Evoc Neo 16l im Test: Zum zehnten Geburtstag spendieren sich die Münchener mit dem Neo einen neuen Rucksack, der technologisch eine neue Richtung einschlägt. Das „Airshield“ genannte Rückensystem soll nicht nur den Schutz des Fahrers in Form eines Rückenprotektors sicherstellen, sondern auch im Bezug auf Belüftung und Beweglichkeit ein neues Kapitel aufschlagen. Das weckt große Erwartungen, die wir im intensiven Test auf die Probe gestellt haben. So ging es für den Evoc Neo direkt aus der Messehalle auf den Trail – wie er sich in der Praxis geschlagen hat, erfahrt ihr in unserem Rucksack-Test!
Steckbrief: Evoc Neo 16l
Der Evoc Neo 16l ist ein Mountainbike-Rucksack, der für eine Vielzahl an Einsatzbereichen von Tagestouren über Bike-Park-Ausflüge und Enduro-Runden geeignet sein soll. Das Volumen fällt mit 16 Litern mittelgroß aus und sollte den meisten Fahrern für die in unseren Breiten üblichen Touren ausreichen. Als Highlight kommuniziert Evoc den neuen Airshield-Rückenprotektor, der ein Höchstmaß an Sicherheit mit sehr gutem Tragekomfort kombinieren soll. Im Fokus hat Evoc hier insbesondere Enduro-Rennfahrer mit einem sehr aktiven Fahrstil. Sie sollen von festem Sitz am Rücken bei gleichzeitig hoher Flexibilität und ausgeprägter Belüftung profitieren – ebenso wie wohl auch jeder normale Mountainbiker. Der neue Evoc Neo 16l soll in zwei Größen (S/M, L/XL) und zwei Farben ab Frühjahr 2019 verfügbar sein.
- AIRSHIELD Rückenprotektortechnologie mit 360° Belüftung, CE 1621-2, TUV/GS-zertifiziert
- Kostenloses Crash Replacement
- verstellbare Position des Hüftgurtes
- Lieferumfang Rucksack, Regenhülle
- Material Taslan (Nylon), Polygiene ®, AIROFLEX, Nanotech-Elastomer Rückenprotektor
- Volumen 16 Liter
- Abmessungen 27 x 52 x 11 cm
- Gewicht 1.580 g (inkl. Regencover, ohne Trinkblase)
- Farben Gold / Carbon Grey
- Größen S/M (155 – 180 cm / Torsolänge: 41 – 48 cm), L/XL (180 – 200 cm / Torsolänge: 48 – 53 cm)
- Verfügbarkeit März 2019
- www.evocsports.com
Preis: 250 € (UVP) | Bikemarkt: EVOC Neo kaufen
Im Detail
Von der Rückseite aus betrachtet sticht am neuen Evoc Neo primär die neue Farbe ins Auge. Unser Testmuster hüllt sich in sauber verarbeitete Stoffe mit der neuen Farbe „gold“ – ich würde sie wohl eher Sand nennen. Wie dem auch sei: auf den ersten und auch den zweiten Blick findet sich am Neo alles, woran wir uns in den letzten Jahren gewöhnt haben. So finden sich die relevanten Taschen (2x Hüftgurt, 2x elastisch an der Seite, Brillenfach, Einsatz für Geldbeutel und Schlüssel) sowie die gelernte Fächereinteilung (Haupt-, Werkzeug- und Kartenfach). Gewohnt praktisch ist das Werkzeugfach mit elastischen Einsätzen und abgeschlossenen Innentaschen, die maßgeblich zur Ordnung im Rucksack beitragen.
Ebenfalls typisch Evoc: Die im Boden integrierte, teilreflektierende Regenhülle; eine gummierte Helmhalterung für Fullface- und Halbschalenhelme sowie ein Clip zur Befestigung eines Rücklichtes. Zum Standard gehört auch die im Hauptfach integrierte Tasche für die Trinkblase in Verbindung mit sauberer Schlauchführung und magnetischer Schlauchbefestigung. Bleibt nur die Frage, warum Evoc zum stolzen Neupreis von 250 € keine Trinkblase mitliefert.
