Mit dem DT Swiss XMC 1200 Spline Laufradsatz hat der Schweizer Laufradexperte im vergangene Jahr ein neues High-End Laufrad vorgestellt, das auf einer leichten Carbon-Felge aufbaut und diese mit neu entwickelten Straightpull Naben kombiniert, um ein Gewicht von weniger als 1.400 g zu erreichen. Trotz so viel Leichtbau soll das in 27,5“ und 29“ verfügbare Laufrad robust genug sein, um auch an Enduro-Bikes seinen Dienst zuverlässig zu verrichten. Ob das gelingt, haben wir im Test auf die Probe gestellt.
Test: DT Swiss XMC 1200 Carbon
Kurz & knapp
Der DT Swiss XMC 1200 Spline Laufradsatz richtet sich mit einer leichten Carbon-Felge (hakenlos) und neu entwickelten Naben mit 36T Zahnscheibenfreilauf an alle, die bergauf und bergab ganz vorne mitfahren wollen. So bezeichnet DT den XMC 1200 Spline als „das ultimative Laufrad“, das sich „perfekt für jeden Trail (eignet)“. Das Gewicht startet mit 1.410 g (27,5“) beziehungsweise 1.495 g (29“). Der Preis beläuft sich auf 1.998 € für den Laufradsatz, das Systemgewicht (Fahrer + Fahrrad) ist beim XMC 1200 Spline auf 110 kg begrenzt.
Technische Daten
Hersteller | DT Swiss |
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Modell | XMC 1200 Spline |
Modelljahr | 2016 |
Kategorie | Laufradsatz |
Einsatzbereich | Cross Country / Trail / Enduro |
Gewichtsbeschränkung | 110 kg |
Durchmesser | 27,5" / 29" |
Felge | |
Material | Carbon |
Lochzahl | 28 |
Außenbreite | 31 mm |
Innenbreite | 24 mm |
Farbe | UD Carbon |
Naben | DT Swiss Spline Straight Pull |
Material | Aluminium |
Einbaubreiten | vorne: 15x100, Predictive Steering (RockShox RS-1, Boost110), Lefty hinten: 12x142, Boost148 |
Freilaufkörper | Shimano / SRAM XD |
Wirkprinzip | Zahnscheiben |
Rasterung | 36 Zähne / 10° |
Bremsaufnahme | Center Lock |
Farbe | schwarz |
Speichen | DT aerolite |
Material | Stahl |
Anzahl | 28 |
Einspeichung | 3-fach gekreuzt |
Nippel | DT Pro Lock Aluminium |
Farbe | schwarz |
Gewichte (Herstellerangaben) | |
Vorderrad | 640 g / 690 g |
Hinterrad | 770 g / 805 g |
Laufradsatz | 1.410 g / 1.495 g |
Preis | 1.998 € (UVP, Laufradsatz) |
Zum Lieferumfang der Laufräder gehört am Vorderrad ein Tubeless-Ventil und -Felgenband, eine Laufradtasche, ein Zentrierwerkzeug und ein Center Lock-Adapter für 6-Loch Bremsscheiben. Am Hinterrad liefert DT Swiss außerdem von Haus aus sowohl den konventionellen Freilaufkörper, als auch den speziellen SRAM XD Freilaufkörper mit, so dass das Laufrad problemlos umgerüstet werden kann.
In der Hand
Über viele Jahre hat sich DT Swiss zu Recht den Vorwurf anhören müssen, dass die Systemlaufräder und Felgen zu schmal ausfallen würden. In den letzten beiden Jahren hat man sich bei den Schweizern diesen Vorwurf zu Herzen genommen und die Innenbreiten der Felgen deutlich nach oben geschraubt, so dass sich nun wie zuletzt gezeigt in allen Preisklassen leichte und breite Laufradsätze der Experten aus Biel finden lassen. In unserem Fall kommt der DT Swiss XMC 1200 Carbon Laufradsatz mit einer Innenbreite von 24 mm daher und soll einen breiten Einsatzbereich von XC über Trail bis hin zu Enduro abdecken. Trotz des niedrigen Gewichts von knapp über 1.400 g in 27,5“ (Herstellerangabe) kommt der Laufradsatz so zum Beispiel auch in der teuersten Ausführung des YT Capra zum Einsatz. Lassen sich die Produktmanager hier von der großen Breite in die Irre führen und vergessen, wie wenig Material hier eigentlich verbaut wird? Das haben wir im Test auf die Probe gestellt. Doch schauen wir uns zuerst einmal in Ruhe den Aufbau der XMC 1200 Spline Laufräder an.
