Ramon Hunziker, 29-jähriger schweizer Freerider, ist dieses Jahr zum 3. Mal bei der Rampage dabei. Er ist seit einigen Jahren der einzige Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum. Auf dem RV Campingpark vor dem Red Bull Rampage-Gelände hat ihn unser Fotograf Hoshi Yoshida im Rahmen der diesjährigen Rampage ausgefragt, wie man ohne kanadischen Pass zur Weltspitze der Big Mountain Freerider gelangt.

MTB-News: Im deutschsprachigen Raum gibt es nicht so eine Big Mountain Freeride-Kultur wie in British Columbia/Kanada. Wie bist du darauf gekommen, Freerider zu werden?

Ramon Hunziker: Ich bin früher Downhill gefahren, auch auf Wettkampfniveau. Dann bin ich zum Dirt Jumpen gekommen und habe versucht die Skills, die man bei beiden Disziplinen braucht, zu kombinieren. Schnell abwärts fahren und springen zusammengenommen ergibt dann Big Mountain Freeriden.

In Kanada gibt es endlose Wälder, viel unbewohnte Fläche. Die Jungs können irgendwo rausfahren und ihre Lines und Sprünge in den Wald zimmern. Wie trainierst du in der Schweiz?

Ich fahre viel Dirt Jump und viel Downhill in den Bike Parks. Ich war in den letzten zwei Jahren viel unterwegs für Videoprojekte und habe verschiedene Freeride-Spots besucht. In meinen Ride the Alps Video-Blogs, einer 4-teiligen Serie, bin ich viel in der Schweiz unterwegs gewesen – als Vorbereitung auf die krassen Lines in Utah.

Kicker in der Ridge Line
# Kicker in der Ridge Line - Ramon Hunziker

Wie trainiert man den genau für die Rampage – man braucht ja eigentlich dieses spezielle Terrain und diesen Untergrund?

Die Bedingungen wie bei der Rampage gibt es in der Schweiz nicht. Es ist jedes Mal auf´s Neue eine Herausforderung, sich an die Bedingungen zu gewöhnen. Hauptsächlich dreht es sich darum sich überwinden zu können, krasse Lines und Sprünge zu bauen und diese zu fahren. Sich zu überwinden kann ich auch in der Schweiz trainieren. Wenn man oft genug große Sachen gefahren ist, kann man irgendwann recht gut einschätzen, was machbar ist und was nicht. Und jetzt nach dem dritten Mal bei der Rampage weiß man, was einen erwartet.

Kann man in der Schweiz legal Lines bauen, wenn man eine coole Location findet?

Bauen kann man in der Schweiz eher nicht. Für die Video Blog-Serie bin ich auch nur Freeride-Lines gefahren die vorhanden waren bzw. habe ich ausschließlich natürliche Gegebenheiten als Linie ausgewählt. Ridges (Kräten), Drops und Sprünge waren nicht geshaped, sondern naturgegeben. Bei uns in der Schweiz etwas bauen ist schon ziemlich heikel, daher spiele ich lieber mit dem Terrain, was vorhanden ist.

Schweizer Übungsgelände - Ramon Hunziker am Kicker. Foto: Hansueli Spitznagel
# Schweizer Übungsgelände - Ramon Hunziker am Kicker. Foto: Hansueli Spitznagel

Wo kommst du genau her aus der Schweiz?

Aus Thun, da wo auch jedes Jahr der Rocket Air Slopestyle stattfindet. Es gibt schon noch einige Trainingsmöglichkeiten, aber die Dimensionen der Rampage möchte man auch nicht jede Woche haben. Es reicht dann auch einmal im Jahr.

Was machst du im Winter?

Ich fahre ebenfalls viel Freeride – aber mit dem Ski. Es ist zwar nicht direkt vergleichbar, aber gewisse Dinge wie den Flow, die Airtime und die Gewöhnung an Fallhöhe kann man schon auch trainieren. Teilweise droppt man beim Freeride-Ski noch viel höhere Klippen hinunter.

Gehst du auch mal mit anderen Freeridern aus anderen Ländern trainieren?

In den letzten Jahren war ich immer mal 1-2 Monate im Ausland: in Neuseeland, Australien oder auch in Kalifornien. Da kann man sich gut auf die Saison vorbereiten. Aber auch in Europa gibt es Möglichkeiten, wie z.B. in Barcelona – im Bikepark La Poma.

Ramon am GoPro-Stepdown
# Ramon am GoPro-Stepdown

Das machst du dann hauptsächlich in der Off Season?

Ich fahre im Winter auch viel Motocross. Es ist für die Motivation auch mal ganz gut, was anderes zu machen. Ein vielseitiges Training aus verschiedenen Disziplinen ist für mich der Schlüssel. Ich kann mich trotzdem gut auf dem Rad fühlen, auch wenn ich mal eine Auszeit vom Biken genommen habe.

Bist du ein Voll-Profi? Kannst du vom Biken leben?

Nein, ich arbeite nebenher, nebenbei betreibe ich mit meinem Bruder eine Firma – wir sind die Flying Metal Crew. Wir bauen Strecken und organisieren Events. Vorher habe ich noch im Bikeshop meines Vater gearbeitet, aber seit diesem Sommer haben wir genug Aufträge, dass ich mich nun auf unser Unternehmen konzentrieren kann. Aber vom Bike allein kann ich nicht leben.

Aber so wie es sich anhört, kannst du das Biken sehr gut mit der Arbeit vereinbaren.

Ja, beide Seiten ergänzen sich sehr gut. Auf der einen Seite bringt mir mein medialer Auftritt als Sportler Aufträge für die Firma. Und wenn ich für Events Strecken baue oder in Bikeparks Veranstaltungen organisiere bin ich auch gleich als Athlet vor Ort. Es macht mir riesig Spaß wenn ich Strecken im Auftrag bauen und die dann gleich zum Testen auch selber fahren kann.

Hast du Tipps für den Freerider-Nachwuchs?

Vielseitig fahren, Spaß entwickeln, verschiedene Disziplinen fahren und verschiedene Fähigkeiten trainieren. Ich empfehle auch, nicht immer mit den krassesten Tricks oder Linien anzufangen. Lieber erstmal lernen, das Fahrrad ordentlich zu beherrschen. Ich würde auch immer viel mit Freunden fahren – und viel mit Leuten fahren, die besser sind – um von ihnen zu lernen.

Machst du Nachwuchsarbeit?

Ja, wir haben auch eine Bikeschule und organisieren die „Dirt Offsprings“ Dirtjump Contest-Serie, um den Nachwuchs Stück für Stück an internationales Niveau heranzuführen.

Ramon Hunziker
# Ramon Hunziker

Dann hoffe ich mal, dass die nordamerikanische Dominanz beim Big Mountain Freeride auch mal Abwechslung durch deutschsprachige Fahrer bekommt!

Fotos: Hoshi Yoshida, Roger Wegmann
  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Ramon Hunziker, 29-jähriger schweizer Freerider, ist dieses Jahr zum 3. Mal bei der Rampage dabei. Er ist seit einigen Jahren der einzige Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum. Auf dem RV Campingpark vor dem Red Bull Rampage-Gelände hat ihn unser Fotograf Hoshi Yoshida im Rahmen der diesjährigen Rampage ausgefragt, wie man ohne kanadischen Pass zur Weltspitze der Big Mountain Freerider gelangt.


    → Den vollständigen Artikel "Ramon Hunziker im Interview: Freeride made in Switzerland" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    Entspannter Kollege - immer wieder schön, wenn einer mit auf die größten Events kommt der nicht den "klassischen" Hintergrund inkl. Sponsoren hat!

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