Dreht man den Rucksack jedoch um, zeigt sich die eigentliche Neuigkeit des Neo auf den ersten Blick. Anstelle von flacher (und mehr schlecht als recht belüftender) Rückenpolsterung findet sich frei von außen sichtbar der relativ flache und flexible Airshield-Rückenprotektor. Dieser ist aus einem hochelastischen Nanotech-Elastomer gefertigt und bringt gegenüber den bekannten Liteshield-Protektoren von Evoc ein Mehrgewicht von satten 400 g mit sich. So ist der Evoc Neo ein schon in sich recht schwerer Rucksack, der deutlich über 1.500 g auf den Rücken bringt. Das Airshield-System ist TÜV/GS-geprüft und erfüllt die Norm CE EN 1621-2. Je nach Temperatur wird dabei Level 2 (unter 9 kN Restkraft) oder aber Level 1 (unter 18 kN Restkraft) erreicht.
Das gewählte Material soll sich elastisch verformen – so soll der Protektor multiple Einschläge verkraften können. Sollte er doch einmal dauerhaften Schaden nehmen (z.B. durch Risse), bietet Evoc ein kostenloses Crash-Replacement an. Neben dem Material ist die Positionierung eine wesentliche Neuerung im Vergleich zu anderen Evoc-Rucksäcken. Dadurch, dass der Protektor nicht mehr länger im Rucksack integriert ist, sondern direkt das Rückenteil bildet, liegt er direkt am Körper an und soll so besonders gut schützen. Darüber hinaus setzt EVOC das verwendete Elastomer gezielt ein, um die geforderte Bewegungsfreiheit mit großem offenen Querschnitt für die Belüftung zu kombinieren. So soll die offene Bauweise positiven Einfluss auf die Wärmeabfuhr haben. Gleichzeitig sollen die hellblauen Aufsätze aus weichem Gummi dafür sorgen, dass der Rucksack am Rücken auch bei dynamischen Fahrmanövern nicht verrutscht.
Unterstützt wird der feste Sitz des in zwei Größen verfügbaren Rucksacks am Rücken durch ein nahtloses Tragesystem aus antibakteriellem Polygiene-Material mit breitem Airoflex-Hüftgurt, der sich zusätzlich noch um gut fünf Zentimeter in der Höhe verstellen lässt. So will Evoc verschiedenen Fahrergrößen den jeweils bestmöglichen Sitz ermöglichen. Bei einer Größe von 177 cm bin ich den Neo in Größe S/M gefahren.
Was passt alles in den Evoc Neo 16l? In unserem Testbetrieb hat er nicht nur die übliche Tourenausstattung in Form von Werkzeug, Ersatzschlauch, Verpflegung, 3l Trinkblase, Windjacke, Geldbeutel und Smartphone schlucken müssen, sondern oft auch eine SONY A7 III mit zwei Objektiven. Insbesondere das häufig verwendete 70-200 mm Objektiv bringt den flachen Neo dabei an seine Grenzen – EVOC-typisch hilft die Höhe des Rucksacks jedoch beim geschickten Stapeln und der zu 3/4 umlaufende Reißverschluss unterstützt dabei, schnell Zugriff auch auf tief versteckte Inhalte zu erhalten.
Auf dem Trail
Über die gewohnten Gurte ist der Evoc Neo schnell an den Rücken angepasst und es geht mit voller Beladung auf die Trails der Knödeljagd in Gröden. Bereits beim Aufziehen zeigt sich, was es bedeutet, wenn direkt auf dem Jersey oder der Windjacke Gummi statt Stoff aufliegt: der Neo klebt geradezu am Rücken und lässt sich auch durch wilde Fahrmanöver kaum aus der einmal vorgegebenen Position bringen. Das ist erstklassig. Bislang bin ich noch keinen Rucksack dieser Größe mit entsprechender Beladung gefahren, der so sicher am Rücken gehalten hätte. Positiv zeigen sich dabei die weiche Gummierung, der relativ flexible Rückenprotektor sowie die besonders breiten Ansätze des Hüftgurtes. So wird die Last großflächig am Rücken verteilt aufgenommen. Gelungen! Darüber hinaus sind die großen Hüfttaschen während der Fahrt gut zu erreichen und nehmen beispielsweise auch große Smartphones auf.
Und wie schlägt sich die Belüftung? Hier hat Evoc tatsächlich nicht zu viel versprochen: Für einen Rucksack mit Rückenprotektor ist der Evoc Neo gut belüftet. So kann die Hitze zwischen den hellblauen Gummierungen des Protektors gut abgeführt werden und es bilden sich keine Hitzestaus. Im Vergleich zu einem leichten Cross-Country- oder sogar Wanderrucksack bleibt jedoch am Ende des Tages auch hier festzuhalten: Wenn etwas aus gutem Grund eng am Rücken anliegen muss, dann wird es darunter bei sportlicher Betätigung warm. Der Rückenprotektor, der mit dieser Logik bricht, muss auch nach dem Neo erst noch erfunden werden.