Aufbau
DT Swiss ist bekannt für seine Laufradsätze und hat vor einigen Jahren mit der Spline-Serie eine neue Familie mit ungekröpften Speichen – englisch Straightpull genannt – auf den Markt gebracht. Mit dem XMC 1200 Spline bekommt diese Serie ein neues Topmodell im Bereich Trail und Enduro, das mit einer 24 mm breiten Carbon-Felge ausgestattet ist. Diese Felge baut sehr voluminös auf und ist an den Flanken hakenlos („hookless“) aufgebaut, wodurch sich trotz niedrigem Gewicht eine hohe Durchschlagsicherheit und Stabilität realisieren lassen soll. Durch das optimierte Felgenbett soll die Felge optimal für den Schlauchlosaufbau gerüstet sein. Über 28 Speichen werden die Felgen mit den Naben verbunden und hier greift DT Swiss wie gewohnt auf bewährte Produkte aus dem Sortiment zurück. Am Vorderrad finden sich die DT aerolite Speichen, am Hinterrad kommt eine Mischung aus DT aerolite und DT aero camp Speichen mit DT Pro Lock Aluminiumnippeln zum Einsatz, um die einwirkenden Momente entsprechend abstützen zu können. Bei der Einspeichung setzt DT Swiss auf einen konventionellen 3-fach gekreuzten Aufbau.
Neben der Felge sind auch die DT SPLINE Naben neu entwickelt worden, die der Tradition entsprechend mit dem Label 240s betitelt werden. Die Speichen werden bei dieser Nabe gerade in die flachen Flansche eingehängt, was eine optimale Krafteinleitung sicherstellen soll. Im Inneren arbeitet wie bei DT Swiss gewohnt ein Zahnscheibenfreilauf, der mit hohlen Zahnscheiben gewichtsoptimiert worden ist. Wichtiger ist jedoch, dass insgesamt 36 Zähne pro Zahnscheibe im Eingriff sind und so der Leerweg beim Einrasten nur bei 10° liegt. So wird ein spontaner Antritt gewährleistet, auch wenn es am Markt viele Systeme gibt, die nochmals wesentlich feiner Greifen. Doch aus Erfahrung gibt es kaum ein System, das an die Haltbarkeit des DT Ratchet System heranreichen kann.
Grundsätzlich bietet DT Swiss den XMC 1200 Spline Laufradsatz in den Durchmessern 27,5“ (650b) und 29“ an und deckt über die leichten Naben alle gängigen Achsformate mit Ausnahme der 20 mm Steckachse ab. So gibt es das Vorderrad mit 15 mm Steckachse optional auch als Boost-Modell, für Lefty-Naben und mit der speziellen Predictive Steering-Achse (RockShox RS-1). Am Hinterrad steht neben der 12 x 142 mm Achse ebenfalls ein Boost148 Modell zur Auswahl; eine 135 mm Achse wird nicht angeboten.
Was das Gewicht angeht hält DT Swiss mehr als nur Wort. Unser Testlaufradsatz in der Serienausführung bringt nicht wie vom Hersteller versprochen 1.410 g auf die Waage, sondern nur schlanke 1.363 g. Das Vorderrad liegt bei bei 614 g (15 mm Steckachse), während das Hinterrad mit SRAM XD Freilauf 749 g wiegt (Shimano Freilauf +9 g). Damit liegt DT Swiss sehr gut im Rennen, es stellt sich jedoch nachhaltig die Frage, wie robust ein so leichter Laufradsatz sein kann.
Mit fast 2.000 € ist der Preis für den DT Swiss XMC 1200 Spline Carbon-Laufradsatz sehr hoch, im Vergleich mit anderen ähnlich leichten Laufrädern aus Carbon liegt man bei den Schweizern damit jedoch auf einem durchaus üblichen Level. Die Zielgruppe für einen solchen Laufradsatz ist definitiv klein, wobei er im Modelljahr 2016 an vielen Kompletträdern zu sehen ist. Wie so oft gilt, dass gerade Carbon-Laufräder im Komplettpaket wesentlich „preiswerter“ zu erstehen sind, als als Nachrüstteil.
Montage
An einem Laufradsatz gibt es am Ende genau drei Dinge zu montieren: Reifen, Kassette und Bremsscheiben. Von hinten nach vorne besprochen ergeben sich hier in unserem Test keine besonderen Herausforderungen. Die Bremsscheibenaufnahme ist aus Gewichtsgründen nach dem Center Lock-Standard von Shimano gestaltet, der erhebliche technische Vorteile gegenüber der üblichen 6-Loch Lösung (IS2000) aufweist. Da das Angebot an Bremsscheiben jedoch eingeschränkt ist, liefert DT Swiss den passenden Adapter für 6-Loch Bremsscheiben direkt mit. Diese kann über ein HT2 Innenlagerwerkzeug einfach und sicher montiert werden, wobei die Montage auch mit Adapter noch schneller und einfacher ist als bei sechs kleinen T25 Schrauben.
