lautem Fluchen freilaufen lassen und bin froh, als der erste Trainingstag Geschichte ist. Am Abend bereden wir uns mit unseren Teamkollegen Gary und Robin. Diese raten uns, die Gabel auf 180 mm umzubauen und den Vorbau höher als sonst zu legen, damit wir in dem tiefen braunen „POWPOW“ etwas mehr Kontrolle haben. Die Umbauten sind Balsam für mein angeschlagenes Ego und verhelfen mir dazu am zweiten Tag dazu, endlich besser mit den Tracks klar zu kommen.
Am ersten Renntag starten wir erst kurz vor Mittag, es erwarten uns 22 Kilometer Renndistanz mit knapp 1’000 Höhenmetern und 1’300 Tiefenmetern. Caro startet voller Selbstvertrauen in den Tag und bringt einen sauberen ersten Run runter, ich bin mich noch am Finden… Zum ersten Zeitcheck nach zwei Stages befinden wir uns in der gleichen Sekunde, Zwillinge halt! Auf die letzte Stage des ersten Tages freuen wir uns besonders, denn diese startet am höchsten Punkt des Rennens und führt uns im obersten Teil über loses Schiefergestein. Für uns Kinder der Alpen ein bekannter Untergrund, auf dem wir voll am Gas drehen. Auch die loose Waldpassage gelingt super und ich fahre bald in den Staub der vorher gestarteten Fahrerin hinein. Ein lauter Knall reißt mich aus meinem Film und kurz darauf ist mein Reifen platt. Mit der CO2- Patrone kann ich den Platten nicht beheben und es bleibt mir nichts anderes übrig als auf der Felge runter zu holpern, zu meinem Glück ist der Boden so tief staubig, dass der Grip gar nicht mal so schlecht ist. Ich bin schwer enttäuscht, doch erfahre im Ziel das Caro auf dem hervorragenden 6. Zwischenrang liegt und freue mich mit ihr!
Am zweiten Renntag stehen 28 Kilometer, 1200 Höhenmeter und 1500 Tiefenmeter auf dem Programm. Caro steckt sich hohe Ziele dafür, verliert in der ersten Stage des Tages etwas die im Staub dringend benötigte Lockerheit und stürzt prompt zwei Mal. Im Verlaufe des Tages fängt sie sich aber wieder auf und beendet ihren wilden Ritt auf einem karrierebesten 7. Rang. Ich kann mich trotz Defekt noch auf den 11. Platz retten, immerhin mit einigen guten Stage-Resultaten. Insgesamt sind wir mit unserem Saisonauftakt super zufrieden und können es nun kaum erwarten, die nun schneefreien Trails bei uns zuhause in Flims zu fahren.
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