Ein kleiner Hinweis zum Schluss: Wer auf die Idee kommen sollte, den Evoc Neo als Wanderrucksack zu benutzen, der sei an dieser Stelle leicht gewarnt. Insbesondere um die Belüftung zu prüfen, habe ich eine ca. sechsstündige Wanderung mit dem Neo in Angriff genommen. In der Regel nutze ich meine Bike-Rucksäcke gerne zum Wandern, da sie gut sitzen und ich mit der Beladung bestens vertraut bin. Dabei konnte zunächst auch der Neo an sich überzeugen. Nach 800 hm Abstieg spürte ich jedoch deutlich, dass der an sich so positive Halt der hellblauen Gummierungen sich zunehmend mit meiner Haut anlegt und reibt. Ein Pullover schaffte akute Abhilfe, unangenehm ist es aber dennoch gewesen. Der Evoc Neo positioniert sich so eindeutig als Bike-Rucksack – auf dem Bike hatte ich im gesamten Testzeitraum keine derartigen Erlebnisse zu berichten.
Haltbarkeit
Last but not least: Die Haltbarkeit. Insbesondere bei einem Anschaffungspreis in Höhe von 250 € stehen höchste Erwartungen an die Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit des Evoc Neo im Raum. Die Verarbeitung an unserem Testmuster ist vorzüglich und zeigt in vielen Details wie beispielsweise der Anbindung der Schnappverschlüsse, dass Evoc die Hausaufgaben gemacht und Erfahrung gesammelt hat.
Gleichzeitig verspricht das neue, Taslan genannte Material für den Rucksack laut Evoc eine deutliche Verbesserung der Abriebfestigkeit und Dauerhaltbarkeit. Im Test zeigt es sich einfach in der Reinigung und unbeeindruckt von scharfkantigem Dolomit. Als besonders praktisch erweist sich jedoch, dass das Material wasserabweisend ist. So kann bei kleinen Regenschauern die Regenhülle guten Gewissens eingepackt bleiben – erst wenn es wirklich regnet, ist sie nach wie vor das Mittel der Wahl. Zu Testende zeigen sich so alle Schnallen, Reiß- und Klettverschlüsse in einwandfreiem Zustand.
Besonders hervorzuheben ist bei einem Protektorrucksack das Crash-Replacement. So bietet Evoc allen Kunden mit einem gebrochenen oder dauerhaft deformierten Airhshield-Protektor einen kostenlosen Austausch an. Voraussetzung ist hierfür eine Registrierung auf der Evoc-Website sowie eine Prüfung des eingeschickten Protektors durch Evoc.
Fazit – Evoc Neo 16l
Der Evoc Neo 16l läutet die nächste Generation von Protektorenrucksäcken ein: Den Münchenern gelingt es mit dem Jubiläumsmodell, die Belüftung und den Sitz des Rückenprotektors deutlich zu verbessern. In Kombination mit der sehr guten Verarbeitung und dem durchdachten Aufbau ist der Neo ein wirklich attraktiver Rucksack für abfahrtsorientierte Biker. Zum stolzen Preis von 250 € sollte aber zumindest die Trinkblase inklusive sein.
Pro / Contra
Pro
- Sehr guter Halt am Rücken, ohne zu verrutschen
- Für einen Rucksack mit gut sitzendem Rückenprotektor gute Belüftung
- Hochwertige Verarbeitung und durchdachte Details
Contra
- Sehr hoher Preis
- Keine Trinkblase im Preis enthalten
- Airshield-Rückenprotektor nur bedingt für den Off-Bike-Einsatz geeignet
Testablauf
Der Evoc Neo 16l begleitete uns vier Monate lang auf die verschiedensten Abenteuer. Das Testmuster wurde MTB-News.de von Evoc für den Test kostenfrei zur Verfügung gestellt. Von vielen Tagestouren bis zu Renneinsätzen bei der Knödeljagd oder der Hörnlijagd musste er sich beweisen. Dabei musste er regelmäßig auch als Kamerarucksack herhalten.
- Fahrstil
- Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben bei der Geometrie
- Mittellang und flach
Kann dich der neue Protektor überzeugen? Welche Punkte sind dir bei einem Enduro-Rucksack am wichtigsten?
116 Kommentare