Die Montage der Kassette erfolgt ebenso einfach wie gewohnt und da DT Swiss auch bei den neuen SPLINE Naben eine werkzeuglose Montage ermöglicht, ist außer zwei Händen und gut fünf Minuten Zeit kein besonderes Können erforderlich, um den normalen Freilaufkörper gegen den mitgelieferten SRAM XD Freilaufkörper zu tauschen.
Spannender ist häufig die Montage eines schlauchlosen Reifens. Hier verspricht DT Swiss, dass es keine Schwierigkeiten geben soll und liefert das passende Felgenband und Ventil direkt von Haus aus mit. In unserem Test haben wir zunächst einen Schwalbe Fat Albert mit Notures Dichtmilch montiert. Nach dem Aufziehen konnte der Reifen mit einer handelsüblichen Standpumpe direkt aufgepumpt werden und springt sauber in Position. Interessant war jedoch, dass beim Vorderrad zunächst aus der kleinen Bohrung in der Felge unterhalb des Ventils noch etwas Milch spritzte und Luft zischte. Nach kurzem Schütteln und weiteren Spritzern Milch dichtete die Felge ab und hält die Luft seither problemlos. Das Versprechen, das es keine Probleme bei der Tubeless-Montage gebe, kann DT Swiss damit einhalten.
Auf dem Trail
Für den Praxiseindruck der DT Swiss XMC 1200 Spline Laufräder haben wir zwei Testphasen absolviert. Einen ersten Eindruck des Laufradsatzs an Bord eines Pivot Mach 6 Enduro Bikes an der Sunshine-Coast und der North Shore und einen zweiten, halbjährigen Eindruck als Laufradsatz am neuen Alutech ICB2, einem Trail-Bike, das wir vor allem in den Voralpen bewegt haben. Somit haben wir im Test den von DT Swiss vorgeschlagenen Einsatzbereich mit einem Fokus auf Trail-Bikes eingehalten und im Enduro-Ausflug überprüft, wo die Grenzen des Laufradsatzes liegen.
Der XMC 1200 Spline macht das Bike spürbar agiler und schneller – die hohe Steifigkeit ist jedoch nicht immer optimal.
Auf flachen Trail bergauf wird unmittelbar spürbar, wie leicht der DT Swiss XMC 1200 Laufradsatz ist. Von einem gut 300 g schwereren Modell kommend ist die reduzierte Trägheit klar spürbar und verhilft dem Bike bergauf zu einem spritzigeren Fahrverhalten. Gerade in langen Anstiegen ist so eine deutliche Kraftersparnis spürbar. Gleichzeitig fühlt sich das Bike auch beim Handling sehr agil an, was auf flachen und technisch einfachen Trails den Spaß steigert, im Downhill jedoch nicht immer ein Vorteil ist. Schwere Laufräder haben hier den Vorteil, dass sie sich durch die Rotationskräfte sehr gut zentrieren und die Fahrt stabilisieren – zum Beispiel in der Luft oder in ruppigen Passagen über Wurzeln und Steine.
Damit kann der leichte Carbon-Laufradsatz nur eingeschränkt dienen und gleichzeitig ist spürbar, wie steif diese Laufräder sind. So gibt es ein sehr direktes Feedback von Seitenschlägen und bei hoher Geschwindigkeit wird auf ruppigen Trails schnell der Wunsch nach einem schwereren, besser dämpfenden Reifen laut, um der steifen Felge ein wenig die Spitzen zu nehmen. Alle Welten lassen sich hier offensichtlich nicht vereinen. Das wird gerade am Enduro-Bike spürbar, während sich der XMC 1200 Spline am Trail-Bike als spritziger Begleiter für alle Fälle präsentiert und sehr gut zu den 150 mm an der Front und den 130 mm am Hinterbau passt. Hier erweist sich die Balance mit dem Fat Albert (ca. 750 g) als sehr gut, während wir am Enduro-Bike einen dickeren Reifen (ca. 1.000 g) empfehlen würden. So würde das Laufradgewicht immer noch in Grenzen bleiben und man profitiert von der leichten, steifen Felge – ohne Abstriche bei der Dämpfung und der Fahrstabilität zu machen.
Bei der Hatz über Wurzeln und Steine fällt auf, dass sich die XMC 1200 Laufräder sehr präzise steuern lassen. Wer die richtige Linie trifft wird so schnell nicht aus der Bahn geworfen und kann diese gut halten, was sich insbesondere in langsam gefahrenen, technischen Passagen als sehr positiv erweist. Gefühlt kostet diese Charakteristik etwas Kraft und rückt den Laufradsatz etwas mehr in die Richtung der leichten Trail-Bikes und weg von den schnellen Enduro-Bikes – je nach Gelände.
Dank der Breite der Felge werden auch leichte Trail-Reifen wie der Schwalbe Fat Albert (der Test folgt in Kürze) sehr gut unterstützt, so dass der Reifen breit und stabil auch bei niedrigem Luftdruck auf der Felge steht. Auch in mit hoher Last gefahrenen Steilkurven haben wir so keine Probleme mit sogenanntem Burping – dem Entweichen von Luft aus dem Reifen unter großer Querkraft – gehabt. Auch dann nicht, wenn die Reifen mit ihrer dünnen Seitenwand trotz der breiten Felge bei niedrigem Druck teilweise abknickten. Der breite Sitz der Reifenwulst an der hakenlosen Felgenflanke konnte auch unter diesen Bedingungen noch eine vollständige Abdichtung sicherstellen.
Das die Felgenflanke gleichzeitig auch relativ breit ist wirkt sich bei Durchschlägen positiv aus. Obwohl wir im Testverlauf in Deutschland einige (auch provozierte) Durchschläge hatten, haben die Reifen keine Schnitte auf der harten Carbon-Flanke erhalten. Durch ihre Unnachgiebigkeit belasten Carbon-Felgen den Reifen im Falle eines Durchschlags stärker und können zu Schnitten in der Karkasse führen. Dieses Problem wird durch die breitere Gestaltung der Felgenflanke umgangen, die etwas mehr Fläche zur Krafteinleitung bereit stellt. Im speziellen Fall kommt es hier jedoch auch auf die Profilgestaltung des Reifens an.
Haltbarkeit
Kommen wir zum Abschluss des Tests zurück auf die Ausgangsfrage: Was hält der DT Swiss XMC 1200 Spline Laufradsatz aus? Carbon-Felgen sind unter Rennfahrern teilweise recht umstritten – insbesondere bei Enduro-Rennfahrern, wo die Anforderungen an Gewicht und Haltbarkeit in einem besonderen Kontrast zueinander stehen. So fahren Profis wie Jared Graves nach wie vor mit Aluminium-Felgen, die im Schadensfall Dellen bekommen und verbiegen; jedoch wesentlich seltener brechen. Bei uns in der Redaktion versagen immer wieder Carbon-Felgen vollständig, was zu schweren Stürzen führen kann und für den Privatmann vor allem teuer ist.
Das Vorserienmodell zeigt nach dem Test auf kanadischen Trails Risse, am zweiten Satz konnten leichtere Fahrer keine Schäden feststellen.
Den ersten Praxiseinsatz mit den leichten XMC 1200 Spline One Laufrädern absolvierte unser Testfahrer Jens bereits im vergangenen Jahr an der Sunshine Coast und der North Shore. Mit einem Enduro-Bike ausgestattet ließ er hier das Gas stehen und der Laufradsatz konnte mit den oben beschriebenen Eigenschaften wie hoher Steifigkeit und hervorragendem Beschleunigungsvermögen punkten. Nach ziemlich genau 100 km kandischer Trails überraschte ein genauerer Blick beim Verladen des Bikes auf dem Weg zum Crankworx: Ganze fünf Risse fanden sich in der Hinterradfelge. Wo es zu diesem Schaden gekommen war, war nicht auszumachen, da weder ein extrem lauter Durchschlag noch ein platter Reifen das Ereignis angekündigt hatten. Nach einer zweiten Rückfrage bei DT Swiss wurde Tobias erklärt, dass es sich bei den Laufrädern um Vorserie gehandelt hätte. In der Folge habe man bei DT Swiss die Carbon-Lagen der Felge nochmals überarbeitet und verspricht, dass bei der Serienausführung des XMC 1200 Spline derlei Probleme nicht mehr auftreten. Unter den leichteren Testern hat der zweite Laufradsatz in deutschen Gefilden dann gehalten.
Im zweiten Test in Deutschland haben Tobias und Stefanus intensiv auf mögliche Risse und andere Schäden an unserem Testmuster des DT Swiss XMC 1200 Spline Laufradsatzes geachtet und dafür teilweise auch den Luftdruck bewusst so niedrig gewählt, dass Durchschläge vorprogrammiert gewesen sind. Das Ergebnis: Sie konnten auf den gewählten Strecken im Voralpenraum und am Bodensee keine Schäden am Testlaufradsatz feststellen. Das Testprogramm haben die Felgen abgesehen von äußerlichen Kratzern soweit erkennbar unbeschadet überstanden. Gleiches gilt für die Naben, die sich keinerlei Verschleißerscheinungen anmerken lassen.
Was sagt uns das? Mehr als bei allen anderen Produkten heißt es beim Laufradsatz: realistisch bleiben. Wer leicht ist und den Fokus eher auf flowigere Strecken unterwegs legt, kann ohne Bedenken zu einem leichten Laufradsatz greifen. Schwere Fahrer oder Leute, die gerne auch mal etwas in Richtung Enduro unterwegs sind, sollten bei diesem Laufradsatz Vorsicht walten lassen und lieber mit etwas Mehrgewicht leben, das dann auch wiederum in gewisser Hinsicht in Relation zum Körpergewicht steht. Das gilt für Leichtbau im Allgemeinen, für leichte Laufräder jedoch im Speziellen. Die Kernfrage hierbei wäre: Warum locken die Topausstattungen mit einem besonders leichten Laufradsatz, der noch dazu aus Carbon ist, wenn er für den beschriebenen Einsatzzweck unterdimensioniert ist?
Während die Zahnscheiben und Lager in den Naben bewährte Produkte mit nur marginalem Einsparungspotential sind, entscheidet sich ein Großteil der Eigenschaften des Laufradsatzes an der Felge. Und ebenso die Haltbarkeit. So wäre da dann am Ende auch nur noch ein Punkt: zum ersten Mal in meinem Leben habe ich im Test eine Zahnscheibe verloren. Das Rad für den Transport im Auto demontiert und am Hinterbau meines Prototypen ein wenig mit der Achse und den Ausfallenden gehadert, fällt beim Einladen ins Auto die Kassette mitsamt Freilaufkörper ab. Hastig aber nur halb aufmerksam sammle ich grummelnd die Federn und offensichtlich nur eine Zahnscheibe auf dem Parkplatz wieder ein. 300 km später stelle ich in den Alpen fest, dass das heute mit dem Biken wohl nichts werden wird. Die werkzeuglose Montage und Demontage der Naben hat offensichtlich nicht immer nur Vorteile…
Fazit
Der DT Swiss XMC 1200 Spline Carbon-Laufradsatz ist breit, sehr leicht und schön anzuschauen. Zum stolzen Preis von fast 2.000 € gibt es einen Allrounder für Federwegsbereiche von 100 bis 160 mm, wobei man sich beim Enduro-Einsatz des Gewichts bewusst sein sollte und hier lieber zum Bruder DT Swiss EX 1501 greifen sollte (der mit 1.697 g immer noch sehr leicht ist). Die Haltbarkeitsprobleme der ersten Ausfahrt in Kanada haben sich im Folgetest unter leichteren Fahrern in deutschen Gefilden bislang nicht eingestellt. Die Verarbeitungs- und Einspeichungsqualität ist ausgezeichnet, das Finish bestechend und entspricht damit den hohen Erwartungen, die DT Swiss mit dem hohen Preis gesetzt hat. Tipp: Schlauchlos aufbauen.
Stärken
- sehr niedriges Gewicht und hohe Steifigkeit
- ausgewogene Eigenschaften bei guter Innenbreite (24 mm)
- umfangreicher Lieferumfang inkl. Tubeless-Kit
Schwächen
- sehr hoher Preis
- Vorserienmodell (Aussage von DT) übersteht Enduro-Einsatz nicht ohne Schäden (Produkt soll für die Serienproduktion angepasst worden sein, bisher keine weiteren Schäden in unserem Test)
Testablauf
Hier haben wir die DT Swiss XMC 1200 Spline Laufräder getestet
- Sunshine Coast
- North Shore, BC
- Voralpen
- Bodenseeraum
- Testername: Tobias Stahl
- Körpergröße: 177 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 83 cm
- Armlänge: 58 cm
- Oberkörperlänge: 52 cm
- Fahrstil: Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben beim Rahmen: Mittellang und flach
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (mit Kleidung und Ausrüstung): 92 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 58 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Fährt hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
- Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Kettenstreben nicht zu kurz (mind. 435 mm), Lenkwinkel gerne flacher und eine eher hohe Lenkzentrale (je nach Rad und Einsatzbereich 110 cm vom Boden bis zur Griffmitte)
Preisvergleich
Weitere Informationen
Webseite: www.dtswiss.com
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt, Tobias Stahl, Stefanus Stahl
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